Impfpriorisierung vs wählerische Impflinge

Wer meint, bei ethischen Fragen handle es sich um Logik, behauptet ja nichts anderes, als dass die eigene Meinung die einzig richtige und zulässige ist. Wer zudem behauptet, Menschen würden durch unvernünftiges oder unsolidarisches Verhalten bestimmte Rechte verwirken, hat zudem m. E. ein sehr merkwürdiges Rechtsverständnis.

Wieso? Durch Kontaktbeschränkungen spielt das doch nur noch eine sekundäre Rolle. Diese Argumentation fühlt sich für mich wie ein Objektivierungsversuch einer subjektiven Einschätzung an. Es gibt immer noch so wenig verlässliche Daten und systematische Untersuchungen, dass es kaum abzuschätzen ist, was der „beste“ Weg gewesen wäre - vorausgesetzt, man kann sich denn darauf einigen, wie man die Qualität eines Outcomes überhaupt messen könnte. Ausschließlich Todeszahlen als Maßstab heranzuziehen, halte ich jedenfalls für entsetzlich eindimensional.

Wir haben hier einfach eine unterschiedliche Auffassung davon, was die Pflicht des Staates ist bzw. wie diese ganz konkret ausgestaltet wird und ich denke, das ist auch ok so. Wir müssen diesen Unterschied anerkennen und wohl damit leben, da sich darüber nur sehr schwer sachlich diskutieren lässt.

Zugleich plädierte Spahn für mehr zeitliche Flexibilität bei der Verabreichung der nötigen zweiten AstraZeneca-Impfung. „Das Zulassungsintervall, der Zeitraum zwischen Erst- und Zweitimpfung, ist vier bis zwölf Wochen. […]“

Erinnerung: aktuelle STIKO-Empfehlung bzgl. mRNA liegt bei 6 Wochen.

Meine Empfehlung: Schreibt euren Regierungen! (@Landesgesundheitsministerium?)

So, nun ist die Eilmeldung gerade reingekommen, dass die Impfpriorisierung für Astra Zeneca aufgehoben wurde.

Um das noch einmal aufzurollen:
AZ hat einen schlechten Ruf, wegen der Risiken und der Effektivität, die nicht schlecht ist, nur halt nicht so gut wie mRNA Impfstoffe.
Das Risiko für Jüngere ist größer bei AZ.
Leute versuchen mRNA Impfungen zu bekommen, da diese „besser“ sind.
Viele die AZ bekommen sollen, lassen ihre Impfungen sogar verstreichen.
AZ hat eine klare Empfehlung für Ältere.
Die anderen Impfstoffe sind vom Risiko her besser für Jüngere.

…Also heben wir die Impfpriorisierung auf, sodass AZ mehr an Jüngere gegeben werden kann?

Wäre es nicht logischer die Prio für die anderen Stoffe aufzuheben und AZ vorzugsweise an Ältere zu geben?
Es ist doch einfach ****…

Wer da nicht an Klientelpolitik denkt…

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Tja, das haben wir davon dass immer wieder zu viel CDU/CSU gewählt wird. Ich hoffe jeder unter 50 erinnert sich im Herbst daran wie wenig wert diese Lobbypartei auf eben diese Menschen legt.

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Anders gesagt: Die Ü60er haben zwei bzw. drei Privilegien.

  1. Sie werden überhaupt früher als andere geimpft .
  2. Sie können sich zugleich (priorisiert) von den (knappen) Impfstoffen einen nach freiem Belieben aussuchen. Mit Folgen für die, die nach ihnen kommen.
  3. Sie bekommen priorisiert „Freiheiten für Geimpfte“ (vorherbestimmt durch Privileg 1)

Ihr schwächeres Immunsystem rechtfertigt lediglich das Privileg Nr. 1 (mitsamt 3 als „Anhängsel“ zu 1).

Gegen Privileg Nr. 2 gibt es einen ganz ähnlichen Grund wie für Privileg Nr. 1: Gesundheitsrisiko. Ein Privileg bzgl. der Impfstoffauswahl müssen eigentlich U60 haben, weil sie das Thromboserisiko trifft.

Der Staat muss dafür sorgen, dass die Ü60er ihr ungerechtfertigtes Privileg Nr. 2 nicht zulasten der U60er einsetzen.

Wir dürfen nicht die Regierungen sich aus der Verantwortung schleichen lassen, indem sie gar nichts tun oder sich als Wohltäter (s. o. zum Framing) (trotz objektiv schlechtem, schwachen Handeln) darstellen. »Wenn du nicht Teil der Lösung bist, bist du Teil des Problems.«

Und: Wenn das U60-Thromboserisiko dem Biontech-Impfstoff anhaften würde, dann würden wir so viel Biontech den Ü60ern geben, wie zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar ist. Wenn da Ü60er AstraZeneca („wegnehmen“) wollten anstatt vorhandenem Biontech, würden wir sie auf die Warteschlange verweisen.

Soll es jetzt anders sein? Wegen völlig sachfremden Erwägungen wie Streit über Vertragsauslegung und Zuweniglieferung, die zu einem schlechten Image geführt haben?

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Das ist inkorrekt. Herdenimmunität und dadurch der Schutz der Bevölkerung für die die Impfung kontraindiziert ist, ist das Hauptziel und das wurde selbst zu dem Zeitpunkt in der Politik kommuniziert als wir noch gar nicht wussten ob die Impfstoffe sich dafür eignen. Es war immer ein Teil der Strategie. Je mehr Kontakte Menschen haben desto mehr trägt ihre Impfung zur Herdenimmunität und zum Bevölkerungsschutz bei. Hätte man tatsächlich die Kontakte stark genug heruntergefahren um Inzidenz nahe Null zu senken, dann würde ich zustimmen. Leichte Kontaktbeschränkungen wie unsere sind aber lediglich eine Zwischenlösung und wirken in Synergie mit den Impfungen. Wir warten / hoffen derzeit auf eine Herdenimmunität.

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Ich bezog mich ja mit dem Wort Bestrafung explizit auf den Vorschlag, Leute in eine imaginäre Gruppe 5 zu stecken. Wenn es die nicht gibt, gibt es logischerweise auch keine Bestrafung.

Nein, Hauptgrund für die Priorisierung Älterer war das wesentlich höhere Riskiko schwerer Erkrankungen. Dieses stellt ja jenseits der individuellen Dimension auch ein gesellschaftliches Problem dar, etwa durch die viel höhere Belastung des Gesundheitssystems.

Im Übrigens widerspricht es mMn etwas dem Grundgedanken von Solidarität, auf die sich ja hier berufen wird, wenn in diesem Zusammenhang Begriffe wie „Nutznießer“ oder „Sonderbehandlung“ verwendet werden. Menschen, die priorisiert geimpft wurden, hatten ja keinerlei unmittelbaren Vorteil durch die Impfung selbst, sondern lediglich der Nachteil des höheren Risikos einer schweren Erkrankung wurde ausgeglichen.

Da gibt es übrigens eine ganz weitverbreitete und sehr bedeutsame Verzerrung zwischen Vorstellung und Realität.

  1. Erstens über die Höhe der Wirksamkeit
  2. und zweitens darüber, was die Prozentangabe überhaupt bedeutet.

.1. Aus der ersten Märzhälfte:

[Pangalos:] „Die Effektivität der Impfung erreicht auch bei Menschen über 80 Jahre über 90 Prozent.“
[…]
„Ich glaube es gab Probleme dabei, dies zu kommunizieren“, räumt Pollard ein.

„Ich weiß gar nicht, ob wirklich etwas schief gelaufen ist“, sagte Hinterding mit Blick auf das Imageproblem. „Es gingen unglaublich viele Zahlen durch die wissenschaftliche Literatur und auch durch die Tagespresse“, so der Vize-Chef. „Das Wesentliche war immer, dass der Impfstoff mit ganz großer Wirksamkeit vor schweren Verläufen der Krankheit schützt.“

Aus April:

Bei den über 65-Jährigen liege der Wert mit 85 Prozent sogar höher als bei Jüngeren.

  1. (DLF-Quelle:)

Bei Impfstoffen wird damit die Prozentzahl ausgedrückt, wie viel kleiner das Risiko für eine Erkrankung bei Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften ist. Es bedeutet also nicht, dass von zehn Geimpften nur sieben geschützt sind. Gefährlich ist dieses Missverständnis, weil es zur Verunsicherung beiträgt, kommentiert Martin Mair im Dlf.
[…]
Bei Biontech hatten Menschen in der Impfgruppe ein um 95 gemindertes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. „Erkranken“ bedeutet dabei nicht, schwer zu erkranken, ein Husten gehört auch zu den Symptomen einer Infektion. Zugespitzt hat das der US-amerikanische Infektiologe Lawrence Corey: „Wollen Sie einen Impfstoff, der Sie vor Husten schützt oder wollen Sie einen Impfstoff, der Sie vor dem Tod bewahrt?“
[…]
viele Grippe-Impfstoffe haben bei Älteren eine Wirksamkeit von gerade einmal 50 Prozent und retten trotzdem jährlich Hunderttausende.

Es ist echt zum Haareraufen

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Die bereits mit der ersten Dosis erreichte Schutzwirkung stütze die Entscheidung, den Abstand zwischen der ersten und zweiten Dosis auf zwölf Wochen auszudehnen, sagte Koen Pouwels, einer der beteiligten Wissenschaftler der Universität Oxford.

Wieder etwas, das gegen unsere Gesundheitsminister*innen spricht.

Auf Twitter verweist Dahmen auf eine im renommierten Medizinjournal „The Lancet“ veröffentlichte Studie. Demnach sei „die Schutzwirkung von AstraZeneca gegen COVID-19 bei einem Impfabstand von unter 6 Wochen (im Vergleich zu 12 Wochen) um 68 Prozent geringer“, schreibt Dahmen.

Dahmen:

2/ Das Immunsystem muss erst einmal auf die erste Impfung reagieren können und Antikörper entwickeln. Je mehr Zeit es dafür hat, desto ausgereifter ist die Immunantwort und desto besser wirkt die zweite Impfdosis.
[…]
4/ Weitere Daten zeigen, dass man ab der Erstimpfung 12 Wochen lang (76% Effektivität) gut geschützt ist - bis zur Auffrischung. Man braucht also eher keine Zweitimpfung, um in diesem Zeitraum bis zur Zweitimpfung bereits gut geschützt zu sein

5/ Wegen der Sorge, dass viele Menschen wegen des längeren Abstands bis zur Zweitimpfung #AstraZeneca ablehnen könnten, dürfen wir die wissenschaftlichen Daten nicht ignorieren. Schnelles Impfen ist gut, aber die wirkungsvollste Anwendung der Impfstoffe noch wichtiger!

Wenn die Politik der Regierungen mal nicht Populismus in Reinform ist.


edit: hier noch Quarks als neutralere Einschätzung:

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Tragikomische Anekdote:

Laut Bund-Länder-Beschluss müssen sich diese Jüngeren dann an die Praxen wenden, in den Impfzentren wird AstraZenca Menschen unter 60 Jahren nicht mehr gespritzt. AstraZeneca habe zu Unrecht ein schlechtes Image, sagte Weitkamp. Das führe dazu, dass viele noch nicht Geimpfte über 60 Jahren nun in die Impfzentren strömten, um sich dort Biontech abzuholen. „Das ist unsolidarisch. Die Alten nehmen den Jungen den Biontech-Impfstoff weg.“

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Die sinnvollere Regelung wäre wohl gewesen, bereits Erstgeimpfte von den Beschränkungen auszunehmen, ggf. befristet bis zum Zweitimpftermin. Dann würden die Leute sich trotzdem noch mit AZ impfen lassen, und langfristig die höhere Schutzwirkung durch die Zweitimpfung mitnehmen. Aber da wollte man wohl nicht ran, stattdessen gibts halt schlechteren Impfschutz für alle, die nicht das Privileg haben, sich den Impfstoff aussuchen zu können, aber trotzdem gerne was vom Sommer hätten. Läuft also wieder.

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Erinnert ihr euch an damals (vor ein paar Wochen), als potentielle Nebenwirkungen bei AstraZeneca noch ein massives Problem waren? Dass alles gestoppt werden musste und das Vertrauen in diesen Impfstoff vollständig erschüttert wurde?

Scheint so als wäre den derzeitigen priorisierten Impflingen jedoch bewusst dass es bei einem Impfabstand von 3 Monaten mit dem Sommerurlaub nichts werden wird. Der Impfstoff wird zum Ladenhüter. Deshalb wird die Zweitimpfung um 8 Wochen vorgezogen (weniger wirksam und weniger Erstimpfungen möglich weil mehr Zweitimpfungen durchgeführt werden). Die Priorisierung wird aufgehoben (mehr jüngere Menschen bekommen den Impfstoff der für sie eigentlich nicht empfohlen ist).

Überspitzt ausgedrückt: Durch diese politische Entscheidung werden wir mehr Tote durch eine verlangsamte Impfkampagne und potentiell mehr Nebenwirkungen der Impfstoffe sehen. Diese hängen meiner zugegeben sehr subjektiven Meinung nach direkt mit der Rückgabe von Freiheitsrechten an vollständig Geimpfte zusammen, da der Impfabstand eine entscheidene Rolle zu spielen scheint. Leider liegen da scheinbar die Prioritäten nicht beim Gesundheitsschutz sondern beim Sommerurlaub.

https://publish.twitter.com/?query=https%3A%2F%2Ftwitter.com%2FKarl_Lauterbach%2Fstatus%2F1390441740901961729&widget=Tweet

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Das habe ich genau so geschrieben.

Es ist durchaus plausibel, dass der mittelbare Schutz auch für die Älteren höher wäre, wenn das Infektionsgeschehen durch die Impfung besonders mobiler Personen eingedämmt werden würde. Es gibt Menschen, die in der Phase der Prio-Festlegung, entsprechende Modellierungen erstellt haben. Bsp.: Timo Ulrichs im Gespräch mit Stephan Karkowsky

Ob diese Strategie nun aufgegangen wäre oder nicht, ist jetzt aber eigentlich auch egal, ich habe mich auch nicht dafür ausgesprochen. Ich habe lediglich gesagt, dass die Priorisierung, so wie sie jetzt ist, nicht zwangsweise die Effektivste aus Public -Health-Sicht ist, ich sie aber dennoch für grundsätzlich richtig halte.

Da haben wir denke ich unterschiedliche Auffassungen, das ist aber denke ich auch nicht schlimm.

Wie soll ich das verstehen? Natürlich haben Geimpfte „Vorteile“ bzw. werden diese vermutlich ab Morgen in weitem Umfang erhalten. Das war auch von vorneherein, mehr oder weniger absehbar.
Es wird ja auch nicht „der Nachteil des höheren Risikos einer schweren Erkrankung […] ausgeglichen“, sondern auf nahezu 0 abgesenkt. Aber nochmals: Ich habe nichts grundsätzlich gegen die Priorisierung einzuwenden, auch nicht gegen „Vorteile“ die diese Menschen erhalten. Aber ich finde es absolut inakzeptabel, wenn sich diese Menschen in großen Teilen völlig unsolidarisch verhalten. Ich kann es aus individueller Perspektive einigermaßen nachvollziehen, aber es ist unerträglich, dass dies von politischer Seite toleriert und indirekt sogar befördert wird, indem AZ jetzt an diejenigen verimpft wird, für die es eigentlich nicht empfohlen wird.

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Nein, die Beantwortung ethischer Fragen lässt sich tatsächlich nicht ausschließlich logisch herleiten, sondern beruht immer auch auf Prämissen und Werturteilen. Aber erstens, werden aus diesen Prämissen und Werturteilen logische Schlüsse gezogen (Syllogismen) und zweitens ergeb sich aus all diesen Stationen sehr wohl logische Konsequenzen. Die ethische Domäne ist damit ganz und gar nicht logikbefreit. Ich kann ja, jetzt nur mal als banales Beispiel, nicht bei zwei gleichartigen Trolleydilemmata zwei mal unterschiedlich entscheiden und das zu einer ethisch sinnvollen Devise erklären.

Du hast nicht verstanden, dass der Impfverweigerer nicht das Recht auf eine Impfung „verwirkt“, sondern dass die Argumentation des Impfverweigerers nicht stringent ist und er es selbst ist, der sich konsequent zu Ende gedacht, keine andere Impfung mehr erlauben darf.

Übrigens kann ich mich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass du gerade anfängst, moralische und rechtliche Fragen wild durcheinander zu würfeln. Nur so kann ich mir jedenfalls deinen für mich auch unabhängig von der falschen Prämisse, auf der er fußt („Verwirkung“), seltsam anmutenden Vorwurf des „merkwürdigen Rechtsverständnisses“ erklären.

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Es gibt kein Grundrecht auf bevorzugte Impfung mit dem favorisierten Impfstoff und das lässt sich denke ich auch kaum irgendwoher ableiten. Die Diskussion hat daher kaum bis keinerlei juristische Implikation.

Die bevorzugte Impfung der Ü60-Personen, ist aus der Solidarität der U60 Personen begründet (unabhängig davon, ob dies den gesamtgesellschaftlichen Nutzen maximiert). Ich empfinde es als sehr befremdliches Verständnis von Solidarität, wenn es denjenigen die diese Solidarität genießen, freigestellt wird, ohne jeglichen Sachgrund, eine Entscheidung zu treffen, welche direkt denjenigen schadet, welche im Rahmen der gesellschaftlichen Solidarität ihre persönlichen Interessen zurückstellen (müssen).

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https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/wdr-story-40227.html

Ärzte hatten zuvor berichtet, dass sich viele ältere Menschen nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollen, sie bevorzugen den Impfstoff von Biontech und Pfizer. Deswegen blieben viele Dosen übrig, die Ärzte würden weitaus weniger Menschen impfen, als sie eigentlich könnten.

Alle über 60-Jährigen ausschließlich mit dem Impfstoff von Astrazeneca zu impfen, damit andere Impfstopffe für Jüngere übrig bleiben, sei aber nicht möglich, sagte Spahn am Mttwoch in der Aktuellen Stunde. „Das Problem ist, ich habe sehr verlässliche Lieferpläne von Biontech und Moderna und sehr unzuverlässige von Astrazeneca und Johnson & Johnson.“ Die verfügbare Menge Astrazeneca würde nicht für die Über-60-Jährigen reichen, bei der besonders gefährdeten Altersgruppe müsse man aber „Tempo machen“, sagte Spahn.

Das zugehörige Video könnt ihr euch noch bis 12.05.2021 ansehen.

Ich würde mal ganz genau hingucken, wie viel AstraZeneca in Zukunft liefert! Und ob das Spahns Politik insoweit (!) rechtfertigt.
((Und gucken, ob nicht die BReg ihre Hände im Spiel hat, wenn AstraZeneca zu wenig liefert. Das würde der BReg nämlich in die Hände spielen, wenn sie es in Deutschland nicht loswürden. Aber ich merke schon, wie ich mich auf Verschwörungstheorrain begebe.))

Spahns „Erklärung“ könnte nämlich einfach nur vorgeschobene Schönmalerei sein.

  • Es klingt so sehr nach Schwarz-Weiß-Denken: „Biontech und Moderna sehr zuverlässig :innocent: – AZ und J&J sehr unzuverlässig :smiling_imp:

  • Man könnte das Impfintervall auf 11 Wochen setzen. Dann würde eine Fehlplanung von einer Woche nix ausmachen.

  • Wieso nicht AstraZeneca Erstimpfung und Biontech Zweitimpfung?

    • Wenn man es U60 zumutet, dann Ü60 erst recht.

    • (disclaimer: Vermutung meinerseits:) Wenn jetzt Leute sich im 4-Wochen-Abstand impfen lassen, dann wird womöglich in wenigen Monaten sowieso/sogar eine dritte Impfung fällig, weil der Staat zweckwidrige Anreize für unnötig schlechteren Impfschutz setzt.

      • Sinnvollerweise so: Bei Jungspunden auf jeden Fall mit Biontech. Bei Altehrwürdigen vorrangig mit AstraZeneca (soweit verfügbar) – wenn die Sachlage (Biontech knapp; Thromboserisiko; vorausstl. AZ-Anpassung an evtl. Mutante(n)) gleichbleibt.
      • Das würde Sinn machen, weil der Grund für „Auffrischimpfungen“ darin liegt, dass der Impfschutz mit der Zeit abnimmt. Wenn man bereits mit schlechterem Impfschutz startet, kommt der Zeitpunkt, wo das erforderlich ist, früher.

PS:

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Der springende Punkt ist aus meiner Sicht gerade, dass der Schutz für Ältere und andere besonders Gefährdete bei dieser Variante eben nur mittelbar ist. Zudem träte er erst ein, wenn die Impfungen eine epidemiologische Wirkung zeigen, also vermutlich erst nach mehreren Monaten. Dagegen verringert berits eine Erstimpfung mit allen derzeit in der EU zugelassenen Impfstoffen das Risiko einer Hospitalisierung um mehr als 80% - hat also einen unmittelbaren Effekt. Und dieser ist ja eben nicht nur individuelle, sondern durch die enorme Entlastung des gesamten Gesundheitssystems auch gesamtgesellschaftlich relevant. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass bei einer weitgehenden Entkopplung der Hospitalisierungsrate von der Inzidenz die Pandemielage sich grundsätzlich verändert. Dass dies nicht das „Effektivste aus Public -Health-Sicht“ sein soll, verstehe ich ehrlich gesagt nicht.

Deshalb schrieb ich ja „durch die Impfung selbst“. Wenn eine Person ohne Impfung ein 100- oder 500-Mal höheres Risiko einer Hospitalisierung hat und dies durch die Impfung auf das selbe Risiko sinkt, dass eine eine jüngere Person ohne besonderes Risiko ohne Impfung hat, kann man das natürlich als persönlichen Vorteil werten. Aber da das Risiko anderer (jüngerer) Personen dadurch nicht steigt, gibt es ja keinen unmittelbaren Vorteil der geimpften Risikopatient:innen gegenüber anderen.
Was Sie ansprechen, sind rechtlich Vorteile, die von Status als Geimpfte:r abgeleitet werden. Das ist aber ja keine unmittelbare Folge der Impfung, sondern eine politische Entscheidung, für die zum einen die Politik verantwortlich ist und zum anderen die Gesellschaft, die es verabsäumt hat, genau diese erwartbaren Folgen einer Impfstrategie rechzteitig und ausreichend zu diskutieren. Daher ist es aus meiner Sicht nicht sinnvoll, hierfür nun bestimmte Personengruppen verantwortlich zu machen.

Auch hier finde ich es sinnvoll, auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene zu diskutieren, als unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gegeneinander zu stellen. Die Regelungen und Empfehlungen, für welche Altersgruppen AZ nun zugelassen oder geeignet ist, haben sich ja mehrfach geändert. Das hat zu einer großen Verunsicherung beigetragen, ebenso wie die Diskussion über eventuelle Nebenwirkungen. Abgesehen davon gibt es einfach Unterschiede in der Wirksamkeit der Impfstpffe, zumindest was den Schutz vor Reinfektionen angeht, vor allem mit einigen Varianten. Es ist also nicht so, dass es gar keinen Grund gibt, sich als Ü60 nicht mit AZ impfen lassen zu wollen. Und da es eben keine Impfflicht gibt, ist es aus meiner Sicht das gute Recht jedes Menschen, eine persönliche Abwägung zu treffen, und zwar nicht nur bei der Frage Impfung ja oder nein, sondern auch bei der Frage welchen Impfstoff will ich.
Fakt ist: Es gibt viele Ü60, die AZ nicht wollen und es gibt viele U60, die vor allem schnell geimpft werden wollen, auch mit AZ. Da das Interesse der Politik eine möglichst hohe Impfquote ist, ist die Freigabe von AZ für U60 mMn nur folgerichtig.

Doch genau das können Menschen und das tun sie in der Praxis auch. Die empirische Forschung zeigt, dass ethisches Handeln oft viel mehr mit sozialen Beziehungen und Umständen zu tun hat, als dass es sich aus festen Prinzipien ableitbar wäre. Zudem handeln Menschen in der Realität nicht immer gleich, sondern durchaus widersprüchlich - gerade in der aktuellen Pandemie gibt es dafür zahllose Beispiele. Das kann man ansprangern oder ignorieren. Aber es bleibt Realität. Außerdem war das hier gar nicht der Punkt. Der Punkt war, dass Sie Menschen, die eine andere Ethik haben, einen „Fehlschluss“ - also falsches Denken unterstellen. Und dem habe ich widersprochen.

Allein schon der Begriff des „Impfverweigerers“ enthält eine sehr starke moralische Wertung. Und welche Instanz entscheidet bitte, wie „konsequent“ sich ein Mensch verhalten kann, soll oder muss? Und auf welcher Grundlage legt wer fest, dass eine Person sich nicht am Dienstag für eine Impfung entscheiden darf, nur weil sie sich am Montag dagegen entschieden hat? Das ist nichts weiter als Moralismus, hat aber mit Logik wenig zu tun.

Dann haben Sie mich falsch verstanden. Ich habe ja gerade nicht gefordert, aus einer bestimmten individuellen Impfentscheidung rechtliche Konsequenzen (etwa in Form einer Schlechterstellung bei zukünftigen Impfangeboten) zu ziehen, sondern mich explizit gegen solche Forderungen gewandt.

Ich habe auch nicht von „Grundrechten“ geschrieben. Aber mir ist nach wie vor nicht verständlich, warum eine Person, die ein Recht auf eine Impfung hat, dieses verlieren sollte, wenn sie dieses Recht zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht wahrnimmt - aus was für Gründen auch immer. Da fehlen mir einfach die Argumente - denn moralische Empörung ist ja, wie @Peter zu Recht feststellte, kein juristisches Argument. Zum angeblich fehlenen „Sachgrund“ siehe oben.

Traurig aber wahr…

Ich habe lange für die vernünftige Einordnung der Risiken und Benefits von AstraZeneca plädier, aber es wird so langsam wirklich dünn am unteren Ende des Spektrums… Wenn wir solide unter 100 sind und keine weitere Welle sondern einen exponentiellen Abfall erwarten lohnen sich die Impfungen mit AstraZeneca für die jüngsten zugelassenen Gruppen (U30) bald tatsächlich nicht mehr. Dann sind die erwarteten Nebenwirkungen (ausschließlich für diese spezielle Gruppe) tatsächlich in einem Bereich der größer ist als Komplikationen mit der Krankheit. Dann ist eine Impfung mit AstraZeneca auch ethisch nicht mehr vertretbar. Wie konnten wir das nur so verk…?

Das treibt meinen Blutdruck in Bereiche die mich glatt für Risikogruppen qualifiziert…

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Für mich ist das ausschlagen einer Impfung absolut nicht nachvollziehbar. Meine Tante ist 91 und hätte bereits im Januar geimpft werden können. Da sie sich aber unsicher ist, ist sie bis heute nicht geimpft und ich habe sie dementsprechend nicht gesehen.
Als astrazeneca am Donnerstag für alle frei zugänglich wurde, war bei mir die Freude groß. Mit 29 Jahren stehe ich natürlich in Impfprio 4. Am selben Tag kam die Meldung, dass ich durch meinen Wohnort (Neckarstadt West in Mannheim) ab Montag mich Moderna impfen lassen kann ähnlich den mobilen Impfteams in Köln. Auch hier ist das ein Modellprojekt und soll in den prekären Bezirken die Impfquote erhöhen. Alle meine Freunde im Stadtteil stellen sich gleich Montag eine Stunde vor Öffnung an für eine Erst Impfung.
So wie es mir scheint, ist eben die Impfbereitschaft bei den jüngeren deutlich größer als bei den älteren.

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