Liebes Lage-Team,
in einer der letzten Folgen der Lage der Nation (LdN237) habt Ihr am Ende den Vorschlag diskutiert, eine „Spezial-Lage“ mit ausschließlich guten erfundenen Nachrichten zu erstellen. Das fußte auf der Wahrnehmung, dass die meisten in der Lage besprochenen Nachrichten in dieser Woche nicht gut waren.
Alternativ oder ergänzend schlage ich vor, dass Ihr jede Woche eine „gute Nachricht“ teilt, die wichtig ist, es aber normalerweise nicht in die öffentliche Wahrnehmung schafft.
Dieser Vorschlag beruht im Wesentlichen auf dem Buch „Factfulness“ von Hans Rosling – siehe neben diesem Buch auch die Website https://www.gapminder.org/ und den englischsprachen TED-Talk vom Autor The best stats you've ever seen | Hans Rosling - YouTube (der ist zwar schon etwas älter, die Aussagen dürften aber weiterhin gültig sein).
Die grundsätzliche Aussage hiervon ist: Im Großen und Ganzen wird die Welt besser. Die meisten Menschen haben aber ein falsches Bild von der Entwicklung – auch wegen der Art und Weise, wie die Medien funktionieren: Zum Beispiel wird normalerweise nicht darüber berichtet, dass die weltweite Kindersterblichkeit in einem Jahr um 1% zurückgegangen ist – aber wenn das über einige Dekaden geschieht (was im Großen und Ganzen der Fall ist), dann führt das insgesamt zu einer deutlich sinkenden Kindersterblichkeit. Diese Beobachtung lässt sich an Hand von sehr vielen Parametern feststellen (beispielsweise Lebenserwartung, Alphabetisierungsquote und viele mehr). Da es sich hierbei um stete, aber langsame Entwicklungen handelt, schaffen es diese Statistiken selten in die öffentliche Wahrnehmung.
Vielleicht ist die ausführliche „Lage der Nation“ ja ein Ort, um auch auf solche Entwicklungen aufmerksam zu machen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich halte es für wichtig und richtig, über schlechte Nachrichten und Missstände zu berichten, und bestärke Euch darin, das auch weiterhin zu tun. Gleichzeitig finde ich es aber auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass es für die Lage in der Welt ganz viele objektive Parameter gibt, die sich im Großen und Ganzen verbessern. So auch eine Kernaussage des Buches: Die Welt ist „bad and better“ – die Lage ist objektiv besser als vor einigen Jahrzehnten. Gleichzeitig ist die Lage aber nicht gut, und es gibt immer Missstände, die man verbessern kann.
Das als eine Anregung, um neben den vielen Missständen, über die berichtet werden muss, vielleicht auch ein wenig mehr über langfristige positive Entwicklungen zu berichten, die es selten in die öffentliche Wahrnehmung schaffen.
Beste Grüße
Simon