Liebe Lage, im letzten Podcast habt ihr das o.g. Thema ja noch mal besprochen. Ich kann an viele Punkte einen Haken setzen.
Ich vermisse da aber die Feststellung, dass das Thema eben auch ein Dilemma darstellt - vielleicht analog zu der Frage „Woher beziehen wir nach Putins Angriffskrieg kurzfristige unser Gas“?
Was meine ich konkret:
- „Es gibt keine Pull-Faktoren“ bzw. die Argumentation mit diesen ginge an der Realität vorbei.
Das Wort ist nicht schön, aber mal Hand aufs Herz: Wieso sollte eine gute Versorgung, wie z.B. auch nach Ablehnung des Asylantrags, NICHT dazu motivieren speziell nach D. zu kommen? Das widerspricht nicht nur jeder Intuition, sondern wird auch wissenschaftlich unterschiedlich gesehen. Ich halte das für sehr realitätsnah.
Natürlich kann man sich trotzdem für die eine oder andere Versorgungsregelung entscheiden, aber eine ehrliche Analyse muss immer die Grundlage sein.
- „Wir müssen uns viel mehr engagieren in den Herkunftsländern, aber diese Abschotterei funktioniert einfach nicht mehr“
Die einfache Lösung, damit die Flüchtlingszahlen sinken, gibt es nicht - soweit sollte jeder mitgehen, der mehr als nur eine Minute im Erregungsmodus eine Überschrift gelesen hat.
Aber das - sicher sinnvolle - stärkere Engagement in den Herkunftsländern wird natürlich erst sehr langfristig und nur wenn es gut läuft, helfen und dann nur punktuell dort, wo wir es tun. Leider hat es aber auch viel von einem Faß ohne Boden, da es eben so viele Krisengebiete gibt, da das Leben absehbar klimatisch in vielen Ländern schwierig wird und am Ende EIN Warlord, EIN böses Nachbarland, EINE Intervention durch einen destabilisierenden Global Player braucht, um alles kaputt zu machen.
Und auch das Abschottung nicht möglich ist, ist ja keine absolute Wahrheit, denn es gibt sehr viele andere Länder, auch europäische, auch welche mit hohem Lebensstandard, die deutlich geringere Zahlen haben. Dabei sei erst mal dahingestellt, ob oder wie inakzeptabel die notwendigen Schritte wären.
Insofern mag die Kritik an der europäischen Einigung zwar sehr begründet sein, aber wir sollten andererseits nicht suggerieren, dass wir es besser wissen und dass es reicht Maßnahmen als grausam zu bezeichnen und einfach auf mehr Hilfe in den Herkunftsländern zu verweisen.
Es gibt also nicht nur keine einfache rechts-populistische Lösung - es gibt überhaupt keine einfache Lösung.
Bei steigenden Zahlen kann es politisch wie auch ganz praktisch knapp werden, insbesondere mit dem Anspruch an uns an die Integration, den wir zurecht haben. Das müssen auch wir klar sagen, denn sonst überlassen wir es anderen, die ich um alles in der Welt nicht in unserer Regierung sehen will.