Die These, dass das Gendern per se den Sexismus fördern würde, rührt von einer Fehleinschätzung her, auf welcher Seite des politisch bzw. gesellschaftlichen Spektrums die Ursachen zu suchen sind. Es stimmt zwar, und das ist meiner Ansicht nach evident, dass das heutige Gendern den Sexismus in einem Backlash fördert und stark gefördert hat - das „Gendermainstreaming“ ist schließlich ein Thema, das die Neue Rechte von Anfang an begleitet hat, wenn dessen Ablehnung nicht sogar ihr identitätsstiftendes Fundament war. Die Ursache für diese Verbindung liegt aber keineswegs im Gendern selbst, sondern ist vielmehr in dessen konkreter Ausgestaltung auf der einen Seite und der - wie ich finde nicht unberechtigten - Ablehnung eben dieser Ausgestaltung auf der Gegenseite zu suchen. Das Ziel des Genderns, nämlich alle Menschen unabhängig ihres biologischen oder sozialen Geschlechts zu integrieren, sollte ja auch soweit eigentlich von allen geteilt werden des . Das Problem ist hier wieder die Ausgestaltung und die Faktenresistenz vieler Beteiligter. Auf der einen Seite hätte man Wege gehen sollen, die weniger befremdlich anmuten. Auf der anderen Seite Genus ist nicht gleich Sexus. Punkt. Dieser Umstand sollte schon früh in der Schulbildung hervorgehoben werden und würde uns allen, egal welcher Coleur, wahrscheinlich viel Elend, Streit und Energieverschwendung sparen. Die Neue Rechte wäre heute jedenfalls nicht da, wo sie jetzt ist. Der Begriff des „Feminismus“ hätte heute einen ganz anderen Beiklang und würde in der Gesamtbevölkerung hegemonialen Rückhalt genießen, statt außerhalb akademischer Kreise eine absolute Minderheitsmeinung darzustellen.
Der meiner Ansicht nach einzig richtige Weg wird dabei übrigens kaum diskutiert und ich möchte mir daher nicht nehmen lassen, ihn hier kurz vorzustellen: Nämlich weibliche Formen einfach vollständig abzuschaffen. Dann werden Frauen nicht mehr mit „Student*Innen“ doppelt genannt. Nonbinäre, trans-, intersexuelle, genderfluide und non-cis Menschen werden von „StudentInnen“ nicht mehr ausgeschlossen. Und „Studierende“ jedweden Geschlechts, die unter einem chronisch schlechten Gewissen leiden, weil sie nicht jede Sekunde ihres Lebens aufs Studieren verwenden, dürfen endlich wieder auch mal einfach nur Studenten sein.
Frauen sollten auch nicht mit „Frau“, sondern wie Männer mit „Herr“ angesprochen werden. Denn eine Frau ist ein Mensch weiblichen Geschlechts, wohingegen ein Herr ein Mensch mit einer respektablen Stellung ist (das Äquivalent wäre zu einem gewissen Grad ja „Herrin“). Meine Korrespondenz mit „Meine sehr geehrten Herren“ einzuleiten, fände ich persönlich jedenfalls völlig unproblematisch. Genauso wie einen weiblichen Arzt mit „Herr Doktor“ anzusprechen. Ich schätze, dass sich innerhalb eines Jahrzehnts bis auf die extremen Antifeministen alle daran gewöhnen könnten und es als völlig natürlich wahrnehmen würden. So würde sich die Sprache und Gesellschaft ohne falsche und darüber hinaus diskriminierende Zusätze wandeln.
Dieses Argument wird ja auch für alle Varianten des grammatikalisch falschen Genderns in reduktionistische Weise angeführt: Sprache wandelt sich. Das ist absolut richtig und unanfechtbar Fakt. Aber normalerweise vereinfacht sie sich. Das ist also ein weiteres starkes Argument für korrektes, generisch neutrales Gendern durch die Abschaffung der fermininen Formen. Die sind in einer Gesellschaft, in der der Penis keine Grundvoraussetzung mehr für Herrlichkeit ist, sondern die wie auch immer geartete Lebensleistung und -führung, doch einfach nur noch redundant.