Hallo Lage-Forum,
ich wollte an dieser Stelle auf ein Thema aufmerksam machen, welches zu wenig beleuchtet wird aber für eine „erfolgreiche“ Energiewende zwingend erforderlich ist.
Es geht um den Teil der Treibhausgase, welche im Zusammenhang mit der Wärmeerzeugung (Heizung und Warmwasser) im Bereich der Immobilen-Wirtschaft ausgestoßen werden. Hierbei handelt es sich zwar nur um einen Teil der Gesamtemissionen aber um einen ganz erheblichen Teil!
Ich zitiere hier einmal vom Bundesumweltamt (Energieverbrauch für fossile und erneuerbare Wärme | Umweltbundesamt)
Wärmeverbrauch und -erzeugung nach Sektoren
Der Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte verursacht gut die Hälfte des gesamten Endenergieverbrauchs (EEV), wobei Wärme und Kälte für unterschiedliche Anwendungsbereiche benötigt werden. Allein die Raumwärme und die Prozesswärme haben sektorübergreifend Anteile von knapp 30 % bzw. gut 20 % am EEV. Mit großem Abstand folgen die Anwendungsbereiche Warmwasser und Kälteerzeugung (siehe Abb. „Anteil des Wärmeverbrauchs am Endenergieverbrauch 2008 und 2017“).
In den privaten Haushalten werden über 90 % der Endenergie für Wärmeanwendungen verbraucht.
Fakt ist also, dass eine der wichtigsten und entschiedensten Baustellen für die Energiewende der Bereich „Wärme“ insbesondere die Sparte „Wärme für private Haushalte“ ist.
Da ich mich mit diesem Thema sowohl im Studium als auch im Job seit Jahren zu tun habe, sehe ich hier leider ständig die gewaltige Kluft zwischen dem was getan wird und dem was getan werden müsste!
Ich möchte nicht bestreiten, dass es hier Fortschritte gibt aber selbst diese „Fortschritte“ reichen nicht ansatzweise aus um das Ziel (erreichen von Klimaneutralität bis 2050) erreichen zu können. Schlimmer noch es werden noch immer im großen Stiel Entscheidungen getroffen, welche ein Erreichen des Zieles auch zukünftig erschweren werden.
Neue Bauprojekte
Im Bereich der Neuerrichtung von Wohn- und Gewerbeimmobilen werden heute erheblich andere Anforderungen an die Gesamteffizienz gesetzt als in der Vergangenheit (also ein Fortschritt) aber auch ein Einhalten der Anforderungen reicht nicht aus um diese heute errichteten Gebäude Klimaneutral beheizen zu können. Da die heute errichteten Gebäude aber alle erheblich länger als bis 2050 genutzt werden sollen, reicht es für das Erreichen der Ziele nicht aus. Eine technische Umrüstung der Gebäudetechnik zu einem späteren Zeitpunkt ist zwar möglich aber wirtschaftlich nicht sinnvoll und würde in wenigen Fällen die gleiche Gesamteffizienz erreichen, im Vergleich zur Variante direkt „richtig“ zu bauen. Für die Bauträger, welche z.B ein Neubaugebiet errichten ist es das Ziel mit möglichst wenig Investition die bestehenden Mindestanforderungen zu erfüllen. Beim Verkauf der Häuser wird natürlich nicht darauf hingewiesen, dass die verbaute Technik nicht geeignet ist die Anforderungen, welche in Zukunft gestellt werden müssten, zu erfüllen.
Bestandimmobilen
Im Bereich der Bestandsimmobilen besteht ebenfalls sehr häufig ein Interessenkonflikt für die entscheidende Instanz (Hauseigentümer/Vermieter). Um möglichst früh möglichst viele Emissionen zu vermeiden, wäre es sinnvoll möglichst früh bestehende Anlagen, welche mit fossilen Energieträgern heizen, umzurüsten auf Wärmeerzeuger, welche mit erneuerbaren Energien Arbeiten.
Die erforderlichen Investitionen (z.B. für eine neue Wärmeerzeugungsanlage, Gebäudedämmung) müssten vom Eigentümer erbracht werden, der Nutzen (z.B. weniger Heizenergieverbrauch) kommt aber den Mietern zu Gute (da die Mieter für die Heizkosten aufkommen). An dieser Stelle nutzt eine CO² Steuer sehr wenig, da diese die Mieter belastet aber nicht den Eigentümer.
Da ich genau in dieser Branche arbeite sehe ich regelmäßig dass das Interesse der Eigentümer (auch verständlich) darin besteht möglichst wenig zu investieren (Gewinnmaximierungsgrundsatz) dies gilt insbesondere für die großen Immobilen Gesellschaften.
Zur Zeit werden noch täglich sehr viele Entscheidungen getroffen, welche nicht vereinbar sind mit den Ziel der Energiewende und schlimmer noch welche zukünftig die Energiewende noch erschweren.
Daher bin ich der Meinung es muss etwas dem Interessenkonflikten der „Entscheider“ (Eigentümer & Bauträger) entgegengestellt werden.
Ich würde mich über Feedback freuen und fände es super, wenn diesem sehr wichtigen Thema mehr Aufmerksamkeit zukommen würde (wie bei den Sektoren Strom & Verkehr [keine Frage auch wichtig aber nicht so entscheidend wie der Sektor Wärme]).
LG
JanausHassel