Inflation, Erklärung und aktuelle Einordnung

Liebes Lage-Team!

Ich würde mir wünschen, dass Ihr mal genauer das Thema Inflation erklärt.
Also tatsächlich darlegt, wie Inflation zustande kommt, was zB die EZB tun kann und was vielleicht sogar eine „galoppierende Inflation“ auslösen könnte.

Zwar hört man viel dazu und hat auch eine ungefähre Idee, aber so ganz klar ist mir das Thema nicht. In Gesprächen habe ich häufig das Gefühl, dass das vielen so geht.

Beste Grüße aus Wiesbaden

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Ich weiß nicht ob dieses Thema schon erörtert wurde, zumindest habe ich es nicht mitbekommen.

Ich würde es gerne um einen weiteren Aspekt erweitern. Die Energiepreise steigen aufgrund der Unsicherheit, die derzeit existiert. Gibt es bereits eine Prognose wie sich die Energiepreise in den nächsten Jahren entwickeln? Man kann ja annehmen, dass Russland nach Europa kein Gas mehr liefert, aber dafür in andere Bereiche der Welt und dadurch an einer anderen Stelle Gas frei wird. Es könnte sich dadurch doch im nächsten oder übernächsten Jahr die Inflationsrate quasi wieder auf Null reduzieren, zumindest was die Energiepreise angeht. Die Unsicherheit ist doch bereits eingepreist.

Dieser über das aktuelle Jahr hinausgehender Aspekt ist in der Berichterstattung nicht zu vernehmen.

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Damit zeigst du doch, das eine Prognose über drei Jahre möglich ist. Du stellst sie selber auf und präsentiert das Ergebnis, und zwar mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit.
Wenn du das kannst, warum sollten andere es nicht können?

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Nah. Ich investiere sogar auf einen Untergang des Euros in diesem Jahr. Aber so negativ sind vermutlich nicht alle- und ich hoffe ich liege falsch.
Der erste Dominostein wird aber der Yen sein.

Ab nächster Woche wird die Hälfte aller japanischen Staatsbonds von der japanischen Zentralbank gehalten werden. Das ist absoluter Wahnsinn. Dass MMT so lange funktioniert hätte wohl niemand gedacht- aber irgendwann ist Ende.

Warum?

Währungen sind Vertrauenssache.
Vertrauen in den Herausgeber.

Solange da noch was ist, wird es sowohl Dollar als auch Euro oder Yen noch geben.

Kan ja sein, dass du auf Bitcoin setzt und deswegen die AKW brauchst ^^

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Erstens: Was qualifiziert dich zu Prognosen dieser Belastbarkeit? Nur interessenhalber.

Und Zweitens: Was du antwortest, habe ich nicht gefragt, also werde ich darauf nicht eingehen. Kannst ja ein neues Thema aufmachen, anstatt meine Frage mit deinen Theorien kaputtzumachen.

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Track Record. Im Sommer 2021 habe ich eine Inflationsrate jenseits der 5% prognostiziert - wir sind bei 8,1%. Im Herbst 2021 habe ich stark steigende Energiepreise jenseits der 300€/MWh prognostiziert - et voila:

Du hast schon recht, in diesem Thread geht es um etwas anderes - nämlich um die Energiepreise und Inflation. Lindner sieht drei bis fünf Jahre erhöhte Energiepreise und eine schwere Wirtschaftskrise. Diese Wirtschaftskrise wird sich meines Erachtens zu einer Währungskrise ausweiten - denn ohne eine starke deutsche Wirtschaft kann es keinen starken Euro geben.

Aber unter welcher Annahme würde die Aussage getätigt? Das Russland die Ukraine angreift wohl eher nicht. Daher ist zwar dein Ergebnis eingetreten (einmalig oder häufiger), aber nicht deine Annahme bestätigt. Aber eine Aussage zu deiner Qualifikation, außer einer guten Excel-Beherrschung, hast du damit nicht gezeigt.

Zu Lindner:
Er spricht von stark gestiegenen Energiepreisen die über die nächsten Jahre anhalten werden. Dies beantwortet nicht meine Frage, ob die Preise im nächsten oder übernächsten Jahr weiter steigen werden. Weiter steigen bedeutet weitere Inflation, auf hohem Niveau stagnieren bedeutet keine Inflation ausgehend von den Energiepreisen.

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Für 2022 und 2023 plant Deutschland mit einer weiteren Neuverschuldung. Ebenso kommt das Sondervermögen Bundeswehr in den nächsten Jahren. All dies ist eine Ausweitung der Geldmenge und somit per Definition Inflation. Im Eurozonen-Ländervergleich gibt es kaum Länder, die keine Neuverschuldung planen. Diese Ausweitung der Geldmenge wird irgendwann auch bei den Konsumentenpreisen wirksam. Es wird also systemisch bedingt eine in Euros gerechnete Preissteigerung in allem geben - auch in Energie.

Du meinst, die Bundesbank hat eine Inflationsrate jenseits der 5% prognostiziert. Du hast dir die Prognose lediglich zu eigen gemacht.

Du meinst, du hast prognostiziert, dass die im Dezember schon auf jenseits 300€/MWh gestiegenen Energiepreise eine Zeit lang so hoch bleiben. Also quasi die Prognose „es geht jetzt ne Weile so weiter“ - das stimmt meistens, wegen Trägheit und so.

Das sind jetzt nicht unbedingt besondere prophetische Leistungen. Wenn du 2018 die jetzige Inflation vorhergesehen hättest, okay…

Wobei, selbst dann - bei der Menge an teils sehr abenteuerlichen Prognosen und Behauptungen, die du hier so aufstellst, häufig völlig abseits der eigentlichen Themen der Threads, ist es keine Kunst, später ein paar Treffer zu cherrypicken und das als „Track Record“ zu verkaufen, und ein paar Zufallstreffer gibt es immer. Die hunderten Prognosen, die nicht eingetroffen sind, werden unter den Tisch gekehrt und nicht mehr erwähnt.

Ist übrigens dieselbe Taktik, die Investment-Seiten wie Der Aktionär, Motley Fool und Co. anwenden, damit es so aussieht, als hätten die ein goldenes Händchen und Insider-Infos: empfehl einfach alles, was nur entfernt nach Erfolg aussehen könnte, liefere Artikel für jede denkbare Marktentwicklung, und reite dann später endlos auf ein paar wenigen perfekten Treffern rum, die es rein statistisch bei der großen Zahl an Versuchen geben muss. Den Großteil der „Tipps“ die in Verlusten endeten und die Prognosen die sich nicht erfüllten erwähnst du einfach nicht mehr. Als jemand, der ebenfalls investiv tätig ist, ist dir diese im Finanzjournalismus sehr verbreitete Technik sicher bekannt, weswegen ich auch mal annehme, dass du sie kalkuliert selbst ebenfalls anwendest :wink:

Wir sollten also dringend im Jahr 2025 schauen, ob’s den Euro und Dollar noch gibt. Ich setz mir nen Reminder in den Terminkalender!

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ich habe aber auch Inflationsraten mit 10% und darüber geplottet, weil ich sie für realistisch hielt.

Der große Schub der Inflation kam mit den fiskalischen Entscheidungen März-April 2020.

Nenne mir gerne konkrete Prognosen, wo ich falsch lag. Wenn ich irgendwo mit meinen subtil versteckten Anlageillustriationen zum Kauf von bestimmten Finanzinstrumenten aufgerufen haben sollte, möchte ich mich davon aus rechtlich-finanzbürokratischen Gründen distanzieren.

All die genannten Seiten oder auch CNBC sind gute kontraindikative Instrumente. Denn wer gestern in Werbung investiert hat ist heute höchstwahrscheinlich pleite: Bitcoin und deren Derivate sind ein gutes Beispiel.
Es gab eine Weile lang das folgende Sprichwort: Was an der Stuttgarter Börse gekauft wird, ist zum scheitern verurteilt. Denn wenn die schwäbische Hausfrau (nicht mein Zitat!) kauft, ist jede Person erreicht und anschliessend geht’s abwärts.

Nun, was das angeht sind die ja für Deutschland auch noch nicht erreicht. Allerdings auch nicht auszuschließen. Müssen wir wohl abwarten.

Ja gut, das erscheint rückblickend wahrscheinlich. Aber im Rückblick ist man immer schlauer. Der Witz an Prophezeiungen ist ja gerade, dass zutreffende deshalb beeindruckend sind, weil sie vorab wirklich nicht absehbar waren, und die prophezeite Entwicklung eben gerade nicht Konsens war! Einfach nur etwas, das bereits viele Experten für wahrscheinlich halten, zu „prophezeien“ und dann richtig zu liegen ist nicht beeindruckend.

Auch 2018 haben übrigens regelmäßig Leute schon ein Wiederaufflammen von Inflation befürchtet, denn die expansive Geldpolitik der Notenbanken war da schon 10 Jahre alt. Es gab also damals auch schon rational verargumentierbare Wege, wie es zukünftig zu Inflation kommen könnte und somit die Basis für eine entsprechende Prophezeiung. Es war nur nicht unbedingt Konsens nach 10 Jahren expansiver Geldpolitik die wider früherer Erwartungen zunächst keine Inflation hervorgerufen hat, und insbesondere war unklar, was konkret ein Auslöser sein könnte bzw. wann die Entwicklung zeitlich kippen würde. Eine halbwegs konkrete Prognose mit potenziellem Auslöser bzw. grobem Zeitrahmen wäre daher tatsächlich beeindruckend gewesen.

Hier ist ein thematisch gerade gut passendes Beispiel: Inflation vs Co2-Preis - #15 von lib

Was die EZB angeht, tagt die Jury zugegebenermaßen noch - Ankündigungen sind noch keine Taten. Aber die FED ist mittendrin in einer der schnellsten Leitzinsanhebungskampagnen ihrer Geschichte. Powell hat dein Memo offenbar nicht gelesen.

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Meine Aussage bezog sich auf Realzinsen.
Bei 8% Inflation und 2% FED-Zins ist Geld billiger als bei 3% Inflation und 0% FED-Zins.
Selbiges gilt für die Eurozone.
Die Zentralbanken fallen weiter zurück- von einer Verknappung kann noch keine Rede sein.
Die Anhebung der nominellen Zinsen wird jedoch in eine Rezession führen. Vielleicht sogar in eine Depression.

Weder die FED noch die EZB ist in der Lage, Realzinsen zu setzen, denn die sind ein reines Rechenprodukt das niemand festlegt, und das ist dir zweifelsfrei bekannt. Das kannst du also überhaupt nicht gemeint haben; die retrospektive Umdeutung ist also ein netter Versuch, sich herauszustehlen.

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Doch klar. Die nominellen Zinsen müssen nur über die Inflationsrate gehoben werden. Dieses Verfahren nennt sich Taylor Regel.
Bei 8% Inflation müssten die Zentralbankzinsen also mindestens so hoch sein. Das können jedoch die Zentralbanken weder in den USA noch in Europa tuen, da die Staaten ihre Staatsschuldenzinsen nicht mehr bedienen werden können. Also werden es die Zentralbanken nicht tuen.
Bei der Entscheidung Inflation zu bekämpfen und die Staaten durch hohe Realzinsen in den Bankrott zu zwingen oder die Inflation laufen zu lassen und die Staaten durch Inflation real zu entschulden werden die Zentralbanken sich für zweiteres entscheiden. Insbesondere in der Eurozone, wo insbesondere die hoch verschuldeten Südstaaten auch schon bei 0% Zentralbankzinsen kaum seine Staatsschulden begrenzen können.

Die Inflationsrate ist aber ein Moving Target, und sie wird auch immer retrospektiv bestimmt, während Zentralbankzinsen immer nur für die Zukunft gesetzt werden können. Zentralbanken können demnach keine Realzinsen setzen, sie setzen den Zentralbankzins fest, und wenn man für einen Zeitraum in der Vergangenheit dann Inflationsdaten hat, dann kann man retrospektiv den Realzinswert ausrechnen.

Ich bleibe dabei: du versuchst gerade auf ziemlich transparente Weise, deine Aussage nachträglich umzuinterpretieren. Es wäre völlig problemlos möglich gewesen, statt „die Zinsen heben“ einfach „die Zinsen über die erwartete Inflationsrate heben“ zu schreiben. Mit der Behauptung, dass man doch diesesundjenes noch in eine Aussage reininterpretieren hätte müssen, kann man natürlich nahezu immer richtig liegen :wink:

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Ein sehr langsames moving Target. Wenn man also sicherheitshalber ein paar Prozentpunkte draufpackt wird man immer real positive Zinsen bekommen. So geschehen unter Volcker.
Die aktuellen Mini- Zinsanhebungen sind nur geeignet eine Rezession zu induzieren- aber nicht und die Inflation einzufangen.
Ich habe damals zwar das richtige gemeint, es aber wohl nicht klar genug geschrieben um es verständlich zu machen. Verbuch es ruhig als Fehler. Wichtiger ist, dass jetzt das Dilemma der Zentralbanken klar ist und sich die Forenteilnehmer entsprechend wappnen.

Danke.

Nun, eine Rezession ist aber selbst wiederum ein recht wirkungsvolles Mittel, um Inflation einzufangen. Schmerzhaft, aber wirkungsvoll. Insbesondere wenn die Inflation massiv durch steigende Kosten im Bereich Energie getrieben wird, an der in einer Rezession substanziell weniger Bedarf aus der Industrie herrscht.

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Das ist ein Trugschluss.
Eine Rezession kann nur die lokale Produktion eindämpfen. Schlimmstenfalls wird aus Oligopolen ein Monopol - mit entsprechenden Preissteigerungen.
Auf die Importe hat eine lokale Rezession oder Depression kaum Auswirkungen.
Das ist für die Eurozone besonders schlimm, denn wenn die jetzt schon hohen Handelsdefizite weiter ausgebaut werden, schwindet auch hierdurch der Wert des Euro.
Bild

Die einzige Region die langfristig ein Handelsdefizit fahren konnte war die USA- und das nur solang die Nachfrage nach Dollar für den Kauf von Öl weltweit besteht. Der Euro hat diesen Vorteil nicht.
Eine Rezession in der Eurozone würde nur die Exportpreise reduzieren und somit die Differenz zwischen Importen und Exporten weiter vergrößern- und somit die Währubg abwerten.

Ach so, mein Fehler. Diesmal war ich ungenau. Ich rede natürlich von einer Rezession mit globalen Auswirkungen. Alleine die engen Handelsverbindungen zwischen den USA, der Eurozone und China dürften schon dafür sorgen, dass, wenn eine dieser Zonen in eine Rezession rutscht, die anderen nicht komplett ungeschoren davonkommen dürften. Zumal die inflationären Probleme in USA und Europa in ihrer grundlegenden Struktur recht ähnlich sind, weswegen beide ja auch aktuell in Rezessionsgefahr schweben. Und da China im Wesentlichen Zeug in diese beiden Zonen exportiert, hängt China mit dran, gibt sich aber mit der Xi-Jinping-Ehrenrettungs-Corona-Politik auch selbst gewaltig Mühe, noch weitere eigene Probleme zu schaffen.

Wieso nicht? Wenn Konsumenten rezessionsbedingt weniger Verdienst zur Verfügung haben, können sie weniger konsumieren, ergo wird weniger importiert.

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