Inflation vs Co2-Preis

Grundsätzlich befürworte ich eine jährliche Inflation von 10%.
Da sie Rente betragsmäßig festgeschrieben ist, wäre das perfekt um das Problem des demographischen Wandels zu lösen.

Aber Spaß beiseite.
Wer in einem Jahr die Mehrwertsteuer senkt und sie im nächsten Jahr wieder erhöht, bekommt eine Inflation.
Ich hätte mir gewünscht, dass mal ein Journalist einen Bleistift nimmt und den Effekt heraus rechnet.
Ansonsten regelt ja der Markt den Preis.
Und wenn Nachholeffekte auf Verbraucherseite auf Mangel an Produktionsgütern auf der Angebotsseite treffen, steigt er eben.

Dass so viel Gold gekauft wird, erstaunt mich an der Menge von Querdenkern und Untergangspredigern indes wenig.
Wer kauft, wenn alle kaufen ohne es zu müssen, ist meiner Meinung nach sowieso selbst schuld.

Zum Thema Inflation ein guter Poscast:

Für die aktuell Steigende Inflation empfiehlt sich auch ein Blick auf die Daten.

Wie schon beschrieben sind in Q3 und Q4 2020, auch wegen der Mehrwertsteuer, die Verbraucherpreise gefallen, mit einem Tiefpunkt im November 2020.
Wer voraussagt, dass die Inflationsrate, die ja die relative Veränderung zum Vorjahresmonat misst, im November 2021 sich nochmal steigern wird muss kein Prophet sein, das wird auch dann passieren, wenn die Preise zwischen Oktober 2021 und November 2021 konstant bleiben (weil sich ja die Referenzdaten ändern).

Wenn man sich mal als Referenzdaten den Zeitraum 2 Jahre vorher anschaut (also zB August 21 mit August 19 vergleicht), dann sieht man eine jährliche Teuerungsrate von 1,92%, was ja ziemlich nah am Inflationsziel der Geldpolitik ist.

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Problematisch ist es eher, wenn sie alltägliche und schlecht lagerfähige Dinge kaufen müssen - wie Gas, Strom, Nahrungsmittel. Und wenn der Ölpreis und Gaspreis weiter ansteigt hilft auch der Rückgang des MwSt. Effekts wenig - zumal in anderen Ländern eine ähnlich hohe Inflation beginnt wie in Deutschland - auch in Ländern die keine MwSt. Anpassung hatten.

Dass manche Preise steigen werden, war leider zu erwarten.
Gerade die CO2-Steuer, die ja nun immer mehr Länder einführen, macht sich da natürlich bemerkbar.
Die Energiekostensteigerung wäre mit einem frühzeitigen konsequenten Ausbau regenerativer Energien vermeidbar gewesen.
Hier können wir hoffen, dass die neue Regierung nachsteuert.

Ansonsten ist natürlich bei der derzeitigen Steigerung zu beachten, dass wir im Euro-Raum letztes Jahr eine Inflation von 0,3% hatten.
Die jetzige Inflation ist in dem Zusammenhang kein Grund, den Kopf zu verlieren.
Man sollte aber, gerade wenn man jetzt einen langfristigen Kredit aufnehmen möchte, im Hinterkopf haben, dass die lockere Geldpolitik langsam dem Ende entgegen gehen könnte (aber das prophezeie ich schon seit Jahren).

dafür sind die Staaten zu hoch verschuldet. Weder die FED noch die EZB wird jemals wieder die Zinsen heben können.

Das ist so nicht korrekt. Länder wie Italien waren schon immer sehr hoch verschuldet und kamen damals auch mit Zinsen von 8% klar.
Für diese Länder ist es ohne Probleme möglich Zinsen von zum Beispiel 4% zu tragen, vor allen Dingen auch, weil viele Anleihen noch für Jahre die alten Zinsen aufweisen und diese Schritte nur für neue gelten.
Die Länder könnten dann zwar nur noch weniger ausgeben pro Jahr, weil sie langfristig mehr für den Schuldendienst aufbringen müsten, aber zusammen brechen würden sie davon nicht.

Ich vermute damals meint die 70er - da hatte Italien eine Schuldenquote von 40%-60% und Inflation von bis zu 25% pro Jahr. „Klarkommen“ sieht für mich anders aus.


Quelle: Wirtschaftsdienst der EU.
Bei den heutigen Schuldenquoten werden wir nie wieder Zinserhöhungen sehen.

Das Zinsniveau musst du in Reaktion zur Inflationsrate im jeweiligen Währungsraum sehen:

Bei einem Zinsniveau von 8%, während gleichzeitig die Wirtschaft nicht wächst und die Inflationsrate chronisch niedrig ist, hat nicht nur der Staat ein Problem mit der Höhe der Zinszahlungen. Auch viele Refinanzierung von z. B. Geschäfts- oder Hypothekenkrediten werden umgehend in die Pleite der Schuldner führen.

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Wir können ja alle nicht in die Zuklkunft sehen und „nie“ ist ein großes Wort.
Wärest Du bereit zu wetten?
Es gibt eine Leitzinserhöhung der EZB in den nächsten 10 Jahren würd ich einen (Inflationsbereinigten ;)) Zwanni drauf wetten :stuck_out_tongue:

ich wette ohnehin schon mit meinen investments auf außer Kontrolle laufende inflation der westlichen Währungen - sprich dass weder die FED noch die EZB den politischen Willen haben Zinsen zu erhöhen und somit eine Depression zu erzeugen.

Bei niedriger Inflationsrate wäre das ein größeres Problem, aber die Zinsen müssten bei chronisch niedriger Inflationsrate auch nicht erhöht werden.
Die Zinsen sollen ja eventuell erhöht werden, wenn die Inflationsrate auf höherem Niveau bleibt.

In einem funktionierenden Markt müssten italienische Staatsanleihen auf jeden Fall auch bei niedriger Inflation höhere Zinsen (ich meine ich habe so um die 2,x bei niedriger Inflation gehört) zahlen, und Deutschland müsste halt bei knapp über 0% sein, um auf die übliche Realrendite von knapp um 0 zu kommen.

Hinter der deutschen wie der italienischen Schuldentragfähigkeit steht gegenwärtig die Zusicherung der EZB die Anleihen aufzukaufen und so sicherzustellen, dass beide Staaten auslaufende Anleihen stets durch neue Schulden ersetzen können. Warum sollten dann für italienische Anleihen spürbar höhere Zinsen verlangt werden?

Und nimmt man diese Absicherung weg, dann müsste der italienische Zinssatz bei Unendlich liegen, denn es gibt (nach der Finanzkrise 2008 und folgende Jahre) keine Chance, die Zahlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

Es gibt bei den Staatsschulden daher eigenich nur 0 oder 1. „Sicher“ oder „Bankrott“.

Die Statista.com-Seite über Italiens Verschuldung im Vergleich zum BIP zeigt ein anderes Bild, Italien hatte schon Mitte der 90. bis 130% Staatsverschuldung und ist davon weg gekommen bzw. kam damit klar.

Genauso zeigt die Statistik wie viel Prozent des BIP pro Jahr für Zinsen ausgegeben wurde, bei Italien zum Beispiel heute um knapp das Dreifache niedriger ist als 1994, das da noch sehr viel Luft nach oben ist.
Das gilt auch für andere EU-Staaten und die USA, die heute auch viel weniger zahlen als früher, trotz deutlich höherer Schulden.

Das würde nicht einfach die Zinsen zu erhöhen, aber so schlimm oder unmöglich wie es immer dargestellt wird, ist es nicht.

Und wie gesagt, die Staaten emittieren Staatsanleihen von in der Regel 10 Jahre und teilweise weit darüber hinaus, die neuen Zinsen gelten nur für neue Staatsanleihen und wenn die Inflation sich wieder normalisieren würde, würden die Neuen ja auch wieder niedrigere Zinsen haben.

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ganz so binär ist es nicht. aber sobald deutschland sein AAA verliert, verliert es der Euro auch. Das wird passieren unabhängig davon was die Politik gerne will.
Aktuell kann Deutschland noch glaubhaft versichern den Euroraum zu finanzieren. Deutschland übernimmt auch noch UKs Anteil der EU-Finanzierung. Deutschland übernimmt den Löwenanteil am Wiederaufbaufond. Irgendwann ist dann einfach der Glaube an Deutschlands Zahlungsfähigkeit weg - und dann kommt das System ins rutschen.

Die unterschiedlichen Zinssätze der Länder einer selben Währung (auch Zins-Spread genannt) hat man ja 2008 gesehen, als viele Griechenland kurz vor dem Rauswurf sahen. Damals war dann ein 10.000er Papier Griechenlands kurzzeitig nur noch 4.000 wert, während Deutschland auf 12.000 aufwertete. Diese Staatsanleihenpapiere dürfen also nie wieder einen freien Markt sehen, sonst wird die unterschiedliche Bewertung offensichtlich.

ich würde mal die These aufstellen dass Italien statt eines Sparkurses der nötig wäre um höhere Zinsen zu zahlen eher die EU und Eurozone verlässt. Auch das wäre schlecht für Deutschland, denn die Target2-Forderungen gegenüber Italien wären auf einmal wertlos. Dass Italien in den 90ern mal 11% des BiPs zur Zinszahlung aufgewendet hat heisst nicht, dass sie noch einmal hierzu bereit wären.

Das Märchen der vorübergehenden Inflation wird nicht lange aufrechterhalten werden können. Prognose: Öl ist aktuelle 80$, Ende 2021 bei 100$ und Ende 2022 bei 150$. und alle anderen Preise ziehen entsprechend mit. EZB und FED werden sich nicht dagegen stämmen, da sie wissen dass sie einen Zins ansetzen müssten der HÖHER als die Inflationsrate liegt. Undenkbar.

Einen starken Preisanstieg von Rohstoffen haben wir schon 2007/08 erlebt. Der Durchschlag auf die Inflationsrate war damals eher gering, aber gleich darauf kam auch die Great Recession.

es gab sehr wohl eine inflation - allerdings nur eine Assetpreisinflation, da den Banken damals als Reaktion auf die Immobilienkrise diverse Auflagen bezüglich Eigenkapital usw. gemacht wurden. Immobilien, Gold… nach 2008 zeigt alles nach oben.

Die Auflagen sind nun andere - also schlägt die Inflation voll auf alle Bereiche durch.

Woran machst Du das fest?

Es gibt an den Staatsanleihen der beiden Staaten mehr Interessenten als es ein Angebot gibt, da es institutionelle Vorgaben für Versicherungen und Banken gibt Ihr Vermögen mit Staatsanleihen abzusichern, dazu kommt das die Geldmenge eh sehr angestiegen ist und auch irgendwo geparkt werden muss.
Also da sehe ich keine Gefahr. Auch vor den Käufen der EZB sind die Staaten Ihre Anleihen los geworden, nur halt mit höheren Zinsen.

Deutschland hat eine deutlich niedrige Staatsverschuldung als Italien, eine höhere Wirtschaftskraft und in den letzten Jahrzehnten Vertrauen aufgebaut, weshalb deutsche Staatsanleihen günstiger als die von Italien sind. Das sieht man ja auch an den Ratings.
Auch historisch betrachtet gab es auf 10 Jährige deutsche Staatsanleihen eine Realrendite (Zinsen minus der Inflation) von annähernd Null, weil diese so gut wie kein Ausfallrisiko haben.

Ohne die Käufe der EZB würden die Zinsen sicherlich wieder ein wenig höher sein (deswegen habe ich auch von einem funktionierendem Markt gesprochen), aber kurzfristig könnte sich Italien ohne Probleme finanzieren. Sie würden für neue Staatsanleihen höhere Zinsen anbieten und das würde natürlich auch viele Anleger anziehen.
Selbst die Anleihen von Schwellenländern mit noch höherem Risiko finden ihre Abnehmer und selbst da sind die Zinsen gesunken.

Seit der Eurokrise ist jedem klar, dass die Eurozone nur dann dauerhaft funktioniert, wenn entweder die Fiskalpolitik europäisiert wird („Schuldenunion“) oder die EZB die Anleihen der Euroländer absichert. Ersteres ist aus politischen Gründen nicht möglich, also ist zweiteres passiert - müsste passieren, sonst gäbe es heute schon keine Eurozone mehr.

Seitdem die implizite Absicherung durch die EZB besteht plus nun auch noch die EZB in Form des Ankaufs von Staatsanleihen „Marktpflege“ betreibt, sind die Zinsdifferenzen zwischen den Anleihen der Mitgliedsländer sehr klein.

Ohne diese Absicherung wären wir aber sofort wieder in der Eurokrise. Denn es hat sich ja seitdem nichts grundlegende geändert, sieht man von der Rolle der EZB ab.

Mit der Zeit vor dem Euro kann man die Situation natürlich gar nicht gut vergleichen. In Lira war Italien immer zaungsfähig, nur hatte die Lira gegenüber anderen wichtigen Währungen traditionell einen höheren Kaufkraftverlust, was wiederum durch ein höheres Zinsniveau zu kompensieren war. Das ist mit dem Euro ja völlig anders.