Gasversorgung sichern? Manche Branchen müssen sich wandeln…

Der eine stellt Porzellannippes her und der andere war schon zwei Mal insolvent.
Um die Mitarbeiter tut es mir Leid, denen sollte geholfen werden. Die Hersteller selbst oder deren Produkte sind kein Verlust…

Eschenbach und Kahla stellen beide Haushalts- und Hotelporzellan her. Die mit dem Nippes ist die Volkstedter Porzellanmanufaktur - deren Gasversorgung ist noch zwei Jahre gesichert. Die Marge bei Nippes ist wahrscheinlich höher (eventuell hilft auch, dass diese Firma über 260 Jahre Erfahrung hat, mehr als z.B. die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin)

Ich kann es nicht mehr hören! Wenn du mit vollen Auftragsbüchern pleite gehst, dann hast du die Aufträge, die deine Bücher füllen, zu billig an Land gezogen. Dass „zu billig“ sich hier aus den Energiekosten ergibt, und das vorher nicht abzusehen war, okay. Aber dann bitte auch nicht so argumentieren.
Wenn die Auftragslage so doll wäre, würde sich vielleicht ein Kunde finden, der die höheren Kosten bezahlt? Nein, nicht?

Und nächste Woche erkläre ich dann, wieso wir nicht unseren Umsatz optimieren sollten.

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Warum nicht?
Die Argumentation ist doch schlüssig.
Wenn man mehrjährige Verträge schließt, ein Großteil der Produktionskosten auf das Gas entfallen und die Verträge auf Basis der Vorkriegs-Gas-Preise berechnet wurden, ist doch völlig klar, dass man nun relativ unverschuldet Pleite geht.

Zugegeben, natürlich hätte man sich vertraglich absichern können (z.B. eine vertragliche Preisanpassung im Falle unvorhergesehener Preiserhöhungen), aber dann hätte man die Aufträge damals eventuell nicht bekommen (sondern eine Firma hätte den Zuschlag bekommen, die genau diese (aus damaliger Sicht über-)Vorsicht nicht an den Tag legt).

Nicht in der Krise zumindest. Wenn die Preise für Hotelporzellan wegen der Gaspreise explodieren dürften die meisten Hotelketten dazu übergehen, ihr Porzellan vielleicht doch noch ein paar Jahre länger zu verwenden, bevor sie es austauschen.

Die Waren, über die wir hier reden, sind halt relativ elastischer Natur, kurzum: Es sind Waren, auf die in vielen Fällen kurz- und mittelfristig verzichtet werden kann. Und das sind dann halt die ersten Opfer der Krise. Die Klopapierhersteller können die erhöhten Kosten problemlos an die Kunden weitergehen (die Preise für Recycling-Klopapier im Discounter sind von 2,15 auf 2,95 gestiegen) weil es sich hier eben um eine Ware handelt, die in jedem Fall nachgefragt wird, deren Anschaffung man nicht im Regelfall ein paar Monate oder gar Jahre verschieben kann.

Weil die Formulierung „die gehen jetzt pleite, trotz voller Auftragsbücher“ suggeriert (und suggerieren soll), dass hier ein eigentlich hervorragend laufendes Unternehmen pleite geht, weil die Umstände gerade unpassend sind.
Die Wahrheit ist aber: Das Unternehmen läuft halt nicht (mehr) super. Die vollen Auftragsbücher zu niedrigen Preisen verschleiern das nur. In Wahrheit sind die vollen Auftragsbücher eher ein Problem (wenn die einigermaßen verbindlich sind), weil man mit der Ausführung des Auftrags wohl sogar Verlust macht.
Wenn die Produktionskosten durch die Decke gehen, und man das nicht abgefangen kriegt, ist man halt kein florierendes Unternehmen.

Aber exakt das ist doch der Fall. Wie gesagt, die explodierenden Gaskosten waren vor dem Krieg nicht vorhersehbar, was könnte denn noch stärker als „unpassende Umstände“ gelten?!?

Ja, aber eben wegen der Krise.
Es muss halt schon unterschieden werden, ob ein Unternehmen generell schlecht gewirtschaftet hat und sehenden Auges in Richtung Konkurs gegangen ist und jetzt durch Staatshilfen gerettet werden will oder ob ein Unternehmen vor der Krise gut geführt wurde und gut lief, aber einzig durch die Folgen der Krise jetzt unwirtschaftlich ist.

Im erstgenannten Fall sollte man das Unternehmen sterben lassen, im letztgenannten Fall macht eine Rettung Sinn…

… denn diese Logik funktioniert halt nicht.
Denn Unternehmen, deren stärkste Kostentreiber die Gaspreise sind, konnten sich nicht gegen eine Verdopplung (oder noch mehr) der Gaspreise absichern. Würde man so kalkulieren, dieses unwahrscheinliche Risiko abzudecken, wäre man absolut konkurrenzunfähig. Bedeutet: Die Unternehmen, die so vorsichtig handeln würden, würden vor der Krise Pleite gehen, weil sie keine Aufträge erhalten - die Unternehmen, die nicht vor der Krise Pleite gegangen sind und die Aufträge bekommen haben, gehen dann in der Krise Pleite. Wem ist dadurch geholfen?

Sinnvoller ist es halt, diese Unternehmen jetzt durch Staatshilfen zu retten, aber langfristig diese Staatshilfen auch wieder zurückzufordern, wenn es die wirtschaftliche Situation der Unternehmen zulässt - im Zweifel halt über Jahrzehnte oder über Staatsbeteiligungen an den Unternehmen.

Yep ich auch nicht, insbesondere, weil viele von diesen Firmen in Gasturbinen investiert hatten „wegen dem billigen Gas“ und ihren besonders kurzen „Vertragslaufzeiten bei den Billig- Gasanbietern“…Grupp Trigema ist auch so ein Beispiel.

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Du hast natürlich Recht das Firmen die für solche Fälle keine Vorsorge treffen „Wettbewerbsfähiger“ sind. Es ist jedoch kein Naturgesetz das der Staat hier eingreifen muss.
Wir haben mittlerweile ein System etabliert in dem die Firmen ein immer größeres Risiko eingehen können und die Kosten der Staat trägt. Das verzehrt den Markt in die von dir beschriebene Richtung.
Die Markteingriffe zum Schutz von Arbeitsplätzen waren auch vollkommen berechtigt als der Arbeitsmarkt angespannt war. Es zeichnet sich jedoch ab das insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel Arbeitskräfte Mangelware werden. Also ist die Übernahme von Risiken durch den Staat nicht mehr zeitgemäß.

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