Hebammen in der Corona Pandemie

Hallo liebes Lage der Nation Team,
Mein Themen Vorschlag betrifft eine wichtige und schon sehr alte Berufsgruppe. Wie im Titel schon ersichtlich geht es um die Hebammen. Ich weiss nicht ob es euch schon mal zu getragen wurde, und ob es relevant genug ist um besprochen zu werden, trotzdem finde ich es total schockierend und schreibe es euch deshalb.
Heute war meine Hebamme bei mir, eine wirklich gute Seele und erzählt mir das sie für die Geburtsvorbereitung, für die sie letztes Jahr regelmäßig mindestens 4 mal zu mir nach Hause gekommen ist, um mich als Erstgebärende gut auf das kommende vorzubereiten, das die Krankenkassen sich weigern ihr die Stunden zu bezahlen, aber nicht nur meine Krankenkasse, sondern alle Krankenkassen aller Frauen, die sie in einem Geburtstvorbereitungskurs betreut habe. Das heißt sie erhält tatsächlich keine Vergütung. Das ist doch unvorstellbar, oder?
Ich fragte sie, ob sie denn, so wie viele Hebammen solche online Kurse abhalten wird, da erzählt sie mir, daß sie das sicher nicht tun wird, da die Plattformen was den Datenschutz anginge fragwürdig seien und sie als Hebamme dazu verpflichtet sei alle Kursunterlagen bis zu 30 Jahre aufzubewahren.
Ich weiss nicht. Aber es wird mir wieder bewusst wie schlecht es Berufsgruppen geht die keine Lobby haben. Hebammen und gerade auch die freien Hebammen machen einen solch wichtigen Job, diese Ungerechtigkeit kann ich kaum nachvollziehen.
Ich habe jetzt keinen link oder ähnliches für euch, aber ich könnte mir vorstellen das meine Hebamme durchaus Interesse an einem Interview hätte um die Situation einmal besser darzustellen.

Mit freundlichen Grüßen
Nina K.

Dazu eine Frage: war es jetzt eine Schwangerschaftsvorsorge oder ein Geburtsvorbereitungskurs? Die Hebammen aus meinem Umfeld haben offenbar keine Schwierigkeiten, ihre Vorsorgetermine bei den Krankenkassen abzurechnen. Da ich selbst gerade mittendrin bin und mit vielen Schwangeren vernetzt bin, wäre ich überrascht, wenn es da großflächig keine Vergütung gäbe - so etwas spricht sich zumindest in der „Szene“ normalerweise schnell rum.

Es war ein Geburtstvorbereitungskurs, diesen hat sie sich sogar über ein Rezept von meinem Gynäkologen bescheinigen lassen, aber die Krankenkasse hat es nicht akzeptiert.
Das ist das was ich dazu sagen kann.

Meine Frau arbeitet als Hebamme und befindet sich an der Schwelle zur Selbstständigkeit - sie ist glücklicherweise noch in einem Krankenhaus angestellt, für die Freiberuflichkeit ist die derzeitige Lage aber eine Katastrophe.

Letztes Jahr konnte sie noch einen Geburtsvorbereitungskurs mit 5 Paaren abhalten. Das Krankenhaus hat den Raum nicht zur Verfügung gestellt, wie es sonst üblich war. Sie musste in eine örtliche Turnhalle ausweichen. Üblicherweise sind die Kurse mit 9 Elternpaaren voll besetzt. Es sind vier Paare kurzfristig abgesprungen. Das bedeutete damals natürlich einfach erstmal eine „Umsatzeinbusse“.

Dieses Jahr ist eine Durchführung in der Gruppe faktisch illegal und musste somit abgesagt werden. Da ihr die Geburtshilfe tatsächlich sehr am Herzen liegt, macht sie nun Privatkurse für zwei Paare. Die Veranstaltung war ausgebucht.

Meine Frau erhält also (ohne dass zusätzlicher Aufwand übernommen wird) von den betroffenen Paaren nun die Hälfte der Kursgebühr (ist ja auch deutlich weniger Zeitaufwand) sowie keine Unterstützung bei Arbeitsmitteln. Sie bekommt also für grösseren Zeitaufwand bei zwei Paaren eine normale Kursgebühr. Ob die Kasse für diesen Kurs aufkommt, ist ebenfalls noch ungewiss.

Was aber klar ist, ist, dass momentan werdende Eltern - zumindest hier im Aargau - kaum ideal betreut werden. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es für mich gewesen wäre, hätte ich 0 Infos gehabt. Ich sitze zwar an der Quelle, dennoch ist Vater werden halt eine Sache, bei der man sich manchmal etwas unsicher fühlt. Bei Müttern stelle ich mir das noch schlimmer vor. Was macht man mit solchen Situationen?

Ich kenne die Situation in Deutschland nicht konkret. Vermutlich werden die Hebammen nicht zusätzlich entschädigt zum Schutz vor dem Virus und zusätzliche Aufwendungen.

Also ich beispielsweise mache einen privat bezahlten online Geburtsvorbereitungskurs. Ich weiß nicht, inwieweit Onlinekurse von den Kassen übernommen werden.

Die Hebammenvorsorge funktioniert ansonsten bei mir auch wie sonst, nur eben mit Mundschutz. Schlimm finde ich allerdings, dass gerade unter den aktuellen Bedingungen, die Ärzte es einem nicht leichter machen, die Vorsorgeuntersuchungen von der Hebamme machen zu lassen. So ist man entgegen aller Schutzmaßnahmen, die man als Schwangere und damit Risikogruppenmitglied gerne treffen möchte, genötigt alle vier bzw. zwei Wochen in volle Arztpraxen zu marschieren, obwohl vieles auch durch die Hebamme zu Hause gemacht/untersucht werden könnte. Ist nicht bei allen Frauenärzten/-innen so, kommt aber häufiger vor.