Intensivbetten ungeeignet um Krankenhauskapazität zu beurteilen!?

Hallo. Vielen Dank vorweg für die informative letze Folge (210)!

Ich möchte grundsätzlich ein paar Gedanken zu der Einschätzung der Leistungsfähigkeit der deutschen Krankenhäuser abgeben. Immer wieder und auch in der letzten Folge hatte ich das Gefühl, dass die Betrachtung der freien Intensivbetten in Deutschland bei vielen ein Stück weit Entspannung auslöst. Dabei fehlt mir der Blick auf die Frage, ob es auch genügend Intensivpersonal gibt, welches diese freien Betten mit den dazugehörigen Geräten auch adäquat bedienen könnte.
Aus meiner persönlichen Erfahrung auf zwei Intensivstationen kann ich sagen das auf beiden seit nun bestimmt über 3 Jahren dauerhaft 6 von 21 Betten bzw. 10 von 40 Betten leer sind, weil nicht ausreichend Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Wenn also von freien Betten gesprochen wird spiegelt das nicht den Handlungsspielraum wieder den wir in Deutschland wirklich haben.
Diese Aussage gilt natürlich nur unter der Annahme, dass die aus Personalnot ungenutzten Betten zu den ingesamt freien Betten zählen. Ich konnte bisher leider keine eindeutige Quelle finden die mir die Berechnung der in gesamt Deutschland freien Betten schlüssig erläutert. (Freue mich sehr über Hinweise)

Über den Rahmend der Pandemie hinaus finde ich diese Lockerheit, die sich, bei vor Augen führen der freien Plätze, breit macht fatal für die Einschätzung unseres Gesundheitswesens. Ich stimme voll zu, wenn unser Gesundheitssystem im internationalen Vergleich (mit einigen Ländern) gelobt wird. Allerdings ist die Richtung in die wir grundsätzlich steuern (u.a. Jahrzehnte lange Sparmaßnahmen, steigende Überarbeitung bei Pflegekräften und Ärzten, Senkung des vorausgesetzten Bildungsniveaus für Pflegekräfte) die völlig falsche. Und genau diese Einschätzung bleibt vereinfacht gesagt nur den Menschen im Gesundheitswesen vorbehalten, wenn der Rest zufrieden mit der Zahl der freien Intensivplätze ist und wir im internationalen nicht schlecht sind.

Ich wünsche mir, dass auf sachliche Art und Weise mehr Bewusstsein für die tatsächliche Lage im deutschen Gesundheitswesen geschaffen wird.

Viele Grüße
Felix

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Mir kommt das auch immer wieder seltsam vor, wenn davon gesprochen wird, wie entspannt die Lage in den Intensivstationen noch sei.
Zumal ja mit steigenden Infektionszahlen auch vermehrt Personal in Quarantäne oder Isolation sein wird.
Und ja auch noch Intensivkapazitäten für andere Fälle gebraucht werden. Mit den ganzen verschobenen OPs etc hat sich doch sicher auch etwas angestaut und nicht alles kann (nochmal 1 Jahr) verschoben werden.