Feiertagsstatistiken

Die Streichung von Feiertagen wurde im Zusammenhang mit einer Steigerung der Wirtschaftsleistung bereits mehrfach diskutiert. Wie schaut es aber aus mit einer Vereinheitlichung? Mir war nicht bewusst, dass die regionalen Unterschiede so deutlich sind. Beispielsweise gibt es durch Feiertage, die nicht auf ein Wochenende fallen, regelmäßig 3-4 freie Tage mehr in Augsburg als in Niedersachsen, Hessen, ….

Auf ein Arbeiterleben von 45 Jahren ergibt das 135-180 (ich finde keine übersichtlichen Tabellen, also irgendwas dazwischen wird es sein) Freie Tage weniger. Bei ca 250 Arbeitstagen pro Jahr ist das mehr als ein halbes Jahr.

Ein Augsburger Arbeitnehmer hat also bei Renteneintritt mehr als ein halbes Jahr weniger geleistet als die Bewohner vieler anderer Regionen.

Augsburg ist Spitzenreiter, der gewöhnliche Bayer hat null bis einen Tag weniger, und so weiter. Das ist in Summe tatsächlich etwas, was aus Gründen der Gesundheit, Wirtschaftsleitung und Fairness angepasst werden könnte.

Gegengedanken?

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Welche 3-4 Feiertage hat Augsburg jedes Jahr, die Bayern nicht hat?

Augsburg hat 1 mehr als der Rest von Bayern und der fällt manchmal (ich vermute 5/7 der Fälle) auf einen Wochentag (angenommene Fünftagewoche)

Entschuldige falls ich das missverständlich ausgedrückt habe, dann gib bitte nochmal mit der Stelle Bescheid, ich selbst sehe sie gerade nicht

Danke. Und Bayern und damit auch Augsburg hat 2-3 mehr Feiertage als manche andere Bundesländer, so dass der Spezialfall Augsburg auf 3-4 kommt. Jetzt verstehe ich’s.

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Das wäre ja eigentlich ein Standortfaktor bei der Firmenansiedelung?

Ich fände eine Säkularisierung und damit auch Vereinheitlichung sinnvoll.

  1. November als stiller Feiertag, 8. Mai als EU-weit einheitlichen Feiertag, dazu einen muslimischen und einen jüdischen Feiertag, und vier katholische/christliche weniger. Ich bin katholisch aufgewachsen und habe keinen Schimmer was genau eigentlich Fronleichnam bedeutet.
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Leistung ist Arbeit pro Zeit. Wir wissen aber schon lange, dass eine Arbeitszeitverkürzung nicht mit einer Leistungskürzung einhergehen muss und sich oftmals sogar positiv auf diese auswirkt. Bis in die 60er und 70er Jahre war eine 6-Tage-Woche mit 48 Wochenarbeitsstunden in den allermeisten Branchen Standard. Die gewerkschaftlich durchgesetzte Reduzierung hat aber nicht zu einem Einbruch der Wirtschaftszahlen geführt, sondern ist mit einer steten Produktivitätssteigerung einhergegangen.

Ich tue mich daher schwer, die Mehrfeiertage in Augsburg über ein Erwerbsleben einfach aufzuaddieren und den Menschen zu bescheinigen, derart weniger viel geleistet zu haben.

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Ist ein guter Punkt. Das wird sich nicht 1:1 in Produktivität umwandeln können. Aber es bedeutet trotzdem häufiger bei der Arbeit erscheinen, mit Weg und Anwesenheit usw., zumindest für die allermeisten.

Wenn es sich auch nicht in Produktivität übersetzen lässt, dann aber doch mit weniger Freizeit, weniger Erholung, mehr Stress etc. Vielleicht liesse sich das gar in gesundheitskosten übersetzen. Vielleicht sogar direkt in krankheitstagen und Arbeitsunfällen? Ohne viel statistischen Aufwand ist das wohl nicht leicht aus den Daten herauszukitzeln, vermute ich.

Ausserdem gibt aber auch viele Jobs, bei denen sich Zeit direkt in Produktivität übersetzen lässt (Fließband), die nicht viel Selbstbestimmung über ihre aktuelle Leistungsfähigkeit bzw arbeitslastverteilung zulassen (Montage, kassieren, kommissionieren, zustellen, …), oder bei denen es hauptsächlich auf den Zeitaufwand ankommt (gewisses Aufsichtspersonal zb oder Rufbereitschaften mit geringer abrufwahrscheinlichkeit oder was weiß ich)

Auch wenn das alles keine Berücksichtigung findet, kommt es mir erst mal „unfair“ vor. Habe aber noch keine allzu gefestigte Meinung, also immer raus mit den Argumenten!

Ich bleibe dabei: da Bayern und Baden-Württemberg sowohl bei den Feiertagen als auch beim BIP ganz vorne liegen, scheinen die etwas richtig zu machen. Speziell der Fall Augsburg, da das Friedensfest ein derartiges Privileg ist, wird es auch dementsprechend gefeiert (man möchte den Kritikern ja kein Material bieten) und wird damit einen besonderen Einfluss auf die Identität und Verbindung der Augsburger haben. Es wird nur wenige Augsburger geben, die in Augsburg wohnen und außerhalb arbeiten, die sich diesen Tag nicht Urlaub nehmen.
Die Feiertage in frei verteilbare Sonderurlaub umzuwandeln (was insbesondere Arbeitern anderer Konfessionen helfen würde) ist naheliegend, halte ich aber für sehr gefährlich. Sie könnten langfristig in den Urlaubstagen aufgehen und Stück für Stück reduziert werden. Im Fall von Sachsen wurde dem Feiertag sogar ein Preis zugemessen, den sie nun monatlich in der Pflegeversicherung zu spüren bekommen. Da kann man froh sein, dass das nicht Schule gemacht hat.
Grundsätzlich möchte ich an den Krankenpfleger erinnern, der unfair fand, dass ältere Kollegen einen Urlaubstag mehr bekamen. Er fand sich diskriminiert und wollte den auch. Folge: er bekam recht und der Tag wurde ganz abgeschafft.

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Wie ja schon Anklang: Trotz faktisch weniger Wochenarbeitsstunden seit den 60er Jahren ist die Produktivität ja angestiegen.

Was im Grunde bedeutet, das wir mehr produktive Arbeitsleistung auf weniger reine Arbeitszeit verdichtet haben.

Wenn wir die Evolution mit einkalkulieren, also das sich die Belastbarkeit der Arbeitnehmer in dieser Hinsicht gesteigert hat, stellt sich doch eine Frage:

Geht diese Steigerung der Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers (individuelle Unterschiede beachtend) analog zur Geschwindigkeit der Arbeitsverdichtung mit?

Oder sind diese „Aus-Zeiten“ in Form von Feiertagen zur Regeneration ggf nötig, um die aktuelle Leistungsfähigkeit zu erhalten?

Mal als Gedanke…

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Exakt. Noch besser zur Vereinheitlichung wäre es:
Den Großteil der religiösen Feiertage abzuschaffen und in Urlaubstage umzuwandeln. Brauchen wir wirklich so viele Tage, an denen alles Still steht (und nur Polizei, Pflegekräfte und co. arbeiten müssen)? Wäre es nicht viel besser, wirtschaftlich wie gesellschaftlich, wenn wir die Zahl der Feiertage von 14 auf 4 reduzieren würden und dafür jeder zwei Wochen Urlaub mehr hätte, vielleicht mit einem Anspruch auf Bewilligung an religiösen Feiertagen der eigenen Religion? Fände ich persönlich unendlich viel besser als diese aktuell „aufgezwungenen“ Feiertage, an denen ich gegen meinen Willen frei machen muss, an denen aber einfach nix geht, ich nicht mal einkaufen kann und auch viele Freizeitangebote beschränkt sind.

Gleichzeitig gehören die Schulferien umstrukturiert: Die Herbstferien hatten historisch den Sinn, dass die Kinder bei der Ernte helfen konnten. Das macht heute keinen Sinn mehr. Daher sollten diese Ferien auf die muslimische Fastenzeit / Ramadan gelegt werden, als Äquivalent zu den Weihnachtsferien. Das hebt auch die massive Ferienkonzentration in der zweiten Jahreshälfe auf: Aktuell liegen knapp 75% der Schulferien in der zweiten Jahreshälfte, wenn wir die Herbstferien auf die zweite Ramadan-Hälfte verlegen würden wären es zumindest nur noch knapp 60%…

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Der Beginn von Ramadan ist jedes Jahr anders, da es sich nach einem völlig anderen Kalender richtet…Ramadan 2025 bis 2027

Das mag sein. Also 14 Tage für alle? Oder Anreize schaffen, überdurchschnittlicher Wachstum eines Landes wird mit mehr Feiertagen belohnt?
Ist natürlich alles erstmal Quatsch. Aber die Frage nach der Kausalität bleibt, und falls vorhanden sollte das Konzept wohl ausgeweitet werden.

Umwandlung der Feiertage in Urlaubstage halte ich prinzipiell für eine gute Idee. Allerdings gibt es bereits jetzt standardmäßig 30 Urlaubstage, gesetzlich gefordert aber bloß 24. Da würde sich bestimmt eine effektive Reduktion einschleichen. Und möglicherweise auch in Kauf genommen werden, da frei wählbare freie Tage wohl mehr wert scheinen als festgelegte. Viel potentielle Arbeit für Regierung, Arbeitsrechtler, Gewerkschaften, …

Eine Woche Weihnachtsferien, eine Woche Faschingsferien, zwei Wochen Osterferien, zwei Wochen Pfingstferien - gegen sechs Wochen Sommerferien, eine Woche Herbstferien und eine Woche Weihnachtsferien.

Wie schaffst du es auf 75/25 zu kommen?

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Ich bin jetzt von NRW ausgegangen, hier sind die Sommerferien eigentlich immer im Juli, gelegentlich fallen noch zwei Wochen in den Juni.

Aber ist das ein Problem?
Warum müssen die Ferien immer im gleichen Monat sein?

In der Schule müssen wir uns eben auf Termine, die für alle gelten, einigen. Für mich macht es Sinn, bei diesen Terminen alle in Deutschland stark vertretenen Religionen zu berücksichtigen. Das darf auch Muslime (Ramadan) und Juden (Chanuka) berücksichtigen, auch wenn diese Termine wegen wechselnden Kalendern variieren. Damit kommen wir bei Pfingsten schließlich auch klar.

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Den ersten Vorschlag finde ich auch gut - und ehrlicher, da die meisten Feiertage in ihrer ursprünglichen Bedeutung heutzutage als entkernt gelten müssen. Die Institutionen, für die sie geschaffen wurden, werden sich natürlich gegen wehren - weil ihre eigener Bedeutungssinkflug ins Licht gerückt wird. Das gilt nicht nur für die christlichen Kirchen, da sehe ich auch den 1. Mai.

Bzgl. der unterschiedlichen Anzahl von Feiertagen würde ich als Schleswig-Holsteiner zwar von einem Angleich profitieren. Aber das Ungleichgewicht hier stört mich nicht ernsthaft.

Ich halte den Ansatz von @Mike nicht für abwegig. Dass es geht, zeigt Berlin, die einen zusätzlichen Feiertag vor kurzem eingeführt haben. Betriebsruhen gibt es ja auch in vielen Betrieben. Wer seinen Urlaub da schon aufgebraucht hat, bekommt die Tage zusätzlich geschenkt.
Aber wenn so etwas kommen soll, muss es über die Gewerkschaften laufen und die haben immer weniger Mitglieder. Die Arbeitgeber auf der anderen Seite sind alle in Verbänden organisiert. Wenn hier eine Gerechtigkeitsdebatte aufgemacht wird, werden es eher nicht die Arbeitnehmer sein, die sich da durchsetzen.

Ramadan verschiebt sich jedes Jahr um so ein bis zwei Wochen nach vorne, und wandert dabei komplett durch das Kalenderjahr.
Anders als Ostern und Pfingsten, deren Datum von Jahr zu Jahr verschieden ist, aber immer innerhalb eines gewissen Zeitraums bleibt.

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Der islamische Kalender ist ein reiner Mondkalender ohne Bindung an das Sonnenjahr oder die Jahreszeiten. Der verschiebt sich in jedem Sonnenjahr um etwa elf Tage, immer in die selbe Richtung.

In BaWü sind die Sommerferien auch immer im Juli/August/September, daher habe ich es der zweiten Hälfte zugeschlagen. Trotzdem kommt es nie zu einer 75/25 Verteilung.

Den Vorschlag von mehreren variablen Wochen, die durchs gesamte Jahr wandern können, halte ich persönlich für höchst unpraktisch. Ramadan geht 2030 am 5. Januar los und dauert bis 3. Februar. Haben die Kinder dann zwei Wochen Weihnachtsferien und dann vier Wochen Ramadanferien? Und dann durchgehend Ferien bis in den Sommer, weil Faschings-, Ostern- und Pfingstferien aufgegeben wurden? Was ein Quatsch.

Mal abgesehen davon, dass Kinder vor der Pubertät sowieso vom Ramadan ausgenommen sind und es viel erstrebenswerter wäre, wenn die islamischen Authoritäten endlich in der Realität ankämen und auch Jugendlichen in der Schule erlauben, die Fastenregeln einzuschränken.

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Wenn ich das oben richtig verstanden habe, geht es nur um Gebäude die etwas erwirtschaften. Ein selbst genutztes Eigenheim fällt nicht darunter.