Wir werden kurzfristig um Frauenquoten wohl nicht rumkommen und es ist besser, als nichts zu machen. Zu allermindest bekommt dadurch das Thema der mangelnden Gleichberechtigung/Gleichbehandlung mehr Aufmerksamkeit. Aber ich finde, dass gleichzeitig viel mehr Augenmerk auf Ursachen und deren Bekämpfung gelegt werden müsste, denn das kann keine Frauenquote erreichen.
Die Ursache, in meiner Ansicht, sind antrainierte Geschlechterrollen. Nein, damit werden wir nicht geboren, dafür gibt es genügend Belege. Unsere Mädchen wachsen von früh an damit auf, dass die Jungs cool sind und draußen Abenteuer erleben während sie sich zu Hause um Schürfwunden und Nachwuchs kümmern sollen. Das ist auch heute noch so.
Dafür muss man sich nur mal die üblichen Kinderbücher anschauen. Jungs auf dem Cover. Jungs in den Hauptrollen. Jungs sind Draufgänger und erleben die Abenteuer. Mädchen kommen in den meisten Fällen gar nicht oder nur als fürsorgliche Nebenrolle vor. Das fängt bei Bilderbüchern für Kleinstkinder schon an! Die Verteilung wird langsam besser, gerade in neueren Publikationen, aber die Klischees bestimmen auch dort meist noch den Inhalt und viele der „alten Klassiker“ dominieren nunmal Kitas und Kinderzimmer.
Kein Wunder, dass sich Mädchen dann in der Schule konsequent unterschätzen, zum Beispiel in Naturwissenschaften, einer klassischen „Männerdomäne“. Obwohl Mädchen die Jungs in Mathe und co längst überholt haben - im Schnitt also deutlich besser sind. Quelle: PISA Studie 2015. Darüber hat die Lage auch mal ausführlich berichtet.
Kein Wunder, dass sich junge Frauen dann soziale Berufe suchen, während Männer mit ihrer antrainierten Risikobereitschaft in die Wirtschaft ziehen, die Ellbogen ausfahren und die Karriereleiter als die nächste, kompetitive Sportart betrachten.
Kein Wunder, dass sich genau diese Mentalität dann in Parteien und politischen Kreisen festhält.
Und auch kein Wunder, dass Frauen, die vom Kleinstkindalter an nicht mit den selben Fähigkeiten ausgerüstet wurden, wenig Bock haben sich in diesen Bereichen zu behaupten.
Und wer kämpft dafür, das so beizubehalten? Klar, Männer, wer will schon mehr Konkurrenz in seinem (extrem lukrativen) Umfeld.
Es ist viel einfacher von „unterschiedlichen Vorlieben der Geschlechter“ zu schwadronieren, als sich einzugestehen, dass unser kulturelles Erbe grundlegend Frauen benachteiligt und sich das durch alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft zieht.
Deshalb brauchen wir Paritätsgesetze. Und Reformen. Und Diskussionen die an der Ursache bleiben, Öffentlichkeitsarbeit, Geschlechterforschung, Aufklärung, Demos und Skandale, und vor allem eins: Ein grundlegendes Umdenken darin, welche Werte wir unseren Kindern mitgeben.