zum Thema GKV, Hausarzt und zu viele Menschen gehen zu oft zum Arzt:
Hausarzt: Ärztin weg, Nachfolger weist Dich ab. Kein Hausarzt mehr. Wird erkannt bei einer akuten spastischen Bronchitis als Asthma-Patient. Über 20 Hausärzte auch in Nachbarstadt (Landeshauptstadt Wiesbaden) angerufen, alle abgelehnt. Bereitschaftsdienst über 116117 (nur Angabe wo mit Öffnungszeiten 2x die Woche). Darf nur einen Tag krankschreiben. Ende vom Lied: 7 Tage Urlaub nehmen müssen (Februar).
Ich hätte vor Wut in die Kopfhörer brüllen können, als ich das Interview mit dem tollen, privatversicherten Professor gehört habe. Nur mit Vitamin B (privatversichert) kam ich zu einer neuen Hausärztin (22 km vom Wohnort weg). Diese gab mir eine Überweisung zum Lungenfacharzt um den Verlauf zu prüfen. 6 Monate später wurde mir angeboten. Da brachst Du det nicht mehr (entweder erstickt oder gesund).
Wie wäre es damit: Schluss mit der Privatversicherung und der damit verbundenen freigehaltenen Terminvergabe!? Der Professor tut so, als ob man aus reinem Spaß zum Plaudern zu einem Arzt geht!
Zum Thema Zuzahlung bei Arztbesuch: seit meiner Studentenzeit erhalte ich die doppelte Dosis L Thyroxin. Warum? Weil ich sonst vier Mal im Jahr hätte 10 € zahlen müssen, NUR wegen des Rezepts. So breche ich die Tablette durch und muss nur 2x hin.
Meiner Erfahrung nach rennt man deshalb soviel zu den Ärzten, weil sie den Erkrankungsgrund nicht erkennen! Warum? Weil 2 Minuten Konsultation gar nicht ausreicht um gezielt zu diagnostizieren. Wenn ich den Kreislauf von Hausarztrennerei (bei vermeintlicher Bindehautentzündung und Mandelentzündungen vierteljährlich) nicht mit einem Facharztbesuch unterbrochen hätte, wusste ich heute noch nicht, dass ich schlicht ne Hausstauballergie habe. Tata siehe da, Gefahr erkannt, nie wieder Beschwerden dieser Art gehabt.
Auch wenn das anekdotisch ist, bin ich der Meinung, dass die diskutierten Maßnahmen absolut nichts bringen werden. M. E. gehört zuerst die PKV abgeschafft, dann die Anzahl der Krankenkassen auf 25 gekürzt und eine Hausarztzuteilung im Umkreis von 5 km im Wohnortumkreis durchgeführt.
Mittlerweile scheue ich fast alles an Arztbesuchen. Es ist erniedrigend, wenn man wirklich krank ist und bringt einen zur völligen Verzweiflung.
Ich kann die Wut gut verstehen, denke aber nicht, dass Fälle wie deiner gemeint waren.
Ich kenne - ebenfalls anekdotische Evidenz - jedenfalls auch viele Menschen in meinem Umfeld, die tatsächlich sehr häufig zum Arzt gehen (PK und GKV), auch wenn es einfach Bettruhe oder Abwarten getan hätten oder es überflüssig wirkt.
Videosprechstunde und Online-Krankschreibung könnten hier sicher hilfreich sein, die aber eher eingeschränkt wird, siehe anderer Thread.
Was die Analyse des Zusammenhangs sehr kurzer Arztgespräche und dadurch unerkannter gesundheitlicher Zusammenhänge betrifft, gebe ich dir total recht.
…Arzt ist genauso ein Job wie Handwerker, Bürokraft oder jeder andere. Und in jedem Beruf gibt es Stümper oder Menschen, die charakterlich für den Job schlicht nicht geeignet sind.
Die werden nicht besser, wenn man ihnen mehr Geld gibt.
Als Mensch mit chronischen und unheilbaren Erkrankungen (Plural) muss ich jedes Quartal zu zwei verschiedenen Ärzten, um Blutwerte nehmen zu lassen und mir was verschreiben zu lassen. Das wird auch bis an mein Lebensende so bleiben, so lange es keine Dauerrezepte gibt, oder wenigstens welche mit längerer Laufzeit. Ich bin also schon ohne weitere, akute Erkrankungen bei 8 Arztbesuchen im Jahr (die allesamt null Erkenntnis bringen und ausschließlich bürokratische Notwendigkeit sind), Zahnarzt, Augenarzt und sonstige Vorsorge nicht einmal eingerechnet.
So sorgt allein dieses völlig auf quartalsweise Begrenzungen ausgelegte System für millionenfach überflüssige Arztbesuche durch chronische Erkrankte.
Ja, das System hat bei mir auch schon zu unnötigen Arztbesuchen geführt und könnte in jedem Fall verbessert werden.
Auch der von dir angesprochene Punkt ist einer, der bei einer etwaigen Reform berücksichtigt werden soll. Es geht bei einer Hausarzt-Regelung selbstverständlich nur darum, bei einer neuen Krankheit zuerst den Hausarzt aufzusuchen, der einen dann zum Facharzt schickt. Es soll sicherlich nicht darum gehen, bereits identifizierte chronisch Kranke stets wieder den Umweg über den Hausarzt zu schicken, davon profitiert ja wirklich niemand. Solche Fälle müssen daher natürlich bedacht werden.
Das hat mit der PKV nur bedingt etwas zu tun. Ärzten wird eine maximale Anzahl von GKV Patienten je Quartal vorgegeben und vergütet, mehr Patienten zu behandeln kann zu Regressforderungen führen. Wenn sich das nicht ändert, gibt es auch ohne PKV nicht mehr Termine.
Das ist ein gelöstes Problem, aber wie bei allem neuen weigern sich viele Ärzte Dinge zu tun, ehe man ihnen nicht die Pistole auf die Brust setzt:
So funktioniert die Mehrfachverordnung
Bei einer Mehrfachverordnung wird automatisch für jede Abgabe ein eigenes eRezept erstellt und an den eRezept-Fachdienst, einen zentralen Server in der Telematikinfrastruktur, übermittelt. Der Patient kann die Rezepte somit in unterschiedlichen Apotheken einreichen.
Im Gegensatz zum Papierformular (Muster 16) legt der Arzt bei der elektronischen Verordnung neben der Anzahl der Abgaben auch die jeweilige Einlösefrist fest. Soll ein Wiederholungsrezept zum Beispiel erst im übernächsten Quartal eingelöst werden, ist es bis zu diesem Zeitpunkt gesperrt; es kann erst danach vom Server abgerufen und eingelöst werden. Der Arzt kann außerdem festlegen, bis wann der Patient die Verordnung spätestens einlösen muss. Die Mehrfachverordnung ist maximal 365 Tage gültig.
Ziel der Mehrfachverordnung ist es, für Versicherte, die dauerhaft ein bestimmtes Arzneimittel benötigen, eine längerfristige Versorgung sicherzustellen. Dies empfiehlt sich beispielsweise für Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen, die ohnehin regelmäßig die Praxis aufsuchen. Mit der Mehrfachverordnung müssen sie den Arztbesuch dann nicht mehr davon abhängig machen, wann sie ein neues Rezept benötigen, sondern können den Arztbesuch im Quartal zeitlich flexibel gestalten.
Alle Rezepte zusammen dürfen nicht länger als vier Monate gültig sein (incl. des Ausstellungsmonats) - wenn ich mir eine 100er Packung verschreiben lasse, komme ich damit auch fast hin. Ich finde das zu kurz gedacht. Es müsste pro Quartal ein Rezept ausgestellt werden, sodass eine Mehrfachverordnung ein Jahr reicht.
Allerdings ist es bei einigen Medikamenten für chronisch Kranke notwendig, engmaschig die Blutwerte zu kontrollieren, da ist natürlich ein jährlicher Abstand zu groß. Also doch wieder quartalsweise zum Arzt, bzw. zu zwei Ärzten: der Hausarzt nimmt das Blut ab, die Laborwerte hole ich mir dann da wieder ab, bringe sie zum Facharzt und bekomme dann meine Medikamente… Da hilft auch das elektronische Rezept nichts, denn ich muss quartalsweise meine Versichertenkarte vorlegen…