Ich bin tatsächlich gespannt, sollte es tatsächlich zu einer Abstimmung zur Abschaffung der Gasumlage kommen, wie insbesondere die Jusos und die Mitglieder der Grünen Jugend abstimmen werden (Fraktionszwang?). In meinen Augen ist es möglich, dass sie dadurch massiv an Vertrauen verlieren könnten, v.a. wenn es noch keine Entlastung gibt bzw. keinen genauen Plan, wie man mittlere + untere Einkommen entlasten will.
Ich sage es nicht gern, aber ich hoffe die Union zieht es durch und diese Umlage wird kassiert. Wieso soll nur ein Teil der Bürger Unternehmen retten, insbesondere Unternehmen, die keine Hilfe brauchen. Der Schaden, der gerade entsteht wird dich auch langfristig auf den Rückhalt in der Bevölkerung zur Erreichung der Klimaziele auswirken. Wir ( meine Frau und ich) fühlen uns absolut nicht mehr repräsentiert in der Politik. Wir haben immer weniger von unserer Arbeit. Es wird zu offen über längere Arbeitszeiten diskutiert. Wir profitieren von keiner Subvention. Wir können uns eben keinen Politiker über Lobbyismus leisten.
Bei den Jusos und der Grünen Jugend habe ich Hoffnung und dass sie sich gegen den Fraktionszwang stellen. Von den jungen Liberalen ist wie von der großen FDP nichts zu erwarten.
Mit der Mehrwertsteuer verhält es sich ähnlich. Sie ist beim Gas nicht als Anreizinstrument gedacht. Es geht bei der Senkung darum, die Mehrbelastungen der Haushalte etwas zu reduzieren. In meinem Fall würde ich in Anbetracht der Arbeitspreissteigerungen in etwa so viel MWSt zahlen, wie meine Gesamtrechnung letztes Jahr<
Eben … die Gasumlage würde Verbrauchsreduktion anreizen. Dieser Effekt entfällt nun - wie Du selbst berechnet hast. Da die MWSt Senkung das etwa kompensiert. Oder gar überkompensiert.
So ist es in Summe dann eben nicht mehr hilfreich. Da hätte man tatsächlich dann Gasersatzbeschaffung staatlich finanzieren können. Wäre in Summe dann auch unkomplizierter.
Es ist mir unverständlich, warum um diese Umlage so ein „Geschiss“ gemacht wird. Verglichen zur Steigerung des Gaspreises als solchem ist diese zusätzliche Umlage doch Kleinkram.
Und dass man für die Unternehmen, die vom Lieferstopp aus Russland betroffen sind, Abhilfe schaffen muss, ist unstrittig.
Da muss ein Missverständnis vorliegen.
Meine Rechnung bezog sich nur auf die Umsatzsteuer.
Auch bei reduzierter Umsatzsteuer zahle ich in dieser Heizperiode etwa das drei- bis vierfache im Vergleich zur letzten. Ohne Umlage und inkl. reduzierter Umsatzsteuer wäre es immernoch das dreifache.
Die Umlage selbst ist vor diesem Hintergrund nicht der Anreiz zu sparen, sondern die Preissteigerungen.
Ich kann und werde auch nicht mehr sparen können, wenn der Preis auf das 10-fache steigt. Bin dann halt einfach irgendwann pleite. Ökonomisch gesehen ist beim Gas die Nachfrage kurzfristig relativ unelastisch. Noch höhere Preise senken nicht die Nachfrage, da ein Grundbedarf notwenig ist. Umstieg auf Alternativen ist für die kommende Heizperiode nicht möglich.
Da stimme ich dir voll zu. Der Umstieg ist sich technisch und finanziell teilweise nicht möglich, wenn man eine Bestandsimmobilie hat. Wenn man sich die Anschaffungskosten plus Installation und Modernisierung ansieht ist das heftig. Hinzu kommen ebenfalls steigende Strompreise und Photovoltaik wird sich nicht billiger in der Anschaffung.
Nicht ganz korrekt. Die Heizung zu tauschen, das ist kurzfristig kaum möglich (sowohl finanziell als auch aufgrund begrenzter Manpower). Was aber durchaus noch drin sein könnte, das ist der Einbau einer Brauchwasserwärmepumpe. Das ist eine Mini-Wärmepumpe mit Warmwasserspeicher, die relativ wenig kostet. Eine Teil des Erdgasverbrauchs kann man so ohne großen Eingriff in die Heizungsanlage ersetzen. Kommt dann noch eine PV dazu, kann man sein Warmwasser nahezu autark bereitstellen.
Nach dem Studium aller Aussagen hier erschließt sich mir folgendes nicht:
bei richtiger Planung decken die langfristigen Lieferverträge der Lieferanten die langfristigen Lieferverträge der Kunden. Hier haben wir eine gewisse Preisbindung in beide Richtungen = keine Mehrkosten
ein evtl. Mehrverbrauch muss durch kurzfristigen Einkauf gedeckt werden = Mehrkosten.
den neuen Verträgen liegen die aktuellen Preise zugrunde = keine Mehrkosten.
Da sieht man schön, wie die Gaslieferungen aus Russland einbrechen ab Mitte Juni und zeitgleich ein rapider Anstieg des Erdgaspreises einsetzt (von ca. 17 ct/kWh auf aktuell über 30 ct/kWh).
Momentan gibt es (wenigstens) zwei Sondereffekte: i) die verringerten Lieferungen aus Russland, ii) die angeordnete schnelle Befüllung der Gasspeicher
Dazwischen sitzen die europäischen Gasverbraucher.
Aufgrund der Saisonalität des Gasverbrauchs ist mit echter physischer Knappheit nur im Winter zu rechnen. Aber auch ein Bauer, der zu wenig Saatgut einlagern kann, um die nächste Aussaat zu sichern, erlebt Knappheit.
Wenn jetzt Russland pro Jahr so viel liefert wie laut den Verträgen bestellt war ergibt sich eigentlich kein Mangel. Denn die Schwankungen in der Lieferung werden durch die Gasspeicher kompensiert. Daraus ergibt sich für mein Verständnis kein Grund weshalb Uniper in Schieflage geraten sein soll. Es sei denn die haben Preisspekulation betrieben.
Wenn die Politik die schnelle Befüllung der Gasspeicher anordnet müsste diese auch die Mehrkosten tragen. Diese politisch motivierten Mehrkosten auf den Verbraucher umzulegen ist definitiv nicht richtig und erklärt immer noch nicht warum Uniper sehr zeitnah zu den Beschränkungen und Maßnahmen in Schieflage geraten ist.
Dass Russland nur soviel liefert wie vertraglich vereinbart, auch wenn der europäische Gaspreis zusätzliche Lieferungen lohnend erscheinen lässt, das ist die Story vom letzten Jahr. Inzwischen wird auch das, was vereinbart war, nicht mehr geliefert. Ist auch nicht verwunderlich, denn dies ist ja fast der einzige wirkungsvolle Hebel, den Russland hat, um auf das unfreundliche Verhalten der Europäer zu antworten.
Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise gab es auf dem Markt alle möglichen Verwerfungen. Das auszubügeln ist aber weder Ziel noch juristische Begründung der Gasumlage.
Die Gasumlage ist kein Instrument, um strauchelnde Unternehmen zu retten, sondern dient einzig und allein der (teilweisen) Umlage der Kosten der Ersatzbeschaffung im Falle eines Wegfalls von vereinbarten Liefermengen. Für alles, was sonst noch auf dem Erdgasmarkt schief geht, bedarf es weiterer Instrumente, z. B. die Notkredite, die Uniper bereits erhalten hat.
Ich glaube, wir erleben gerade das komplette Scheitern von Kommunikation. Scheinbar hat bis auf ein paar Nerds niemand mitbekommen, was die Gasumlage ist und wozu sie eingeführt wird. Aber alle reden darüber.