"FEINDE" (Ferdinand von Schirach)

Hallo Ulf und Philip,

mich würde euer Kommentar zu dem Fernsehprojekt der ARD namens „FEINDE“ interessieren, das diese Woche lief.

Wir in der Familie haben im Anschluss ziemlich viel darüber diskutiert und kamen zu dem Schluss, dass es F. v. Schirach (Autor des Projekts) nicht gelungen ist, den Rechtsstaat als „Gewinner“ darzustellen, wie er es seine Intention war. Er hätte den Fall anders darstellen müssen - besonders den Prozess, der doch in Realität nie so stattfinden würde, oder?

Ich weiß, das ist nicht direkt ein politisches Thema, aber ich denke, dass Ulf als ehem. Strafrichter hier einen interessanten Kommentar zu abgegeben könnte…

LG
luiz_kurquener

Ich habe das ehrlich gesagt nicht gesehen und bin auch ein wenig Schirach-müde, weil ich sein letztes Fernsehprojekt ziemlich anstrengend fand, aber vielleicht schaue ich es mir doch noch an.

Kann ich gut nachvollziehen! Wenn, dann reicht es auch völlig, den Film „Gegen die Zeit“ anzusehen; der andere bringt entgegen Dem Versprechen kaum neue Kenntnisse…

Interessant, weil bei uns gerade keine richtige Diskussion aufkam und es gerade das ist, was ich bei dem Projekt misslungen finde. Ich habe die Version des Verteidigers gesehen und eine Freundin von mir (selbst Staatsanwältin) hat die Version des Polizisten gesehen. Trotzdem waren wir uns danach beide sofort einig und konnten uns auch nicht vorstellen, wie man das Urteil* ernsthaft für falsch halten könnte.

*Welches Urteil auch immer (hier kein Spoiler :wink:)

1 „Gefällt mir“

Es geht mir persönlich auch weniger um das Urteil, das erreicht wird, sondern vielmehr um die Darstellung: Der Fall hätte anders gebildet/dargestellt werden müssen Urteil nachvollziehbar wäre. Es wurde außerdem viel zu viel Fokus auf den Verteidiger gelegt - die Staatsanwältin und die Richterin kamen kaum zu Wort, wobei deren Sichtweise ebenso wichtig gewesen wäre. Man bekommt überhaupt nichts von dem Entscheidungsprozess der Richterin mit, sie stimmt quasi einfach dem Verteidiger in allen Punkten zu.
Letztlich sind die Filme und vor allem der Prozess eine One-Man-Show, die mit der Realität in Gerichten wenig zu tun hat.

Hier ein sehr guter juristischer Verriss: Ferdinand von Schirach - »Feinde – Gegen die Zeit« in der ARD: Folterkunde, einmal anders - DER SPIEGEL

1 „Gefällt mir“