Frauen und Kinder? Gleichberechtigung?

Ich finde es gut und richtig, dass Ihr immer wieder aktiv die Gleichberechtigung thematisiert. Darum hat es mich gewundert, dass Euch im Zusammenhang mit dem Thema Flüchtlinge der Term „Frauen und Kinder“ herausgerutscht (?) ist. Meiner Meinung nach ist das aus zweierlei Gründen problematisch - es kann den Anschein erwecken, dass Männer weniger wichtig/wertvoll sind, weil man sich weniger um sie kümmern soll. Es kann aber auch den Anschein erwecken, dass Frauen und Kinder ähnlich hilfebedürftig und unselbständig sind und deshalb von Männern bevorzugt geschützt werden müssen. Ich denke nicht, dass in allen Fällen eine absolute Gleichbehandlung zu Gleichbereichtigung führt, aber andererseits glaube ich auch nicht, dass man Menschen pauschal in die Gruppen „Frauen und Kinder“ versus „Männer“ einteilen sollte. Oder, was denkt Ihr darüber?

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Auf der Flucht bewegen sich die Flüchtlinge an vielen Stellen in einem rechtsfreien Raum. In Moria ist es vermutlich eher unwahrscheinlich, dass jemand wegen Diebstahl zur Rechenschaft gezogen wird. Und in diesen rechtsfreien Räumen herrscht im allgemeinen das Recht des stärkeren. Heißt Frauen und Kinder sind benachteiligt und verdienen eher Schutz als Männer. Von daher verstößt die Aussage zwar gegen die Gleichberechtigung, aber das finde ich gut, da Männer, Frauen und Kinder nicht gleich sind und in diesem Fall die Differenzierung berechtigt ist.
Kritisieren könnte man aus meiner Sicht, dass die Aussage pauschal ist und z. B. schwache Männer benachteiligt oder Kranke nicht einbezogen werden. Aber so ins Detail sollte die Aussage auch nicht gehen, glaube ich.

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Ich tue mich mit dieser Formulierung auch schwer und meine erste Reaktion, als ich das in den Medien gelesen habe war genauso. Ich glaube es ist hier wichtig in dem was man sogt zu differenzieren. Jedes Menschenleben ist gleich viel Wert und schützenswert.
Aus einer Gleichstellungsperspektive ist es allerdings auch wichtig bestehende Ungleichheiten anzuerkennen und diese dann zu bekämpfen. Ein sehr wichtiger Faktor ist hier, dass viele Frauen und Kinder auf der Flucht (und auch sonst) Gewalt und sexualisierte Gewalt erleben. Männer tun das auch, statistisch allerdings in weitaus geringerem Ausmaß. Natürlich ändert das nichts daran, dass alle Menschen ein Recht auf Asyl und ein menschenwürdiges Leben haben, aber: ich finde je nach Kontext die Formulierung „Kinder und Frauen“ legitim und dem Gedanken der Gleichberechtigung entsprechend.

Danke für Eure Kommentare! Es gibt bestimmt Gelegenheiten wo diese Formulierung berechtigt sein kann, aber ich finde doch, dass sie in vielen Zusammenhängen recht unbedacht gebraucht wird. Zum Beispiel sind Männer nicht unbedingt seltener Opfer von Gewalt als Frauen (von sexueller Gewalt abgesehen), wenn auch die Täter zumindest nach den Informationen, die ich gesehen habe, zum allergrössten Teil Männer sind. Die Frage, die man sich also in dem Zusammenhang stellen könnte, ist vielleicht, wie man verhindern kann, dass Männer zu Tätern werden (oder, um auch da nicht geschlechtsspezifisch zu werden, was Täter hervorbringt), was letztendlich sämtlichen Opfern zugute kommen würde und hoffentlich verhindert, dass man ungewollt eine Art victim-blaming riskiert.