Gesellschaftlicher Umgang mit Pädophilie

Euren Beitrag zu pädophilen Inhalten im Netz fand ich wirklich erschreckend und ja natürlich habe auch ich immer naiverweise gedacht, das die Strafverfolger kaum Möglichkeiten haben gegen diese Inhalte vorzugehen.
Gleichzeitig habe ich mich an eine Reportage erinnert die ich vor einiger Zeit auf Funk gesehen habe (Wie gehen wir mit pädophilen Menschen um? | Wie bestimmt Sexualität mein Leben? Folge 3 - YouTube). Diese Reportage beleuchtet die Thematik mal aus einem anderen Blickwinkel nämlich aus dem der Menschen mit diesen Neigungen. Kaum Menschen trauen sich diese Neigungen öffentlich zu machen, was in einer entsprechend hohen Dunkelziffer resultiert. Viele dieser Menschen werden nie straffällig und schaffen es sich ihren Neigungen entgegenzustellen.
Dadurch das dieses Thema vom Rest der Gesellschaft mit dem verständlichen Abscheu um vielfach auch Hass begegnet wird gibt es kaum Hilfsangebote und wenn es sie gibt können sie nicht beworben werden, da sonst womöglich bald ein wütender Mob vor der Tür steht. Vielleicht wäre ein offenerer, verständnisvollerer Umgang mit dem Thema und den Pädophilen angebracht, so schwer es auch fällt. Ansonsten läuft man die Gefahr das im verborgenen Straftaten begangen werden die vielleicht mit entsprechenden Hilfsangeboten nie passiert wären.

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Ich meine mich an eine Präventionskampagne zu erinnern, die mit dem Spruch warb „Lieben Sie Kinder mehr als gut ist?“ (oder so ähnlich). Das ist aber zig Jahre her und seitdem ist mir nix mehr in dieser Richtung untergekommen. Ist schon beachtliche Leerstelle, da hast du recht.

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„lieben sie kinder mehr, als ihnen lieb ist“ war der Slogan. Ich erinnere mich allerdings schon, auch vor nicht allzu langer Zeit mal Plakate von denen gesehen zu haben.

Auf der anderen Seite frage ich mich, wieviel Werbung man für sowas 2021 machen muss. Eigentlich sollte man davon ausgehen können, dass jeder, der versteht, dass er ein Problem hat, in der Lage ist, zumindest Mal Google zu befragen, ob es da irgendwas gibt. Klar, Werbung würde nicht schaden, aber die Ressourcen einer derartigen Hilfseinrichtung sind mit Sicherheit extrem begrenzt, insofern ist jegliches Geld, das die haben, vermutlich besser im Beratungsangebot als in Werbung aufgehoben.

Auch hier noch Mal der Hinweis, Pädophilie ist die innere Neigung, bei den besprochenen Inhalten handelt es sich aber um pädokriminelle Inhalte.

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Das Projekt „Kein Täter werden“ leistet da tatsächlich sehr gute Arbeit, wir sind interessanterweise zusammen mit Kanada die Vorreiter*innen der Welt, was Forschung zum Themenbereich Pädo-/Hebephilie angeht. Für meinen Geschmack hatten sie sehr schöne Werbekampagnen (zum Beispiel „Du träumst von ihm, aber er träumt noch von Dinosaurieren“ und ein Äquivalent mit Mädchen, kann man googlen, will ich aber grade nicht), und es wird auch alles größer und bekommt mehr Standorte und so. Soweit ich weiß, sind sie vorrangig über die Krankenkassen finanziert, die einfach Geld geben (verständlicher- und praktischerweise wird nämlich bei Beginn einer Therapie nicht nach der Krankenkassenkarte gefragt). Könnte man mit Politik und Geld bestimmt noch was dran drehen, aber dazu müsste vermutlich die gesellschaftliche Akzeptanz eine informiertere werden (beginnt ja schon damit, dass die LGBTQIA-Community Pädophile und so nicht anerkennt).

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Nun ja, die Frage ist natürlich, welche Inhalte so eine Person dann bei Google zuerst oder auch in größerem Maße findet: a) Seriöse Informations-, Beratungs- und Hilfsangebote oder b) die Seiten von Pädokriminellen, die vermitteln, das Ausleben der Neigung sei ganz normal, die Gesellschaft intolerant und totalitär und hier sind übrigens auch die passenden Bilder und Videos dazu.

Das ist doch ein bisschen vergleichbar mit Informationen zu Corona oder dem Klimawandel, da sind die Google-Suchergebnisse ebenfalls sehr heterogen, und man sieht ja wozu das selbst hier geführt hat. Und wenn dann dazu kommt, dass es noch um ein Thema geht, bei dem es als Betroffene*r faktisch ausgeschlossen ist, sich im persönlichen Gespräch darüber mit anderen auszutauschen, wie dieser Beitrag eindrucksvoll aufzeigt, glaube ich, dass es unglaublich wichtig ist, die richtigen Informationen hier richtig und stark zu platzieren.

Mich stimmt beispielsweise das Beispiel psychischer Störungen wie Depressionen und Angsterkrankungen recht optimistisch, die in den letzten Jahrzehnten stark entstigmatisiert wurden (auch wenn wir da sicherlich noch nicht am Ziel sind!). Vor gut einer Generation hätte man das in den meisten Kontexten noch verheimlicht und die Person von der Gesellschaft ferngehalten. Da gab und gibt es auch breite Informations- und Aufklärungskampagnen für Betroffene und Angehörige. (Jetzt müsste nur noch jemand im Gesundheitsministerium einsehen, dass, wer a sagt auch b sagen muss, und nun die entsprechenden Behandlungskapazitäten ausgebaut werden müssen…)

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Auch ich habe mal (in der ZEIT) eine sehr gute Reportage über einen Pädophilen gelesen. Tatsächlich ist ihre Pädophilie ein riesiges Problem für die Menschen mit dieser Neigung, weil sie ihre Sexualität nicht ausleben dürfen und können. Für andere Neigungen gibt es Orte, wo man diese in geschützem Rahmen und ohne anderen zu schaden ausleben kann - für die Pädophilie nicht. Diesem Problem müsste man sich gesellschaftlich einmal stellen.
Aber: Alle Freiheit hört für mich da auf, wo sie anderen schadet. Kinder für seine Neigung zu missbrauchen, zu fotografieren und filmen ist in meinen Augen eine Grenzüberschreitung, die mit nichts zu legitimieren ist. Wer diese Tendenz in sich verspürt, sollte sofort einen Therapeuten aufsuchen.

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So richtig überzeugt mich das nicht. Ich weiß tatsächlich nicht, wie man den Einstieg in diese pädokriminelle Szene bekommt und Interviews wie das von Philip und Ulf lassen das ja auch aus gutem Grund offen, aber es ist definitiv nicht so, dass Du nach einem Hilfsangebot suchst und dieses Angebot zwischen all den kriminellen Ablenkungen nicht findest. „Kein Täter werden“, was ich oben geteilt habe, war auf gut Glück mit dem einfachsten Suchwort sofort gefunden, ohne den Namen des Präventionsnetzwerks zu kennen.

Der Vergleich zu Corona und Klimawandel ist auch schwierig. Das zu Leugnen setzt zwar eine massiv verzerrte Einschätzung/Kenntnis der Faktenlage voraus, aber es ist nicht per se illegitim, solche Standpunkte zu äußern. Deshalb sind diese Standpunkte auch im Netz (leider überproportional) verbreitet. An welcher Stelle gibt es da ein Analogon zu Pädokriminalität? Dafür gibt es nirgends in der Gesellschaft auch nur eine marginale Toleranz (Täter ausgenommen) und niemand hat ein Interesse daran, dass sich sowas verbreitet.

Was hat die LGBTQIA-Community damit zu tun? Die kämpfen dafür, dass ihre Leute ihre sexuellen Neigungen frei ausleben können, etwas was man ja aus gutem Grund genau möchte, dass Pädophile es nicht tun.

Davon abgesehen gab es in den 70ern/80ern durchaus Verbindungen, als es unter dem Kontext „Freie Liebe“ noch Protagonisten gab, die gleichberechtigten Sex zwischen Erwachsenen und Kindern für möglich hielten.

Das hängt der LGBTQIA-Bewegung bis heute nach, und die Verbindung wird von religiösen Fundamentalisten u.ä. immer noch gerne hergestellt.

Insofern ist es vollkommen verständlich, dass die LGBTQIA-Community sich da deutlich distanziert, und das Problem muss eben gesamtgesellschaftlich behandelt und nicht in irgendeiner Form an die LGBTQIA-Community „delegiert“ werden.

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Vielen Dank für eure Antworten, es war sehr interessant eure Meinungen zu lesen.

Es wäre wirklich sehr interessant zu wissen, wie genau jemand hier zum Täter wird und ob eventuell mehr Hilfsangebote geholfen hätten dies zu verhindern. Vielleicht bin ich auch eine Traumtänzerin, aber ich denke, dass es sich sicher lohnt mehr in diese Richtung zu gehen. Schließlich reden wir hier über Straftaten die nie wieder gut zu machen sind, selbst wenn die Straftäter mit viel Glück gefasst werden.
Aber natürlich bin ich mir auch bewusst, dass nicht alle Täter Pädophile sind und viele aus anderen Motiven oder psychologischen Störungen heraus zum Täter werden.
Ein schwieriges, komplexes und sehr aufgeladenes Thema umso dankbarer bin ich für den Austausch.

Liebe Grüße

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Das kann ich als selbst betroffener bestätigen. Es gäbe sogar Möglichkeiten für Pädophile, ihre Sexualität „in geschütztem Rahmen und ohne anderen zu schaden“ wenigstens ansatzweise auszuleben.

Aber zumindest ein Teil der Gesellschaft (Politiker & Kinderschutzaktivisten) hat sich erst kürzlich dagegen ausgesprochen: Da gab es eine reißerische Petition und kurze Zeit später wandert ein Verbot für Sexpuppen, die für Pädophile interessant wären, in einen Gesetzesentwurf. Das Verbot blieb trotz deutlicher Kritik der geladenen Sachverständigen erhalten und wurde letztendlich beschossen.

Ähnlich verhält es sich mit computergenerierter Pornografie: Die ist auch verboten, obwohl dabei keiner zu schaden kommt. Der Staat räumt sich das Recht ein, diese selber herzustellen und zu verbreiten, um Tauschbörsen zu infiltrieren, aber ein Pädophiler soll damit nicht seine Sexualität ausleben dürfen …

Ich finde da verspielt man gleich zwei Chancen:

  1. den Markt mit schädlichen Angeboten durch ethisch verträgliche Alternativen auszutrocknen und
  2. einen regulierten Markt zu haben, auf dem man mit diesen Produkten Aufklärungsmaterial ausliefern kann (z.B. „das gezeigte ist fiktiv, bitte nicht nachmachen, da es Kinder gefährdet, Hilfe finden Sie bei kein-taeter-werden.de“)
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Aus meiner Sicht ist die entscheidende Frage, ob diese Puppen und diese Form der animierten Filme am Ende Kindesmissbrauch verhindern oder befeuern. Nach allem, was ich weiß, gibt es dazu bisher keinen klaren wissenschaftlichen Konsens (so zumindest das Statement von Christine Lamprecht basierend auf einer Anfrage bei der Charité [1]). Es gibt Therapeuten, die in die eine und solche, die in die andere Richtung argumentieren.

Die Frage ist, welche Eindeutigkeit der Datenlage wir hier mittelfristig erwarten können. Am Ende muss man wahrscheinlich das Risiko, dass man durch ein Verbot Kindesmissbrauch fördern könnte, mit der Chance, dass man durch ebendies Kindesmissbrauch verhindern könnte, im Sinne des Kindeswohls abwägen.

Tatsache ist: falls die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen sollten, dass Kindesmissbrauch durch diese Darstellungen wahrscheinlicher wird, dann ist die Grundlage für einem Verbot m.E. gegeben. Hier reicht die Tatsache, dass unmittelbar kein Kind zu Schaden kommt nicht aus. Die Argumentation dürfte dann vergleichbar mit der bei echten Kindesmissbrauchsabbildungen sein. Beim unmittelbaren Konsum kommt niemand zu Schaden, aber in der gesamten Kette schon.

Allerdings – falls bewiesen ist, dass die Abbildungen die Wahrscheinlichkeit, Straftaten zu begehen, erhöhen, dann sollte es ja sowohl im rein egoistischen als auch im solidarischen Interesse des „Konsumenten“ sein, darauf zu verzichten. Zugegebenermaßen müsste man in dem Zusammenhang natürlich auch über andere Darstellungen von sexueller Gewalt sprechen.

Wo ich zustimme ist, dass die reine Tatsache, dass diese Abbildungen von den meisten Menschen nachvollziehbarerweise als abstoßend wahrgenommen werden, als Grundlage für ein Verbot nicht ausreicht.

[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/bulletin/rede-der-bundesministerin-der-justiz-und-fuer-verbraucherschutz-christine-lambrecht--1808082

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Steht das z. B. Inzestverbot denn auf einem solideren Fundament?

Danke für deine Offenheit. Da gehört viel Mut dazu, sich in dem Bereich zu offenbaren. Ich zitiere unten gleich zwei Beträge, da der von der ZEIT aber hinter der Paywall ist, hier mal eine Zusammenfassung der Kernaussagen:

Ziel der Präventionsarbeit ist der Opferschutz. Indem man Pädophile behandelt, verhindert man effektiv Taten. So haben damit zusammenhängende Delikte - einmal therapiert - eine der niedrigsten Rückfallquoten überhaupt von 7-10%. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Täter selbst Opfer von Pädokriminalität wurden und erst in der Therapie erfahren, welches Leid sie da eigentlich anrichten (das liegt u.a. an bestimmten psychologischen Blockaden und einer in der eignen Missbrauchserfahrung begründeten Fehlinterpretation des Opferverhaltens. Da bin ich aber kein Psychologe und kann nur meine Quellen zitieren).

Gleichzeitig erfahren Pädophile eine derart extreme Stigmatisierung, dass selbst Psychologen und Strafverteidiger diesen die Hilfe verwehren. Ohne frühzeitige Hilfe jedoch schraubt sich die Spirale immer weiter nach unten.

Härtere Strafen verursachen im Gegensatz zu Therapie das Gegenteil: Weniger Verurteilungen, da viele Opfer ihre (meist verwandten) Täter seltener anzeigen, damit diese nicht ins Gefängnis müssen.

Effektiver Opferschutz funktioniert also nicht durch Vergeltungsmaßnahmen, die emotional bei solchen Taten zwar verständlich sind, aber für die Opfer gar nichts bringen. Erforderlich lt. Artikel ist ein Eingeständnis, dass Pädophilen zu helfen ist, wo sie Hilfe suchen und dass dazu eine gewisse Offenheit und auch Entstigmatisierung gehört, auch wenn das wehtut. Nur so lassen sich im Endeffekt die Opfer schützen und darum geht es ja.

Das heißt natürlich nicht, alle Strafen aufzuheben. Es geht primär darum, Prävention zu leisten, BEVOR
irgendeine Tat begangen wurde. Zudem wenn eine Tat vorliegt, also wer ein Kind anfasst und im Internet über Bilder fortwirkenden Missbrauch betreibt, gehört bestraft. Gleichzeitig sollte dann jedoch trotzdem auch im Rahmen der Verbüßung standardmäßig eine Therapie gemacht werden, damit es in Zukunft nie mehr zu weiteren Opfern kommt. Für die 7-10%, denen nicht zu helfen ist, hat ja das StGB dann eigene Vorkehrungen.

Hier im Thread wurde ein ZEIT Beitrag angesprochen, da bin ich mir sehr sicher, dass dieser hier gemeint ist: ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.

Ebenso ging dieser Podcast (im Rahmen eines übergeordneten Themas zum Strafvollzug) auf das Thema ein, daher ab Minute 17:30 (etwa 10 Minuten Beitrag): Podcast: Strafe ohne Gefängnis - was dann? | tagesschau.de

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Das stimmt und ich hoffe, dass das seit dieser Diskussion [1] hier im Forum inzwischen auch Konsens ist. Bei dem Beispiel Puppen und Animationsfilme geht es ja aber genau um das Dilemma, dass man nicht wirklich sagen kann, ob ein Verbot gute Präventionsarbeit wäre oder nicht. Wenn man sich das zuvor verlinkte Interview von Frau Lamprecht anguckt, hat man allerdings zugegebenermaßen nicht das Gefühl, dass sie selbst zur Entstigmatisierung beiträgt.

Ne. Und auch, wenn das Gesetz 2008 nochmal vom BVG bestätigt wurde, halte ich das (übrigens nicht einstimmige) Urteil nicht mehr für zeitgemäß und die Begründung auch z.T. für sehr fragwürdig.

[1] Wortwahl im Bereich Kindesmissbrauch

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Zumindest bei Filmen ist das meiner Einschätzung nach ausreichend erforscht, um sagen zu können, dass sie Missbrauch eher nicht befeuern. Franke und Graf [1] bieten da einen guten Überblick über den Forschungsstand.

Ich selbst halte den Einfluss von Puppen und Filmen für sehr gering, da sehe ich eher die Einstellungen/Überzeugungen und Persönlichkeit als ausschlaggebende Faktoren (vgl. auch [2]). Das dürfte vergleichbar sein mit Computerspielen, die Gewalt zeigen, oder Paintball – da stand ja auch mal die Frage im Raum, ob diese zu Gewalttaten anregen und verboten werden sollen.

Es gibt ja auch nicht „den Missbrauchstäter“, das sind zum großteil nicht-pädophile Ersatzhandlungstäter, und auch unter den pädophilen Tätern gibt es Unterschiede: einige haben vllt. falsche Überzeugungen (dass es nicht schlimm sei), psychische Probleme (z.B. Impulskontrollstörung) oder haben sonstige Merkmale von Sexualstraftätern (sprich: die Pädophilie hat in dem Fall nur festgelegt „wer“ und nicht „ob“ jemand Missbraucht wird). Aber es fällt mir auch schwer, mich so richtig in diese Menschen hineinzuversetzen, da ich bei mir nie ein Risiko gesehen habe, übergriffig zu werden.

Es ist auch erschütternd, dass Frau Lambrecht sagt „In dieser Gemengelage habe ich mich dafür entschieden, dass der Schutz von Kindern ganz klar vorgeht. Daher wird der Besitz von Kindersexpuppen unter Strafe gestellt.“, wenn sie im selben Absatz noch erwähnt, dass „es wissenschaftliche Erkenntnisse darüber gebe, dass der Gebrauch solcher Puppen Schlimmeres verhindere.“ Das erweckt bei mir das Gefühl, dass es ihr da mehr um ein populistisches „im Zweifel gegen Pädophile“ als „im Zweifel für die Kinder“ geht.

Ich befürchte, da wird nicht viel passieren. An das Thema traut sich kaum ein Wissenschaftler heran und seitens der Regierung besteht auch kein ernsthaftes Interesse sowas mal zu hinterfragen. Lediglich im NRW-Landtag wollten die Grünen das erstmal erforschen, haben dann aber trotzdem für das Verbot gestimmt, weil sie alleine die Entscheidung nicht aufschieben konnten (da hätten sie sich dann wenigstens enthaltene können finde ich).

[1] Franke und Graf, Kinderpornografie: Übersicht und aktuelle Entwicklungen, 2016
[2] Sexualwissenschaftler Dr. Christoph J. Ahlers im interview: „Es ist eine Fehlvorstellung, zu glauben, wer eine solche Puppe hat, der wird pädophil oder begeht Kindesmissbrauch. Die Frage, ob jemand zum Täter wird, entscheidet seine Persönlichkeit, nicht seine Sexualpräferenz und eine genutzte Stimulation. Nur wenn der Mensch für sich selbst keine Übergriffe begehen will, kann man ihm mit einer Therapie helfen, das nicht zu tun.“

Gerne. Pseudonym übers Internet fällt es auch leichter. Zu einer Offenbarung gegenüber Freunden und Familie konnte ich mich allerdings noch nicht überwinden. Und danke für die Auszüge aus der ZEIT.

Ich selbst wurde nicht missbraucht. Aber ich denke es ist normal, dass man ein wenig Zeit braucht, um zur richtigen Überzeugung zu gelangen. Man malt sich ja das beste Szenario aus, aber wenn man das weiter denkt, sollte man als venünftiger Mensch zum Schluss kommen, dass man selbst im besten Fall einem Kind damit schaden würde. Ich denke das ist auch der Punkt, der bei der Prävention am meisten bringt.

Meine einzige Kritik an den Strafen wäre, dass die Mindeststrafe für den Besitz von Missbrauchsabbildungen mitlerweile zu hoch ist. Ich denke da würde es mehr bringen Ersttäter kräftig zu ermahnen und eine Therapie anzuregen als diese direkt beim ersten Bild für ein Jahr ins Gefängnis zu stecken. Die meisten dürften das – leider – für eine Bagatelle halten, auch wenn man noch so hohe Strafen androht (die wenigsten lesen das eh nach).

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Nein, bist Du nicht… Ich finde das Thema auch spannend und wichtig. Und man darf hier keine Denkverbote erteilen (da ich selber Missbrauch hinter mir habe, kann ich es mir hier auch erlauben, das Maul etwas weiter aufzureißen):

Was ich spannend finde wäre die Überlegung ob man nicht mit moderner Computergrafik Content für die Betroffenen produzieren könnte, bei dem keine Kinder zu Schaden kommen. Ist sicherlich ein schmaler Grat, aber wenn man mal Ansätz von der Canabis-Legalisierung überträgt, könnte das Sinn machen.
Denn ob wir es wollen oder nicht, so wie es hterero-, und homosexuell empfindende Menschen gibt, gibt es eben auch pädophil empfindende Menschen! Ob es da Prävention gibt, man das hätte vermeiden können, ist ein anderes Thema. Fakt ist aber, diese Leute sind da! Knapp 15% aller Kinder werden missbraucht. Das ist kein Randphänomen einer Minderheit das man ignorieren kann…

Momentan gibt es da wahrscheinlich wenig Alternativen als in irgendwelche düsteren Ecken des Internets abzutauchen, was vermutlich dazu führt, dass man - wie bei einer Einstiegsdroge - in Kontakt mit härtererem Zeug kommt.

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Etwas spät, aber durch Zufall habe ich nun eine Bestätigung meiner These bekommen.
In der Zeit, aus der das Thema stammt, wurde in mehreren Bereichen von „Tätern“ gesprochen.
Die Begründung: Es kommt nur bei Männern vor, deswegen muss hier auch nicht gegendert werden.
Diese durchaus feministische Sichtweise wollte ich damals schon nicht teilen und teile sie heute auch nicht, Denn nur weil irgend etwas „angeblich“ nicht vorkommt, heißt das nicht, dass das nicht gibt. Menschen haben, ob Frau Mann oder divers, sexuelle Bedürfnisse, die sie befriedigen wollen, mal mehr mal weniger. Frauen können auch pädokriminel sein. Oder gibt es da irgendwelche physischen, biologischen, … Unzulänglichkeiten, die es ihnen nicht ermöglichen?
Konnte ich mich damals nur auf Randnotizen in Beiträgen über Kinderpornographie, die Frauen als willige Mittäterinnen erwähnten stützen, gibt es nun seit drei Jahren zumindest auch eine Untersuchung dazu.
Langer Prolog kurzer Inhalt:

Ein Beitrag dazu vom SWR:

Ein Hinweis auf einen Artikel dazu:

Auch die Zeit hat das aufgefasst (Artikel habe ich nicht gelesen (Paywall)):

(Ich sehe gerade alles bezieht sich auf ein Forscher-Duo, aber warten wir mal ab ob da noch mehr kommt.)

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Guter Hinweis.
Die Bundesbeauftragte für sexuellen Missbrauch schreibt dazu [1]:
„Sexueller Missbrauch wird in etwa 75 bis 90 Prozent der Fälle durch Männer oder männliche Jugendliche ausgeübt, zu etwa 10 bis 25 Prozent durch Frauen und weibliche Jugendliche.“
und weiter:
„Es ist davon auszugehen, dass sexueller Missbrauch durch Frauen seltener entdeckt wird, weil ihnen solche Taten weniger zugetraut werden.“
Gerade Letzteres macht natürlich hellhörig. Unabhängig von der genauen quantitativen Verteilung wäre es natürlich für die Opfer fatal, wenn Fälle deswegen nicht erkannt werden.

[1]

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