"Grüne" Windenergie

Hallo zusammen,

ich wollte diesen Beitrag schon zu einer vorherigen Floge der LdN geschrieben haben, und nachdem heute wieder das Stichwort Windenergie fiel, wollte ich dazu ergänzend noch einen Biologischen Aspekt liefern - insbesondere dazu, dass der Bau von Windrädern mittlerweile meist an der Baugenehmigung scheitert.

Windenergie hat häufig den Ruf, besonders „grün“ und umweltverträglich zu sein, doch das ist nur in Teilen richtig. Tatsächlich ist es so, dass Windräder eine enorm hohe Gefahr für Greifvögel und Fledermäuse darstellen, dabei allen voran für Mäusebussard und Rotmilan. Es mag zunächst trivial erscheinen, denn eine zufällige Kollision eines Greifvogels mit einem einzelnen Windrad in der Landschaft scheint recht unwahrscheinlich. Tatsächlich ist es jedoch so, dass eben genau solche Kollisionen mit Windrädern beim Rotmilan beispielsweise mittlerweile als die häufigste Todesursache gelten.

Ich nehme hier absichtlich das Beispiel des Rotmilans heran. Der Rotmilan kommt weltweit ausschließlich in Europa vor mit einem deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland. Deutlicher gesagt, mehr als die Hälfte aller weltweit vorkommenden Rotmilane sind in Deutschland heimisch. Wir tragen also eine enorme Verantwortung hinsichtlich der weltweiten Erhaltung dieser Art.

Bezogen auf den Ausbau der Windenergie kommt es hier zu einem deutlichen Konflikt: Tatsächlich konnte eine direkte Verknüpfung zwischen steigenden Todesraten der Art und zunehmender Windrad-Dichte festgestellt werden. Dass Windrad-Unfälle mittlerweile als die häufigste Todesursache für Rotmilane gelten, ist alarmierend. Eine wissenschaftliche Studie ergab, dass bereits im Jahr 2012 Kollisionsunfälle des Rotmilans mit Windrädern ein Ausmaß erreichten, dass „an der Grenze zur Beeinträchtigung der Population“ liegt.

Nun ist es leider auch so, dass wir auf „grüne“ Energie angewiesen sein werden und natürlich dringend den Ausbau dieser grünen Energien fördern sollten. Der Frust, dass der Bau von Windrädern, die auf den ersten Blick als sehr unproblematisch erscheinen, zunehmend erschwert wird, ist sehr gut verständlich. Die Baugenehmigungen werden vermutlich auch nicht jedes Mal durch einen Rotmilan oder Mäusebussard verhindert, sondern auch durch andere Interessen. Trotzalledem ist es enorm wichtig, den Artenschutz bei der Betrachtung der Baugenehmigungen nicht zu vergessen, denn das ist oft ein Punkt, der vielen nicht bewusst ist.

Für den Rotmilan-Windradbau-Konflikt gibt es bereits ein paar Lösungsansätze: Zum einen sollten Mindestabstände zu Nestern und Flugkorridoren eingehalten werden. Problematisch ist dabei, dass Rotmilane nicht zwingend standorttreu sind, also nicht in jedem Jahr zum gleichen Nest zurückkehren. Wird der Bau also in einem Jahr verhindert, kann er in einem anderen Jahr, in dem der Rotmilan an einem anderen Ort brütet, genehmigt werden. Es ergibt sich also, dass die Landschaft auf diese Weise doch nach und nach mit Windrädern gefüllt werden kann, wenn man nur ein Jahr abwartet, in dem der Vogel nicht zu seinem Nest zurückkehrt.
Ein anderer, recht innovativer Ansatz ist, Windräder mit einer Art Vogel-Früherkennungssystem auszustatten, woraufhin das Windrad stark abbremst, wenn ein Vogel im Anflug ist. Diese Technik ist tatsächlich sehr vielversprechend und sehr gut erprobt, allerdings auch sehr kostspielig und es ist nun aus wirtschaftlicher Perspektive fraglich, ob und wieweit sie Verwendung finden wird.

Dies also zur Ergänzung bezüglich des Frusts über die Verlangsamung des Windrad-Baus. Es ist sehr wichtig, dieses Thema nicht in schwarz und weiß zu betrachten. Der Bau von Windrädern mag also gut für unsere Klimabilanz sein, hat allerdings fatale Auswirkungen auf Greifvögel und Fledermäuse. Und wie bereits erwähnt, gilt die besondere Sorge der Biologen dem Rotmilan, der seinen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland hat und dessen weltweite Bestände davon abhängen, wie sich die Lage in Deutschland entwickelt.

Wen das Thema weiter interessiert, hier ein paar Links zu informativen Quellen, darunter ein Buch, das eine Sammlung von wissenschaftlichen Studien beinhaltet, die Auswirkungen von Windenergie auch auf andere Arten als den Rotmilan betrachten:

https://www.rotmilan.org/windenergie/

https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-319-51272-3?page=1#toc
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-51272-3_1

Ergänzend noch ein Link zur Früherkennungssoftware von BirdVision. Wichtig: Das soll keine Werbung sein, aber auf der Seite ist die Funktionsweise einer solchen Deep-Learning Software sehr schön erklärt.
https://birdvision.org/technik

Viele Grüße,
Kathrin

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Ein weiteres Thema sind Windräder im Wald.

Wenn Windräder im Wald aufgestellt werden, müssen dafür Bäume gefällt werden. Bäume, die sonst CO2 in Sauerstoff umgewandelt hätten. Außerdem muss Waldboden verdichtet werden.

Wald hat zahlreiche Funktionen: er dient zahlreichen Tieren und Pflanzen als Lebensraum. Von zahlreichen Würmern, Käfern, Bienen, Insekten, Pilzen und sonstigen Mikroorganismen im Waldboden über Vögel bis hin zu Wild und Eichhörnchen. Er ist also wichtig für die Biodiversität.

Darüber hinaus dient der Wald Menschen als Naherholungsgebiet: er lädt ein zum Spazieren, Wandern oder Joggen. Oder einfach zum Hinsetzen und Verweilen, zum ausruhen und Energie laden.

Wald ist unsere grüne Lunge: er wandelt CO2 in Sauerstoff um. Darüber hinaus speichert Waldboden CO2 ab.

Und desto mehr Windräder gebaut werden, desto mehr konkurrieren sie mit anderen Möglichkeiten der Landnutzung. Mit Wiesen und eben mit Wäldern. Mit Naturschutzgebieten. Sie werden immer näher an Wohngebiete rücken müssen. Und sie werden auch in Gebieten gebaut werden müssen, die nicht ideal für die Wundkraftnutzung sind.

Wenn die Windkraft ausgebaut werden soll, sollten wir auch darüber diskutieren.

Hallo Dadi!

Letztlich wächst das nach. ein Windrad braucht äußerst wenig Platz im Wald und selbst die Bauschäden wachsen innerhalb weniger Jahre wieder zu.

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Ein Windrad benötigt ca 1,5 Hektar, es müssen ca 50 Bäume gefällt werden. Bis diese nachgewachsen sind, dauert es Jahrzehnte.

Wo haben Sie diese Zahlen her?

Das Hessischem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung werden im Schntt 0,3 Hektar Wald benötigt.
dazu kommen noch etwa 0,35 bis 0,45 Hektar für Zufahrtswege und Lager. Also höchstens 0,75 Hektar.

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Für die Energieversorgung verbleiben nach der Abkehr von fossilen Brennstoffen (die ohnehin endlich sind - auch ohne „Grüne“ ist in ein paar Generationen Schicht im Schacht) noch zwei wesentliche Energiequellen: Windkraft und Photovoltaik. Biomasse und Wasserkraft sind lediglich schmückendes Beiwerk.

Es scheint also wir müssen uns entscheiden: zwischen dem Wohl des Rotmilans und dem Weiterbestehenden der Zivilisation.

Müssen wir an dieser Stelle weiter diskutieren?

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Wie schon oben geschrieben - die guten Plätze (A-Lage) dürften mittlerweile besetzt sein. Wenn mehr Windräder gebaut werden, kommen nun die weniger gut geeigneten Plätze (B-Lage oder C-Lage). Dadurch verschlechtert sich auch das Verhältnis Nutzen - Aufwand.

Diese 1,5 Hektar und 50 Bäume (alte Buchen) beziehen sich auf ein konkretes Windrad, dass momentan gebaut wird. Es sind also keine Durchschnittszahlen. Es handelt sich übrigens um ein „Schwachwindgebiet“.

Dieses Windrad ist der Grund, warum ich mich näher mit der Materie beschäftigt habe. Vorher war ich Befürworterin von Windkraft (da ökologisch, umweltschonend, besser als Strom aus Atomkraft & Kohle etc). Mittlerweile sehe ich vieles kritischer. Nicht das Konzept der Windenergie - das ich nach wie vor für sinnvoll h1alte. Wenn die restlichen Faktoren passen (abhängig vor allem von dem Ort, wo das Windrad gebaut - z. B. was war vorher dort? Windstärke?)

Problematisch sehe ich die Art und Weise, wie sie hier in Deutschland umgesetzt wird. Was auch viel mit der Finanzierung, mit Subventionen und der EEG-Umlage zu tun hat (für Grundstücke wird plötzlich ein vielfaches an Pacht gezahlt). Und mit den Akteuren - die die gleichen sind wie die Betreiber von AKWs. Und ähnliche Strategien anwenden - nur leicht umgewandelt, damit sie besser zu Energie aus Windrädern passen.

Okay, danke für die Erläuterung. Das macht es verständlicher. :slight_smile:

Klar. Es ist was anderes, wenn 50 alte Buchen gefällt werden, als wenn - wie bei uns in der Nähe - eins in einem Nutzwald aufgestellt wird. Die Kritik daran kann ich verstehen.

Dazu muss man sagen: Das Gebiet war am Rand von drei verschiedenen Gemeinden - und wurde genau deshalb ausgewählt. Also nicht wegen der besonderen Eignung füŕ Windenergie sondern wegen der geographisch-politischen Lage. Man versprach sich in jeder einzelnen Gemeinde weniger Widerstand. Die Rechnung ist nicht ganz aufgegangen - zwei der drei Gemeinden haben aufgrund der Argumente (ökologische wie Arten-, Wald- und Wasserschutz, aber auch juristische und ökonomische wie Haftung und Kosten des Rückbaus) sich gegen das Projekt sprich: einen Pachtvertrag entschieden.

Eine Gemeinde hat daran festgehalten. Ein Hauptgrund: die hohen Pachteinnahmen entlasten den Gemeindehaushalt. Für das erste Wundrad wurde nun wie schon geschrieben 50 alte Buchen gefällt. Etwa 1,5 Hektar Waldboden wurde verdichtet. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Naturschutzgebiet und es gibt auch geschütze Tierarten dort (Fledermäuse, Rotmilan). Das alles spielte bei der Entscheidung leider keine Rolle.

Daher haben mich die Geschehnisse rund um die Diskussion und Genehmigung etwas desillusioniert in Bezug auf erneuerbare Energien.

Unbedingt muss an dieser Stelle diskutiert werden. Der Rotmilan diente, wie schon erwähnt, nur als ein besonders prägnantes Beispiel, weitere Auswirkungen auf die Umwelt sind in den Links näher nachzulesen.

Es ist unumstritten, dass Windenergie von enormer Bedeutung für die unsere nachhaltige Energieversorgung der Zukunft ist. Das bringt uns in genau den von Dir angesprochenen Konflikt.

Es ist daher umso wichtiger, an genau dieser Stelle an Lösungsansätzen zu arbeiten. Zwei Beispiele dafür sind oben schon genannt und ich hoffe, dass in dieser Richtung in Zukunft weiter gedacht, geforscht und umgesetzt wird. Auf diese Weise ist es wichtig, darauf hin zu arbeiten, dass Windenergie und Artenerhalt sich in Zukunft eben nicht zwangsläufig ausschließen müssen, wie es aktuell noch großteils der Fall ist.

Vogelschlag bei Windrädern ist selbstverständlich ein Thema, das man ernst nehmen muss.

Ich möchte nur ganz kurz das Thema in ein Verhältnis rücken, weil mich das langsam echt ärgert.

  1. Wir reden von jährlich bis zu 100000 Vögeln die durch Windkraft sterben. (In Deutschland)
  1. Der Nabu spricht von Millionen gerissenen vögeln jährlich durch Hauskatzen. Anscheinend Sind Hauskatzen beispielsweise in Belgien für schätzungsweise 25 % der toten Vögel verantwortlich.

Katzen und Vögel | BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera.

Natürlich jagen Katzen selten Milane, die Zahlen sind doch aber irgendwie trotzdem alarmierend.

Diverse Hersteller versuchen zudem bereits durch Luftverwirbelungen, Kamera- und KI Systeme und künstlich zusätzliche Geräusche zum Schutz der Vögel zu erzeugen.

Die Windenergie hat ihre Probleme. Diese muss man ernst nehmen und an den Schwächen arbeiten.

Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir einfach unbegrenzt Energie ohne ein Opfer kriegen. Alle Energieträger haben ihre Nachteile. Es obliegt jetzt unserer Gesellschaft darüber zu sprechen, welche Nachteile gangbar sind.

Mal ehrlich, was ist denn die alternative? Kernkraft? Solarenergie?

Wir brauchen eine Mischung und die erreichen wir nur, wenn wir uns realistisch und ernsthaft mit dem Abwägen beschäftigen.

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Ganz meine Meinung, es sollte gut abgewogen werden und die neuen Ansätze weiterverfolgt und vor allem auch angwandt und bei schon bestehenden Windräder nachgerüstet werden.

Zum Thema Vogelschutz gibt es insgesamt natürlich so einiges zu sagen und Windkrafträder sind selbstredent nicht das einzige Problem. Prädatoren (Katzen), intensive Landwirtschaft (Nahrungsverlust durch Insektensterben, Lebensraumverlust) und einige weitere Faktoren spielen eine erhebliche Rolle.

In diesem Beitrag wollte ich mich nur ganz gezielt auf das Windrad-Problem beziehen, da es in einem Beitrag der LdN bereits um erneuerbare Energien ging und eben die Verlangsamung des Ausbaus der Windenergie bemängelt wurde. Dabei wird meist wirtschaftlich und politisch argumentiert und die Perspektive des Natur- und Artenschutzes außer Acht gelassen, obwohl die Auswirkungen sich bereits an der Grenze zur Beeinträchtigungen von (endemischen) Populationen einer vom IUCN als „near threatened species“ eingestuften Vogelart befinden, die ihren Verbreitungsschwerpunkt hier bei uns hat, ergo, wir hoch verantwortlich für das Fortbestehen dieser Art sind.

Wie aber auch schon bereits richtig gesagt, betreffen die Auswirkungen natürlich nicht nur den hier beispielhaft aufgeführten Rotmilan, sondern auch andere Arten/Wälder/Naturschutzgebiete/geschützte Arten. Und wie auch von Dir richtig aufgeführt, sind Windräder nicht das einzige und nicht das größte Übel für die meisten Vogelarten.

Trotzalledem und gerade auch weil dieser Aspekt beim Ausbau von Windenergie - wie von @Dadi beispielhaft erwähnt - kaum Beachtung in der tatsächlichen Umsetzung findet, finde ich es umso wichtiger, ihn hier noch einmal genauer ins Licht gerückt zu haben, da es für einige Arten doch auch ein durchaus sehr ernst zu nehmendes Problem darstellt (wie auch in Deinem Link von Volker Quaschning gesagt wird).

Wie Du schon richtig sagstest, Windenergie hat sein für und wieder und es muss dringend an einer naturverträglichen Umsetzung gearbeitet werden, damit wir unsere Ziele bezüglich des Klimawandels als auch unsere Ziele bezüglich des Naturschutzes gleichermaßen und in einem asugewogenen Verhältnis anstreben und erreichen können.

Liebe Grüße,
Kathrin

Wie wäre es mit „weniger Energie verbrauchen“? Energie, die wir nicht verbrauchen, müssen wir auch nicht produzieren.

Statt Windräder so massiv zu subventionieren, wäre es auch möglich, das Sparen von Energie zu subventionieren: zum einen Forschung in diesem Gebiet und zum anderen Passiv-Häuser, Home-Office, Energiesparende Haushaltsgeräte, kostenlose Energieberatung durch Verbraucherzentralen usw.

Das Einsparen von Energie wird nach meiner Meinung derzeit viel zu wenig diskutiert. Da wäre sich noch einiges möglich.

Vielen Dank für die Antwort, die für mich einiges wieder etwas aufklärt. Ich möchte gerne trotzdem nochmal auf einige Punkte eingehen.

Wir können doch eine Frage wie die Stromerzeugung eben nicht isoliert betrachten… Ich möchte nicht wissen, wie viele Eidechsen, Vögel, Insekten und sonstige Tiere wir an den Kohletagbau verloren haben. Ganz zu schweigen von den Fischen, die im erhitzten Kühlwasser von AKWs ihr Leben lassen.

Wenn wir eben Abwägen, kommen wir schnell in die Situation, in der wir verschiedene Argumente gegenüber legen können. Es ist sicher so, dass mehr Windkraftanlagen auch für höhere Opferzahlen unter den Vögeln führt. Selbstverständlich. Aber damit stellt sich ja umso mehr die Frage nach der Alternative. Wir benötigen Strom, weil unsere Gesellschaft einfach unfassbar energiehungrig ist. Der muss nunmal produziert werden.

Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: Wir nehmen erneuerbare oder konventionelle Energieträger. Beide haben Vor- und Nachteile. Was überwiegt in einer ganzheitlichen Betrachtung? Und da ist der Konsens in weiten Teilen der Bevölkerung, dass Vogelschlag durch Windkraftanlagen das deutlich geringere Übel zu einem weiteren Ausbau der fossilen oder gar nuklearen Energieträgern ist.

Das findet ja genau Betrachtung, insbesondere auch über die Hersteller von Windkraftanlagen, die teure Kameras und KI-Technik einbauen und damit den Vogelschlag um sagenhafte 82% reduzieren konnten. Weitere technische Errungenschaften stehen noch aus. Zudem dürfen ja Windkraftanlagen nicht in bestehenden Artenschutzzonen errichtet werden.

Ja, das ist richtig, aber es findet ja eben genau schon statt. Im Sinne des Naturschutzes ist aber der Ausbau der erneuerbaren ja genau eine positive Sache, wenn man die Klimaerhitzung als Argument dazuzieht. Unsere Wälder verändern sich, wir haben regelmässig Dürren, Flussbetter trocknen aus. Das sind doch auch alles artenschutztechnische und naturschutzrelevante Themen, auf die sich die Windkraft als solches eben auch auswirkt.

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Das ist richtig. Wie stellen Sie sich das in der Praxis vor? Einfach mal aufhören Strom zu verbrauchen und dann?

Energieeinsparungen sind ja grundsätzlich sehr wünschenswert, nur werden diese in diversen Bereichen bereits subventioniert (bspw. Heizungen) und sie lösen ja am Problem der Grundlast nichts. Deutschland hat die Energiewende beschlossen und dazu gehört eben auch der Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie. Wenn Sie also morgen 20% weniger Energie verbrauchen würden, müssten Sie aktuell immer noch zubauen, um die Grundlast zu stemmen.

Bei der Debatte geht aber vergessen, dass alles, was momentan unabhängig vom Stromnetz verbraucht wird (bspw. Benzin) noch gar nicht in der Rechnung der Strommenge inbegriffen ist. Das bedeutet, wenn wir Arten- und Umweltschutz möchten, müssen wir zumindest einen Teil an Ölheizungen, fossile Treibstoffe für Flugzeuge, Autos, Motorräder und Schiffe durch Elektrizität oder eine andere Alternative ersetzen. Es wird also eine höhere Menge an Strom benötigt, für die fossile Energieträger wegfallen. Dieser Strom - oder allgemeiner diese Energie - muss ja auch irgendwo herkommen.

Das sehe ich auch so und ich würde mir tatsächlich wünschen, dass vermehrt in Energieeinsparung investiert würde.

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Die Windenergie hat nach meiner Meinung drei große Knackpunkte:

  • der Flächenverbrauch - die Fläche ist begrenzt und daraus ergibt sich, dass Windräder in Konkurrenz zu anderen Nutzungsmöglichketen stehen: Wohnbebauung, Industrie, Handel, Parkplätze. landwirtschaftlich genutzte Flächen, Wälder etc - in der ersten Zeit wurden Windräder vor allem auf Wiesen gebaut, häufig in Entfernung zu Wohngebieten. Es werden immer mehr Windräder in Wäldern gebaut und die Abstände zu Wohngebieten verringern sich nun. An Bayern, wo die 10H-Regelung gilt (Abstand zwischen Wohngebiet und Windrad muss mindestens die 10fache Höhe des Windrades betragen - Beispiel: 200 m hohes Windrad ergibt 2000 Meter Abstand), wird die Forderung gerichtet diese Regel abzuschaffen, da sie faktisch den Ausbau der Windenergie verhindert.

Also: die Diskussionen, was an welcher Stelle sein soll müssen geführt werden. Bislang wird diese Konkurrenz-Situation nur verhalten geführt. Je mehr Windräder gebaut werden, desto stärker wird sie ins Bewusstsein der Bevölkerung dringen.

  • die schlichte Tatsache, dass nur dann Energie erzeugt wird, wenn genügend Wind da ist - verbunden mit dem Problem der Energiespeicherung - in den letzten Jahren wurde zu wenig über die Speicherung von Energie geforscht. Nach meiner Kenntnis ist das Problem noch nicht gelöst.

  • die mangelnde Akzeptanz der Bevölkerung, die wahrscheinlich noch zunehmen wird - nach meiner Schätzung überproportional zum Ausbau
    Schon heute stellen Widersprüche & Klagen einen wesentlichen Grund für Verzögerungen beim Ausbau der Windkraft dar.
    Auch wenn die Bundesregierung nun diesen Weg erschweren will, ist ein Ausbau gegen den Widerstand der Bevölkerung für mich schwer vorstellbar.

Viele Probleme werden sich lösen lassen. Trotzdem ist Windkraft für mich nicht mehr die Energiequelle der Zukunft.

Was für Strategien meinst du?

Z B die Art der Kommunikation - bei der ersten Vorstellung der Pläne waren die Informationen mindestens missverständlich, wenn nicht sogar bewusst manipulierend (wenn auch nicht falsch).

Oder: die Gemeinderäte wurden mit Zuckerbrot (sehr hohe Pachten für die Gemeinde) und Peitsche (Schadensersatzdrohungen an die Gemeinde wenn sie im Gemeinderat „falsch“ abstimmen). Die Verträge waren so gestaltet, dass die Kosten für den Rückbau der Windräder und des Fundaments sowie andere zu Lasten des Eigentümers (= Gemeinde) gegangen wären. Darüberhinaus waren die Verträge sehr missverständlich formuliert. Der Anwalt, der für die Verhandlungen für die Gemeinde zuständig war, wurde vom Windpark-Projektierer bezahlt. Die kritischen Formulierungen wurden von einem Juristen entdeckt, der sich die Verträge ehrenamtlich in seiner Freizeit angeschaut hat und dann den Gemeinderäten erklärt hat, was sie da unterschreiben wollen - was einer der Bürgermeister in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung vermeiden wollte.

Also über das tatsächliche Ausmaß und die Risiken des Projektes sollten sowohl Bürger als auch Gemeinderäte schlecht informiert werden, damit die Zustimmung/Genehmigungen ohne Widerstand erfolgen können.

Es gab Demonstrationen, die von den Bürgermeistern erschwert wurden (zunächst sollte die Polizei gerufen werden, da angeblich illegal. Dann wurden bei Genehmigungen möglichst viele Hürden aufgebaut).

Der Projektierer trägt den Namen eines großen und bekannten Energiekonzerns, der auch AKWs betreibt. Allerdings ist es nicht die AG, sondern eine GmbH mit wenig Eigenkapital, die eigens zum Betrieb des Windparks gegründet wurde - wahrscheinlich um das Renommee der finanzstarken AG zu nutzen, tatsächlich aber die Haftung zu minimieren.

Und noch einiges mehr, wovon man ausgehen kann was aber nicht beweisbar ist.

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Was heißt das konkret? Wenn es möglich ist, die Vögel von den Windrädern fernzuhalten, na klar. Sollte man machen.

Die Versorgung mit Windkraft und Photovoltaik ist aber keine Wünsch-dir-was-Veranstaltung. Eher muss man es mit der Existenz eines Jägers und Sammlers vergleichen, der auch mal eine Made oder Heuschrecke verputzen muss, um am Ende des Tages auf seine zum Weiterleben notwendigen Kalorien zu kommen.

Sprich: es gibt nicht einen für Windkraft geeigneten Standort, auf den zu verzichten wir uns einfach so leisten könnten. Punkt.

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Ich schreibe ja bereits in meinem Kommentar, auf den Sie sich beziehen, dass es letztlich nicht möglich ist die perfekte Stromerzeugung zu haben. Wir müssen nur abwägen, welche negativen Konsequenzen am wenigsten negativ sind.

Richtig. Die Diskussionen um die korrekte Platzierung muss geführt werden. Wird sie ja aber auch. Ein Bauort für ein Windkraftwerk ist von diversen Faktoren abhängig. Platzierung, Untergrund, Eigentum, Akzeptanz und so weiter und so fort. Dadurch wird ja die Umsetzung bereits limitiert.

Zur Kritik an der 10 H Regel:

Von Anfang an stieß diese Regelung auf viel Kritik. In einer vorhergehenden Anhörung im Bayerischen Landtag lehnten 11 von 12 Expert/inn/en den Gesetzentwurf ab. Grüne protestierten ebenso wie die SPD, die Freien Wähler und der Bundesverband Windenergie. In Bayern sind Anlagen mit Höhen um die 200 m üblich; damit beträgt der Mindestabstand zur Wohnbebauung rund 2 km. Das würde, so die Kritiker/innen, die Fläche, auf der neue Windanlagen technisch sinnvoll und rechtlich möglich sind, auf weniger als 0,05% der Landesfläche reduzieren. Der weitere Ausbau der Windenergie in Bayern werde damit weitgehend gestoppt.

Quelle: 10H-Regelung – KommunalWiki

Ich weiss gar nicht, ob ich wirklich darauf eingehen soll, aber: Auf einem freien Feld einen Parkplatz zu bauen ist doch nicht sinnvoll. Genauso wenig wie in einer freien Fläche mal eben ein Industriequartier hochzuziehen. Es ist ja nicht so, dass sich ständig jemand fragt, wo er gerade einen Parkplatz oder eine neue Fabrikhalle in die Flur stellen soll. Für Landwirte spielt die Grundfläche eines Windrades allerdings eine untergeordnete Rolle. Er hätte zwar einen gewissen Ernteausfall, aber unter dem Windrad wächst ja dennoch Getreide. Die Ertragsrückgänge in der Ernte kann er dafür mit Stromeinnahmen oder Einsparungen durch Nutzung des eigenen Stroms wieder einsparen. Ich verstehe das Argument der Flächennutzung daher nicht. Insbesondere, wenn man das wieder damit vergleicht, dass wir ganze Dörfer wegbaggern, damit wir mit viel zu hohen Kosten Kohle aus dem Boden ziehen können. Das ist doch einfach ein ganz anderer Massstab. Und direkt neben einem Kohlekraftwerk will/kann doch auch niemand wohnen. Das Einzugsgebiet ist da vermutlich grösser als bei einem Windpark.

Es gibt ja ohnehin einzuhaltende Mindestabstände (und das auch zu recht). Die Frage ist, ob man das wirklich so regeln muss, dass nur noch 0.05% der Landesfläche überhaupt möglich wären. Logischerweise kämpfen die Bürger dann - meiner Meinung nach zu recht - dafür, dass sie ihre Bürgerkraftwerke bauen können. Das kommt ihnen ja auch zu gute.

Wie bitte? Wir stehen genau am Wendepunkt, was das Zusammenspiel diverser Technologien angeht und haben in den letzten 10 Jahren eine massive Verbesserung in der Energiespeicherung erlebt. Tesla arbeitet längstens an Powerwalls, die den überschüssigen Strom aus Solarenergie (oder ggf. Windkraft) direkt bei sich im Eigenheim speichern kann. Damit können die ausgedienten Akkus von Elektrofahrzeugen verwendet werden, um in Häusern als Stromspeicher zu dienen.

Nach einem Life-Cycle von rund 30 Jahren würden die Batterien rezykliert und - nach Angabe von VW - sogar sehr effizient. In den letzten Jahren hat sich die Energiedichte in Akkus unfassbar erhöht und im Eigenheim kommt es nicht drauf an, den Strom schnell rein und wieder herausfliessen zu lassen wie beim Elektroauto.

Zudem gibt es vielleicht ein grundsätzliches Missverständnis. Ich sage nicht, dass Windkraft DIE Energiequelle ist, die gibt es nämlich meines Erachtens nicht. Wir müssen sinnvoll verschiedene Konzepte verbinden, wenn wir wirklich eine Energiewende hinbekommen möchten. Damit will ich vor Allem sagen, dass ich Windkraft nicht in Schutz nehmen möchte oder die Schwächen negiere. Damit möchte ich aber sagen, dass wir die Vorteile der Windkraft eben auch benötigen für unseren Energiehunger.

Peaks in der Energieerzeugung kann man nutzen, um Pumpspeicherkraftwerke aufzufüllen (leider nur begrenzt möglich in DE), Wasserstoff zu erzeugen, Energiespeicher zu füllen und so weiter. Und im Notfall kann man immer noch fossile Energiequellen anzapfen, diese hat man aber dann auf ein Minimum für Schwankungen reduziert.

Die mangelnde Akzeptanz haben wir doch aber überall, wenn wir mal realistisch sind. Keiner sagt: Yay, Kohlekraft. Niemand will ein AKW oder ein Atommüll-Endlager. Trotzdem muss das zeug ja irgendwo hin. Der Punkt ist, dass diese Debatten halt einfach früher nicht so da waren, weil es halt kaum eine Alternative gab. Jede Energiegewinnung ist schmutzig, das heisst aber nicht, dass wir jetzt einfach so weitermachen können.

Das Problem an den Klagen und den Widersprüchen ist meiner Meinung nach, dass sich jeder weigert, die Trasse oder ein Kraftwerk in Sichtweite zu haben, jeder ab den billo-Strom nutzen will. Ist doch klar, dass das nicht funktioniert. Ich sehe jedoch immer mehr, dass die Menschen eben gerade kleine „Bürgerkraftwerke“ möchten oder halt auf dem Dach Solarenergie generieren wollen. Es gibt durchaus Anreize und Mehrheiten für eine Windkraftanlage. Wenn Anwohner direkt von einer Anlage partizipieren können (indem sie beispielsweise günstiger Ökostrom beziehen können oder den Strom verkaufen) hat doch jeder gewonnen. Es gibt aber halt auch immer den einen Nachbarn, der sich dagegenstellt, weil dann sein Grundstück weniger Wert hat.

Der Punkt ist, wenn in einem Dorf 100 Leute ein Kraftwerk wollen (oder neutral gegenüber der Anlage sind) und der eine Haushalt Einsprache erhebt, wird das abgeklärt. Das zieht natürlich alles in die Länge. Ich finde die Aussage etwas hart, weil ich der Meinung bin, dass es nicht zwingend eine Widerstands-Mehrheit ist, sondern in der Tendenz eine Mehrheit neutral-positiv eingestellt ist.

Ich glaube nicht an „die Energiequelle der Zukunft“ und Windkraft ist dies ebenfalls nicht. Windkraft ist aber - zum heutigen Stand - eine gute Alternative zu fossilen Energieträgern. Sie gehört damit genauso zu den nächsten Lösungsschritten, wie Solar- und Wasserkraft. Es gibt keine perfekte Lösung, es gibt nur eine Annäherung.

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