GEAS-Reform

Liebes Lage-Team, bei aller positiven Kritik zu Euren derzeit guten und wichtigen Einordnungen des aktuellen Diskurses zum Thema Migration fand ich es sehr problematisch, dass ihr derart unhinterfragt den vermeintlichen Experten Ruud Koopmanns zitiert habt, der schon so häufig dadurch aufgefallen ist, dass er erstens wenig Kenntnis der Materie hat und zweitens für eine Abholzung des Flüchtligsrechts steht: Ersteres hat er auch in den Ausführungen zum GEAS bewiesen, denn tatsächlich gelten die Grenzverfahren nicht nur für Personen aus Ländern mit geringer Schutzquote, sondern sie können durch die Drittstaatenregelung auch für Menschen zB aus Afghanistan und Syrien angewendet werden. Zum zweiten Punkt: Seine Idee, legale Aufnahmemöglichkeiten zu schaffen, geht wie die Idee ua von Thorsten Frei aus der Union mit dem Konzept einher, dass individuelle Asylrecht abzuschaffen, was offensichtlich problematisch ist.

Viele Grüße
Matthias

Ich teile die Kritik an der höchst problematischen Figur Koopmanns, aber die konkreten Zitate scheinen mir sachlich in Ordnung zu sein. Warum soll man ihn dann nicht zitieren?

Aus meiner Sicht stellt sich die Frage, welches Ziel man mit dem Zitat Koppmanns verfolgt.
Eine mögliche Aussage wäre: „Koppmanns ist ein anerkannter Migrationsforscher und er bestätigt die diskutierte These - das gibt der These mehr Gewicht“. Die Aussage fände ich auf den ersten Blick schwierig weil Koppmanns vielleicht ein guter Forscher ist, aber häufig problematisch kommuniziert. Daher fände ich ihn im Allgemeinen keine gute Referenz.
Eine andere mögliche Aussage wäre: „Koppmanns ist ein Migrationsforscher, der von der Steuerbarkeit von Migration ausgeht. Selbst er bestätigt aber die diskutierte These (dass der EU Beschluss nichts bewirkt). Das gibt der These mehr Gewicht.“ So eine Aussage fände ich schon überzeugender. Denn wenn die Chance bestanden hätte dass der EU Beschluss Migration irgendwie steuern könnte, dann hätte (einer wie) Koppmanns das vermutlich nicht unter den Tisch fallen lassen.

Aus den besagten Gründen: Seine Ausführungen zur Anwendbarkeit der Grenzverfahren sind sachlich falsch (siehe oben) - und sind ein Beispiel von vielen, dass mangels Kenntnis Koopmanns kein Experte im eigentlichen Sinne ist und damit auch nicht so bezeichnet werden sollte; zudem er in vielen noch sensibleren Fragen mit haltlosen Behauptungen hausieren geht, um seine restriktive Agenda zu setzen, so zB ganz aktuell hier: https://x.com/ruud_koop_mans/status/1712014108030111862?s=46&t=PZVG1xJuNvq_hFofmzZy2w - alles Thesen, für die es keinen Beleg gibt.

Und zudem nochmal: Sein Vorschlag, legale Fluchtwege zu schaffen (als isolierte Idee keineswegs was Neues), sollte mE kontextualisiert werden (siehe oben).

Herzlichen Dank für Deinen Beitrag MatthiasLehnert,
auch wenn ich den Podcast gehört hatte, sind mir die Abkürzungen nicht geläufig - und da ich auch den Namen Ruud Koopmanns nicht direkt zuordnen konnte, würde es mir - und sicher auch einigen anderen helfen, wenn Ihr bei der Themenbezeichung etwas verständlichere Bezeichungen verwenden würdet - oder die Abkürzungen im Text einmal ausschreibt, erläutert und/oder entsprechende Links ergänzt. ich musste erst nachlesen - für die, die nicht suchen wollen: es handelt sich um das „Gemeinsame Europäischen Asyl-System“, also ein Versuch, die Asylverfahren in der EU besser zu vereinheitlichen, unter anderem um zu negative Ausreißer zu verhindern, aber insgesamt eher, um die Rechte von Asylbewerbern und Flüchtlingen aufzuweichen…
Ich hoffe, ich habe das halbwegs sinngemäß richtig zusammengefasst.