Der Punkt das Kommunen die Kommunale Wärmeplanung verschleppen können ist definitiv ein Punkt der realistisch klingt, jedoch:
Die Kommunen sind verpflichtet bis zu einem (nach Einwohner Anzahl entsprechend) Zeitpunkt einen Plan vorzulegen. Gleichzeitig läuft gerade noch eine Förderung für diese Planung, welche vermutlich bald enden könnte. Es ist also aus Kostengründen für die Kommune besser schnell zu handeln.
→ bedeutet aber nicht unbedingt das alles es tuen…
Die kommunale Wärmeplanung ist definitv richtig. Die größte Herrausforderung für ländliche Gebiete mit einer EW Zahl > 25000 wird aber die Finanzierung von Vorhaben.
Die Stadtwerke werden das nicht leisten können, weil diese schon oft mit der elektrischen Infrastruktur überfordert sind. Bei meinen Eltern haben sich nun große Teile der Eigentümer PV Anlagen auf die Dächer installiert. Da die Gebäude fast alle große Dachflächen haben, sind häufig 12kWp verbaut worden.
Seit April 23 haben die Stadtwerke ein Baustopp erlassen, weil die Netze dafür nicht ausgelegt sind. Schön wer davor schon die PV Anlage hatte, schlecht für die die nun installieren wollen.
Der Stadtrat hat errechnen lassen, dass wenn 70% der Dachflächen mit PV ausgerüstet sind der Jahresstrombedarf komplett gedeckt ist. Dafür muss das Netz aber massiv ausgebaut werden.
Nun sollen die Stadtwerke auch die Wärmeplanung durchführen, wobei Fernwärme Geothermie in Kombination mit 3 Windkraftanlagen, wohl sehr gut passen würde.
Nun das ABER: Es besteht noch gar kein Fernwärmenetz. Das Gasnetz im ganzen Stadtgebiet ist 2008 neu erreichtet worden, um Ölheizungen zu reduzieren (mit Erfolg).
D.h. die Stadtwerke müssen das Gasnetz abschreiben, ein Fernwärmenetz bauen und dazu noch die elektrischen Netze ausbauen.
Die Finanzierungsfrage müsste nun einmal geklärt werden, weil die Stadtwerke oder die Stadt können das niemals tragen, weil auch der Stadt Haushalt nicht grade gut aussieht.
Zusammengefasst: technisch kein Problem, der Bürger muss nicht in WP Technologie investieren (Dämmen sollte man trotzdem) und der Bürger profitiert von der eigenen PV Anlage.
Wirtschaftlich ein Desaster für die Stadtwerke und die Stadt, dazu werden die Bürger unzufrieden sein.
Darum, so glaube ich, wird es zu Verschleppungen in der Umsetzung kommen.
Meiner Erfahrung nach sind im vergangenen Jahr gerade bei Stadtwerken viele Windfall-Profite der Preisturbulenzen am Strom- und Gasmarkt angefallen. Mir ist ein Beispiel bekannt (mittelkleine Großstadt), wo die Stadtwerke im letzten Jahr unerwartete 50 Millionen € Gewinn (!) eingefahren haben. Auch RWE, welches über komplizierte Eigentümerstrukturen mit vielen Stadtwerken in NRW verbandelt ist, zahlt dieses Jahr ca. 660 Mio € Dividende. Für die Stadt Dortmund, die 4% der RWE-Aktien hält, bedeutet das z.B. 24 Mio €. Das ist fast ein wenig, wie Biontech in Mainz, nur, dass das in ganz vielen Städten passiert. Dass man davon nicht drei PlanerInnen einstellen kann, um einen Fernwärmeplan zu erstellen, glaube ich nicht.
Von daher denke ich nicht, dass eine Planung am Geld scheitern wird. Sollte auf kommunaler Ebene kein politischer Wille da sein, so kann ich mir vorstellen, dass die zuständige Aufsichtsbehörde (ich weiß nicht, ob das auf Bundes- oder Landesebene sein wird) dann eben feststellt, dass der Wärmeplan der Kommune darin besteht, kein Fernwärmenetz zu planen, woraus sich die entsprechenden Pflichten für BürgerInnen ergeben. Ob die WählerInnen das so cool finden, sei dahingestellt.
Die Tatsache, dass private Investoren profitable Wärmenetze in durchaus kleineren Kommunen, Stadtteilen und Siedlungen errichten, spricht gegen diese These.
Also wer hat das denn bitte geplant, und nicht damals bereits auf Fernwärme gesetzt? (Die technologieoffenere Variante, denn man hätte ja zur Not erstmal ein Gaskraftwerk anschließen können, und müsste dann jetzt nur das durch Geothermie ersetzen.)
Typischer Fall von falsch gewählt, würde ich sagen. Fällt mir schwer da jetzt zu sagen, da müsse dann der Bund oder das Land einspringen.
Hier möchte ich auf das Funknetz und den Glasfaserausbau verweisen. Ja, in manchen Gemeinden und Städten ist es für private Unternehmen sehr profitabel. In vielen Gemeinden und Städten aber nicht. Darum haben wir genau diese Löcher in der Netzabdeckung und beim Glasfaser ausbau.
Aus damaliger Sicht war der Plan sehr gut. Gas war günstig und Umweltfreundlicher als Öl.
Ein Fernwärmenetz ist wesentlich aufwendiger zu betreiben und zu unterhalten und ein Gaskraftwerk ist ebenfalls eine große Investition. Geothermie war damals einfach noch nicht soweit und kaum wirtschaftlich darstellbar.
Ich möchte hier auch nochmal an die Regierung Merkel erinnern, die über 16 Jahre Gasheizungen propagiert hat.
Darum finde ich den Vorwurf nicht korrekt, falsch geplant zu haben. Aus damaliger Sicht hat das schon Sinn ergeben.
Selbst Merkel hat Erdgas immer als „Brückentechnologie“ bezeichnet. Und da muss man dann eben bei einer Investition den geplanten Lebenszyklus betrachten, und da ist ein komplettes Infrastrukturnetz deutlich länger anzusetzen als eine einzelne Heizung. Im Grunde haben die Entscheider damals das gemacht, was Leute heute machen, die sich noch schnell eine neue Gastherme einbauen. Kurzfristig ein paar Euro sparen und später dicke Backen machen.
Wie gesagt, ich finde die Kritik etwas zu gewagt. Welche Alternativen hatte man damals, Öl oder Gas.
Alle anderen Technologien waren noch nicht ansatzweise soweit, um wirtschaftlich zu sein (ausser GUD).
Und die Brückentechnologie von Merkel wurde erst 2011 von ihr genannt. Zuvor hieß es Atomkraft und Gas.
Berücksichtigt man noch den Grundpreis von ~500€/Jahr (relativ konstant über den angegeben Zeitraum) ergibt sich bei unserem Verbrauch für 2023 ein Preis von ~20,7 Cent pro kWh.
Aufgrund der Gaspreisbremse von 9,5Cent zahl ich dieses Jahr so wenig wie noch nie seit 2018!
Anfrage bei der Verbraucherzentrale hat ergeben, dass die Preisgestaltung nicht beanstandet werden kann.
Sind die Fern/Nahwärmenetze immer Monopole? Bei Gas bzw. Strom gibt es wenigstens einen Markt und ich kann den Anbieter wechseln. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen halte ich von einem weiteren Ausbau von Fernwärme nicht viel. Wie ist eure Erfahrung?
P.S. Gleiches Thema haben wir auch beim Internet Anschluss. Ein Anbieter hält das Monopol für die letzte Meile Glasfaser (ok jammern auf hohem Niveau). Leitung ist so instabil, dass arbeiten im Home-Office so gut wie nicht möglich ist. Alternativ ist Kupferleitung mit 16Mbit. Auch hier wieder ein tolles Monopol dem ich ausgeliefert bin.
Fernwärme ist eigentlich ein ziemlich tolles und auch ziemlich billiges Produkt, sofern es Prozessabwärme ist die genutzt wird.
Jetzt kommt halt dazu, dass jetzt jemand der gar keine Prozessabwärme hat, auch Fernwärme betreiben will/soll/kann/muss und dann wird es halt teuer.
Und wie bei allem was Netzgebunden ist, ist das Netz das Monopol.
Von daher ist es zwar richtig gedacht, dass man die kommunale Wärmeplanung mit berücksichtigen sollte, aber jetzt zwingend in Richtung Fernwärme zu gehen ist auch falsch.
Ist halt wieder mal komplex und „die eine Lösung“ gibt es nicht.
Genau, die Planung kann ja auch ergeben: Fernwärme in unserem Dorf lohnt dicht nicht. Oder nur im Ortskern oder zu sehr hohen Preisen. —> Also jeder braucht früher oder später eine Wärmepumpe und wir investieren das Geld in den Stromnetzausbau
Guter Beitrag.
Nun kommen wir zum wirklichen Problem der Wärmeplanung.
Aus Sicht des Eigenheimbesitzes: Fernwärme ist super und darf auch ruhig etwas mehr Kosten, weil es spart mir das Investment in WP, Dämmung und Heizkörper. Ein Wärmetauscher für 2000 € reicht als Investment.
Aus der Sicht der Gemeinde: Fernwärmenetz ist sehr teuer als Investment und die Prozesswärme ist nicht absicherbar. Darum Stromnetz ausbauen und Bürger sollen WP anschließen. Investment viel günstiger und EE können auch mit eingespeist werden.
Wer entscheidet jetzt worein investiert wird? Bürgerentscheid?
Man kann zusätzlich Solarthermiefelder und Saisonspeicher aufbauen, wenn man meint, die Prozesswärme wäre irgendwann zu teuer oder gar nicht mehr vorhanden.
Gemeinden mit vernünftiger Wärmeinfrastruktur sind bzgl. der Ansiedlung von Unternehmen und Menschen sehr interessant.
Gerade das mit der Prozess(ab-)wärme wird manchen Gemeinden auf die Füße fallen. In Karlsruhe werden 3/4 von einer Mineralöl-Raffinerie und einem Kohlekraftwerk geliefert, das sind definitiv/hoffentlich Auslaufmodelle.