Feminismus, Gleichstellung, Gleichberechtigung

Ich vermute hier liegt ein wesentliches Missverständnis vor.

Fussballer, männlich, erhalten mehr Geld als Fussballer, weiblich.
Sie erhalten auch wesentlich mehr als Judoka oder 10-Kämpfer. Diese sind meist Amateure, obwohl sie sicherlich mehr trainaieren und leisten als Bundesliga Fussballer.

Diese Bundesligaspieler bekommen ihr Geld nicht wegen Fussball, sondern weil man mit Ihnen indirekt mehr teure Werbung schalten kann. Weil man in der oberen Liga spielt, weil man in den internationalen Ligen spielt. DA ist die teuer verkaufte Werbezeit und -fläche.

Das mag ungerecht erscheinen.
Hier geht es aber im Gegensatz zum CEO aber auch abwärts.

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Ich denke, das ist der Punkt, wo ein paar Studien dem Thread guttun würden: Meine Erfahrungswelt sagt „Wir sind noch nicht soweit, Menschen werden aufgrund ihres wahrgenommenen Geschlechts Steine in den Weg gelegt“, während deine Erfahrungswelt sagt, dass es nicht mehr so ist.
Über Anekdoten wird wohl keiner von uns den anderen umstimmen können.

Mich würde aber noch deine Auffassung zu unserem vorigen Thema interessieren, also Sprinter an der Weltspitze. Weniger, weil ich mich womöglich gutfühle, sollte ich dich überzeugt haben, sondern, weil wir da wirklich Quellen ausgetauscht haben, es also hoffentlich ein gutes Beispiel dafür ist, wie Menschen unterschiedlicher Meinung sachlich über ein Thema sprechen können, ohne dass es in „Meiner Erfahrung nach hast du Unrecht“ abgleitet.

Also willst du sagen, dass die Wirtschaftslogik sich außerhalb von gesellschaftlichen Diskriminierungsstrukuren bewegt ?

Diskriminierungsstrukuren sind nicht die Erklärung für alles.

Fußballer wurden hier mehrfach als Beispiel aufgeführt.
Passt leider nicht, da Sportler im Regelfall nicht vom Sport leben können.
Wenn, dann von der Werbung. Der macht den Marktwert aus.

Hier kann man auf dem Standpunkt stehen, wenn die Gruppen Frauen / Männer nicht exakt gleich im Ergebnis sind, dann nur aufgrund von Chauvinismus.
Frauen und Männer sind nicht gleich, egal wie oft man das postuliert. Diese statistischen Unterschiede lassen aber nicht auf den Einzelfall schließen, und bestimmen nicht den Wert eines Menschen.

Das Wirtschaftssystem hat seine eigene Logik und sein eigenes Kommunikationsmedium klar aber ich hab auch nur gefragt ob du denkst dass diese inhärente Logik völlig unabhängig von Diskriminierungsstrukturen ist. Nicht dass diese alles erklären. Das ist ein Strohmann in den Sozialwissenschaften wird immer mit multiplen Faktoren gearbeitet.

Zur Gleichheit der Geschlechter hab ich mich nicht geäußert. Ich kritisiere hier lediglich dass die Differenzen verabsolutiert werden und als Erklärung genutzt werden ohne den postulierten Unterschied zu präzisieren. Individuen sind auch unterschiedlich, genauso wie Mitglieder unterschiedlicher Schichten etc. die Frage ist ob der konkrete Unterschied relevant ist für diesen Fall bzw. in diesem Beispiel den Unterschied in Förderung und Gehalt vollständig rechtfertigt oder es hier eine Variable gibt welche den Unterschied im Gehalt über den Unterschied der Geschlechter hinaus verstärkt.

Aber es ist interessant einfach zu behaupten die Geschlechter wären unterschiedlich obwohl es hier riesige Debatten in den Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften gibt. Auch die Strömungen des Feminismus sind sich hier nicht einig (Gleichheits- und Differenzfeminismus).

Kleines Gegenbeispiel von wegen es wäre gesellschaftlich bereits alles getan:

Wenn eine Frau in einer Männerumkleide reinigt stört das niemanden, nichtmal wenn Männer beim wechseln sind. Wenn eine männliche Reinigungskraft in eine Damenumkleide geht um die Arbeit zu machen muss er unbedingt erst checken, dass niemand drin ist und selbst dann gibt es noch Menschen die sich darüber aufregen.

Noch krasser gefällig?

Geh Mal in eine Sauna nach getrennten Geschlechtern wenn sie extra Aufgüsse machen …

Fast immer sind es Frauen die bei beiden Geschlechtern auftauchen, aber niemals ein Mann in der Damensauna.

Und der „Sexualtrieb Verdacht“ bei männlichen Erziehern ist auch sehr weit verbreitet, während weibliche Erzieherinnen so gut wie nie verdächtigt werden und schon auf frischer Tat ertappt werden müssten damit man es überhaupt mal vermutet.

Wenn das „Wirtschaftssystem … seine eigene Logik und sein eigenes Kommunikationsmedium“ hat, dann kann es nicht „völlig unabhängig von Diskriminierungsstrukturen“ sein.
Es sind Menschen, keine Automaten. Menschen klassifizieren anhand von Einstellungen und Erfahrungen. Egal wie viele Faktoren includiert werden.

Die Einstellung-KI hat sich als genauso chauvinistisch verhalten wie die Personaler davor.
Es waren halt deren Daten, mit der man die KI trainiert hatte.

Zum Thema „Gleichheit der Geschlechter“ hatten sich andere hier im Forum geäußert.
Die Diskussion von Gender vs Sexus in der Gesellschaft und Wissenschaft, wieviele und wie viele Spielarten dazwischen, verfolge ich als Zaungast.
Scheinbar mischen sich hier, teilweise resolute, Ansichten mit Aussicht auf Posten und Gelder. Da wird das Prinzip der Wissenschaftlichkeit teilweise arg gedehnt.

Mir ist egal, ob mein Chef, Kunde oder Kollge als Mann, Frau oder was auch immer genannt werden will. Ich bin zufrieden, wenn sie umgänglich, kompetent und verlässlich sind.
Vielleicht bin ich Post-Gender.

Ich weiß, dass auch nach Abzug aller benennbarer Unterschiede immer noch ein paar Prozent Gehaltsunterschied zwischen Männer und Frauen bestehen bleiben. Ca 22% → ca 3% meine ich.

Ich kann auch nicht genau sagen, woran der Rest liegt. Vermutlich sind das die durchschnittlichen Ergebnisse von nichtklassifizierten Entscheidungen. Ich kann nicht mal belegen, ob das auf die Klassen Mann - Frau zurückzuführen ist, oder auf irgendwtwas anderes.

Ich glaube wir können das Thema mal auslaufen lassen.

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Ich finde die perspektive Menschen aus den System heraus zu nehmen und nur als Medium des jeweiligen Komunikationssystems zu betrachten eigentlich ganz interessant, das widerspricht halt dem eigenen Antrozentrismus. Nur leider kann Luhmanns Theorie halt keine Diskriminierung erklären.

Die Referenz auf eine angeblich objektive bzw rationale Entscheidung schließt halt Diskriminierung nicht aus gerade wenn in der Logik des jeweiligen Systems die jeweilige Diskriminierung rational erscheint.

Was du mit der Wissenschaftlichkeit meinst verstehe ich nicht so ganz. Geht es dir um die Genderforschung oder intersektionalitätsforschung oder worum ?
Ich kenne gerade im Bezug auf ersteres dieses Argument, habe das aber noch nie gelesen dass dies ein ehrliches interesse an wissenschaftlicher Methodik verdeutlichte vielmehr wurden einfach nur pauschal ganze wissenschaftszweige deligitmiert weil diese nicht ins eigene Weltbild passen.
versteh mich nicht falsch die sokal affäre oder lazarsfeld kritik an adorno sind aufjedenfall wichtig aber in einem methodischen diskurs und nicht als pauschalisiertes Argument im Kulturkampf.

Ehm naja da Gender und dessen wahrnehmung vor allem ein Habitus bzw. sozialisation ist halte ich es für sehr gewagt zu behaupten man könnte das internalsierte so einfach abstreifen. Bestenfalls kann man es durch kontinuierlichen reflektieren versuchen zu begrenzen bzw. in Teilen loswerden.