Gut, dass im Supermarkt niemand arbeiten muss /Sarkasmus off
Erstmal bin ich dafür Kindern wieder Normalität zu ermöglichen und stattdessen die Erwachsenen in die Pflicht zu nehmen. Haben wir versucht, hat nicht so gut funktioniert. Aber wie im Klimawandel reicht es halt nicht die Sachen zu verpennen, dann etwas kleines zu machen und zu behaupten, dass man ja jetzt alles menschenmögliche getan hätte… Also gar keine andere Wahl hätte als xy…
…ok dann mal kurz und wertungsfrei was zu den Quellen.
Die Studie zeigt dass ein Kinderchor weniger Partikel ausatmet als ein Erwachsenenchor. Es scheint so, dass Kinder ein geringeres Atemvolumen als Erwachsene haben. Wie sich das auf die Infektionsdynamik auswirkt wurde nicht untersucht. Die Formulierung „Beweis“ ist daher recht gewagt.
Das widerspricht allen wissenschaftlichen Fakten.
Dieses Papier argumentiert zu Recht „jetzt sind mal die Kinder dran“. Allerdings werden Rahmenbedingungen definiert: Alle Erwachsenen die mit Kindern in Kontakt kommen geimpft sein. Da haben wir ein Problem. Übrigens steht in dem Papier auch wenn man nicht ständig lüften kann, solle der Unterricht in solchen Räumen nicht stattfinden. Wenn ich da an meine alte Schule denke hätte dort wohl kein Unterricht mehr stattgefunden. Im Grunde ist die Stellungnahme nicht falsch aber wie so vieles hapert es am politischen Willen die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Kleiner Witz am Rande: Das RKI oder Experten wie Drosten haben nie vorgeschlagen Schulen zu schließen. Das war nur politisch am Einfachsten, also hat man es gegen den Expertenrat getan um unsere Wirtschaft zu schützen.
Nein, das heißt sie stecken weniger andere an. Und natürlich hat man den engsten Kontakt wenn man mit Personen zusammen wohnt, deshalb entfällt immer der größte Anteil von Infektionen auf das private Umfeld. Damit wurde schon 2020 vorgegaukelt, Arbeitsplätze würden gar keine rolle spielen - überspitzt formuliert: „es stecken sich ja in einer 5-köpfigen Familie statistisch nur eine Person auf Arbeit und alle anderen an dieser Person an“. Das ging mir damals schon nicht in die Birne… Dass Familien zusammen wohnen werden wir aber nicht so einfach ändern, deshalb muss man an anderer Stelle schrauben.
Das hatten wir auch schonmal. Das hessische Ärzteblatt sieht das so, und spricht sich gegen Testungen an Schulen aus. Dabei machen sie Rechenfehler und legen veraltete Daten zugrunde, die wir beide in einem anderen Thread bereits besprochen haben. Das RKI sieht das anders und hat meiner Meinung nach die besseren Argumente. Ich will den beiden Autor*innen nicht absprechen, dass sie Ahnung haben - allerdings ist das hessische Ärzteblatt keine begutachtete Veröffentlichung und nach kurzem Querlesen der zitierten Quellen scheinen mir bei den Details doch einige Fakten und Meinungen recht stark durcheinandergeraten zu sein. Ärzt*innen sind eben auch nur Menschen.
Und dass alle eine Möglichkeit zur Impfung hatten ist immernoch kein Argument an sich. Jeder belegte Platz auf der Intensiv ist ein Platz dort, egal was die Leute haben. Wer das Bett gerade blockiert und ob die Person schuld war, ist vollkommen egal wenn man einen Unfall hatte und dringend medizinische Hilfe in Anspruch nehmen muss. Es ist eben nicht so, dass die ungeimpften nur sich selbst schaden - sie schaden unserer Gesellschaft massiv und letztendlich auch den Kindern. Aber wir brauchen echte Lösungen statt das Problem einfach für nicht existent zu erklären und zum Alltag überzugehen.
Ich sehe in dieser angeblich „wertungsfreien“ Kommentierung der u. a. von mir angeführten Quellen jede Menge Allgemeinplätze und pauschale Behauptungen, etwa über vermeintliche Fehler der Zitierten und über vermeintlich bessere Argumente anderer, aber leider nichts Substanzielles zum Thema dieses Threads…
Danke! Ich hatte die ganze Zeit schon Bauchschmerzen bei der Verwendung des Begriff „Experten“ in diesem Zusammenhang.
Viele der Studien, die angeblich belegen, dass von Schülern keine Ansteckungsgefahr ausgehe, wurden zu Zeiten durchgeführt, als die Schulen geschlossen waren.
Es stimmt, dass es Studien gibt, die zeigen, dass infizierte Kinder weniger Viruspartikel absondern als Erwachsene, aber wurde bspw. die Größe des Probenentnahme-Devices berücksichtigt?
Ich will damit nur sagen, nicht jede Studie ist wissenschaftlich „sound“ - es braucht immer eine Kontrolle, einen Peer Review, und idealerweise bestätigende Resultate aus anderen Arbeitsgruppen, bevor man eine Beobachtung und daraus resultierende Schlüsse als neue Erkenntnis anerkennen kann.
Ich finde es ja merkwürdig, den Status „Experte“ davon abhängig zu machen, welche Position eine Person in einer bestimmten Sachfrage vertritt und nicht von der Kompetenz, die ein Mensch besitzt, in einem bestimmten Themengebiet Einschätungen abzugeben.
Ehrlich gesagt klingt das ziemlich pauschal - so nach dem Motto „wenn die das sagen, kennen die sich entweder nicht aus oder sie beziehen sich auf veraltete Daten oder sie haben einfach Fehler gemacht“. So ähnlich hat ka Kenny auch schon argumentiert. Zudem beziehen sich Deine Ausführungen ja kaum auf Aussagen, die hier in dem Thread zitiert wurden.
Wenn es konkrete Kritik an den zitierten Aussagen oder Schlussfolgerungen gibt, können wir ja gerne darüber diskutierten.
[…]
Genau, das ist bei so etwas wie der Infektiösität eben besonders schwer. Man muss sich das so vorstellen, dass es mehr oder weniger dem Zufall überlassen ist, ob ein Virus tatsächlich zu einer Infektion führt (es könnte z.B. nicht intakt sein, im Schleimhautsekret stecken bleiben, dem Immunsystem direkt in die Arme laufen usw.). Deshalb braucht es normalerweise nicht ein Viruspartikel sondern eine gewisse Menge bis es mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit auch zu einer Infektion kommt. Man muss daher quasi in der Schule selbst versuchen zu schauen wie viele Kinder sich an einem Indexfall durchschnittlich anstecken. Das wird viel in GB gemacht, hier ist es aufgrund der lückenhaften Daten kaum möglich.
Da Kinder ein geringeres Atemvolumen, weniger Schleimhäute etc. haben war es bei den früheren Virusvarianten tatsächlich so dass insbesondere sehr kleine Kinder sich seltener aneinander angesteckt haben. Es könnten auch noch andere Effekte mit reinspielen aber diese Gründe liegen zumindest nahe. Für Jugendliche galt das schon damals nicht wirklich. Die waren mehr oder weniger so sehr wie alle anderen betroffen. Die Delta-Variante hat aber das Blatt neu gemischt denn durch die höhere Infektiösität scheint jetzt die Grenze überschritten zu sein, bei der eine Infektion zwischen Kindern und Jugendlichen recht häufig auftritt, selbst mit grundlegenden Maßnahmen. Und das ist es was wir jetzt beobachten.
Und dass die Inzidenz zwischen 10-19 Jahren inzwischen die höchste überhaupt ist, ist doch nun wirklich unbestreitbar (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-09-09.pdf?__blob=publicationFile, Heatmap auf Seite 4).
Und zum Sinn von Testungen: Die ausgeweiteten Testungen haben in den letzten vier Wochen 636 Schulausbrüche festgestellt. Und fast jeder kennt inzwischen irgendjemanden mit einem Corona-Fall in der Klasse. Masken und Tests sind doch einfache Mittel und für den Nutzen den sie bringen keineswegs überteuert. Nutzen wir sie doch einfach…
Spannend, wenn das wahr ist:
Wer in der Schule eine Testpflicht einführt und in der Arbeit nicht, wird mehr infizierte Schüler als Arbeiter finden.
Interessant auch der Blick auf das Corona-Radar, das im Sommer immer roter wurde, nur in Sachsen nicht. Entweder die hatten es schon alle und sind deshalb immun oder dort wird einfach weniger getestet.
Insgesamt ist die Diskussion müßig, da jeder seinen auf Halbwissen beruhenden Standpunkt hat und den auch nicht ändern wird.
Der Beginn des Threads ging darum, dass in Berlin in den Ferien Schüler keinen Test brauchen und das in den Augen des TO ein Versagen des Berliner Senats sei.
Da wir in Bayern im Sommer eine ähnliche Regelung hatten, halte ich ähnliches im Herbst für denkbar. Ein Versagen des Berliner Senats kann ich deshalb nicht erkennen.
Und für diese Einschätzung ist eben absolut relevant, ob „Erwachsene die Kinder anstecken die ihrerseits zu wenig atmen um überhaupt infektiös zu sein“.
Sonst unterminiert diese Entscheidung das 3G-Konstrukt, wenn während der Ferien die Mobilität und Kontakt untereinander stark ansteigt, die Gruppe der getesteten von „getesteten“ Kindern angesteckt wird, unerkannt Corona-positive Kinder nach den Herbstferien die Infektion in die Schulen tragen, es zu einem Ausbruch in der Schule kommt und diese Infektionen über die Familien wieder in die Gesamtbevölkerung getragen wird. Die Tatsache dass nach jedem Ferienende die Fallzahlen in allen Bevölkerungsgruppen ansteigen könnte da vielleicht ein Hinweis sein…
Da das derzeit in den meisten Medien etwas untergeht, möchte ich auch nochmal betonen, dass die Expert*innen mit der größten Expertise auf diesem Gebiet eine starke Winterwelle für sehr wahrscheinlich halten.
Daher halte ich eine Haltung gegen experimentelle Lockerungen im Herbst für eine vertretbare Meinung. Andererseits haben wir ähnlich Debatten auch letztes Jahr im Oktober geführt und da ging ja alles gut.
Dankeschön. Schönen Abend noch!