Feedback: Trigger-Warnung - eine Bevormundung?

Wenn ich merke dass ich gerade angetriggert werde ist es aber schon zu spät. Auch ist es mir dann nicht mehr möglich schnell zu reagieren.
Im laufe der Therapie habe ich gelernt besser damit umzugehen aber je nach Tagesform hat mich der Trigger im Griff.
Von daher ist es absolut richtig vor sensiblen Themen eine Warnung zu platzieren. Ob das Triggerwarnung heißen muss kann man diskutieren.

3 „Gefällt mir“

tatsächlich ist das wort schwäche hier unangebracht gewesen und wurde wohl zurecht auch nicht so verstanden, wie ich es beabsichtigt hatte. ich denke das konzept der resilienz ist hier eher sinngemäß.

den vorschlag theresas hinsichtlich einer content notification finde ich da tatsächlich symptischer. auch wenn er mehr eine codifizierung einer bereits existenten hinweis-kultur darstellt.

1 „Gefällt mir“

Wie es aussieht, hat eure Triggerwarnung einige Menschen getriggert. Vielleicht solltet ihr mal überlegen, euren Triggerwarnungen Triggerwarnungen voranzustellen?

(Sorry für den Sarkasmus, den ich mir hier nicht verkneifen konnte.)

5 „Gefällt mir“

Mal abgesehen davon, dass Opfer von sexualisierter Gewalt es vielleicht manchmal oder immer vermeiden möchten, sich Diskussionen über Kindesmissbrauch anzuhören, um keine Panikattacken o. Ä. zu bekommen, möchte ich als weiteres Argument für Triggerwarnungen einstreuen, dass es auch pädophile Menschen gibt, die nicht zum Täter werden wollen und es deshalb vermeiden möchten, sich Wissen über den Austausch von Kinderpornografie anzueignen oder daran erinnert zu werden. Auch für diese Menschen ist die Warnung sicher wichtig.

4 „Gefällt mir“

Ich kann aus Sicht einer psychisch kranken Person antworten, da ich an einer Zwangsstörung leide.
Ich bin froh, dass es diese Warnung gab. Gewisse Inputs (beispielsweise eine Reportage über Tierquälerei oder mittelalterliche Foltermethoden) verfolgen mich dann eine lange Zeit und lassen mich nicht los, sofern diese Inputs sehr explizit dargestellt wurden (konkrete visuelle Eindrücke oder aber genauere Beschreibung).
Bei dieser Lagefolge dachte ich mir jedoch: ok, ich höre trotzdem rein, weil mich die eigentliche Botschaft des Kapitels brennend interessierte (die Sache mit dem BKA und die technischen Umstände). War ok für mich die ersten Minuten, aber sobald die etwas genauere Beschreibung folgte (Säuglinge…), bereute ich es dann doch das Kapitel gehört zu haben, weil ich solche Bilder im Kopf nicht so einfach wieder loswerde. Nicht falsch verstehen: Durch ein Weghören redet man sich ja nicht automatisch die Welt schön und schweigt reale Dinge tot. Auch wenn ich dieses Kapitel nicht gehört hätte, wüsste ich ja trotzdem, dass es solche abscheulichen Dinge gibt und dass es bekämpft werden muss. Aber solche direkten Inputs lösen eben nochmal stärkere explizite Bilder im Kopf aus, die sehr belastend sind.
(Übrigens in dem Zusammenhang: mein größter Respekt und Dank für Menschen, die sich im Rahmen der Strafverfolgung oder aus journalistischen Gründen sehr intensiv mit dieser hässlichen Sache geistig auseinandersetzen müssen, oder beispielsweise auch für Amnesty International Mitarbeiter. ).

In dem einen Punkt von @Corne bin jedoch in Zwiespalt:

„die frage ist ob die vermeidung von ungewollten input tatsächlich ein wünschenswerter sachverhalt ist?“

Mein erster Gedanke war auch: Jeder muss selbst wählen können, welche Inputs er in welcher Dosis aufnehmen möchte, eben um nicht selbst seelisch längerfristig extrem belastet oder gar krank/kränker zu werden. Ich bin in Therapie und es gibt ja die sogenannte Expositionstherapie, in der man in professioneller Begleitung lernt, sich gewissen Situationen oder Zwangsgedanken auszusetzen.
Einfach alleine drauf los sich allen möglichen belastenden Reizen zu exponieren, ist nicht gut und kann das Leid dauerhaft verschlimmern.

Anderseits gebe ich @Corne in gewisser Hinsicht recht: Beim Thema Rassismus wünsche ich mir immer, dass die Leute NICHT vermeiden, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ich habe den Eindruck, die meisten Menschen vermeiden es, sich mit Erfahrungsberichten oder besser gesagt mit den Leidensgeschichten von rassistisch betroffenen Menschen zu befassen. In diesem Kontext wäre es mein Wunsch, dass jeder das Leid der Betroffenen Menschen selbst nachempfindet,… um sich gegen Rassismus einzusetzen.
Kurz: das ist für viele auch ein ungewollter Input, aber da wünsche ich mir, dass dieser Input nicht vermieden wird.

4 „Gefällt mir“

„Jede gutgemeinte Warnung ist doch zugleich auch eine Anmaßung: „Du musst gewarnt werden, denn du bist besonders gefährdet“. Sie sagt: „Du bist dein Trauma“.“

Ich sehe nicht, inwiefern eine Triggerwarnung sagt „Du bist dein Trauma“.

Ich stimme zu, dass sie sagt: „Du musst gewarnt werden, denn du bist besonders gefährdet“. Und das finde ich gut und wichtig. Ich (=keine Person mit Traumaerfahrung, aber Person mit psychischer Störung) bin in sämtlichen Situationen gefährdet und bin froh, wenn ich gewarnt werde (zumal die Welt eh so voller Reize ist, dass man ohnehin niemals vor allem gewarnt werden kann.)
Ich gebe dir recht: ich bin nicht meine psychische Störung. Ich bin ich. Aber ein Teil von mir ist meine psychische Störung, und die darf auch da sein und darf auch beachtet und wahrgenommen werden von den Menschen.

3 „Gefällt mir“

Aus meiner Erfahrung sind das Elemente der Therapie, die jeder für sich selbst erarbeitet/erkennt.

Hol Dir das Lage-Plus Abo. Da ists sicher kürzer. Die Lage lebt doch u.A. davon, dass neue Dinge in Ruhe eingeführt werden…

3 „Gefällt mir“

Danke, du sprichst mir aus der Seele, schwarze Pädagogik ist mir da auch als erstes in den Sinn gekommen.

ist das so? hatte nur gehört, dass es auch im Plus Abo noch Lage-Werbung gibt und deshalb keins geklickt. Wenn Warnungen und Werbung im Plus-Abo gekürzt bzw. gekickt sind wäre das definitiv ein selling Point.

Also Lage-Plus heißt:

Einmal Lage ohne Werbung (wobei die „Werbung“ für’s Abo dabei ist)

Oder

Lage Kompakt, die ist dann gekürzt, frag mich aber nicht was da gekürzt wird, ich hab die noch nie gehört.

Hallo Hufschmied,
ich hab mich selbst, falls dir das reicht :wink: es ist tatsächlich so, dass ich inzwischen raus bin aus einer Therapie bei „Kein Täter werden“ (für alle, die sich da im Zusammenhang mit Pädophilie und Hebephilie angesprochen fühlen: Ich kann es sehr empfehlen), und ich persönlich habe noch nie Missbrauchsabbildungen konsumiert. Ich fand das Thema also spannend, weil ich einen sehr guten Umgang damit gefunden habe, und dachte, ja mal schauen, was kommt, und dann war die erste Frage „Wie genau läuft eigentlich der Tausch von solchem Material ab?“. Und ja, ich glaube nicht, dass ich eine eventuelle Schritt-für-Schritt-Anleitung dann nachmachen würde, aber es ist einfach eine Information, die mich nicht interessiert. Ich will sie nicht haben. Also danke für die Triggerwarnung, ich war dann umso schneller, den Podcast zu pausieren :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

Danke für die Warnung, ich hätte darauf hören sollen und skippen sollen…. Die Kopfbilder tun mir richtig weh.

Also aus meiner Erfahrung als Psychotherapeut bin ich überzeugt, dass es immer einen gewissen Bereich gibt, innerhalb dessen „hinschauen“ oder sich „jemandem oder etwas stellen“ hilfreich und entwicklungsfördernd ist.

Immer allem auszuweichen könnte man als Verdrängung bezeichnen und wird sicherlich zu neuen Problemen an anderen Stellen führen, aber sich auf Teufel-komm-raus allem stellen zu wollen ohne Rücksicht auf die eigene Kapazität, ist mindestens genauso schädlich und tendenziell gefährlicher, weil es einfach überfordernd und überwältigend sein kann.

Ich glaube dieses Prinzip gilt erstmal für alle Menschen, ob traumatisiert oder nicht. Der Unterschied bei (im klinischen Sinne) Traumatisierten Menschen liegt darin, dass einerseits die Schwelle zur Überwältigung viel niedriger und ohne Erfahrung schwerer erkennbar ist und dass andererseits eben dieser Mechanismus, der mich befähigt, die „Gefahr“ einzuschätzen und meine Kapazität, was ich gerade aushalten kann zu „spüren“ in gewisser Weise beschädigt ist (weil er ja durch das Trauma überfahren bzw. durchbrochen wurde). Und es kann dann auch eine Art Sog entstehen, der es extrem schwer macht, aus dieser Überschwämmung wieder herauszukommen.
Soweit zu meinem Verständnis von Trauma, wobei ich nicht davon ausgehe, dass es das einzig gültige zu sein hat (aber es würde mich nebenbei interessieren, was die betroffenen Personen, die hier geschrieben haben dazu denken, bzw. ob das voll an ihrer Realität vorbei geht oder irgendwie anknüpft an ihre Erfahrungen. Ich bin immer Dankbar für Widerspruch, um weiterzulernen.)

Insofern ist jedenfalls meiner Meinung nach eben eine Triggerwarnung (aber auch ich finde die anderen Begriffe wie Content Notification sinvoller) ein hilfreiches Angebot an Menschen, die davon profitieren können, indem sie sich ihre Fähigkeit zurückerobern, herauszufinden wie viel sie in welchem Moment aushalten können und wollen.
Und für alle anderen sind es halt einfach ein paar Sekunden „zu viel“.

@Mariella & @Hufschmied
dazu habe ich zwar keine persönlichen Erfahrungen, aber ich habe auch von einem in dem Bereich erfahreneren Kollegen gehört, dass es durchaus so ist, dass eben Pädophilie an sich einfach eine Eigenschaft ist, die man nicht „wegmachen“ kann und dass Betroffene diese Eigenschaft in vielen Fällen gar nicht ausleben wollen. Es gibt ja nicht nur die bekannten Fälle, wo Menschen dann ihren Neigungen ohne Skrupel einfach folgen, sondern auch viele Menschen die mit ihrer Neigung leben, ohne danach zu handeln und demnach in Kauf nehmen müssen, dass sie ein Leben ohne Sexualität führen, um niemandem zu schaden.
Jedenfalls bedeutet auch in diesem Fall ja dieser Content Hinweis, wie schon erwähnt wurde, auch eine Hilfestellung für solche Menschen, sich selbst vor einer unnötigen Versuchung zu schützen.

1 „Gefällt mir“

Ich bin bei dem Thema zwiegespalten, bin allerdings von nichts getriggert und habe deswegen vermutlich „leicht reden“. Mich stört es in der Regel nicht (mir begegnet es meist auf Twitter).

Was ich allerdings feststelle, ist, dass ich nicht ganz nachvollziehen kann, wann und wo nun CN gesetzt werden und wo und warum dann wiederum nicht. Das kann aus meiner Sicht recht skurrile Züge annehmen. Das hier besprochene Thema zB kann ich absolut nachvollziehen, es gibt aber sicher daneben wahnsinnig viele andere Themen, die potenziell für Einzelpersonen kritisch sein können.

Also, mich würde hier tatsächlich gar nicht die Triggerwarnung an sich interessieren, sondern vielmehr die Frage: Wann und wo ist eine eigentlich angemessen? Und wie entscheide ich bzw Medien das, wenn ich sensibel damit umgehen möchte? Nur als Beispiel, was ich da im Kopf habe: Jede Nachricht aus Afghanistan könnte für einen geflüchteten Menschen von dort hier ein Trigger sein - und Nachrichten, Überschriften, Bilder allein aus diesem Thema gibt es zuhauf. Und zu anderen: Krieg, Terror, Missbrauch, Gewalt, Phobien, Essstörungen usw usf, es scheint schier endlos Themen zu geben (leider). Also was tun?

1 „Gefällt mir“

Naja, inwiefern schränkt denn eine Content Notification irgendjemanden ein? Es reicht ja zu sagen: „Wir reden im Folgenden über die Notsituation in Afghanistan.“ oder „Im nächsten Beitrag reden wir recht explizit über Darstellungen von Kindesmissbrauch.“ oder „Gleich kommt ein Beitrag, in dem es unter anderem um konkrete Suizidgedanken geht.“ Dann wissen diejenigen, die das belasten könnte, Bescheid und schalten weg, aber für alle anderen ist das doch kaum mehr als eine Themenankündigung, die doch sowieso meist kommt.

Da gibt es, wie ich finde, eigentlich nix groß zu entscheiden, es ist aus meiner Sicht auch nicht bevormundend und es erfordert bei denen, die die Beiträge machen, nur einen kurzen Moment empathischen Nachdenkens: „Ist das Thema hier eventuell für manche belastend?“ was in der Regel ja offensichtlich ist.

5 „Gefällt mir“

Oh genau so… Hatte das verwechselt, sorry

Solche Content Notifications in einem Satz halte ich für eine gute Lösung.

Das Ereignis das mich antriggert ist bei weitem harmloser als ein Missbrauch.
Trotzdem ist es dann so wie wenn ich überflutet werde und ich dann ums überleben kämpfe. In krassen Fällen hatte ich keine Kraft mich zu wehren und musste mich den Umständen ohnmächtig ergeben.

Vermeidungsstrategien sind da um sich zu schützen. Klar kann das auch schlechte Züge annehmen. Ich habe das bei der Therapie mal so ausgedrückt“

  • ich schau wie voll mein Fass ist. Ist das halb voll dann kann ich noch was rein laufen lassen. Ist das aber schon randvoll dann führt jeder weitere Tropfen zur Überflutung. Dann versuche ich mich zu schützen und vermeide jedes Risiko.

Im laufe der letzten 10 Jahren hat sich mein Leben wieder normalisiert und ich kann immer besser damit umgehen. Es braucht halt sehr lange Zeit und ich hatte oft keinen Boden unter den Füßen und es war kein Land in sicht.

Da gebe ich dir Recht, allerdings mit Einschränkungen. Generell ist Konfrontationstherapie eher für Monotraumata geeignet, nicht bei kPTBS mit jahrelanger Traumatisierung. Das habe ich leider sehr spät erfahren. Ich habe selber IRRT in der Klinik probert (habe kPTBS, sexuelle Gewalt in den ersten 25 Jahren) und seitdem immer wieder starke Dissoziationen, die medikamentös behandelt werden müssen. Eine sinnvolle Konfrontation ist es, sich tatsächlich fehlgeleiteten Triggern auszusetzen.

Beispiel: Lärm und besonders Knallgeräusche lösen starke Angst in mir aus. Trotzdem meide ich das nicht komplett, sondern konzentriere mich Sylvester bewusst auf die Geräusche und versuche, die daraus entstehende Angst anzunehmen und ruhig zu atmen.

Konfrontation mit konkreten Traumabestandteilen allerdings wirkt nach meiner Erfahrung re-traumatisierend.

Mir ist meine Freiheit super wichtig, deshalb versuche ich mich möglichst vielen Themen zu stellen. Die Trigger, die ich unbedingt vermeiden muss kenne ich mittlerweile, das sind hauptsächlich Gerüche und Berührungen. Die scheinen sich ins Körpergedächtnis eingegraben zu haben für das Konfrontation meiner Erfahrung nach einfach nur schädlich ist. KPTBS heißt für mich eher zu lernen mit meinen Einschränkungen zu leben, daran zu arbeiten endlich zu verstehen, dass es nicht meine Schuld war, als auf eine Wunderheilung zu hoffen.

1 „Gefällt mir“