IOC Ausschluss russischer Sportler

Hallo, ich bin hin und hergerissen was ich von der Empfehlung des Ausschluss russischer Sportler halten soll.

Einerseits habe ich eine klare Meinung, dass es nicht in Ordnung wäre wenn eine russische Nationalmannschaft bei einem Turnier antritt.

Andererseits ist die Lage bei Einzelpersonen etwas schwieriger. Klar vertreten sie ihr Land aber Russland ist nicht ein Volk in dem alle eine Meinung haben, wie man an den Protesten auch sehen kann. Daher bin ich hin und hergerissen was ich davon halten soll.

Interessant ist auch, dass gerade Organisationen, die sehr zweifelhafte Entscheidungen bei der Festlegung der Austragungsorte getroffen haben nun solche Anweisungen geben.

Was denkt ihr?

Anderes Beispiel ist die Formel1 dort wird über Nikita Mazepin und Uraklali der Hauptsponsor von Haas diskutiert. Den GP in Sotschi abzusagen finde ich richtig. Die Diskussionen über Sponsoring von einem Staatsnahen Konzern auch. Wenn es jedoch wieder um die Einzelperson Mazepin geht finde ich eine Entscheidung schwierig. Besonders von einem F1 Zirkus der sich nicht zu schade ist in allen Zweifelhaften Staaten aufzutreten solange die Kohle stimmt.

Ja dieses Thema ist komplex und auf keinen Fall Schwarz Weiß. Aus meiner Sicht muss man es in verschiedene Bereiche teilen:

  1. Sponsoring. Da viele Firmen, wie z.B. Gazprom, sanktioniert werden, und Einnahmen der Staatskonzerne als Kriegskasse dienen, darf es keine international sichtbaren Sponsorings russischer Firmen mehr geben. Hier wurde auch schon auf breiter Ebene durchgegriffen, was richtig ist. Ich denke der Druck der westlichen TV Anstalten war hier auch sehr sehr hoch.

  2. Wettkämpfe in Russland: Auch hier wurden ja bereits fast alle großen Sportevents auf russischen Boden abgesagt (Formel 1 Sotchi, Tourenwagen-WM Sotchi, Eishockey Junioren WM 23, … ). Das ist auch richtig so. Es wäre generell auch sehr fraglich, wie die Sportlerinnen ins Land kommen sollen, und ob genügend Sicherheit garantiert ist. Ob die Sportlerinnen überhaupt anreisen würden, ist eh fraglich. Somit kann es hier auch nur eine Entscheidung geben: Absage aller intern. Wettkämpfe die in Russland stattfinden sollen.

  3. Mannschaftswettbewerbe: Dieses Thema hat sich verselbstständigt, wie man im Fall der Fußball WM Qualifikation sieht. Russland hätte in PlayOff Spielen gegen Polen, Tschechen und Schweden antreten sollen. Alle drei weigerten sich gegen Russland zu spielen. Somit konnte die FIFA / UEFA kaum anders reagieren als mit einer Suspendierung Russlands. Die gleiche Situation wird es auch im Eishockey gegeben haben. Hier wurde Russland inzwischen auch suspendiert.
    Den Verbänden wird auch sportlich keine andere Möglichkeit bleiben, als Russland zu suspendieren. Denn es wäre ein Drama für die jeweilige Sportart, wenn russische Mannschaft kampflos Runde für Runde weiter kommen, weil der Gegner sich weigert anzutreten.
    Und auch moralisch ist dieser Schritt absolut vertretbar. Denn anders als bei Einzelsportlern*innen steht v.a. Ein Nationalteam doch für Russland selbst, und wird immer auch für die Propaganda benutz werden.

  4. Einzelsportlerinnen
    Und hier wird es schwierig. Der Start unter neutraler Flagge und kein abspielen der Hymne ist für mich erstmal die richtige Entscheidung. Das ist wichtige für die Veranstalter, TV Anstalten und Sportler
    innen, um die Wettkämpfe zu legitimieren, und moralisch eine Hilfe zu schaffen. Fälle wie Mazepin oder russische Sportlerinnen in Teams sind für mich alles Einzelfallentscheidungen, die die Teams selbst treffen müssen. Ich halte aber nicht davon, z.B. die russischen Skispringer jetzt von den Wettkämpfen auszuschließen. Diese Sportlerinnen sollten unter neutraler Flagge starten können. Allein die Reiseeinschränkungen werden es ihnen schwer genug machen, überhaupt anzureisen.

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Ich stimme dir bei den ersten 3 Punkten absolut zu. Hier gab es auch keine Alternative, da die Sportverbände sich nicht mehr Ihrer politischen Verantwortung entziehen dürfen. Leider wurde dort immer Sport und Politik in den letzten Jahren getrennt, obwohl es keine Trennung gibt. Hierzu muss man nur die unsäglichen Sportevents in Russland, China und bald in Katar sehen.

Bei den Einzelsportlern wird es noch aus anderen Gründen kompliziert. Man müsste, wenn man nicht kategorisch alle ausschließen will, ermitteln, ob Sportler sich sehr für diese Kriegspolitik ausgesprochen haben oder nicht. Ich finde es sollte ein genereller Ausschluss Russlands statt finden, auch der Einzelsportler, denn dies baut auch wieder Druck auf Putin aus der Bevölkerung auf. Außerdem ist Putins Propaganda doch egal, ob der Sportler mit russischer Flagge gewinnt oder ohne, ausgeschlachtet würde ein Sieg trotzdem.

Im Falle der Sportler sollte wirklich der Einzelfall betrachtet werden. Wie weit das machbar ist kann ich nicht beurteilen.
Im Fall von Mazepin würde ich den Ausschluss befürworten, weil das Geld seines Vaters, der ein russischer Oligarch und einer der reichsten Männer Russlands ist, ausschlaggebend für sein Cockpit ist.

Kommt drauf an, wenn es eine temporäre Maßnahme ist, die nach Beilegung des Konflikts wieder aufgehoben oder zumindestens abgemildert wird, dann werden zwar die russischen Sportler zeitweilig in „Mithaftung“ genommen, aber das ist ja das Wesen der meisten Sanktionen.