Green Deal in Gefahr

Diese Woche steht der Green Deal auf der Kippe. Klimaziel, Verbrenneraus und CO2 Bepreisung.

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EU Green Deal: Grüne Wende auf der Kippe - energiezukunft.

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Warum ein Aufweichen des Emissionshandels brandgefährlich ist

Wenn man an den Markt, den man eingeführt hat, selbst nicht mehr glaubt.

Solle man in den nächsten Monaten im Blick behalten, was darauf konkret wird. Wenn neue Zertifikate ausgegeben werden, werden diese wieder einkassiert und wenn ja wann? Wird dies als einmal Mechanismus oder Dauerinstrument gehandhabt?

Hintergrund ist der Druck mehrerer Mitgliedsstaaten, die befürchten, dass sich ab 2027 Tanken und Heizen deutlich verteuern könnten. Die Kommission erwägt nun, zusätzliche Emissionszertifikate auszugeben – was kurzfristig Preise senken, langfristig jedoch die Lenkungswirkung des Systems gefährden würde. […]Doch trotz dieser Chancen will die EU-Kommission laut Medienberichten „Preisüberraschungen“ vermeiden und den Start des ETS2 abmildern.

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Philipp (oder ist es Ulf?) würde sagen: surprise, surprise.
Man macht genau das was immer gefordert wird: langfristige Ankündigung (ETS2 kommt), keine detaillierten Vorgaben oder Verbote, sondern lässt die Industrie entscheiden wie sie das Ziel (CO2 Reduktion) umsetzt. „Die Industrie braucht klare Vorgaben und Leitplanken“ hört man immer.

Aber dann, oh Schreck, wenn das Vorhaben beginnt zu wirken verändert sich was. Dann will man es doch wieder kassieren und alles soll beim Alten bleiben.
Wer sich adaptiert und Geld investiert ist am Ende der Dumme, während man die „Faulen“ belohnt.
So schafft man ein zutiefst feindliches Umfeld für Investitionen.

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Herr Blume und ich haben etwas gemeinsam: wir sehen nicht den einzelnen, sondern die Politik in der Verantwortung wenn es um Klimaschutz geht.
Allerdings unterscheidet uns auch etwas:
während ich eine Partei wähle, die das umsetzen möchte und öffentlich klimafeindliche Politik kritisiere, wirbt Blume dafür, dass Politik klimafreundliche Gesetze einkassiert. Vielleicht sollte man das Verfahren Landwirt gegen VW noch mal neu aufrollen.

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Nicht überraschend, aber fatal.

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Ich glaube, wir haben ein Erkenntnisproblem. Natürlich erkennen Klimatologen und Biologen die Gefahr, für viele Nichtexperten sind 2 oder 3 Grad nur abstrakte Zahlen, die mit nichts Konkretem verknüpft sind, scheinbar weit weg. So nach dem Motto: “Vielleicht wird es mal mehr Starkregenereignisse geben, aber das bringt uns auch nicht ab. Passen wir uns halt an. Und vom Anstieg des Meeresspiegel bekommt man ja nicht so viel mit. Was reden die Politiker? Und mein Arbeitsplatz ist mir sowieso wichtiger.”

Das Erkenntnisproblem betrifft wahrscheinlich auch der Sunk-Cost-Fallacy.

Das halte ich für eine Ausrede. Jeder sieht die ersten Ausläufer, spätestens das Ahrtal hat es allen vor Augen geführt. Während der Ampel-Regierung ist der Bevölkerung aber klar geworden, dass es das nicht umsonst gibt und da hat die Bevölkerung dann einfach dicht gemacht. Die Regierung ist hier in der Pflicht, zu transportieren, dass sie Sorge trägt, jeden in die Verantwortung zu nehmen, dann wird es dafür auch mehr Akzeptanz geben.
Ansonsten werden zum 21. November zum 30. Mal die wichtigsten Menschen dieses Planeten um die Welt jetten, um über das Klima zu reden. Die COP30 in Belem steht an. Da wird die Lage das Thema bestimmt aufgreifen.

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Das bezweifel ich. Persönlich bin ich für deutlich mehr Umwelt- und Klimaschutz, aber die damit verbundenen Kosten wird kaum jemand tragen wollen. Der Grund ist recht simpel: einfaches Argument dagegen ist, dass die individuelle Einschränkung in Deutschland global kaum Wirkung haben wird. Somit trägt man die Kosten, wird aber ziemlich sicher keine Verbesserung dadurch erleben.

Natürlich schwierige Situation, weil so niemand wirklich in die bessere Richtung geht, aber ich sehe leider keinen Weg, wie man die Mehrheit der Menschen dabei mitnehmen kann, wenn der persönliche Verzicht mehr als die berüchtigte Kugel Eis ist.

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Dann lässt man es. Klimaschutz muss man wollen, so wie vegane Ernährung, Rad statt Auto fahren oder Urlaub ohne Flugzeug. (ich verstehe auch nicht dass Leute ein Jahr lang trainieren, um dann einen Halbmarathon zu laufen, aber es gibt nicht wenige, die das reizvoll finden.) Wenn man das gern macht, zieht man es auch durch. Und je mehr es gerne machen, desto größer wird der Druck auf die Politik. Und je mehr Länder es gerne machen, desto größer wird der Druck weltweit. Es gibt bereits klimaneutrale Staaten. Und die lassen sich auch nicht mehr gefallen, dass andere bremsen.
Auch wenn da sich starke Lobbyinteressen entgegen stellen.

→ Klimaschutz lohnt sich sogar, wenn niemand mitmacht.

Ich denke, neben Unwillen, kindischem Trotz und Verlustangst dürften ökonomische Wissenslücken und Mythen ein wichtiger Grund dafür sein, dass die Politiker:innen keinen Bock auf Klimaschutz haben.

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Das ist auch ein Ausweichargument. Dann müssten nur China und die USA was tun. Wer kauft die Waren aus China? usw. Genau dafür, dass nicht nur Deutschland was tut gibt es das EU und weltweite Klimaabkommen. Und genau dafür braucht es gesetzliche Vorgaben, damit Klimaschutz nicht auf Freiwilligkeit und Verzicht weniger hofft, sondern gleichberechtigt für alle gilt.

Mitnehmen könnte man die Leute, wenn man endlich ein Klimageld einführen würde, was klimafreundliches Verhalten belohnt anstatt die Einnahmen aus der CO2 Besteuerung für die Senkung der Strompreise pauschal für alle Landwirtschaftsbetriebe durchzuwinken als Wahlgeschenkt.

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Erstmal trägst du so oder so Kosten: Entweder die Kosten der CO2-Reduktion und der Anpassung an den Klimawandel, oder die Kosten der Erderwärmung. Katastrophen wie die im Ahrtal sind ja nicht umsonst, die kosten richtig Geld. Und auch weniger spektakuläre Effekte der Klimakatastrophe haben Kosten: Missernten führen zu teureren Lebensmitteln, ein höheres Aufkommen von Stürmen im Golf von Mexiko zu leicht erhöhten Ölpreisen, etc.

Und dann kommen noch Ersparnisse hinzu: z.B. weniger Atemwegserkrankungen bei weniger Verbrennern.

Die Kosten der Anpassung und Verringerung sind deutlich niedriger als die Kosten des Nichtstuns, auch für jeden einzelnen. Das ist hinlänglich und ausgiebig erforscht und belegt.

Aber selbst wenn man annimmt, dass diese “diffusen” Kosten des Nichtstuns weniger stark wahrgenommen und wertgeschätzt werden als die “konkreten” Kosten des Tuns, spart man durch vieles konkretes Tun auch konkretes Geld:

Eine Wärmepumpe spart in fast allen Immobilien schon heute Geld gegenüber einer Öl- oder Gasheizung. PV+Speicher hat in vielen Erdteilen von allen Energieträgern schon heute die niedrigsten Stromgestehungskosten bei Neubau und ist auch in Deutschland günstiger als alle fossilen Brennstoffe. Noch dazu sind Erneuerbare einheimische Energieträger und senken geopolitisch erzeugte Kosten (hust Russland hust). Balkonkraftwerke rechnen sich für viele Mieter schon nach 1-2 Jahren Betrieb.

Ein Elektroauto ist in vielen direkten Vergleichen günstiger als ein Verbrenner, der Wellness-Urlaub in Österreich günstiger als der Flugurlaub in der Südsee. Und was den Umbau der Infrastruktur angeht: der ist teuer und teurer, als wenn wir einfach bestehendes ersetzen würden. Aber ersetzen müssen wir Stromnetze usw. ohnehin, die Mehrkosten über den bloßen Ersatz hinaus sollten (bei gerechter Verteilung der Kosten) für jeden einzelnen überschaubar bleiben.

Die meisten Maßnahmen, die wir zum Erreichen von 0-Emissionen umsetzen müssen sind heute schon kostenneutral oder gewinnbringend umsetzbar.

Was fehlt ist eine politische Kommunikation, die diese Vorzüge konsequent in den Vordergrund stellt und die konkreten (auch finanziellen) Vorteile der Energiewende für jeden Einzelnen erlebbar macht. Darum war das Klimageld ja auch so eine interessante Idee. Gleichzeitig müssten die Kosten angemessen verteilt werden, damit sich niemand überfordert fühlt. Dafür hat der Staat mit Steuern und Subventionen aber alle nötigen Werkzeuge zur Hand.

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Nein, ich glaube es ist purer Lobbyismus. Geld und Macht. Was machen Ölkonzerne nicht alles, um weiter Öl zu verkaufen….

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Der Witz ist: eigentlich müssten beim Klimaschutz noch 3 Gänge zugelegt werden. Vor 2 Jahren dachte man noch, dass das 1,5°-Ziel in den 30er-Jahren gerissen werden wird. Aber aktuell deutet alles darauf hin, dass das Ziel bereits in diesem Jahr irreversibel überschritten wurde.

Was anderes fällt mir auch nicht mehr ein. Auf die Wissenschaft wird von den Menschen, die sich gerne als die rationalen und vernünftigen darstellen, eh nicht gehört, wenn es nicht ins eigene Weltbild passt.

Wer weiß, vielleicht bringt die Aufweichung des Green Deals dann die Gen Z-Proteste nach Europa?

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Wenig Bewegung beim Klimaschutz

Anders als erwartet, kamen die Staats- und Regierungschefs auch in der Debatte um ein Klimaziel für das Jahr 2040 nicht weiter. Hier standen sich die ehrgeizigen Skandinavier, Spanier und Portugiesen den bremsenden Ländern Polen, Ungarn und Rumänien gegenüber. Am Ende wird es wohl auf eine Einigung auf eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90 Prozent verglichen mit dem Jahr 1990 hinauslaufen, wie von der Kommission vorgeschlagen. Allerdings gibt es weiter Streit um die Frage, wie viele Klimaprojekte in Drittstaaten auf das Ziel angerechnet werden können sollen. Solche Gutschriften könnten etwa für den Entzug von CO₂ aus der Atmosphäre gewährt werden. Ländern wie Frankreich reichen die von der Behörde vorgeschlagenen drei Prozentpunkte „Flexibilität“ nicht. Die Kommission gesteht zwar ein, dass Klimaschutz solcher Art außerhalb Europas deutlich günstiger wäre, argumentiert aber, es gebe nicht genügend geeignete Projekte. Merz kommentierte nur: „Der Europäische Rat unterstützt die Kommission auf ihrem Weg.“ Klimaschutz-skeptische Staaten schafften es allerdings, eine Forderung nach einer Überprüfungsklausel in die Abschlusserklärung hineinzuverhandeln.

Auch ein Zwischenziel (NDC) für das Jahr 2035 findet in dem Papier keine Erwähnung. Die EU hätte es eigentlich schon vor Monaten beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen einreichen sollen. Knapp drei Wochen vor der 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém steht die EU weiterhin mit leeren Händen da. Eine Einigung soll nun bei einem außerordentlichen Treffen der Umweltminister am 4. November getroffen werden.

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Nur um es zu belegen:

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Es ist aber auch ein komplexes Problem, das jede “Seite” nur sehr einseitig betrachtet. Der Satz, der oft fällt “Erstmal trägst du so oder so Kosten: Entweder die Kosten der CO2-Reduktion und der Anpassung an den Klimawandel, oder die Kosten der Erderwärmung” (Ich hab hier @ped zitiert) ist richtig, aber auch falsch.

Langfristig zahlen wir natürlich die Kosten des Klimawandels, aber kurzfristig nicht, bzw. nicht in den Ausmaße. Also wenn wir EU weit CO2 Ausstoß bepreisen, oder CO2 arme technologien subventionieren, zahlen wir erstmal Geld. Entweder werden die Dinge teurer, oder der Staat hat weniger Geld für etwas anderes. Sieht man ja: Energiehungrige Unternehmen kämpfen mit steigenden Energiekosten, in denen CO2 Aufschläge sind. Das soll zwar die Industrie zum Wandel bewegen, aber auch der kostet Geld. Entweder produzieren die Unternehmen dann woanders billiger, oder Waren aus dem Ausland von Konkurrenten werden attraktiver. Zölle helfen auch nicht auf Dauer, denn wir als Verbraucher zahlen das ja.

Die Hoffnung, dass die EU ein groß genuger Markt ist, hat sich nicht bewährt.

Anders gesagt: Wer auf die Umwelt nix gibt im Ausland, kann Europa gut bedienen.

Die Politik in vielen Ländern steht vor einem Dilemma: Die Bürger weiter überzeugen, dass das der richtige Weg ist, obwohl reale Kaufkraftverluste da sind, die Nachfrage fällt, die Industrieproduktion massiv einbricht (und es nicht in gleichem Umfang für gleiche Skills Ersatz gibt), oder die Bremse ziehen? Und dazu findet das ja nicht als Planspiel auf dem Reissbrett statt, sondern die Menschen leben ja in geringer Flexibilität. Heimat, Immobilien, Familie, wir ziehen ja nicht jeden Tag um… Kulturelle Veränderungen passieren auch nicht von heute auf morgen…

So eine richtig überzeugende Idee hat ja niemand.

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Beim Ahrtal kann man auch sagen: So etwas kam schon mal häufiger mal vor, es hätte frühzeitig gewarnt werden müssen und die Bebauung war sowieso heikel. Was ja alles so stimmt, aber was nur die Hälfte der Wahrheit ist.

Es reicht nicht, nur ein paar stark Überzeugte zu haben. Ich glaube, wir haben ein Erkenntnisproblem. Es reicht nur, wenn die Menschen abstrakt Fakten mitbekommen, die sie kalt lassen, das muss konkret werden.

Bei E-Autos und Wärmepumpe könnte heute schon mit der Wirtschaftlichkeit argumentieren.

Klimaschutz muss man sich individuell auch leisten können. Soll heißen, die meisten Klimaschutzmaßnahmen im Eigenbereich kosten Geld (WP,PV,eAuto,…). Natürlich spart man auf lange Sicht möglicherweise wieder , aber im Moment der Anschaffung muss man sich das leisten können.
Also sind diese Art von individuellen Klimaschutzmaßnahmen stark vom Einkommen/ Vermögen abhängig.
Für einen langfristig erfolgreichen Green Deal ist es also nötig, alle mitzunehmen bzw. vergleichbare Möglichkeiten zu bieten.

Der Eigenheimbesitzer mit sechsstelligem Einkommen hat also ganz andere Möglichkeiten als jemand mit niedrigem fünfstelligem Gehalt in der kleinen teuren Mietwohnung.

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So weit ich weiß hat sich China auf CO2 Fußabdrücke ihrer Produkte vorbereitet, weil sie noch in die EU exportieren wollen. Z.B. bei Batterien.