Israelkritik gefährdet die eigene Berufliche Existenz?

Beispiel 1: Die Kritik an der israelischen Politik ist einseitig, weil sie mit keinem Wort auf die Terrorangriffe der Palästinenser eingeht, die den Wunsch der Israelis nach mehr strategischer Tiefe mit begründen und außerdem brechen auch andere Staaten Abkommen und geltendes Recht, warum wird das ausgerechnet bei Israel so ausdrücklich kritisiert? Wer Israel so einseitig kritisiert, obwohl ja auch andere Staaten Völkerrecht brechen …
Beispiel 2 liegt hinter einer Paywal
Beispiel 3 zählt nicht, weil es keine deutsche Quelle ist. Wenn man das in Deutschland sagt, könnte ein Ansatz sein: Aber bei Gewalt gegen Polizisten oder Soldaten irgendwann und irgendwo anders hast du nix gesagt, also warum ausgerechnet jetzt? Ha! Natürlich, weil die Täter Juden waren, also ist das wohl offensichtlich antisemitisch.

Ausgangspunkt meines Statements war ja die zigfach wiederholte Behauptung, dass eine Kritik an Israel per se zu negativen Konsequenzen führt, gepaart mit der ebenso häufig wiederholten Behauptung, der Vorwurf des Antisemitismus würde ständig und völlig wahllos erhoben und sei vor allem ein politisches Instrument, um andere zu canceln.
Darauf habe ich (auch in anderen Threads) entgegnet, dass sich Kritik an antisemitischen Äußerungen nach meiner Wahrnehmung meist auf die Form bezieht, also etwa auf die Art und Weise von Äußerungen über Israel oder den arabisch-israelischen Konflikt, oder etwa auf die Verwendung bestimmter Slogans oder Symbole, die eindeutig mit einer generellen Ablehnung des jüdischen Staates verbunden sind. In diesem Sinne war meine Aussage gemeint, dass ich Kritik an Israel grundsätzlich als nicht problematisch ansehe, wenn sie sich dessen nicht verdächtig macht. Was ich ausdrücklich nicht gesagt habe, ist dass es überhaupt nicht möglich ist, fernab dessen irgendetwas kritkwürdiges an einer konkret geäußerten Kritik an Israel zu finden.
Das vorweg. Zu den konkreten Beispielen:

  1. Wenn man unbedingt will, kann man dem Statement Einseitigkeit vorwerfen. Ob der Vorwurf sinnvoll und gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Schließlich kritisiert das AA ja gerade unter Baerbock durchaus auch andere Staaten in nicht immer sehr diplomatischem Ton. Der Punkt ist aber ein anderer: Nnirgendwo, auch nicht in der von vielen so stark kritisierten IHRA-Definition ist „Einseitigkeit“ ein hinreichendes Kriterium, um Aussagen als antisemitisch zu verstehen. Und da ja ein Vorwurf lautet, der Vorwurf des Antisemitismus würde „ständig“ erhoben: Ich weiß von keiner einzigen Kritik an diesem Statement des AA, das darauf hinausläuft, es sei antisemitisch. Und ich weiß wie schon gesgat auch von keinen negativen Konsequenzen oder anderen Hinweisen darauf, dass das Statement grundsätzlich „problematisch“ wäre.
  2. Eva Illouz’ Position ist grob gesagt die Folgende: Sie ist eine entschiedene Kritikerin der israelischen Rechten und der Besatzung des Westjordanlands. Sie kritisiert auch etwa die Bundestagsresolution zu BDS von 2019. Aber sie verwendet bei ihrer Kritik bewusst keine antisemitisch konnotierten Begriffe und Parolen. Außerdem bezeichnet sie ein bestimmte Formen der „Israelkritik“, etwa ein bestimmtes Verständnis von Antizionismus (im Sinne einer Infragestellung des Rechts auf nationale Selbstbestimmung) sowie bestimmte Praktiken von BDS eindeutig als antisemitisch. Auch hier gilt: Man kann Illouz sicherlich für vieles kritisieren und es gibt auch viel Kritik an ihr. Aber ich habe noch nicht gelesen, dass ihr jemand Antisemitismus vorgeworfen hätte.
  3. Das Deutschland-Argument verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ob eine bestimmte Aussage antisemitisch ist oder nicht, hängt doch nicht davon ab, in welcher Sprache und auf welchem Server sie im Internet veröffentlich wird. Meine Aussagen sind jedenfalls nicht in irgendeiner Weise auf Deutschland beschränkt. Die einzige Kritik, die dir hier einfällt, ist der etwas nebulöse Hinweise darauf, ich hätte „irgendwann und irgendwo“ zu einem ähnlichen Thema zu einer ähnlichen Kritik mal Nachfragen gestellt. Ich weiß leider nicht, worauf du dich konkret beziehst und kann daher weder sagen, ob das so stimmt, noch was für Fragen das gewesen sein sollen. Aber was ich mit Sicherheit nicht getan habe, was eine Kritk an illegitimer Gewalt von Siedlern an sich als antisemitisch oder sonstwie problematisch zu bezeichnen. Die Behauptung, dass irgendwer jegliche Kritik an jüdischen Tätern automatisch als „offensichtlich antisemitisch“ abtun würde, ist wirklich unterirdisch und ehrlich gesagt einer ernsthaften Diskussion nicht würdig.
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Bella Hadid bekommt wohl viele Morddrohungen, sie verurteilt Terroranschläge scharf und bittet um Solidarität

https://www.blick.ch/people-tv/international/palaestinenserin-bella-hadid-bricht-ihr-schweigen-zum-krieg-der-hamas-gegen-israel-ich-habe-taeglich-hunderte-von-todesdrohungen-erhalten-id19085531.html

Interessant auch die der Bericht von bbc:

„ …It was a very bizarre moment in not just pop-culture history but in the history of state-media relations. To watch the government of a nation, come after a model for attending a protest…„

Danach haben wohl noch viele andere Prominente ihre Pro Palästina Posts gelöscht.

Es scheint dass sich die Aktion für den Staat gelohnt hat, der demonstrierende Models angeht.

Ab ca. 1:54 min:

Das ist ein Artikel von Oktober 2023… es geht da also nicht um die aktuelle Geschichte mit dem adidas Turnschuh.

Das ist letztlich die gleiche Diskussion, die wir bei Klimaprotesten haben.

Warum wird z.B. Judith Butlers krassere Position gegenüber der israelischen Siedlungspolitik stärker in den Medien und der Öffentlichkeit diskutiert als Eva Illouz’? Weil Illouz’ Position relativ diplomatisch ist, während Butler ganz klar auch provozieren will, gerade damit darüber diskutiert wird. Und Butler und Illouz sind zwei nicht in Israel lebende Jüdinnen, also Menschen, die zumindest keine direkte Betroffenheit haben. Von Menschen, die sich direkt betroffen fühlen (weil sie z.B. Verwandte im Gaza-Streifen oder zumindest ihre Wurzeln dort haben) eine starke sprachliche Zurückhaltung zu fordern und ihnen sonst Antisemitismus zu unterstellen geht mir deshalb zu weit. Diese Leute sind emotional betroffen, deshalb werden sie dazu tendieren, das Verhalten Israels kritischer zu bewerten (dh. Genozid und Siedler-Kolonialismus vorzuwerfen). Das alleine darf nicht reichen, diese Leute zu Antisemiten zu erklären, eben weil wir diese Tendenz zur negativen Interpretation in jedem Krieg beobachten können, wenn daher ein Ukrainer von russischem Genozid spricht würden wir auch nicht einen derart starken Vorwurf wie den des Antisemitismus machen, selbst wenn wir der Meinung wären, dass der Genozid-Vorwurf übertrieben ist. Das ist einfach normal.

Es ist wie gesagt die gleiche Diskussion, die wir an so vielen Stellen haben. Auch in der Politik - die populistischen, extrem angriffslustigen Politiker kommen in die Tagesschau, die differenzierten, netten Politiker nicht. Es ist ein allgemeines Problem des öffentlichen Diskurses, dass eine Meinung mit weniger „Schärfe“ (dh. im Nahost-Konflikt z.B. ohne Genozid-Vorwürfe) in der Regel besser für den Diskurs wäre, aber dafür eben umso schneller im Diskurs untergeht. Das liegt natürlich auch daran, dass die Gegner dieser Positionen lieber Butler angreifen und durch Antisemitismus-Vorwürfe stumm schalten, als Illouz, weil die offensivere Position natürlich auch mehr Angriffsfläche bietet. Illouz wird daher eher ignoriert, Butler wird angegriffen und erzeugt damit zumindest mehr Aufmerksamkeit für das Thema (ob das besser oder schlechter ist, ist eine Wertungsfrage…)

Wie gesagt, ich sehe da Parallelen zu allen anderen Diskussionen. „Friedlichere Mittel“ oder „weniger extreme Sprache“ zu fordern ist durchaus legitim, aber ist diese Forderung wirklich angemessen, wenn die Konsequenz ist, dass dadurch der Protest in der Sache leichter ignoriert wird? Diese „harte Sprache“ und auch die „extremen Mittel“ der Letzten Generation sind ja gerade der Tatsache geschuldet, dass „friedliche Sprache und Mittel“ in der Vergangenheit keinen Erfolg hatten. Und hier muss man ganz klar sagen, dass die illegale israelische Siedlungspolitik seit vielen, vielen Jahrzehnten existiert. Wie lange kann man „friedliche Sprache und Mittel“ in solchen Fällen fordern?!?

Je länger der Konflikt daher anhält, desto stärker wird auch sprachlich aufgerüstet werden - und je länger eine „gemäßigte Ansprache der Probleme“ nicht zum Erfolg führt, desto radikaler werden die nächsten Ansprachen ausfallen. Darauf dann reflexartig mit Antisemitismus-Vorwürfen zu reagieren halte ich für falsch, es ist die gleiche Reaktion, welche die CDU zeigt, wenn sie radikale Klimaproteste als „Straftäter“ oder gar „Terroristen“ bezeichnet. Es ist der Versuch, legitime Kritik, die vielleicht mit suboptimalen Mitteln geäußert wird, stumm zu schalten, statt sich inhaltlich mit der Kritik zu beschäftigen.

(Das heißt ausdrücklich nicht, dass es nicht auch Menschen geben würde, die Israel ganz klar mit antisemitischen Zielsetzungen kritisieren, aber das würde ich Bella Hadid, um die es hier geht, eben nicht vorwerfen. Auch hier gilt: Im Zweifel sollte man nicht direkt von Antisemitismus ausgehen, eben weil der Vorwurf so schwer wiegt, dass es zumindest halbwegs klare Belege dafür braucht)

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Eine ZDF Fernsehmoderatorin hatte wohl auch eine Kette auf der „from the river to the sea“ dargestellt ist. Niemand hat ihr unterstellt dass sie jemanden ins Meer werfen will oder antimuslimisch ist. Wird hier mit unterschiedlichen Maß gemessen?

Es ist nur ein Versuch nachzuvollziehen was Israel veranlasst hat gegen das Model Bella Hadid vorzugehen bzw. welche Belege es für die Anschuldigung der Botschaft geben könnte (aber die hat die Botschaft ja auch nicht gegeben [weil es sie eventuell gar nicht gibt?])

In diesem Statement stecken ein paar Annahmen, die aus meiner Sicht schlicht nicht zutreffend sind. Erstens ist es eine reine Behauptung, dass Menschen Antisemitismus „unterstellt“ wird, nur weil sie besonders betroffen sind oder sich besonders emotional äußern. Letztlich ist es nur eine Abwandlung der Behauptung, Antisemitismusvorwürfe erfolgten grundsätzlich quasi grundlos und und vorwiegend um den Kritisierten zu schaden. Das ist allerdings ein notwendiges Argument für die daran anschließende Behauptung, es ginge darum, die tatsächlich quasi hinter dem Antisemitismus versteckte Kritik „stummzuschalten“. Zweitens ist Antisemitismus eben keine „besonders scharfe“ oder „sprachlich weniger zurückhaltende“ Kritik an Israel, ebenso wie Rassismus keine besonders scharfe Kritik an Migration ist. Bei beidem handelt es sich vielmehr um im Kern menschenfeindliche Ideologien und gegen diese richtet sich die Kritik. Deshalb können drittens das Anhalten eines kritikwürdigen Zustands oder besondere Betroffenheit oder Emotionalität auch keine Rechtfertigung dafür sein - weder für Rassismus noch für Antisemitismus noch für andere vergleichbare Ideologien. Ich wundere mich auch ehrlich gesagt ziemlich, dass jemand, der sich als links versteht, so eine Position vertritt.

Zudem ist deine Argumentation, das Potenzial aus der individuellen Betroffenheit abzuleiten, zumindest widersprüchlich. Illouz, die übrigens Professorin in Israel ist und als israelische Bürgerin sehr wohl „betroffen“ ist von dem was sie kritisiert, äußert sich nicht antisemitisch, während Butler, eine jüdische US-Amerikanerin die Hamas zu einer „Widerstandsbewegung“ verklärt. Außerdem sagst bei Butler selber, dass sie provozieren will. Das widerspricht aber gleich doppelt der These, dass die Grenze zum Antisemitismus quasi aus Unbeholfenheit überschritten wird, weil die Leute zu betroffen oder zu emotional sind. Zumindest unterstelle ich einer der renommiertesten feministischen Philosophinnen die Fähigkeit, bewusst und gezielt zu formulieren - erst recht mit mehreren Monaten Abstand zu einem Ereignis.

Allein schon angesichts des ohnehin schon verbreiteten und seit dem 7. Oktober weltweit noch einmal krass angestiegenen Antisemitismus finde ich den Vorschlag, erst mal davon auszugehen, dass es keinen Antisemitismus gibt schon reichtlich wirklichkeitsfremd, erst recht wenn du in diesem Zusammenhang mit keinem Wort darauf eingehst, wie denn „richtige“ von vermeintlich „fälschlicher“ Kritik an Antisemitismus unterschieden werden kann oder soll. Denn damit implizierst du ja auch, dass die bisher angewandten und diskutierten Unterscheidungen allesamt dazu führen, Antisemitismus zu unterstellen, wo es eigentlich gar keinen gibt. Wenn dann aber noch so eine indirekte Rechtfertigung von tatsächlichem Antisemitismus dazu kommt, ist aus meiner Sicht eindeutig eine Grenze überschritten.

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Spätestens bei dem Satz verlässt du das Terrain der auch nur im Ansatz freundlichen Interpretation und versucht, Dinge völlig aus dem Kontext zu reißen oder falsch darzustellen. Ich sage in keinem Wort, dass „Antisemitismus“ eine „besonders scharfe Kritik“ sei, sondern Ich sage, dass „besonders scharfe Kritik“ mit der Unterstellung von Antisemitismus beantwortet wird. Du setzt deine Sichtweise („Scharfe Kritik = Antisemitismus“) hier quasi substituierend in meine Erklärung ein, wobei meine Erklärung explizit gegen diese Substitution von „Scharfer Kritik“ und „Antisemitismus“ gerichtet ist. Damit biegst du dir wieder die Argumentation der Gegenseite so zurecht, dass du deine Gegenargumente darauf anwenden kannst, was du dann auch tust. Das ist einfach eine extrem unredliche Art, zu diskutieren.

Diese Diskussion hatten wir schon 1000 mal. Die Hamas ist auch eine Widerstandsbewegung, da ist Null Verklärung drin. Sie ist auch eine soziale Bewegung, eine politische Bewegung und eben auch eine Terrororganisation. Du kannst gerne die Meinung vertreten, dass „Terrororganisation“ und „Widerstandsbewegung“ sich gegenseitig ausschließen, ich halte das für falsch. Es ist der Kern des Wesens der Hamas, dass es eine sehr, sehr vieles umfassende Organisation ist.

Ja, Rechtstaatlichkeit („Unschuldsvermutung“ und co.) ist schon echt etwas Lästiges.

Vertrittst du ernsthaft die Position, dass beim Thema Antisemitismus andere Maßstäbe angelegt werden sollten als bei jedem anderen moralisch oder rechtlich deutlich pönalisierten Verhalten? Sorry, aber das geht einfach nicht. Gerade um diesen extrem schwerwiegenden Vorwurf des Antisemitismus zu machen, muss man, ähnlich wie beim Vorwurf, ein Faschist zu sein, einfach sehr, sehr gute Argumente vortragen. Bei Höcke reicht das, bei anderen ranghohen AfD-Politikern nicht. Eben weil der Antisemitismus-Vorwurf extreme Auswirkungen, besonders für öffentliche Personen, haben kann, bis hin zu den oben geschilderten Morddrohungen.

Aber auch diese Diskussion wird wieder zu nichts führen, weil wir hier ideologisch zu weit auseinander liegen. Du siehst es nach dem Motto „Wehret den Anfängen“ schon als legitim an, jede Äußerung, die Israel „zu scharf“ kritisiert, als Antisemitismus zu diffamieren, ich sage, dass du damit den Begriff des Antisemitismus einfach entwertest und Menschen etikettierst und stigmatisierst, sie damit gerade in eine Ecke treibst, in der wir diese Menschen nicht haben wollen. Wir sind beide gegen Antisemitismus, aber deine Definition von Antisemitismus erfasst einfach so viele Dinge, die ich absolut nicht darunter fassen würde. Im konkreten Fall Bella Hadid reichen die wenigen Anhaltspunkte jedenfalls für mich zweifellos nicht aus, ihr Antisemitismus zu unterstellen, für dich offenbar schon, was ich sehr fragwürdig finde.

Dieser Thread wird wieder, wie jeder Nahost-Thread, damit enden, dass ich irgendwann keine Lust mehr habe, deinen letzten Beitrag zu lesen, weil ich weiß, dass ich sonst darauf antworten würde, was die sinnlose Diskussion immer weiter treibt. Das kannst du gerne als Sieg werten…

Als die israelische Botschaft ihren Post veröffentlicht hat, war die Kritik an der Adidas-Kampagne auf X, auf anderen sozialen Medien und im Internet bereits weit verbreitet, u. a. durch mehrere US-amerikanische NGOs. Die erste Meldung einer Ankündigung von Adidas, die Kampagne zu überarbeiten, kam nicht mal zwei Stunden nach dem Post der Botschaft - aber eben mehrere Stunden nach der ersten Kritik an der Kampagne. Es ist daher aus meiner Sicht mehr als zweifelhaft, dass der Post der Botschaft eine so zentrale Rolle gespielt hat.
Aber selbst wenn man das annimmt, bleibt die Frage, wie und warum ein einziger Social-Media-Post „Druck“ ausübt. Da hast du im Grunde nur deine vorherige Behauptung wiederholt - aber erklärt oder gar begründet hast du sie nicht. Wenn die Behauptung stimmt, hätte die Ukraine seit 2014 ja einfach nur genug auf Twitter posten müssen, um genug „Druck“ auszuüben und die Unterstützung zu bekommen, die sie benötigt. Aber die Realität sieht bekanntermaßen anders aus. Oder schreibst du diese Fähigkeit, mit solchen Posts „Druck“ auszuüben, allein der israelischen Botschaft bzw. dem Staat Israel zu?

Hälst du es auch für ausgeschlossen, dass sich Friedrich Merz rassistisch äußert? Schließlich hat der sich auch schon mehrfach öffentlich gegen Rassismus ausgesprochen.

Was sind denn genau die doppelten Standards, die hier deiner Meinung nach angelegt werden? Deine Behauptung, dass irgendetwas angeblich aus irgendeinem Kontext gerissen wurde, erklärt das leider nicht.

Danke für die Klarstellung, dass du tatsächlich eine Einschätzung - also eine Bewertung eines Sachverhalts und damit etwas was immer eine Frage der eigenen Haltung oder Meinung ist, gleichsetzt mit FakeNews, also einer falschen Tatsachenbehauptung. Das finde ich an sich schon schräg, aber es wird noch schräger wenn du das dann wiederum allein damit begründest, dass du diese Einschätzung nicht überzeugend findest („an den Haaren herbeigezogen“) - also mit deiner subjektiven Meinung. Denn auch wenn du genau das bestreitest und dir selber eine „neutrale“ Haltung attestierst (was natürlich jeder Mensch immer von sich selber behaupten kann), nennst du keinen einzigen nicht-subjektiven Maßstab für deine Beurteilung.

Oh, dazu noch:
Eine sinnvolle Reaktion auf die „Kuchen“-Sache im Falle Hadid wäre es gewesen, sie mit der Aussage der Geisel, dass der Kuchen „zynisch“ gemeint war, nachdem die Hamas die Geisel erst aushungern ließ, zu konfrontieren. Wenn sie sich dafür entschuldigt und sagt, dass sie das falsch verstanden hat und - wie geschehen - den Post löscht, sollte die Sache erledigt sein, ja, wir machen alle Fehler, wir sind alle schon mal falschen Informationen aufgesessen. Wenn sie sich hingegen hineinsteigert und tatsächlich antisemitische Dinge äußert, ist der Fall klar.

Es geht doch hier um öffentliche Personen - ist es wirklich zu viel verlangt, die Gedankengänge hinter deren Handlungen erst mal in Erfahrung zu bringen, bevor man ihnen die denkbar ungünstigsten Gedanken unterstellt?!? Das ist mein Problem mit der Sache: Die Stufe der „Erforschung“ des Tatverdachts wird quasi völlig übersprungen und es wird sofort zum „Urteil“ übergegangen, wobei das Verhalten auf die schlimmstmögliche Weise interpretiert wird. Und sowas forcieren Akteure wie Ron Prosor.

Es gibt genug klare Fälle von Antisemitismus, klare Fälle, in denen von „den Juden“ im Sinne einer Weltverschwörung gesprochen wird, in denen Personen handeln, deren Einstellungen hinreichend bekannt sind. Ja, wenn Horst Mahler „From the River to the Sea“ sagt hat das unmittelbar eine andere Bedeutung als wenn „Ali Beliebigername“ das sagt. Bei Mahler müsste man nicht nachfragen, bei Ali sollte man das tun, bevor man zu einem Urteil kommt.

Eine solche Rechtfertigung hat es - siehe meinen letzten Post - nie gegeben. Daher nochmal ganz klar: Antisemitismus ist durch nichts zu rechtfertigen. Ebenso wie Rassismus. Es geht hier niemanden darum, Antisemitismus zu rechtfertigen, sondern es geht gerade hier im Kern darum, festzustellen, was überhaupt als Antisemitismus gilt.

Nein, das ist einfach falsch. Das ist nicht was ich geschrieben habe. Aber ich verstehe langsam den Punkt hinter der ständigen Wiederholung dieser Behauptung - sei sie nun auf konkrete andere Personen bezogen oder allgemein gehalten, Die von Dir so hoch gehaltenem rechtsstaatlichen Grundsätze scheinen auch nur für andere oder nur für Kritik an Antisemitismus zu gelten aber nicht für den unbelegte Behauptung dieser Vorwurf würde beliebig geäußert.
An diesem Punkt ist es kein „ideolohischer Unterschied“, der eine sinnvolle Diskussion verhindert, sondern die ständige Wiederholung einer unbegründeten Behauptung in Verbindung mit einer persönlichen Unterstellung.

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Komisch nur, dass das dann in deinen Posts nie Thema ist. Da steht halt immer nur die allgemeine Aussage, dass Antisemitismus „natürlich“ niemals zu rechtfertigen ist der konkreten Aussage gegenüber, dass Aussage X oder Person Y gar nicht „tatsächlich“ antisemitisch sei und dass man vor der Äußerung eines „so schwerwiegenden Vorwurfs“ quasi erst mal eine Gerichtsverfahren (mit Anhörung, Verteidigung und Unschuldsvermutung) durchführen solte. Und es gibt häufig die unbelegte Behauptung, dass dieser Vorwurf vor allem unbegründet und instrumentell erhoben würde. Was ich aber in deinen Posts so gut wie nie lese, sind Überlegungen, woran man denn den „tatsächlichen“ Antisemitismzs erkennen kann und was ihn von den „überzogenen“ Vorwürfen unterscheidet. Wäre die Kritik an Antisemitismus wirklich ein Anliegen, müsste das ja in deiner Argumentation ein zentraler Punkt sein.

Und noch etwas zu der „jetzt wird das wieder wie jeder Nahost-Thread“-Litanei: Die hast du nach meiner Meinung selber eingeleitet mit deinem Post, der genau das behauptet hat und der völlig weggefürht hat von den recht konkreten Fragen, die hier im Thread vorher diskutiert wurden.

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Auf all diese Punkte habe ich bereits geantwortet. Es geht hier einzig um die Frage, wie wir mit nicht-eindeutigen Fällen von möglichem Antisemitismus umgehen sollen, zu klaren Fällen unterscheidet sich unsere Position kein Stück. Warum soll ich also große Abhandlungen zu den klaren Fällen schreiben?!?

Der Konflikt zwischen uns ist einzig die Frage, wie wir mit Fällen umgehen, in denen man Antisemitismus erkennen oder hinein interpretieren kann, wenn man das möchte, die aber eben gerade nicht eindeutig antisemitisch sind, sondern auch andere Interpretationen ohne viel Fantasie zulassen. Und in diesen Fällen verteidigst du die Vorwürfe, während ich die Vorwürfe ablehne und fordere, dass sie erstmal erhärtet werden müssten (niemand fordert Gerichtsverfahren, das ist wieder eine Übertreibung deinerseits… auch zum Pressekodex gehört es z.B., dass eine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden muss, bevor bestimmte Vorwürfe öffentlich erhoben werden…). That’s it.

Auch hier steckt ein impliziter Antisemitismus-Vorwurf drin, was ich völlig daneben finde.
Wie gesagt, die klaren Fälle von Antisemitismus sind klar, es geht hier nur um die Fälle, die nicht klar sind - was willst du hier für eine Strategie hören? Bei unklarer Lage ist wie gesagt derjenige, der das problematische Statement geäußert hat, zu fragen und anhand der Reaktion wird in aller Regel klar, ob es antisemitisch war oder nicht. Wenn derjenige einfach nur - wie Bella Hadid - den kritisierten Post löscht, aber sonst keine Belege für Antisemitismus vorliegen, sollte man es auf sich beruhen lassen. Entweder sie ist keine Antisemitin, oder sie hat gelernt, dass sie keine antisemitischen Meinungen öffentlich äußern kann. Äußert sie weiter Inhalte, die als antisemitisch gewertet werden können, wird der Fall klar, äußert sie weiter keine derartigen Inhalte, ist der Fall irrelevant. Ich verstehe nicht die Intention dahinter, jeden Fall zu 100% aufklären zu müssen und dann auch noch „im Zweifel die schlimmst-mögliche Interpretation“ anzunehmen, das widerstrebt einfach allem, was Ich ständig sage: Wenn etwas auf mehrere Weisen interpretiert werden kann, sollte man das positivst-mögliche annehmen - wenn das negativst-möglichste jedoch ganz schlimm ist (wie z.B. Antisemitismus) sollte man nachfragen, aber eben nicht direkt verurteilen, man sollte die Chance geben, zurück zu rudern, statt die Leute in die Ecke zu treiben - das hilft niemanden, diese Etikettierungsprozesse sind kontraproduktiv. Ist das wirklich so eine schlimme Meinung, dass du daraus einen impliziten Antisemitismus-Vorwurf im Sinne von „der Kampf gegen Antisemitismus ist dir wohl nicht wichtig“ machen zu müssen?!?

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Ich verstehe gar nicht, warum man Antisemitismus diskutiert.
Der Anschlag bei der Olympiade 1972 richtete sich ja nicht gegen Juden, sondern gegen Israelis.
Dass man danach alle Juden evakuiert hat, war eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund deutscher Erfahrungen (man wusste ja erst mal nichts über Hintergründe und Täter).


Es geht nämlich nicht darum, dass Kritik, die selbst eine Bundesregierung teilt, dessen Bundeskanzler die Durchsetzung des IGH Gutachtens als „ekelhaft“ bezeichnete, noch im Rahmen des Sagbaren sind. Wahrscheinlich ließen sich selbst Fälle finden, wo Leute für die Kritik an der Siedlungspolitik Probleme bekommen haben, aber lassen wir das mal. Es geht darum, dass vollkommen zutreffend (zutreffende? Anm. Mod. Bitte Tippfehler vermeiden, da sie das Leseverständnis behindern) Kritik an Israel als Antisemitismus bezeichnet wird beziehungsweise das man dafür seinen Job verlieren kann. Das habe ich beispielsweise am Fall Uni Raz belegt, auf die du jetzt komischerweise gar nicht mehr eingegangen bist. So wird beispielsweise auch nach dem Gutachten des IGH von den Meldestellen für Antisemitismus schon die Bloße Feststellung, dass Israel Apartheid praktiziert als antisemitischer Vorfall gewertet: IGH-Gutachten: Apartheid-Vorwurf gilt weiterhin als antisemitisch | nd-aktuell.de Das …schadet sowohl dem Kampf gegen Antisemitismus als auch den Menschen, die auf eine völkerrechtskonforme Politik in Israel hinwirken wollen.

Wenn sich jemand antisemitisch äußert werde ich das immer verurteilen. Auch wenn die Person legitime Kritik an Israel äußert aber eindeutig aus den falschen Motiven werde ich das anprangern. Wenn dies jedoch nicht zutrifft und eine Person legitime Kritik an Israel äußert werde ich sie vor Leuten in Schutz nehmen, die an den Haaren herbeigezogene Behauptungen von Antisemitismus nutzen, um den öffentlichen Diskurs zu verengen.

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Der Tonfall hier wird zu aggressiv und die Diskussion bewegt sich im Kreis.
Wir würden den Thread gern schließen.

Das beschreibt aus meiner Sicht ziemlich genau die Argumentation: Ich belege zwar meine Behauptung nicht und nenne auch kein Beispiel (denn dann wäre meine Behauptung ja überprüfbar), aber ich könnte mir vorstellen, dass es so etwas geben könnte, also stelle ich es einfach als Tatsache dar.

Der erste Satz ist einfach nur die drölfte Wiederholung einer - unbewiesenen und unbelegten - Behauptung. Ich bin auf den Fall Udi Raz sehr ausführlich eingegangen. Nur teile ich eben deine Behauptung nicht, dass sie wegen „Israelkritik“ ihren Job verloren hat. Ich habe ausführlich argumentiert, warum ich diese Behauptung nicht teile und warum ich stattdessen davon ausgehe, dass ihre Ignoranz gegenüber den Wünschen und Vorgaben ihres Autraggebers der Grund dafür war, dass dieser sie nun nicht mehr beauftragt.

Wenn die Meldestellen den Vowurf der Apartheid als antisemitisch einschätzen, warum sollte dann das Gutachten des IGH etwas daran ändern? Ich habe schon einmal geschrieben, dass dieses Gutachten ja diesen Vorwurf ausdrücklich nicht erhebt - darauf bist du allerdings inhaltlich noch nicht eingegangen. Einer der Richter schreibt dazu sogar in einem eigenen Statement:

Der Gerichtshof ist der Ansicht, dass Israels Gesetzgebung und Maßnahmen einen Verstoß gegen Artikel 3 des CERD darstellen (in Absatz 229), wobei er die Frage offen lässt, ob er Israels Politik und Praktiken als eine Form der Rassentrennung oder der Apartheid ansieht. In Ermangelung jeglicher Erörterung des subjektiven Elements der Apartheid, das ein Kernelement des Verbots ist, kann das Gutachten nicht als Feststellung verstanden werden, dass das Verbot der Apartheid tatsächlich von Israel verletzt worden ist. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass der Gerichtshof über ausreichende Informationen verfügt, um zu dem Schluss zu kommen, dass Israels Politik und Praktiken entweder auf Apartheid oder Rassentrennung hinauslaufen. (Übersetzt mit DeepL, Hervorhebung von mir) Quelle: https://www.icj-cij.org/sites/default/files/case-related/186/186-20240719-adv-01-08-en.pdf

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