GameStop. Kleinanleger gegen Hedgefonds?

Hallo liebes Lage-Team und Forum,

ich bin auf ein interessantes Thema gestoßen bei dem mir die Einordnung etwas schwer fällt und über das ich gerne eine konstruktive Diskussion führen würde.

Kurz zusammengefasst:
Im Dezember ist ein Reddit-Community die untereinander Aktien Tipps austauscht, auf die sehr hohe Leerverkaufszahl (teilweise 140% der Aktien am Markt) bei der Videospiel-Einzehandelskette GameStop gestoßen (die Kette hatte seit Jahren Probleme). Die Community hat daraufhin beschlossen große Menge der Aktie über Online-Trader (Robinhood) zu kaufen und diese zu halten. Da die Hedgefonds gezwungen waren zu kaufen stieg der Aktienkurs um mehr als 1000% und die Hedgefonds haben Verluste in Milliandenhöhe eingefahren. Dies löste in Amerika eine Medienlawien und eine Generaldebatte über Online-Trading aus, die schließlich dazu führte, das die Online-Trader (namentlich Robinhood und in Deutschland TrandRepublic) den Handel mit GameStop-Aktien für ihre Nutzer untersagten. Wohingegen der Handel für die Hedgefonds normal an der Börse weiterging.

Meine Fragen:
Für mich als Außenstehender wirkte dies zunächst wie eine amüsante Geschichte von Klein gegen Groß, allerdings sorgte der Verbot des Handels der Kleinanleger für einen bitteren Beigeschmack. Mir erschließt sich nicht wieso es ein Problem ist wenn Kleinanleger sich zusammentun und ihr Geld in ein eigentlich wertloses Unternehmen investieren, ist das nicht das Recht eines freien Marktes? Und welche Risiken ergeben sich aus dem Handeln der Kleinanlegeger?

Mich würde einige Erklärungen oder Meinungen zu diesem Thema freuen.

Quellen: (da ich nicht weiß wie mit Links aus Spamschutz umgegangen wird schreib ich nur die Namen der Medien und den Titel)

  1. Tageschau: Gamestop - Flashmob an der Börse
  2. Süddeutsche Zeitung- Wie ein Haufen Kleinanleger Hedgefonds-Magnaten demütigt
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung- Die Hedgefonds sind angezählt
  4. Zeit Onlien- Aufstand der Kleinanleger
  5. Manager- Magazin: Robinhood stoppt Börsenrebellen - Flashmob-Aktien stürzen ab
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Relevant zur Einordnung könnten auch Penny Stocks und Pump and Dump Strategien sein:

Solange tatsächlich das Leerverkaufsvolumen die Zahl der Aktien übersteigt kann man argumentieren, dass man faktenbasiert investieren möchte. Gleichzeitig ist die Frage, ob die vielen Online-Kommentare (HODL!) nicht selbst schon eine Form der Marktmanipulation sind, an deren Ende einige rechtzeitig mit großem Gewinn verkaufen und die anderen blöd aus der Wäsche schauen.

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Fefes Blog hat dazu eben auch Lesenswertes veröffentlicht.
„Diese Gamestop-Nummer eskaliert fröhlich weiter vor sich hin. …“

Ergänzend würde mich auch interessieren ob es legal ist, dass Online-Trader ihren Kunden das Handeln mit bestimmten Aktien plötzlich untersagen. Und sogar (die folgende Info basiert nur auf Twitter-Posts) die Aktien der Kunden eigenmächtig verkaufen.

Dieses Argument habe ich auch schon des öfteren gelesen, hierbei erschließt sich mir jedoch nicht der Unterschied zwischen einer Online-Community und einem Hedgefond (der ja auch im Namen oder für mehrerer Anleger handelt). Auch haben Hedgefonds einen großen Einfluss auf den Aktienwert von Unternehmen, wenn diese bekannt geben sich für ein Unternehmen zu interessieren.

Quelle:

  1. Süddeutsche Zeitung- Aktivistischer Hedgefonds steigt bei Bayer ein - Aktie schießt hoch.
  2. Onvista- Deutsche Bank: Neuer Großaktionär steigt ein - und ist ein alter Bekannter - Aktie steigt deutlich

Diese Nachricht ist wohl irreführend, denn der Kunde hat wohl gar keine echten Papiere besesen, sondern nur Optionsscheine.Sprich er hat noch gar kein eigenes Geld investiert.

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Vielen Dank für die Korrektur. Somit ist die zweite Frage eine rein spekulative Frage (von geringer Relevanz). Die rechtlichen Grundlagen zum „Handelsverbot für Kunden“ würden mich jedoch nach wie vor sehr interessieren.

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Ich weiß nicht, ob man die Überschrift so pauschal setzen kann. U.a. ist wohl Elon Musk da mit eingestiegen, der wohl kaum als Kleinanleger zählt.^^ Richtig ist aber vermutlich, dass am Ende eine Menge Kleinanleger ebenso mit Verlust rausgehen werden wie die betroffenen Hedgefonds, evtl. unterstützt durch Foul Play von Seiten der Besitzer der überwiegend genutzten Kleinanlegerapps.

Hier mal ein paar englischsprachige Twitter-Threads, die anscheinend ein bisschen mehr Einsicht geben als die simplifizierte David-Goliath-Geschichte. (Oder vielleicht teilweise auch Bullshit sind. Mir fehlt da der Einblick, um das abschließend zu beurteilen.)

Worüber sich allerdings alle einig sind, ist dass das ganze dem Ansehen der Börse insgesamt schadet. Das ist ein ziemlich offensichtlicher Beweis, dass das, was da abgeht, von der Realwirtschaft völlig entkoppelt ist, und es nur noch darum geht über Spekulation aus Geld noch mehr Geld zu machen. Quasi wie eine Mischung aus Poker und Lotterie, bloß dass bei einer gewöhnlichen Lotterie am Ende nach Abzug der Kosten der Veranstalter in Summe weniger Geld ausgeschüttet wird als eingezahlt, während es an der Börse umgekehrt ist. Selbst absolut „sichere“ Anlagen – also das Gegenteil von der Geschichte hier – erzielen dort ja permanent höhere Renditen als z.B. durch Inflation zu rechtertigen wären, und die Zeche zahlen eben die Beschäftigten, die in den Unternehmen dafür arbeiten.

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Bitte korrigiert mich, aber unabhängig wie man zu dem „Robinhood-Trading“ allgemein und zur Sperrung einzelner Aktien für Kleinaleger im speziellen steht: Das, was gerade abgeht an der Börse ist hochriskant für die Stabilität des gesamten Systems. Da die Hedgefonds zum Ausgleichen der resultierten Verluste massiv auch andere, Qualitätsakien wie Facebook, Apple & co verkaufen mussten ist der Börsenkurs weltweit um mehrere Prozent gefallen. Man sollte nicht unterschätzen wie ein kleiner Baustein in einer Nische im Finanzsystem etwas ganz großes auslösen kann, durch die extreme Vernetzung. Man erinnere sich an 2009, als ein paar faule Immobilienkredite in den USA dazu führten, dass europäische Bankhäuser mit Dutzenden Milliarden Euro gerettet werden mussten!

Was mich an dem Thema interessiert, ist, dass es mir zu zeigen scheint, welche Gefahr in dem System steckt, in dem der Anleger nicht auf den Wert des Unternehmens sondern auf den der Aktie wettet. Grundgedanke ist natürlich, dass beide Werte zueinander proportional sind, aber bei Gamestopp sehen wir, dass das nicht der Fall sein muss, und ich meine (ohne da persönlich irgendeine Expertise zu haben), dass wir hier nur eine besonders deutliche Manifestation der Abkoppelung beobachten. Ein weniger deutliches Beispiel wäre doch auch Tesla, dessen Aktienwert weit weg ist von dem, was nach Produktivität der Wert des Unternehmens sein sollte. Im Fall Tesla kann ich mich täuschen, allgemein ist so eine Abkoppelung aber doch nicht so ungewöhnlich und Futter für Blasen, die irgendwann platzen.

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Meiner persönlichen Meinung nach geht die Gefahr jedoch nicht von den Personen aus, die eine Aktie eines Unternehmens kaufen/ halten auch wenn der reale Unternehmenswert dem Aktienwert nicht mehr entspricht. (Das ist für mich ein normaler marktwirtschaftlicher Vorgang, ein zugegeben leicht hinkendes Beispiel sind diverse Markenprodukte die im Preis-Leistungs-Verhältnis häufig auch deutlich teurer sind als die Konkurrenz, jeder darf jedoch von seinem Geld kaufen was er möchte). Zumal hierbei auch das Risiko relativ klein ist, man kann nur das verlieren was man selbst investiert.

Ich denke die Gefahr geht von großen Hedgefonds oder Banken aus, die Aktien oder Immobilien verkaufen, die sie selbst nicht besitzen, um so nicht auf das Wachstum sondern auf den Fall eines Unternehmens zu wetten. Wodurch sie bei einem plötzlichen Anstieg der Aktie wesentlich mehr bezahlen müssen als nur das eingesetzte Geld. Hierzu würde mich auch interessieren wieso dieses sogenannte „Short Selling“ überhaupt legal ist.

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Ich verfolge auch das Ganze schon seit ein paar Tagen und bekomme kein konsistentes Bild. Insbesondere das Gleichnis von ein paar Kleinanlegern/Gamern die einen milliardenschwere Hedgefond in die Knie zwingen lässt mich zweifeln,
Weiss man um viele Kleinanleger es sich handelt? 100,1.000,10.000 or 100.000?
Wie welchem Betrag sind die eingestiegen? 100$ 10.000$?
Ich kann mir nicht vorstellen dass die Masse an Gamern da mehr als 50$ investieren würde bzw. kann.
Ich vermute eher dass da ein paar gerissene Spekulanten, die deutlich mehr Spielgeld haben, über die Robin-Hood Platform eine grosse Masse von neuen Kleinanlegern aktiviert haben, um dann ihrer eigenen Aktivitäten in der Masse zu verstecken.

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In den USA ist es definitiv legal, wie es in Deutschland aktuell aussieht kann ich aber nicht beantworten.

An sich ist an dem Prinzipg auch nichts auszusetzen, es reguliert eigentlich den Markt (sprich die Aktien von klar überbewerteten Unternehmen werden wieder auf ihr eigentliches Mass heraubgestuft), aber wie so viele Prinzipien, die eigentlich für etwas „Gutes“ gedacht waren lassen sie sich durch schlaue Tricksereien ausnutzen und unterwandern.

Der Unterschied in diesem Fall ist jedoch, dass eben nicht verschiedene Fonds gegeneinander diese Waffen eingesetzt haben, sondern dass diesmal klar und ersichtlich der „kleine Mann“ auf der anderen Seite stand. Das ist zwar scheinheilig, denn derselbe „kleine Mann“ hat sein Geld auch bei diesen Aktienfonds investiert, und bei den kleinen Männern waren jetzt eben auch einige sehr dicke Fische dabei, aber der Öffentlichkeit wurde klarer als sonst vor Augen geführt, dass das System sich eben nicht selbst reguliert. Dadurch der Aufschrei.

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Mir ist noch nicht ganz ersichtlich wie „Shorts Selling“ den Markt reguliert? Entsteht die Regulierung nicht durch den ganz „normalen“ Kauf und Verkauf? (Sprich wenn ein Unternehmen überbewertet ist will keiner die Aktien des Unternehmens kaufen also fällt der Preis, wenn jemand dann seine Aktien verkaufen möchte sinkt der Wert der Aktie)
Short Selling ist nach meinem Verständnis nur eine Wette darauf, dass der Kurs des Unternehmens fällt. Also leiht der Shortseller sich Aktien und verkauft diese zum aktuellen Kurs um sie später, wenn der Kurs gefallen ist günstig zurück zu kaufen und an den Verleiher zurück zu geben. Ich sehe nicht wie diese extremen Spekulationen einen regulierenden Einfluss auf den Markt haben sollen.

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Vereinfacht gesagt:
Kaufen und verkaufen von Stock ist ein Nullsummenspiel. Man braucht einen Käufer, wenn man verkaufen will. Und der Preis wird ja vom aktuellen Wert der Aktie bestimmt (zumindest wird sich der Käufer darauf zurückziehen, wenn er schlau ist). Wieso sollte also der Wert der Aktie fallen? Jemand hat ja gekauft.

Schau doch Mal in wallstreetbets subreddit. Da siehst du tagtäglich Menschen, die 5-stellige Beträge investieren und teilweise hunderte oder sogar tausende Aktien besitzen. Ich weiß nicht, was genau du mit Gamern meinst, falls es Computerspieler sind, hast du glaube ich ein falsches Bild von den Anlegern die da unterwegs sind. GameStop ist hier lediglich Mittel zm Zweck, die Leute woll(t)en da in erster Linie Kohle machen, in letzter Zeit hat es einen Anflug von der Wall

Street eins mitgeben bekommen.

Man weiß es nicht, aber der oben genannte subreddit hat aktuell (Stand 31.1.) 7,4 Millionen Mitglieder.

Der gerissene Spekulant mit dem Reddit Nutzernamen u/DeepFuckingValue hat bereits 2019 angefangen in GameStop zu investieren, hat dem Wall Street Journal ein Interview gegeben (Paywall), der Kerl hat allerdings bis vor kurzem nach eigenen Angaben im Marketing bei einer Versicherung gearbeitet, also durchaus ein „Normalverbraucher“.
Aber es haben durchaus auch namhafte Investoren wie Michael Burry (der schon die Immobilienblase, die der Finanzkrise 2007/08 vorausging durchschaut und dagegen gewettet hatte) das Spektakel zeitig genug erkannt und investiert, also sicherlich nicht ausschließlich Kleinanleger.

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Kleine Ergänzung hierzu noch von meiner Seite: Um liquide bleiben und ihre Short Positionen zu covern, waren (sind?) diverse Hedgefunds wohl gezwungen, ihre Long Positionen, d.h. Aktien, die sie besitzen, weil und von denen sie ausgehen, dass sie steigen werden, zu verkaufen, was aufgrund der großen Menge der Aktien, die sie abstoßen, dazu führt (führen kann/wird?), dass der Kurs dieser Unternehmen einbricht, was nicht zwangsläufig deren eigentlichem Wert entspricht. Wo das hinführen kann vermag ich aber absolut nicht einzuschätzen.

Eine Aktie die man nicht hat, kann man nicht verkaufen. Bei GameStop waren sogar 140% des Unternehmenswertes geshortet. So viele Aktien kann man also gar nicht verkaufen, dass sie äquivalent zu der damaligen Shortvolumen waren.

Aus Sicht der Hedgefonds ist shorten übrigens nicht eine Gewinnbringendes Spiel, sondern essentiell wichtig für deren Geschäftsmodell:

Ein Hedgefonds probiert nämlich nicht für seine Kunden einen möglichst hohen riskanten Gewinn zu erzielen, sondern einen kleinen, aber stetigen Gewinn. Warren Buffet hat mal gewettet, dass ein ETF auf langen Sicht mehr Rendite abwirft als ein Hedgefonds–die Wette hat er gewonnen und die Millionen Dollar Gewinn gespendet :wink: Der Vorteil von Hedgefonds ist, dass selbst wenn der Markt runtergeht, sie immer noch Gewinne erzielen, und zwar etwa konstant. Das braucht viel Intelligenz und Fremdkapital, und dafür kriegen die Hedgefonds ihre Provision.

Also muss der Hedgefond in seinem Portfolio auch Positionen haben, die Steigen wenn der allgemeine Markt sinkt. Da gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten.

  1. In Gold und die Goldindustrie investieren (wenn Aktien sinken, dann flüchten Anleger sich in Gold, also steigt der Wert der Goldbranche)
  2. Aktien shorten, die sich parallel zum Gesamtmarkt entwickeln werden. Wenn der Markt einbricht, können die Verluste also durch die Gewinne in den Shortpositionen kompensiert werden.

Deswegen hat es durchaus Sinn gehabt GameStop zu shorten: Wenn die Wirtschaft wieder angekurbelt würde, dann hätten die Hedge-Fonds eh gewinne gemacht. Und wenn die Wirtschaft wegen Corona weiter Stil gestanden hätte, wäre GameStop wahrscheinlich Pleite gegangen und die Verluste würden durch die Shortpositionen aufgefangen.

Die Hedgefonds haben natürlich nicht bedacht, dass das Helikoptergeld von der amerikanischen Regierung dafür eingesetzt wird, GameStop ohne Ende zu pushen, um ihnen Streich zu spielen. Dadurch haben die Hedgefonds gleich doppelt verloren.

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Die eigentlich gedachte Funktion (so wie ich das verstanden habe und ohne Bewertung meinerseits) von Shortselling ist, dass es Parteien gibt die ein Interesse daran haben, illegale Aktivitäten und schlechte Neuigkeiten über Firmen aufzudecken. Wenn alle nur „lang“ in Firmen investieren könnten, gäbe es ein kollektives Wegschauen und Ignorieren, da man ja sonst nur Verluste einfahren würde. Dass das nicht funktioniert und man dafür nun eigentlich Finanzaufsichtsbehörden hat (die wie z.B. Wirecard gezeigt hat nicht funktionieren) ist relativ klar geworden.

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Gleich zu Beginn, ich habe eigentlich nichts mit Finanzen am Hut, mich aber länger mit TSLA beschäftigt und nun in den letzten Tagen intensiv mit GME. Das hier ist also kein finanzieller Rat.

Einiges was hier steht stimmt (meines Wissens nach, keine Garantie, dass ich Recht habe) nicht oder geht am Gefragten und der Realität vorbei. Hier mein Versuch die Situation von einem Laien für Laien zu erklären

1. Unterliegende Struktur Preisberechnung:
Wie wird der Preis an der Börse bestimmt? Der Preis ist das „Äquilibrium“ zwischen Angebot und Nachfrage. Wenn also für einen Preis von 100€ 1000 Aktien zum Verkauf angeboten werden aber nur 500 gekauft werden sagt das dem Algorithmus, dass der Preis zu hoch ist. Deswegen fällt der Preis solange, bis entweder weniger AktionärInnen bereit sind zu verkaufen oder mehr AnlegerInnen und InvestorInnen (bzw. Algorithmen) einzusteigen. Wie das bei GME missbraucht werden kann zeige ich später.

(Quelle u/jn_up auf Reddit)
Das hier erklärt nun warum GME gerade so volatil ist, also warum der Preis so stark schwankt. Je weniger Aktien verfügbar sind, desto stärker schwankt der Preis pro Verkauf/Kauf. (Bei insgesamt 2 Verkäufen hat ein Einzelner deutlich mehr Gewicht als bei 2000)

2. Shortselling:
Bsp: Thorsten kauft sich bei seinem Broker eine Aktie für 100€, dieser bewahrt ihn für die Aktie für ihn auf. Der beispielhafte Hedgefond „Gierig&Skruppellos“ (g&S) denkt aber, dass die coole Klamottenmarke in der nächsten Zeit aus dem Trend fällt und deswegen deutlich weniger Wert sein wird. G&S fragt also seine Bank ob sie sich eine Aktie für eine Leihgebühr von 5 Euro ausleihen können. Die Bank von G&S fragt nun bei der Bank von Thorsten an, die ihnen Thorstens Aktie ausleihen. G&S erhält die Aktie und verkauft sie sofort für 100€. Nun warten sie (oder versuchen aktiv den Preis der Klammottenfirma zu drücken, möglich durch Marktmanipulation oder durch FUD-Kampagnen (Fear, uncertainty distrust), um KleinanlegerInnn zu verunsichern und zum panischen Verkauf zu drängen. Wenn nun nach 2 Monaten der Leihzeitraum abgelaufen ist, müssen sie eine Aktie kaufen, um sie an ihre Bank zurückzugeben. wenn sie das nicht tun, müssen sie für jeden Tag Überzug eine Leihgebühr bezahlen. Nun sind die Aktien nur noch 60€ wert, ihre Wette ist aufgegangen. Sie machen also 100€ Verkauf - 60€ Verkauf = 40€ Gewinn - die 5€ Leihgebühr, also 35€.
Warum ist Shorten so riskant? Bei einem einfachen Aktienbesitz (z.B. in Thorstens Fall) ist das maximal mögliche Risiko der Totalverlust seiner 100 investierten Euro. G&S hat aber ein theoretisch unendliches Verlustrisiko, denn wenn die Aktie mehr kostet als die 100€ zu Beginn müssen sie diese trotzdem kaufen. Und der Preis nach oben ist, anders als der Preis nach unten durch die 0€ Grenze, nicht begrenzt. Bei einem Preis von 10000€ müssten G&S also 9905€ Verlust machen. Das tun sie natürlich nicht, sie warten mit dem Verkauf und hoffen, dass der Preis in der Zukunft wieder runtergeht und akzeptieren dafür die Leihgebühr von bspweise 1€ am Tag.

  1. Die Situation mit Gamestop
    Reddituser haben Ende letzten Jahres erkannt, dass bei Gamestop außergewöhnlich hoher Anteil an sogenanntem ShortInterest (SI), also der Anteil an Aktien die geliehen verkauft wurden, vorherrscht. zu diesem Zeitpunkt über 140%. Warum über 100%??? - Nachdem G&S nach dem Leihen die Aktie verkauft hat, ist sie ja wieder im Markt, kann also neu verliehen werden. Ihr merkt, absolut absurd.

Wir erinnern uns an den Graphen von oben zurück. Je weniger Aktien zum Verkauf verfügbar sind, desto stärker schwankt der Preis, wenn also viele Aktien gekauft aber nciht verkauft werden erhöht das zum einen die Hebelwirkung jeden Kaufs, zum anderen drückt das den Preis nach orben (mit Hebelwirkung der Verknappung), da ein Überangebot an Kaufangeboten herrscht. Das ist über die letzten Wochen passiert und der Grund warum GME im Moment auf einem so hohen Kurs steht und am Tag einige zig Prozentpunkte schwankt. Die Verknappung kann u.a. daran erkannt werden, dass am Fr. nur noch ein Drittel der Zahl der Trades von Mittwoch passiert sind. Warum hat sich der Preis dann aber nicht eingependelt weil bei höheren Zahlen mehr Leute/Institutionen bereit waren zu verkaufen? - Zum einen durch die kollektive Bewegung auf Reddit (meiner Meinung nach keine Marktmanipulation, zumindest nicht mehr als Fernsehberichte über Börsensituation und über Firmen, die KleinanlegerInnen ebenfalls beeinflussen) Außerdem mussten durch das absurd hohe SI-Verhältnis mussten einige Hedgefonds ja auch Aktien kaufen.

Soweit so gut. Aber wo sind jetzt die markerschütternden Potentiale, die revolutionären Aspekte dieser Situation?
Dafür muss noch das Konzept eines Short-Squeezes verstanden werden

3.1 Short-Squeeze
G&S (stellvertretend für alle shortende Hedgefonds) hat die Aktie über einen Broker/eine Bank geliehen. Bei diesen müssen sie eine Sicherheit hinterlegen, dass sie die Aktien im Falle eines steigenden Kurses trotzdem zurückkaufen können. Wenn nun ein Fond anfangen würde signifikante Teile der geshorteten Positionen zu covern (also die Aktien wieder anzukaufen) würde durch die momentane Verknappung und Hebelfunktion der Preis in die Höhe schnellen. Die Broker würden die Hedgefonds ab einem gewissen Preis, den die Hedgefonds nichtmehr mit ihren hinterlegten Sicherheiten abdecken können „margincallen“. Sprich sie zwingen Aktien zu kaufen, koste es was es wolle. Dafür würden dann der Rest der Aktienbesitze von G&S liquiditiert werden müssen, um das Geld zu beschaffen. Warum macht der Broker das, wäre es nicht schlauer abzuwarten bis sich die Situation beruhigt und die Preise wieder auf bezahlbaren Preisen sind? - Wenn ein Hedgefond „pleite geht“, also die steigenden Preise für Aktien nicht zahlen kann, muss der Broker dafür bürgen. Es kommt zu einer Art wettlauf zwischen Hedgefonds und Brokern, alle versuchen vor den jeweils anderen herauszukommen um noch mit niedrigeren Preise davonzukommen. Wenn nicht genug Aktien zum Verkauf stehen kann der Preis also in dieser Kettenreaktion also theoretisch unbegrenzt nach oben schnellen. So lange, bis sich doch Verkäufer finden.

Warum sprechen sich dann die HF nicht untereinander ab und kaufen nach und nach alle benötigten Aktien auf?
Genau das tuen sie momentan auch. Ihr Problem: Durch die absurd hohe Zahl an geshorteten Aktien und die jetztige Hebelsituation (weil viele KleinanlegerInnen aber auch viele große Hedgefonds die natürlich auch wissen was abgeht ihre Aktien zurückhalten) können sie unmöglich signifikante Teile ihrer benötigten Aktien kaufen ohne durch ihre eigenen Kaufanfragen einen Shortsqueeze auszulösen. Sie stecken also wirklich tief in der Patsche. Bei inem Shortsqueeze mit einem kurzen Moment an astronomischen Preisen (5-stellige Beträge pro Aktie theoretisch möglich) könnte also tatsächlich der Markt crashen. Denn die HFs müssten alle anderen Aktien, die sie halten verkaufen und wenn das nciht reicht sind ihre Broker dran.

Wie kommen sie da raus?

  • Das sie tief in der Patsche stecken sah man letzte Woche. So offensichtliche und dreiste Eingriffe in den „freien Markt“ (die unsichtbare Hand regelt und so :wink: ) zeigen die Verzweiflung. Als Donnerstag der Preis stark nach oben ging (und es wird vermutet, dass ein richtiger Shortsqueeze ein paar Minuten/Sekunden entfernt war) wurde kurzerhand auf der Druckerzeugenden Seite der Stöpsel gezogen, die meisten KleinanlegerInnen in den USA (und Traderepublic user hier) konnten nichtmehr kaufen, nur verkaufen. Dadurch brach sofort die Nachfrage auf KleinanlegerInnenseite ein, der Preis fing an zu fallen. Die Shorts starteten (vermutlich) einen „Gegenangriff“ durch eine sogenannte Ladderattack (ist mir jetzt zu vil auch noch zu erklären, bei genug Interesse kann ich das aber nachholen) ganz ganz grob: Sie manipulieren ohne Aktien wirklich zu verkaufen den Preis nach unten, indem sie sich untereinander Aktien unter Preis hin und herverkaufen und so den Preisberechnenden Algo austricksen. Die Hoffnung war wohl ein kettenreaktionsartiger Panikverkauf der KleinanlegerInnen. In der Situation von ihnen, sie können nichtmehr kaufen, nur noch verkaufen (völlig neue Situation, niemand wusste was passiert) und der Preis fängt plötzlich an zu fallen. Da wäre es wirklich nicht verwunderlich, wenn viele dem psychologischen Druck nachgeben und ihre (inzwischen teilweise 5stelligen Gewinne) dahinschmelzen zu sehen und die Notbremse zu ziehen. Erstaunlicherweise ist das nicht passiert, die meisten Leute haben gehalten.

Die jetzige Situation ist eine Art „Krieg“ zwischen shorts, die (vermutlich) versuchen gezielt Preise crashen zu lassen und KleinanlegerInnen dazu zu bringen zu verkaufen (Das funktioniert theoretisch auch, wenn in den Medien und social Media verbreitet wird, Shorts wären schon längst draußen, es stünde ein riesen Crash an oder indem sie auf andere Investitionsmöglichkeiten anlegen - plötzlich trendete Silber als geniale neue Investitionsmöglichkeiten auf Twitter und auf reddit in r/Wsb) Longs, die bei stürzenden Preisen nachkaufen und so Gewinne machen und den Preis nicht weiter fallen lassen und den haltenden KleinanlegerInnen, die zum ersten Mal in der Geschichte des Marktes das entscheidende Zünglein auf der Wage in einer brenzligen Situation sind. Deswegen ist das ganze so signifkant

Wer ist Schuld?
M.M.n. eindeutig Hedgefonds (bei unserem Beispiel G&S) die bei theoretisch unendlichem Risiko völlig verantwortungslos absurd hohe Anteile einer Firma verwetten, in der Hoffnung ein paar hundert Millionen $$$ zu verdienen.

Es gibt noch einiges anderes zu klären (Gamma squeeze, welche Ausgangsmöglichkeiten shorts noch haben, legal&illegal etc.) Bei genug Interesse kann ich dazu aber gerne noch weiter meinen bescheidenen Senf abgeben.

Viele Grüße und zur disclosure: Ich habe ein paar wenige GME-Aktien in meinem Depot sitzen
Kai

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