Impfungen mit nicht zugelassenen Vakzinen

Liebes Lage-Team & alle anderen,

wie bei so vielen seid ihr ein wichtiger Teil meiner Woche und ich höre euch seit ein Paar Monaten regelmäßig und wahnsinnig gern.

Ich möchte mich erkundigen, ob jemand etwas über Personen gehört hat, die mit Vakzinen geimpft sind, die in Deutschland nicht verimpft werden. Ich habe die russische Staatsangehörigkeit und war im März das erste Mal seit 1,5 Jahren bei meiner Familie in St. Petersburg. Dort angekommen habe ich mich mit Sputnik-V impfen lassen - schließlich hat dort jeder mit Staatsangehörigkeit Zugang zu einem Impftermin, aber die wenigsten tun es (aus Misstrauen der Regierung gegenüber oder aber weil sehr viele schon Corona hatten). Es schien genau der richtige Schritt zu sein: je mehr Geimpfte, desto schneller kommt das Pandemieende.

Nun bin ich aber mit meinem Impfausweis zurück und keiner weiß so richtig, wohin damit. Im Gesundheitsamt versichert man mir, dass Sputnik ja bald zugelassen sein wird und dass sich dann auch mein Impf-Zertifikat lohnt. Der Impfservice verweist auf den Hausarzt, der auch nicht weiter weiß. Gleichzeitig kann ich mich über meine Arbeit für einen Impftermin eintragen - würde aber dann doppelt geimpft sein und würde jemandem die Dosis wegnehmen, der / die sie wirklich braucht.

Was für mich ein lästiges Ärgernis darstellt, wirft weitere Fragen auf im Bezug auf die Menschen, die mit anderen Impfstoffen geimpft sind - wird es sie vom Reisen abhalten? Macht es Sinn, sie als potentiell ansteckend zu betrachten? Ich verstehe ja, dass in der EU Sputnik nicht verabreicht wird, aber geht man dann davon aus, dass dieser Impfstoff gar nicht wirkt?

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Rechtlich gelten laut §2, Abs. 2 und 3 der Ausnahmenverordnung (SchAusnahmV) nur Personen als geimpft, die eine Impfung mit einem bei PEI gelisteten Impfstoff nachweisen können. Das sind momentan die vier in der EU zugelassenen, können aber noch mehr werden. Alle anderen - also momentan auch Sputnik-Geimpfte oder etwa Sinovac-Geimpfte (Türkei, Serbien, China) gelten als ungeimpft.

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Kann irgendjemand einen Grund dafür geben? Danke für die Information, leider haben uns die Behörden bislang eine Aussage verweigert.

Ich vermute, dass man nicht will, dass Menschen sich in einem beliebigen Land einen völlig wirkungslosen homöopathischen Impfstoff verabreichen und dann hier als Pseudo-Geimpfte andere Menschen gefährden. (Das meine ich überspitzt formuliert um die Logik zu veranschaulichen und nicht auf konkrete Länder und Impfstoffe bezogen).

Das ist auch ein gutes Argument. Aber zwischen Biontech und Homöopathie gibt es eine große Kluft. Ich verstehe, dass es zur Lancet-Studie berechtigte Fragen gibt, und mehr Infos zu Nebenwirkungen von Sputnik würde ich mir natürlich auch wünschen. Doch gilt Sputnik dann als wirkungslos?

Ich würde ebenso wie @uiae vermuten, dass das der Bundesregierung im Zweifelsfalle egal ist. Zum einen will man sich sicher nicht die Arbeit machen, die Wirkung von Impfstoffen eigens bewerten zu müssen, wenn EMA, STIKO und andere das ohnehin tun. Ich verstehe zwar manchmal auch nicht, warum die Zulassungen bei den bisherigen 4 so schnell kamen und andere sich schon so lange hinziehen (gerade bei CureVac), aber sich da auf die Einschätzlich fachkundiger Stellen zu verlassen, kann ich schon nachvollziehen. Zum anderen gab es sicher auch den Gedanken, „illegal“ - also außerhalb des offiziellen Impfprogramms erworbene - Impfungen nicht nachträglich „belohnen“ oder „legalisieren“ zu wollen. Das finde ich schon problematischer. Denn erstens gilt das zwar für den das 5.000 Euro Sputnik-Reisepaket nach Moskau, aber eben nicht für den 25.000 Dollar-Pfizer-Shorttrip nach Katar. Zum anderen gibt es sicher einen nennenswerte Zahl an Doppelstaatler:innen, die sich in ihrem zweiten Heimatland völlig „planmäßig“ haben impfen lassen. Aber hier gilt eben. EU ist EU und Nicht-EU ist Nicht-EU.

Schöne Frage übrigens auch im Zusammenhang mit den Vorbehalten gegen AstraZeneca: Werde ich damit überall als „geimpft“ anerkannt? Auch in Ländern, die den Impfstoff (noch) nicht zugelassen haben, wie z.B. die USA? :wink:

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Sehr gute Frage!

Und der Gedanke, der bei mir sofort folgt: sollte jemand, der sich im Abstand von vier Wochen mit AZ impfen lässt, was ja nachweislich die Effektivität des Impfstoffs erheblich reduziert, überhaupt als „geimpft“ anerkannt werden?

In dem Zusammenhang:

Sie stammt aus Russland und sagte, dass viele Familienmitglieder in den Wohnungen nur russisches Fernsehen schauen. Deswegen wollen sich viele von ihnen auch nur mit dem Impfstoff Sputnik V impfen lassen.

Das ist natürlich nur anekdotisch.

Mich würde mal interessieren, ob das theoretisch auch innerhalb der EU möglich ist. Dänemark z. B. nutzt ja inzwischen weder AZ, noch Johnson & Johnson. Weiß jemand wie verbindlich hier EU-Regeln gegenüber nationalen sind? Auch was den Status als geimpft/genesen betrifft. Sind da EU-weite Kriterien geplant oder sollen die verschiedenen nationalstaatlichen Regelungen gegenseitig anerkannt werden? oder müssen sie das?

Wie kannst Du Sputnik und Sinovac als völlig wirkungslos bezeichnen? Gerade in China zeigen doch die Zahlen (klar, können wir denen nicht hundertprozentig trauen), dass wenigstens Sinovac über den Placeboeffekt hinaus wirkt.

Hast du den Teil in der Klammer gelesen? Genau das, was du vermutest, sollte nicht ausgedrückt werden.