Gerontokratie Deutschland oder wieso ich nicht solidarisch sein will

ehm… lol wörtliche semantik. Die Frage ist wie man sich nach zwei deutschen Weltkriegen hinstellen kann und sagen kann der Frieden in Westeuropa wäre ein Verdienst deutscher Eltern. Es gibt keinen Grund ältere Generationen in Deutschland dafür zu beglückwünschen, dass sie unter den stärksten realpolitischen Zwängen Deutschland eine nicht militärische Machtposition in Europa gesichert haben.

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Selbst ist der Mann, ich könnte Ihnen bei Ihren Ihren monokausalen Gefühlen zwar weiterhelfen, aber das Internet ist voll von Belegen. Es gibt u.a. bei Anstalt einen schönen Beitrag dazu.

… sie setzen voraus das Menschen oder Regierungen realpolitischen Handeln. Selbst dafür kann man danke sagen … der Friedhof ist voll von Opfern von Ideologien …

Bitte richtig lesen. Realpolitik und Ideologie sind kein Gegensatz paar. Die politik Deutschlands nach 45 ist davon geprägt davon Deutschland wieder als Großmacht zu etablieren. Das hat natürlich eine realpolitische Komponente. Also die Druchsetzung in der internationalen Konkurrenz der Nationalstaaten. Gleichzeitig ist es auch allerdings auch die Ideologie deutscher Herrschaftsansprüche. Entsprechend war es auch in der CDU kein Problem Freidenspolitik zu betreiben und gleichzeitig auf Wahlplakaten die abgetretenen Gebiete zurück zu fordern. Realpolitik ist instrumentell für Ideologische Vorstellung und nicht neutral. Was du meinst ist rational und irrational im zweckrationalen Sinne.

Es ist schlicht albern zu glauben deutsche Politiker hätten nach dem Krieg unter Besatzung und internationalen Druck etwas anderes als friedliche Integration betreiben können. Ein wieder erstarkendes aber nicht gebundenes Deutschland wäre für alle Akteure völlig inakzeptabel gewesen. Es gab die Pläne aus Deutschland nen Agrarstaat zu machen.
Daher war es auch kein friedenspolitischer Idealismus irgendwelcher Deutschen der die europäische Integration voran trieb.

Sie verstehen also was ich sagen wollte, auch wenn Sie die Begriffe anders verwenden würden. Sie sind anderer Meinung, dass ist ihr gutes Recht, die arrogante Art in der Sie das äußern, finde ich etwas schade.

Hieraus lese ich ein ganz häßliches und ziemlich falsches und sehr rechtes Narrativ - nämlich dass es eine durch arme Länder begründete Überbevölkerung gäbe, welche ursächlich für die Naturausbeutung der Erde wäre. Wenn alle Menschen einen Ressourcenverbrauch wie der Median-Afrikaner hätten, dann hätten wir weder Klima- noch Ressourcendebatte. Für die Korrektheit der Bilanzierung sei darauf hingewiesen, dass das nigerianische Öl dem Konsumenten in Rechnung gestellt werden muss - und das ist eher ein Europäer als ein Nigerianer! Brasilianischer Regenwald brennt für unser billiges Fleisch. Chinesische Kohlekraftwerke werden auch für den Kitsch in unseren Läden gebaut. Indonesicher Urwald für unsere billigen Lebensmittel zerstört.

Das durch die Kolonialzeit mit Waffen gegründete Ausbeutungssystem hat sich nie zurückgezogen, der Imperialismus wurde nur subtiler, Waffen wurden durch Zwangshandelverträge ersetzt, euphemistisch als Freihandel etikettiert. Sich dafür auf die Schultern klopfen zu wollen scheint mir vermessen.

Was den Hunger betrifft, wenn es die Industriestaaten ernst meinten dann könnte der innerhalb eines Jahres ausgemerzt werden. Ich finde es ein sehr häßliches Framing den Hunger als eine Art überirdischer Naturkatastrophe darzustellen gegen den der Westen nun als heroischer altruistischer Retter auftritt. Der Hunger ist kausal durch das installierte Ausbeutungs- und Abhängigkeitsystem des Westens begründet. Der Grad der Wertschätzung gegenüber Menschen armer Länder manifestiert sich auf dem Mittelmeer und aktuell an der globalen Covid-Impfstoffverteilung.

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Sowi ist ist nicht nawi aber man kann Begrifflichkeiten nicht völlig beliebig verwenden. Man muss schon begründen können warum es so etwas wie neutrale Realpolitik geben kann. Zu mal man sich da fragt inwiefern es denn einen objektiven sollwert sprich normativen Punkt geben kann vom dem ausgehend man diese neutrale Realpolitik betreiben soll…

Was Sie als Arroganz lesen ist meine Fassungslosigkeit darüber wie sich Deutsche ihre Geschichte schön reden. Ihr Afrika argument zeigt das perfekt. Unabhängig von der Frage ob ihr Punkt stimmt scheint, keine Erwähnung, kein Verharren, keine Irritation. Der deutsche Genozid in Afrika und die Kolonialpolitik sind einfach nicht existent.

Das erste kommentar hat das selbe gemacht, der Frieden jetzt welch ein Verdienst. Es entsteht nicht mal eine Irritation, keine Frage wie man diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Ereignisse einordnen kann. Nach dem Krieg sind die Deutschen auf einmal friedensliebende und hungerbekämpfende Samariter geworden, vorher das waren die anderen die bösen Deutschen…

Mir wird wirklich schlecht bei so viel Geschichtsvergessenheit und selbstgefälliger Beweihräucherung.

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Ich kann natürlich verstehen, dass Sie böse sind, wenn sich die Deutschen ihre Geschichte schönreden. Wie schon bereits einige Posts vorher erwähnt ist es in den letzten 70 Jahren super gelaufen, mal verglichen mit den Jahren zuvor. Dafür bin ich der Generation vor mir sehr dankbar.
Sie haben natürlich recht, dass es in der deutschen Geschichte auch viel Unterdrückung und Ausbeutung gegeben hat, wie von Ihnen erwähnt z.B. in Afrika zur Kolonialzeit. Zu dieser Zeit wurden auch 99% der Deutschen von der herrschenden Klasse ausgebeutet. … also ich trage keinen Adelstitel … Ich würde mich freuen, wenn Sie das auch in Ihre Argumentation einbeziehen würden.
Es gibt keinen Grund sich aufzuregen, lassen Sie uns respektvoll miteinander kommunizieren. Es lässt sich schlecht über Menschlichkeit argumentieren, wenn man sie selbst dabei verliert.

Sie haben völlig Recht, neben Afrika hätte ich noch Indien und China einbeziehen sollen. Hier hat es einen erfreulichen Fortschritt gegeben, geringere Kindersterblichkeit und bessere Versorgung der Bevölkerung. Wenn man jedoch die Prognosen bezüglich der Bevölkerungsentwicklung sieht, dann stoßen wir hier auf ein dramatisches Ressourcenproblem. Natürlich werden Ressourcen von allen Menschen verbraucht, mit dem Beispiele wollte ich deutlich machen, dass eine kurzfristig positive Entwicklung – in guter Absicht – langfristig zu Problemen führt. Als man die Erfolge dieser positiven Entwicklung gefeiert hat, hätte man sich Gedanken machen sollen, wie man diese Effekte wieder in den Griff bekommt. … jetzt sind wir schon ziemlich spät dran …

Ich glaube auch nicht dass der Ressourcenverbrauch eine Median-Afrikaners kein Vorbild sein kann. Nicht umsonst versuchen so viele Menschen nach Europa zu kommen.

Ich möchte noch kurz etwas zu dem von Ihnen angesprochenen subtilen Imperialismus sagen. Sie glauben daran dass die Welt durch Macht und Gewalt beherrscht wird, ich glaube dass ein großer Anteil am Erfolg z.B. durch Kompetenz zustande kommen. Ich sehe uns nicht als die Unterdrücker anderer Länder. Es gibt genügend Beispiel vor „Unterdrückte“ Ihre „Unterdrücker“ beseitigt haben und sich das Leben der Unterdrückten nicht wirklich verbessert hat. Wenn ich zum Beispiel an unseren deutschen Arbeiter- und Bauernstaat denke, wo die angeblich „Unterdrückten“ ihre „Unterdrücker“ entmachtet haben. Nachdem Großgrundbesitzer entmachtet waren gab es weniger zu Essen als vorher. Anderes Beispiel wäre Kambodscha wo der Übergang zum Agrarkommunismus auch nicht so toll funktioniert hat.

Am Ende wollte ich nochmal etwas zu Ihrem Hinweis auf eine „sehr rechten Narrativ“ sagen. Ganz vereinfacht sind Rechte und Linke alles Gut-Menschen, die einen wollen den eigenen Leuten helfen und die anderen den nicht-eigenen Leuten. Da man ja jeden Euro nur einmal ausgeben kann, entsteht hier natürlich eine gewissen Konkurrenz. Egal was Ihre Entscheidung ist, gehen Sie davon aus, dass Sie zunächst immer das Leichteste tun und nicht das, was Ihnen am Schwersten fällt …

Es geht eben nicht nur, um die Entscheider, die Herrschenden, die upper class, Ideologien, Wertsysteme etc fressen sich durch die gesamte soziale Stratifikation.
Aber sie benutzen auch leere Signifikanten, deren Inhalt beliebig aber vor allem ex post facto konstruiert wird. Jetzt haben wir Frieden, also müssen das die älteren Generationen irgendwie gemacht haben. Intention, strukturelle Zwänge, tatsächliche Politik, Wertprämissen alles egal. Das Produkt dient als normativer Fixpunkt der nachträglichen Rechtfertigung. Polemsich zugespitzt könnte man sagen, die rhetorische Struktur dieses Arguments ist jenes des " es war ja nicht alles schlecht".
Nicht missverstehen, es geht mir nicht um die Frage des Friedens selbst, sondern um die Reflexion seines Entstehens, nur auf dieser Basis kann ich beurteilen, was seine positiven, wie negative Folgen sind beziehungsweise, wie weit den dieser Frieden geht. Leider dient hier jedoch das Bewusstsein für die dt Geschichte als Legitimation der absolut niedrigste Messlatte. Die Deutsche haben nach dem zweiten Weltkrieg nicht direkt wieder einen angefangen. Gott sei dank. Ja das stimmt und es ist nicht so als würde man es den damaligen Deutschen nicht zutrauen, aber das heißt halt nicht dass man es positiv affirmieren muss.

Menschlichkeit ist hier auch so ein leerer Signifikant, für netten Umgang. Wahrscheinlich spielen sie auf Höflichkeit, Debattenkultur oder Diskursethik an aber das ist halt nicht das selbe, bei aller Überschneidung in der grundsätzlichen gegenseitige Anerkennung von Menschen.

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Ich meine das andere „sehr rechts“, da wo es nicht um „eigenen Leuten helfen“ geht, sondern um ein gefühltes natürliches Überlegensheitsgefühl, logischerweise verbunden mit natürlicher Minderwertigkeit Anderer, welche sich dann bitteschön in ein Ordnungssystem aus Befehl und Gehorsam ganz unten einzufügen haben.

Die in Beitrag #66 von mir kritisierte Passage ist aus meiner Sicht ein dazu passendes Narrativ.

Interessant, der Kompetenzansatz - aber versteh ich noch nicht. Wie groß ist der Anteil? Was meinen Sie denn genau mit Kompetenz? Wie ist diese Ihrer Meinung nach begründet? Was außer Kompetenz verbirgt sich denn noch hinter dem „z.B.“?

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… ganz leichte Aufgabe. Der Anteil von Kompetenz ist 53,4% höher als der Anteil von Macht. Da Sie ja genau wissen wie groß der Anteil von Macht ist … Sie kennen ja Eva Zwerg und deren Bruder …

Wieso möchtest du deine Behauptung „großer Anteil am Erfolg z.B. durch Kompetenz zustande“ nicht mehr ausbreiten und reagierst stattdessen beleidigt?
Du scheinst für dich in Anspruch zu nehmen, Behauptungen unbelegt und auch (man hat ja nicht immer für alles Belege) ohne konkret zu werden, in die Welt zu tragen und reagierst dann patzig, wenn jemand nachfragt.
Ich finde nicht, dass es Aufgabe des Gesprächspartners ist, deinen Behauptungen hinterherzurecherchieren und so kommt wahrscheinlich hinten nichts Sinnvolles raus.

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@RPausD, schade, ohne inhaltlich halbwegs substanzielle Antworten auf diese Fragen werden Sie mich kaum überzeugen können, dass diese „Kompetenzen“ etwas anderes sein könnten als „Geschick in der Vertragsgestaltung mit Diktatoren“ und „überlegener Kriegsgerätefertigung mit ausgefeilter Exportlogistik zur Stabilisierung der Rohstoffförderung“.

Lassen wir mal als Gedankenexperiment den kontinuierlichen Materialstrom aus dem globalen Süden versiegen → unsere heutige westliche Wohlstandsgesellschaft würde zusammenbrechen! Frieden und Wohlstand hierzulande wird erkauft durch Verbrechen an der Natur (und damit an künftigen Generationen) und an Menschen anderswo!

Für inhaltliche Subtanz, meine Literaturempfehlungen:

  • Stephan Lessenich - Neben uns die Sintflut
  • die beiden letzten Bücher von Kathrin Hartmann (Achtung, Nichts für schwache Gemüter, fundiert journalistisch recherchierter Realitätsbezug zum „anderswo“)

Ich antworte Ihnen direkt und sende Ihnen die Quelle zum Thema „Kompetenz“ - wir haben uns mittlerweile ziemlich eigentlichen Thema entfernt …