Den Eindruck hatte ich auch. Politische Interviews wirkten auf mich in letzter Zeit etwas provozierend. So als hätte man eine Meinung und möchte die jetzt vom Gegenüber bestätigt bekommen.
Wenn ich den Stil des Interviews mit Frau Paus mit dem Ronen Steinke Interview vergleiche, dann liegen da für mich Welten dazwischen.
Letzteres wirkte auf mich (Vorsicht, subjektiv) wie eine konstruktive, wertschätzende Diskussion unter Freunden. Ersteres hingegen war geprägt von Misstrauen. Nach dem Schema wie mit Frau Paus laufen in vielen Firmen noch Bewerbungsgespräche, aus denen man rausgeht und dort gar nicht mehr arbeiten will.
Jeder mag entscheiden welchen Stil er besser findet.
Die Frage ist ja auch, was man sich eigentlich von Gesprächspartner:innen erwartet. Expert:innen oder auch Journalist:innen (wie Steinke) sind halt dankbarer, weil man sie einfach erzählen lassen kann, womit sie sich so auskennen, wie sie Dinge einschätzen etc.
Bei Politiker:innen - insbesondere regierenden - kann ich den journalistischen Ehrgeiz nachvollziehen, diese auf bestimmte Aussagen „festzunageln“ oder ihnen Dinge zu entlocken, die sie vorher (so) noch nicht gesagt haben oder vielleicht auch nicht sagen wollten. Aber dem stehen halt auch Leute gegenüber, die jeden Tag mehrere solcher Gespräche führen und die von einem ganzen Stab von Profis dazu trainiert werden, eben nichts zu sagen, was nicht den vorher festgelegten Sprachregelungen entspricht.
Genau! Bei Politikern es ist Aufgabe des Journalisten, aus ihnen etwas anderes herauszulocken (oder herauszuprovozieren) als die üblichen inhaltsleeren Worthülsen.
Manchmal wirkt das nicht nett: Wenn man genau weiß, dass die Ministerin in der Öffentlichkeit kein FDP-Bashing betreiben will, und dann genau so eine geschlossene Frage zu stellen, zwängt man sie in eine Ecke. Und schaut dabei zu, wie sie da wieder herauskommt (meistens dann doch mit Worthülsen).
Aber ist es Aufgabe eines Interviewers, nett zu sein? Aus eigenem Interesse sollte er es nicht übertreiben - sonst kriegt er keine Interviewpartner mehr. Aber ansonsten ist das gerade nicht seine Aufabe.
Du hast natürlich recht @TilRq. Journalisten müssen nicht nett zu Politikern sein. Aber in der Interviewführung kann man schon den Eindruck gewinnen, es ginge darum den Politiker vor sich her zu treiben.
Wenn man dagegen mit (aktivistisch handelnden) Experten spricht, dann legt man oft deutlich unkritischere Maßstäbe an, scheint mir. Aber vielleicht wirkt das auch nur so, da diese Experten oft mit der Position der Hosts konform zu sein scheinen (Ausnahme Monne Kühn).
Du meinst hier wahrscheinlich „die Aufgabe des Journalisten“ richtig? Ich antworte jedenfalls mal so, als wäre das der Fall.
Ich stimme dir auch grundsätzlich zu. Vor dem Hintergrund würde mich aber interessieren, was du meinst, welche tiefer gehende Aussage hat sich Phillip am Ende des Interviews mit Frau Lemke wohl erhofft, als er weiter nach ihrer Einschätzung zu den Wahlerfolgen der AfD im Osten gefragt hat.
Und das obwohl sie die meisten Erklärungsansätze der gegenwärtigen Politikforschung (was ja auch nicht ihr Gebiet ist) schon gebracht hatte. Was für ein Statement sollte da wohl kommen?
Hmmmm… Neee… das ist nicht das ich meine. Im Gegenteil, das schätze ich sogar sehr, wenn genau das versucht wird, was in der LdN auch oft gut gelungen ist.
Aber geschlossene Fragen sind generell kein gutes Mittel um ein Gespräch in Gang zu bringen. Und so eine doch schon leicht abwertende Frage ist jedenfalls eher suboptimal.
Dagegen ist Frau Lemke aber selbst ins FDP-Bashing eingestiegen. Das hätte man herrlich aufgreifen können.
(Gehe auch mal davon aus, dass Du Journalisten meinst)
Das Problem ist doch bei Politikern, stell denen eine offene Frage zu einem konkreten Sachverhalt und du bekommst einen 10 Minütigen Dialog ohne Inhalt. Da muss man die Fragen doch anders stellen.
Wenn es eines gibt, was ich an einem Markus Lanz positiv finde. Dann dass er hartnäckig nachfrägt.
Negativ jedoch, das er keine Zeit zum Ausreden zulässt.
Ich finde es überhaupt nicht schlimm, Politiker etwas unter Druck zu setzen und eben nicht zuzulassen, sich immer um richtige Antworten wegzuscholzen.
Mir sind die meisten Interviews viel zu lasch, oft wird offensichtlicher Quatsch einfach so als Aussage stehen gelassen. Was eben nicht zu einer ordentlichen Aufklärung der Bevölkerung und damit der Meinungsbildung beiträgt.
Naja, die Antwort auf diese Frage liegt ja eigentlich auch auf der Hand. Die Grünen werden zumeist von gut ausgebildeten, jungen Menschen aus einem urbanen Umfeld gewählt. Und genau diese Leute ziehen seit Jahrzehnten aus dem Osten weg, da es dort kaum passende Jobs gibt und auch kaum urbanes Umfeld.
Gleichzeitig wohnen diese jungen Leute dann irgendwo im Westen und wählen dort die Grünen, was das Missverhältnis noch weiter stärkt.
Ich würde daher sagen, dass es das typische Grünen-Wähler-Milieu im Osten kaum gibt. Gleichzeitig gibt es andere Milieus in denen die Grünen kaum eine Rolle spielen und die gibt es eben in Ost wie in West.
Würde man z.B. nur mal bei VW-Facharbeitern(Lehrberufe) mit Eigenheim eine Umfrage machen, würde es mich schwer wundern, wenn die Grünen dabei über die 5-Prozent-Hürde kämen.
Oder was meinst du, sind die Gründe für das schlechte abschneiden der Grünen im Osten?
Ich finde das positiv, denn wenn man Politikern offene Fragen stellt, dann sülzen sie 10 Minuten lang irgendeine inhaltsleere Grütze daher.
So hat man wenigstens eine Chance auf eine klare Positionierung.
Dieses ewige nicht festlegende Daherreden und keine Antworten auf die komplexen Probleme in unserem Land zu geben macht meiner Ansicht nach auch die Ränder stark.
Kann mich ehrlich gesagt an keine ja/nein Frage erinnern. Wenn ihr das sagt, wird es die gegeben haben. Ganz sicher bin ich mir aber bei ganz vielen offenen Fragen, deren Beantwortung faktisch verweigert wurde.
Zum GEG jammern alle es wäre so schlecht erklärt. Sehe ich genau anders herum. Fossile Energie muss raus aus den Heizungen und das ist der Kern des GEG. Mehr gibt es da nicht zu erklären.
Was mit 4 Mrd für Naturschutz anzufangen ist, dass darf man sehr wohl erklären. Da gibt es mehr Optionen als die WP beim GEG. Und noch viel wichtiger beim Thema Wasser.