Impfpflicht vs. positive Anreize zur Impfung

Ich meine zur Gurtpflicht. Ich höre nämlich (auch ohne Quellen) immer, dass die Gurtpflicht ein schönes Beispiel für den Segen von klaren Ansagen sei.


Ist jetzt 29 Jahre alt: »Das ist eine Art Todesurteil« - DER SPIEGEL

Damit es fair bleibt und nicht beim nächsten mal Anreiz ist erst bis zu Belohnung zu warten, müssten aber auch alle bereits geimpften belohnt werden.

Für die nächste Pandemie wäre es meines Erachtens schlauer eine Impfpflicht nicht kategorisch auszuschließen sondern klare Regeln dafür vorher festzulegen:
Wenn eine gewisse Zeit nachdem jeder Gelegenheit hatte sich zu impfen die notwendige Quote nicht erreicht ist, tritt eine Impfpflicht in kraft, die ein Bußgeld für Impfunwillige nach sich zieht.

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Die Halbwertszeit wäre allen transparent. Alle wissen also: je früher ich mich impfen lasse, desto mehr Geld erhalte ich. Ist vielleicht aber auch zu kompliziert. Einfach x Euro zahlen, und gut ist.

Und vielleicht ist die Zeit der Experimente, Überlegungen und Diskussionen aufgrund der Dringlichkeit einfach vorbei. Dann wäre eine Impfpflicht vielleicht das effektivste und effizienteste Mittel.

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Das stimmt, Geld ist ein schlechter – zumindest langfristig gesehen – Anreiz. Siehe Prämien und Gehaltserhöhungen. Nur, in der jetzigen Situation ist eine kurzfristige Motivation vielleicht ausreichend, weil schnell?

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Am Ende des Tages ist eine Rechenexempel. Etwas konkreter: Cost of Delay (gibt es keinen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel).

Also ein Vergleich basierend auf der Frage, was es uns als Volkswirtschaft kostet, wenn wir in Deutschland nicht schnell genug impfen. Kann ja sein, dass der Verlust durch eine zu geringe Impfquote höher ist, als was wir als „Impfprämie“ ausgeben, und sich ausreichend viele Menschen dadurch schnell genug impfen lassen.

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ich bezieh mich mal auf die Studie

Nur etwa 67 Prozent der Befragten sind bereit, sich impfen zu lassen oder sind bereits geimpft.
Weitere 17 Prozent sind unentschlossen und 16 Prozent lehnen eine Impfung sogar komplett ab.

Es geht lt. der Studie also um einen Anteil von 17% die überzeugunsgfähig sind.

Die lassen sich lt. der Studie mit 3 Strategien bearbeiten und jede davon kann ~5% verändern.
Zwei davon sind bereits gegeben:

  • Rückgabe von Freiheiten für Geimpfte
  • Impfungen bei Hausärzten

Sprich die, die vielleicht aus Bequemlichkeit noch nicht geimpft waren, sollten es doch schon sein, da man sich vieler Orts mittlerweile ne Impfung im Vorbeigehen besorgen kann.

Es bleiben also möglicherweise max. überhaupt die 5-7% die man finanziellen Anreizen umstimmen könnte.
Meine Bubbel besteht nicht aus reichen Menschen, aber überwiegend aus Gut- und Besserverdiener.
Das was man von den Leuten mitbekommt, würde keiner der auf 25-50€ nicht angewiesen ist, deswegen seien Haltung verkaufen.
Wenn also man grob noch von den 5-7% den Anteil abzieht, bei denen der finanzielle Anreiz nicht zieht, wird das ein sehr überschaubarer Gruppe.

Dagegen ist das Signal, dass man fürs Abwarten bei Impfungen noch belohnt wird, fatal.

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Ich habe da ein paar Gedanken zur Diskussion

  • Dass wir uns mit Zwang im medizinischen Bereich schwer tun hat historische Gründe und ist auch gut so.
  • Die ungeimpfte die ich kenne haben ein Dogma wie „Heilpraktiker“, AFDler oder „letzter Überlebender“ (siehe „I am Legend“, Resident Evel). Diese Dogmatiker sind ausser mit Zwang nicht zur Impfung zu bewegen.
  • Ich weiß es gibt auch „Vulnerable Gruppen“, aber die überwiegende Zahl der zu erwartenden Corona Toden wird sich aus der Gruppe der Ungeimpften speisen.
  • Viele der Ungeimpften werden (hoffentlich bald und ohne schwere Folgen) Genesene sein.

Soweit könnte man sich zurücklehnen und sagen ist deren Problem.
Damit würden wir aber alle die, die sich im Gesundheitssystem um Coronapatienten kümmern im Stich lassen.
Eine Zwickmühle für die ich keine Lösung habe.

PS.
könnte man nicht von, z.B. einem Ex Richter vom Bundesverfassungsgericht, eine Expertise bekommen wir ein Gesetz zur „Impfpflicht“ aussehen könnte dass es Bestand hat?

In der letzten Lage hat sich @vieuxrenard (ohne den O-Ton zu zitieren) sich soweit dazu geäußert, dass es ja grundsätzlich um eine Abwägung der Verhältnismäßigkeit geht, zwischen dem körperliche Eingriff und der Impfung und dem daraus resultieren Nutzen für die Gesellschaft.
Wenn man sich dann die Grafik die @David gepostet hat anschaut, deckt sich das halt mit den realen Zahlen und daraus resultierend die immer stärker ausgelasteten Intensivbetten.
Wielers Prognosen verheißen beileibe nichts gutes.

Selbst wenn man jetzt ein paar Prozent ungeimpfter mit finanziellen Anreizen umstimmt, bis das Anläuft stehen mindestens schon die heiligen 3 Könige vor der Haustür.
Meine ganz persönliche Prognose, für alle weichen Mittel um die Impfquote zu steigern, geht uns die Zeit aus.

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Da eine Impfpflicht eben mit Grundrechtseinschränkungen verbunden ist halte ich das für garnicht sooooo einfach umzusetzen. Könnte mir vorstellen, dass das schnell vom Verfassungsgericht wieder kassiert wird.
Einfach mal Werbeanzeigen zu schalten oder dergleichen, müsste dagegen sogar ohne Bundestagsbeschluss möglich sein.

Dessen bin ich mir sicher…

Da geht es ja auch nicht um Haltung, sondern oft um Bequemlichkeit. Ich würde mich auch zu der oben genannten Gruppe zählen. Und 50 Euro wäre da schon ein Anreiz. Mit Blutspenden habe ich auch erst angefangen, als ich erfahren habe, dass es dafür Kohle gibt (und das ist deutlich unbequemer als eine Impfung).

Das könnte man umgehen indem kommuniziert: „Wir haben jetzt 100 Millionen für Impfprämien, wenn die alle sind, gibt’s nix mehr“
Außerdem: Eine Prämie wäre EINE Möglichkeit. Es gibt hundert andere. Eine Lotterie z.B.: Zweifach geimpft, zweifache Chance. So wäre das auch für die bereits Geimpften attraktiv.

Das ist eine Ein-Personen-Statistik. Bei mir sind es weniger Hardcore-Schwurbler, sondern Leute die Zweifel haben, oder unentschlossen sind, dazu dann noch wenig Zeit…

Das Problem:

  • Es kostet uns eine Menge Geld
  • Die besagten vulnerablen Gruppen haben dann die A-Karte gezogen (und sie müssen geschützt werden, auch wenn es eine Minderheit darstellt)
  • Die Intensivstationen werden trotzdem überlaufen und Leute mit anderen Problemen werden da zum Opfer

Ich sehe da jetzt ehrlich gesagt keine Zwickmühle…
a) Positive Anreize setzen
b) Restriktionen erhöhen (2G+)
c) wenn das alles nicht funktioniert: Impfpflicht

Man muss nur mal mit irgendwas anfangen… Momentan habe ich das Gefühl, dass die Politik in Schockstarre ist: „Oooopsie, der Herbst kommt, die Inzidenzen steigen. Wie konnte denn das passieren? Das konnte ja niemand wissen…“ :see_no_evil: :hear_no_evil: :speak_no_evil:

Wenn ich hier so mitlese, frage ich mich, ob beim Thema „Impfpflicht“ eigentlich alle vom selben sprechen. Ich habe den Eindruck, einige meinen eine Pflicht nur für bestimmte Gruppen (Pflegeberufe, Lehrer, usw.), einige wollen nur die vierte Welle brechen (geht sich sowieso nicht mehr aus) und andere meinen eine allgemeine dauerhafte Impfpflicht für alles was die STIKO so empfiehlt.

Speziell für Covid-19 fürchte ich, ist es zu spät. Bevor sich die neue Regierung dazu zusammensetzt, alle Konsequenzen bedacht, alle Voraussetzungen geschaffen und und der unvermeidliche Gang zum Bundesverfassungsgericht durch ist, dauert es einfach zu lange. Und nur ein bisschen Symbolpolitik wird das Virus nicht beeindrucken.

Daher wäre es tatsächlich überlegenswert, die Diskussion mal auf die Frage zu lenken, welche Ausprägung von Impfpflicht wir eigentlich jenseits von Covid-19 wollen. Und ich frage mich, ob nicht vielleicht der ein oder andere dann auch anders diskutieren würde - sowohl in die eine wie auch die andere Richtung.

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Und wer will das kontrollieren? Wir sehen doch schon bei den Geschwindigkeitsbeschränkungen dass es ohne dauerhafte Kontrolle nicht funktioniert.
Wie ich bei einem anderen Corona Thema schon geschrieben habe kontrolliert niemand die Personalien zum Impfnachweis. Den Gewerbetreibenden den schwarzen Peter zu zuschieben damit die sich mit den Schwurblern rumärgern können sehe ich nicht als Zielführend.

Mal so ganz nebenbei, selbst wenn wir morgen alle Zweifler zum Impfen bringen sollten dauert es bis nach Weihnachten bis die Impfung voll wirkt. Tut mir leid, aber ich sehe keine Lösung wie wir „die Welle brechen sollen“.

Einfache Antwort: Jeder!
Zur Kasse gebeten werden primär die Einrichtungen. Wenn ich also sehe, dass im Restaurant nicht kontrolliert wird, melde ich das, und das Restaurant zahlt eine empfindliche Strafe.

Auch eine Impfpflicht bringt übrigens nur etwas, wenn sie auch kontrolliert und durchgesetzt werden kann.

Ist natürlich alles aufwändig, daher ja auch mein Vorschlag, Alternativen parat zu haben…

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Was man bei einer Impfpflicht auch bedenken sollte:
Da gibt es dann keine Steigerung mehr (vielleicht noch Zwangsimpfungen :stuck_out_tongue_winking_eye:).
Damit hat man dann das letzte Pulver verschossen!

Wenn das nicht funktioniert => A-Karte!

Wenn wir erstmal über Alternativen nachdenken und die Anreize erhöhen, können wir die Impfpflicht immer noch als Plan B aus der Tasche holen, falls das nicht funktioniert.

Alles recht und schön, wenn das im Sommer so angegangen wäre würde ich zustimmen.
Aber wo stehen wir gerade? Haben wir noch die Zeit auch den letzten Impfmuffel zur Impfung zu kitzeln?

Deshalb auch meine Resignation wir haben diesen Winter keine Möglichkeit mehr, ausser mit Lockdown, den Karren zum stoppen zu bringen.

Wie sich schon gezeigt hat ist die Gewaltbereitschaft bei den Impfgegnern recht weit verbreitet. Die Kontrolle der 2G Maßnahmen alleine den Gewerbetreibenden zuzuschieben und sie dieser Gewalt auszusetzen finde ich nicht zweckmäßig, denn das würde Polizei oder Sicherheitsdienste vor fast jeder Türe bedeuten.
Wenn ich merke, dass ich nicht richtig kontrolliert werde ist mir das Risiko zu groß und ich gehe wieder.

Psychologie funktioniert auch im Winter!
Positive Anreize werden erfolgreicher sein, als eine Pflicht!

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Hier übrigens eine schöne Ausführung von Linus zu dem Thema positive Anreize:

(ab Zeitindex 1:07 geht es mit dem Corona-Thema los)

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Erst mal danke für den Link. Ich habe mir die ganze Folge angehört und verstehe jetzt besser was du ausdrücken wolltest.
Was mir neu war ist die „Reaktanz“ auf den Umgang mit den verschiedenen Maßnahmen und die Konsequenzen die sich daraus ergeben.
Leider hat sich mein Pessimismus was den Erfolg von Steuerungseffekten auf den Fortgang der Pandemie verstärkt.

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Das hatte ich gestern auch gehört und muss sagen, er hat Recht. Er schmeißt jedenfalls nicht direkt alle Werte über Bord, ohne nicht alles ausprobiert zu haben. Und soweit ich das beurteilen kann, wäre da noch einiges möglich (gewesen).

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Sehr traurig, dass die normative Kraft des Faktischen diese Diskussion fürs Erste irrelevant macht: Pflicht hin oder her, man kann sich momentan ja eh kaum impfen lassen.