Feedback & Situationsschilderung

Im Kontext eures Coronabeitrags diese Woche von mir ein großes Dankeschön für eure ernstgemeinten und unterstützenden Worte. Wie auch ihr finde ich mich in der extrem priviligierten Position wieder keine zu betreuenden (Klein-) Kinder oder finanziellen Sorgen zu haben und keine direkte Verantwortung bei der Betreuung von Patient:innen zu tragen.
Ich studiere meinen Master (Psychologie) und bin daher mit BaFöG/Unterhalt soweit abgesichert, wohne nicht prekär und dennoch leide ich mittlerweile stark unter dem letzten Jahr.
Das Studium hat mir immer wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber diese Begeisterung nach zwei Semestern online-Lehre noch aufzubringen ist ein reiner Kraftakt. Gerade in den späten Mastersemestern dreht sich alles um Anwendung und Diskussion und statt nun Übungen und Rollenspiele und Techniken auszuprobieren sitzt man gemuted vor zoom und schaut auf geteilte Bildschirme. Ich darf (wie eigentlich alle anderen auch) seit März nicht mehr zu Veranstaltungen gehen - damit bricht meine Tagesstruktur aber auch jegliche soziale Interaktion (gemeinsames Mensaessen etc.) weg. Und das seit Monaten.
Euer Aufruf hat mir mal wieder gezeigt, wie falsch es da ist, sich selbst Vorwürfe zu machen dafür, nicht genug geschafft zu haben, Abgaben zu verschieben oder weniger Veranstaltungen zu belegen. Ich bin immer relativ entspannt durch’s Studium gekommen, aber mittlerweile überfordert mich das Pensum - bei gleichzeitigem Gefühl, eigentlich doch gar nichts zu machen. Das ist für jemand mit hohen Ansprüchen und viel commitment schwer mit sich zu vereinbaren.
Dass ihr so offen angesprochen habt, dass gerade keine Meisterleistungen zu erwarten sind, hat mir wirklich gut getan zu hören. Vielen Dank dafür, ich bin sicher, ich bin nicht die Einzige, der das viel bedeutet hat.
Tolle Lage wie immer, bin froh dass es das gibt!
Grüße, Heide

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Als Lehrkraft an einem Gymnasium mit einem freischaffenden Musiker (mit einigen Schülern) verheiratet kann ich mich dem nur anschließen.
Wir sind gesund, finanziell abgesichert und gehen uns nicht auf die Nerven.

Aber beide merken wir, wie die Situation so langsam an uns nagt.
Und genau deswegen versuche ich all meinen Schülern so gut ich das kann einen unaufgeregten Umgang mit Problemen beizubringen. Es gibt im Moment viele Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Da hilft es nicht, sich aufzuregen oder irgendjemandem in der Umgebung Vorwürfe zu machen. Solange die Schüler mir ihre Probleme anvertrauen kann ich versuchen zu helfen. Und die Ängste und auch Ansprüche mancher Eltern versuche ich zu besänftigen.
Damit lebt es sich schon viel besser und es beruhigt auch die Umgebung - egal ob in Präsenz oder per E-Mail und (Video-)telefonaten.

Und es tut gut zu hören und zu lesen, dass ich nicht alleine bin.

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