Fehlende Erzieher*innen

Es fehlen gefühlt an jeder Ecke Erzieherinnen. (Uns betrifft das konkret bei der Suche nach Kitaplätzen) Ich habe mich gefragt wie das sein kann und habe mir das Ausbildungsmodell angesehen. Warum werden Erzieherinnen nicht wie so viele andere Berufe dual ausgebildet? So würden die Auszubildenden als Hilfskräfte direkt im Kita/Kindergartensystem Entlastung verschaffen und lernen von den Profis praktische Erfahrung. Zusätzlich erhalten diese dann auch direkt Geld, was eine Ausbildung attraktiv macht.

Wäre es nicht eine Chance dieses System anzupassen und dadurch mehr Erzieher*innen zu gewinnen?

Würde mich freuen wenn es in der Lage Thema werden würde. Ich habe versucht Politiker direkt und übergeordnet zu erreichen, bisher aber noch keine Rückmeldung bekommen.

Danke für die wöchentlichen coolen Inputs!

Liebe Grüße
Maren

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Als Diplom-Sozialarbeiter / Diplom-Sozialpädagoge habe ich natürlich mit einigen Erziehern und Erzieherinnen zu tun gehabt, bevor ich aus dem Berufsbild geflohen bin :wink:

Die Frage, ob die Erzieher-Ausbildung, die vor allem an Fachschulen für Sozial- und Gesundheitswesen stattfindet (also auf Berufskollegs-Ebene), noch zeitgemäß ist, hat sich schon früher gestellt. Dazu muss man sagen, dass es zwei gegensätzliche Strömungen gibt:

Die einen wollen die Ausbildung ein Stück weit de-akademisieren, indem sie sie, wie du ja auch vorschlägst, zur dualen Ausbildung machen, also einen guten Teil der schulischen Theorie durch mehr Praxisanteile ersetzen wollen. Der Gedanke dahinter ist, wie du schon sagst, möglichst viel Personal günstig zu bekommen - und auch die Einstiegshürde in den Job niedrig zu halten.

Die anderen wollen die Ausbildung ein Stück weit stärker akademisieren, daher dahin kommen, dass Erzieher wie auch jetzt schon Sozialarbeiter standardmäßig eine (Fach)Hochschulausbildung bekommen. Das Argument hier ist, dass die Erziehung von Kindern eine hochkomplexe Tätigkeit ist, die eine gründliche Ausbildung und letztlich auch eine entsprechende gesellschaftliche Anerkennung bekommen sollte. Die deutsche Erzieher-Ausbildung ist z.B. in Frankreich und auch anderen EU-Ländern nicht anerkannt, deutsche Erzieher könnten hier nur in Hilfsjobs („Erziehungshelfer“) arbeiten. Problem ist natürlich, dass dadurch die Zugangsvoraussetzungen höher würden, sodass es schwerer wird, entsprechend viele Fachkräfte zu finden. Andererseits würde dann vielleicht auch mancher, der eine übermäßig belegten Studiengang studiert, stattdessen Erzieher studieren - denn dadurch wird der Erzieher natürlich für die Abiturienten interessanter.

Ich persönlich würde mich in der Mitte einordnen - ich wäre stark dafür, das System, wie bei fast allen Berufsabschlüssen, möglichst durchlässig zu gestalten. Daher: Wer einen rein schulischen Erzieher (mit den entsprechenden mehrmonatigen Praktika) gemacht hat sollte selbstverständlich die Möglichkeit haben, das Ganze relativ einfach mit einem (vielleicht auch nur 4-semestrigen) Studium aufzuwerten - ebenso sollte der direkte Einstieg in das Berufsbild mittels eines dualen Studiengangs möglich sein, daher: Abschluss Bachelor mit viel Praxiserfahrung. Dazu würde ich das System ähnlich umgestalten, wie es in Frankreich ist: Die rein schulischen Erzieher (die Ausbildungszeit kann man hier u.U. verkürzen) sind auf der Ebene der Hilfskräfte angesiedelt, der Einstieg als oder Aufstieg zur Fachkraft ist jedem Erzieher durch ein (auch berufsbegleitendes!) Studium möglich. So lässt sich die Einstiegshürde niedrig halten, während man gleichzeitig Aufstiegsmöglichkeiten schafft und damit das Berufsbild aufwertet. Natürlich müsste es entsprechende Übergangsregelungen für bestehende Erzieher geben.

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Vielleicht wäre für das Erreichen eines grösseren Personenkreises zwei Varianten gut. Das von Daniel beschriebene Studium - für hochqualifizierte Erzieherinnen mit Abi / Fachabi die dann Entwicklungsgespräche mit den Eltern führen oder Leitung einer Einrichtung werden können und zusätzlich ein duales Ausbildungssystem für Schülerinnen mit sekundär Stufe II, die man dann Erziehende-Hilfskraft (oder so) nennen könnte. Wäre sicherlich qualifizierter als die Tagespflegepersonen, die über eine sehr kurze Weiterbildung des Jugendamts aktuell vorfallen die Arbeit der Erziehrer*innen bei Kleinkindern übernehmen.