Wir forcieren ja seit Jahrzehnten in unserer Marktwirtschaft das Credo des globalen Handels.
Also Produktion ins günstige Ausland verlagern, das Benötigte importieren, anderes exportieren.
Kaum Lagerhaltung sondern Just-in-Time Produktion.
Wir haben uns mittlerweile extrem auf internationale Lieferketten ausgerichtet, verlassen uns darauf das alles immer reibungslos funktioniert.
Dann kam Corona. Produkte und Medikamente aus China waren plötzlich Mangelware.
Dann kam der russische Angriff auf die Ukraine, und russisches Öl und Gas war plötzlich ein Problem mit wirtschaftlich und politisch negativen Auswirkungen.
Plötzlich ist ein Trump der Präsident der USA, und unsere Sicherheit ist nun ein echtes Thema mit Zeitdruck.
Und wir haben die Abhängigkeiten von Microsoft, Apple, Meta, Google und GPS noch gar nicht so im Blick.
Sind wir bei unserem Streben nach Mehr, Billiger und Schneller zu naiv und machen uns zu abhängig von internationalen Akteuren und Rahmenbedingungen, die weniger stabil sind als wir glauben und hoffen?
Welche Optionen gibt es zur Minimierung dieser Risiken?
Hier gilt das gleiche wie bei der Friedensdividende:
Es war nicht verkehrt, zu Zeiten, als es keine akute Notwendigkeit gab, den wirtschaftlich günstigsten Weg zu wählen.
Wir müssen dabei lediglich unsere Zulieferer diversifizieren (keine zu große Abhängigkeit von problematischen Akteuren), Notfallpläne für den Wiederaufbau der Produktion in Deutschland haben (dh. vor allem das Wissen nicht „vergessen“) und rechtzeitig erkennen, wenn der Wind sich dreht.
Bei Corona hatten wir einfach keine funktionierenden Notfallpläne, im Falle des russischen Angriffskriegs hätten wir schon 2014 realisieren müssen, was sich dort zusammen braut und entsprechend reagieren müssen. Und im Falle Trumps hatte ich auch das Gefühl, dass all das Gerede davon, sich für eine zweite Amtszeit Trumps vorbereiten zu wollen, letztlich leeres Geschwätz war und nichts passiert ist.
Die Produktion im Ausland ist nicht nur aus Kostenaspekten alternativlos; wir haben schon jetzt in Deutschland einen Fachkräftemangel, der mit der alternden Gesellschaft nur noch gravierender wird. Eine Autarkie ist deshalb völlig utopisch.
Um die Abhängigkeit von einzelnen Akteuren wie China oder Russland zu minimieren, muss das Ziel eine Diversifizierung der Lieferketten sein. In einer globalen Marktwirtschaft kann es sich dann im besten Fall kein einzelnes Land erlauben, die Handelsbeziehungen aus geostrategischem Kalkül als Erpressungsmasse zu verwenden.
Die Europäische Union bietet beste Voraussetzungen, um international als potenter Verhandlungspartner aufzutreten und die Interessen der Bürger zu vertreten.
Ich glaube, niemand fordert, dass Deutschland Autark wird. Das ist schon wegen der vorhandenen Rohstoffe unrealistisch, da wir nun einmal ein relativ kleines Land sind und bei weitem nicht alle Rohstoffe haben, die wir bräuchten, und wegen der dichten Besiedelung auch nicht alle Rohstoffe, die wir haben, sinnvoll abbauen können.
Exakt, dashalb wäre die Forderung, wenn überhaupt, dass Europa im Fall der Fälle autark sein sollte (z.B. wenn ein Krieg zwischen den USA und China ausbricht, der sämtliche Lieferketten stört). Auch Europa wird nicht „optimal Autark“ sein, daher wäre es in jedem Fall mit einem großen Verlust an Wohlstand verbunden, aber Europa könnte funktional Autark in dem Sinne sein, dass hier nicht alles im Chaos versinkt und die Gesellschaft zusammenbricht - das wäre wohl das Ziel einer Autarkieplanung.
Der europäische Gedanke scheint ja der naheliegendste, um Abhängigkeiten berechenbar zu halten.
Eigene Kompetenzen für „Notfälle“ zu erhalten bzw „Fallback“-Optionen zu haben, scheint trotzdem recht schwierig zu sein, wenn man sich nur die beiden Aspekte Sicherheit und Digitales ansieht.
Und: ist eine Diversifizierung von Lieferketten so einfach möglich?
Die Maskennotreserve wurde schnell wieder eingestellt, nachdem nach drei Jahren der gesamte Lagerbestand vernichtet werden musste. Gekauft wird wieder in China. 100 Milliarden Millionen, mit denen der Staat Produktionsanlagen bezuschusst hat, sind verpufft.