Gefahr eines Braindrains in Deutschland?

Geführt wird die Debatte um Fachkräfte ja eher aus der Perspektive, wie Deutschland attraktiver für ausländische Fachkräfte werden kann. Muss man nicht auch mal darüber reden, wie man verhindern kann, dass ein zunehmender Teil der „jüngeren“ deutschen und nichtdeutschen Fachkräfte in Zukunft über eine Auswanderung aus Deutschland nachdenkt?

Deutschland wird aus meiner Sicht für jüngere (deutsche und in Deutschland lebende) Fachkräfte ja nicht unbedingt attaktiver. Große Pluspunkte in Deutschland waren ja mal der robuste Arbeitsmarkt, die geringen Lebenshaltungskosten, und die soziale Sicherheit. Es ist sicher ein negativer Bias dabei, aber wenn ich an die nächsten Jahre denke, fallen mir eher heißlaufende Mietmärkte in den Großstädten, steigende Lebenshaltungskosten, Überalterung und schlechte Infrastruktur auf dem Land, steigende Sozialbeiträge bei gleichzeitigem Abbau der Sozialleistungen, Klientelpolitik für Ältere, Vermögende, Unternehmen und gegen Arbeitnehmer und Arbeitslose, Rechtsruck, zunehmende Ungleichheit zwischen Arm und Reich, eine bröckelnde Industrielandschaft, ein zusammenbrechender Pflegesektor… etc. ein.

Wer unter 45 will denn unter diesen Vorzeichen hier alt werden oder eine Familie gründen, wenn sich Alternativen im Ausland auftun?

Die Zahl der attaktiven Auswanderungziele steigt momentan natürlich auch nicht gerade an. Gleichzeitig gibt es in den skandinavischen Ländern auch zunehmend Fachkräfteengpässe, die auch mit deutschen Fachkräften gefüllt werden können. Und sollte in den USA aber z.B. die Re-Industrialisierung gelingen und sich das politische Klima beruhigen, gibt es dort sicher auch das ein oder andere Plätzchen für deutsche Ingenieurinnen und Ingenieure. Und wer sagt, dass es sich in Zukunft nicht auch in Spanien oder Portugal gut leben lässt, wenn dort das Wirtschaftswachstum anhält - dort gibt es ja schließlich auch demografische Probleme, die gelöst werden müssen.

Ich gebe zu, das ist alles sehr spekulativ und provokant - aber ich finde, es könnte durchaus die Gefahr bestehen, dass Deutschland in Zukunft auch heimische oder bereits gewonnene Fachkräfte verlieren könnte. Hat die Politik dieses Thema auf dem Schirm?

Die Gefahr besteht.
Bzgl. Menschen mit internationalem Hintergrund auch wegen des zunehmenden Rechtsextremismus und immer deutlicher werdenden Rassismus.

Tja, das Erwerbspersonenpotenzial wird extrem abnehmen. (Das macht übrigens auch die Wehrpflichtdebatte schwierig, aber anderes Thema)