Internationale Impfstoffsolidarität

Guten Abend,

ich möchte zwei Gedanken zu eurem Gespräch in #LdN226 bzgl. 6 statt 5 Dosen pro Ampulle einbringen. Ihr kritisiert, dass aufgrund dieser Möglichkeit, 20% aus jeder Ampulle zu bekommen, auch 20% weniger geliefert wird, was ein „böser Move von Pfizer“ sei. Zwei Punkte hierzu:

  1. Tatsächlich ist es ein Problem, wenn diese Spezialspritzen nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Ich stelle mir aber vor, dass das wohl hoffentlich ein lösbares Problem sein sollte, entsprechende Spritzen zu beschaffen. Was dann aber in der Verantwortung von Bund/Ländern liegt, nicht jedoch von Pfizer/BioNTech, oder sehe ich das falsch? Liegt diese Konstellation (20% übervolle Ampullen) nicht sicher auch bei anderen Impfstoffen vor, sodass es generell sinnvoll wäre, für solche Ampullen entsprechende Spritzen einzusetzen, statt Impfstoff zu vergeuden? Warum sind solche Spritzen mit Blick auf anstehende Impfungen nicht im Vorhinein ausreichend beschafft worden?

  2. Mein eigentlicher Punkt ist aber, dass es ja grundsätzlich auch als sinnvoll betrachtet werden kann, dass Pfizer entsprechend 20% Ampullen weniger an Deutschland liefert, denn: Die westlichen Länder wie Deutschland (um Israel, GB etc gar nicht zu nennen) liegen im Impffortschritt und ihren Plänen doch sowieso meilenweit vor der Großzahl der Staaten weltweit. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sollen bis Ende Frühjar die Risikogruppen geimpft sein. Ergibt es daher unter dem Ziel, weltweite Corono-Tote zu verhindern, tatsächlich nicht also Sinn, dass 20% weniger Ampullen nach Deutschland oder auch in sonstige Länder mit verhältnismäßig hohem Impffortschritt geliefert werden? Diese übrigen 20% werden ja nämlich natürlich nicht beiseitegelegt, sondern bestenfalls an übrige Länder, mit denen erst Vereinbarungen über spätere Lieferungen getroffen werden, ausgeliefert werden. Dadurch erreicht man weltweit einen früheren Schutz der Risikogruppen, schließlich ist immer noch ein Großteil der Toten bestimmten Gruppen (80+/Vorerkrankungen) zuzurechnen. Ziel muss doch sein, Corona-Tote weltweit zu verhindern, nicht nur in Deutschland. Darüber hinaus kann eine Pandemie so oder so nur durch weltweite Bemühungen überwunden werden. Dieser Gedanke kommt mir bei den aktuellen Impfdebatten oft zu kurz.
    Mir ist natürlich bewusst, dass es aus Sicht der Bundesregierung das Ziel ist, so viele Ampullen wie möglich nach Deutschland zu bekommen. Aber aus einer solidarischen Perspektive, unter der ja auch das gemeinsame europäische Beschaffen der Impfstoffe geschah, kann man diese um 20% gekürzte Lieferung durchaus als sinnvoll betrachten.

  3. Fazit: Das Problem mit den Spritzen muss natürlich behoben werden, allerdings werden ja gerade nicht endlos Impfdosen verimpft, ich kann mir also kaum vorstellen, dass man mit der Spritzen-Produktion nicht hinterherkommen kann, solche Infrastruktur müsste ja schon bestehen.
    Dann allerdings kann man die 20%ige Lieferungskürzung auch als Chance betrachten, eine früheren Schutz der Risikogruppen weltweit zu erreichen, wodurch unterm Strich weniger Menschen sterben.

Freue mich über eure Gedanken oder Korrekturen hierzu!