Hausarzt bzw. Hausärztin impft nicht (mehr)

Eine Freundin wollte für ihre Mutter einen Termin für die Boosterimpfung bei deren Hausärztin ausmachen und hat dann erfahren, dass die Hausärztin keine Corona-Impfungen mehr anbietet. (Die Mutter hat ihre ersten zwei Impfungen im Impfzentrum erhalten, das im September geschlossen wurde.) Ich bin etwas baff, dass eine Ärztin mit Kassensitz einfach beschließen kann, bei der Impfkampagne nicht mitzumachen. Bei Diabetes oder Lungenentzündung kann sie ja auch nicht sagen, dass sie die Behandlung nicht anbietet. Ist Impfen keine Pflichtleistung?
Mich verblüfft das besonders, weil insbesondere ja Ärztevertreter immer wieder darauf hingewiesen haben, dass die Impfzentrum zu teuer und überflüssig sind und die niedergelassenen Ärzte bzw. Ärztinnen die Impfungen sehr gut leisten können.

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Liebe Gutemine, ich möchte versuchen, dir eine Antwort auf deine Fragen zu geben.

Impfen ist tatsächlich keine Pflichtleistung. Der Arztberuf ist ein freier Beruf, prinzipiell auch mit Kassensitz. Er untersteht daher eben gerade nicht der direkten staatlichen „Befehlsgewalt“, sondern wird über die Selbstverwaltung (Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigungen, etc.) reguliert. Verpflichtend ist lediglich die Behandlung von akuter Erkrankung/Notfällen - und in diese Kategorie fällt eine Impfung nicht. Ja, man könnte theoretisch von Seiten der kassenärztlichen Vereinigung eine „Mindestimpfsprechstunde“ vorgeben - müsste dafür aber ziemlich sicher andere Mindestsprechstundenzeiten einschränken. Weil aber viele Hausarztpraxen aufgrund des immer größer werdenden Hausärtzinnenmangels ohnehin schon massiv überlastet sind, würde das im Prinzip zu nichts führen. Viele Hausärztinnen arbeiten auch heute schon jeden Tag von 8-20 oder gar 21 Uhr, mit maximal 30 Minuten Pause zwischendurch, nur um „ihre“ Patient*innen zu versorgen. Da ist dann schlicht möglicherweise keine Luft mehr für Impfungen, die einen großen logistischen und personellen Aufwand benötigen.

Ja, das verblüfft mich in der Tat auch - allerdings hat mich seit jeher die Aussage verblüfft, dass die niedergelassenen Ärztinnen das besser können würden als die Impfzentren. Aber die Aussagen von gewissen Vertretern der Ärzteschaft verstehe ich ohnehin schon länger nicht mehr. Sicher, niedergelassene Ärztinnen können einen großen Teil zur Impfkampagne beitragen - aber aus meiner Sicht nicht allein, sondern in Ergänzung zu Impfzentren.

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Ich bin auf dieses Thema gestoßen, weil es in meinem privaten Umfeld jemanden gibt, der sich „aus spirituellen Gründen“ und Angst vor Spätfolgen nicht impfen lassen will. Gewichtigstes Argument ist aber, dass sein Hausarzt ihm eindringlich von einer Impfung abgeraten hat, weil er selbst Vorbehalte gegenüber Impfungen im Allgemeinen, den Risiken der Covid-Impfung und deren Vertuschumg durch das System hat.
Ich bin schockiert darüber, dass praktizierende, niedergelassene Ärzte einfach so diesen Unsinn verbreiten und den Corona-Skeptikern eine professionelle Rechtfertigung geben können - ohne dass jemand eingreift.
(Bisher hatte ich den Eindruck, das wären nur einzelne Wichtigtuer, die aus dem Ruhestand, der Wissenschaft oder anderer Tätigkeiten heraus agieren würden, nicht aber tatsächlich praktizieren)

Ich weiß, dass Arzt ein freier Beruf ist, aber das kann man doch nicht einfach so laufen lassen, wenn die sich entgegen aller Erkenntnisse ihre eigene Realität stricken und Patienten, die ihnen vertrauen vom Impfen abhalten und dadurch deren Gesundheit und die der Allgemeinheit gefährden!
Gibt es keine Möglichkeit, dass zB die kassenärztliche Vereinigung da einschreitet und für Aufklärung sorgt?