Aus der „Alles gesagt?“-Folge mit Philip und Ulf habe ich erfahren, dass viele Schwierigkeiten haben, die Beiträge von Philip und Ulf auseinanderzuhalten. Hier die m.E. markantesten Unterscheidungsmerkmale:
Ulfs Stimme ist im Schnitt etwas höher, nasaler, er hat ein etwas schnelleres Sprechtempo, seine Tonhöhe ist variabler, modulierter, die Prosodie dynamischer – die Sprache wirkt etwas tänzelnd. Seine Artikulation ist trotz des tendenziell hohen Sprechtempos meist sehr präzise; besonders fällt das im Vergleich mit Philip bei den Zischlauten auf.
Philips Stimme ist etwas tiefer, er hat keinen vollständigen Stimmlippenverschluss (ganz leicht hauchige Stimme); v.a. im Verlauf der Sätze wird sein Sprechtempo bisweilen etwas langsamer. Hervorhebungen geschehen eher durch Verlangsamung des Sprechtempos als durch Tonhöhe oder Lautstärkenakzent.
Abweichungen gegenüber der hochdeutschen Aussprache hört man bei Philip v.a. bei der Artikulation des langen ä als e: „Qualitet“, „spet“ usw.
Die Lautfolge (-)er(-) klingt bei Philip oftmals wie ein (-)a(-): „Beda“ (Bäder), „Vafassung“ (Verfassung), „sonnan“ (sondern), „annan“ (anderen) usw.
Natürlich sind das Tendenzen; gerade was das Sprechtempo oder die Stimmlage betrifft, können weitere Faktoren reinspielen (Emotionalität in Abhängigkeit vom Inhalt, rhethorische Mittel, Erkältung etc.).
Sehr gut beobachtet, sehr fachkundig, interessant. Ich dachte immer, dass ich die beiden gut auseinanderhalten kann. Aber es wird sicher schwieriger, wenn sie nicht wie gewohnt zu Zweit sprechen, sondern in anderen Umgebungen mit anderen Leuten. Ist mir aufgefallen im „Politikpodcastgipfel“ des DLF (mit Ulf, Nadine Lindner, Sabine Am Orde, Robin Alexander, Peter Dausend, Stefan Detjen), da musste bei den ersten Worten immer hinhören um sicher sagen zu können, dass es Ulfs Stimme und Redeweise ist - obwohl alle anderen Stimmen durchaus markant sich unterscheiden. (Ulf wie gewohnt souverän übrigens.) Man fühlt sich fast als Angehöriger von Ulf und Philipp, wenn sie mal anderswo auftreten, und man ist irgendwie stolz, wenn sie, wie bisher immer, sich gut und top-professionell schlagen.
Ich konnte die beiden irgendwie auch nicht immer auseinanderhalten, obwohl ich seit Herbst 2017 dabei bin.
Irgendwann in diesem Jahr war Ulf aber alleine in einem Interview bei Phoenix im Fernsehen, und seitdem ich mein Hirn nur auf eine der beiden Stimmen eichen konnte und vor allem noch das Gesicht dazu kennengelernt habe, ist das Auseinanderhalten der beiden Stimmen kein Problem mehr für mich.
Interessante Analyse und Hinweise. Auch spannend wie unterschiedlich Hirne funktionieren: für mich waren beide Stimmen sehr unterschiedlich und ich musste vor Jahren nur lernen welcher Name zu welcher Stimme gehört.
Ist bei mir ähnlich. Ulf ist ja sehr oft in anderen Podcasts zu hören, teilweise als normaler Gast, oft aber auch als Experte (z.B. mit der Einordnung von „From the River to the Sea“ oder ähnlichen Rechtsfragen). Von Philip hingegen höre Ich selten etwas außerhalb der Lage. Insofern fiel mir die Unterscheidung immer recht leicht.
Ja, wir nehmen unterschiedlich wahr; es ist z.B. schon lange bekannt, dass Menschen Gesichter optisch unterschiedlich einteilen, daher gehen auch Aussagen über Ähnlichkeiten oft auseinander. Dies gilt auch für akustische Reize, was nicht überrascht, aber auch aus meiner Sicht spannend ist: Offenbar ist es evolutionär von Vorteil für die Spezies (oder jedenfalls nicht nachteilig genug, um abgeschafft zu werden), dass es diese Abweichungen gibt. Und was machen wir Menschen (oft genug), wenn wir feststellen, dass jemand anders eine andere Wahrnehmung hat? Wir streiten uns darüber, wer recht hat, und schaffen damit unlösbare Nebenkriegsschauplätze, die uns daran hindern, Wichtiges und prinzipiell Lösbares in Angriff zu nehmen.