Liebes Lage-Team,
ich möchte mit kurzen Worten meine aktuelle Erfahrung mit dem BAMF teilen. Damit ich als Französich hier in Deuschland endlich volles Wahlrecht haben kann, lasse ich mich gerade einbürgen. Ein Hürdenlauf, bei dem ich mich sehr oft frage, wie Menschen mit wenig Sprachkenntnissen sich da durchkämpfen können. Die Kosten für eine Einbürgerung sind sehr hoch: 255,00 € Bearbeitungsgebühr + zusätzlich Kosten für Sprachtest (ca. 200 €) und Einbürgerungstest (ca. 25,00 €) ( soviel zu Angst vor Einbürgerung in die Sozialsysteme!). Aber das ist es mir nun mal Wert und ich bin endlich bereit, das Geld dafür auszugeben. Ich übergehe die Fülle an Dokumente, die ich einreichen muss, sowohl über mich als auch über meinen Ehemann. Was mich aktuell ärgert und empört ist der Einbürgerungstest, auch „Leben in Deutschland“ genannt.
Das solch ein Test gemacht werden muss, sehe ich absolut ein. Was aber absolut unverständlich ist, ist warum die Bearbeitung dieser Tests, bestehen aus 33 Multiple-Choice-Fragen so ewig dauert! Aktuell, laut Information vom BAMF, werden gerade Test mit Prüfungsdatum bis 10. Januar ausgewertet!!! (siehe auch hier: BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Einbürgerung)
Ich arbeite an einer Volkshochschule, wir führen Integrationskurse und die Tests durch. Ich bekomme also perönlich mit, wieviel von dem Ergebnis dieses Test für Migrant*/innen abhängt: Bleiberecht, Arbeitserlaubnis, evtl. sogar Abschiebung etc. Für mich ist es ein Ärgernis, aber mein Leben hier in Deuschland steht dadurch nicht auf dem Spiel. Es gibt aber Menschen, die Monate lang auf das Ergebnis eines Tests warten, den der Staat voraussetzt, für sie lebensentscheidend ist und derselbe Staat ist aber nicht in der Lage die Ergebnisse zeitnah zu liefern!! Das ist keine neue Situation, damit kämpfen wir seit langem und vertrösten immer wieder unsere Teilnehmer*innen, die sich verzweifelt an uns wenden. Wieso schafft es das BAMF nicht, diese elend lange Bearbeitungsfrist zu verkürzen. Was steckt dahinter? Ist es nur mangelnde Digitalisierung, fehlendes Personal, Unwille? Steckt vielleicht sogar „System“ dahinter (was wir nicht hoffen).
Da ich die Situation schon so lange mitbekomme, diese sich eher verschlechtert als verbessert, habe ich nun auch eine Anfrage bei „Frag den Staat“ gestartet. Ich bin auf die Antwort gespannt Ich fände es super, wenn die Lage sich mal das Thema näher ansieht. Migrant*innen haben in Deuschland keine Lobby, man fühlt sich dann einfach machtlos und ausgeliert.
Grüße an alle
Marie