Es geht, so weit ich die Diskussion nach kurzem Überfliegen verstehe, doch vor allem um die zentrale Frage, ob die Art, wie wir Wohlstand messen, im Hinblick auf die konkrete Frage, ob der Klimawandel zu mehr „Wohlstand“ führt, angemessen ist.
Auch ein Krieg führt in einer Volkswirtschaft - wenn der Effekt nicht durch Sanktionen eingeschränkt wird - erst mal zu einem massiven Anstieg des BIP. Einfach, weil plötzlich Vollbeschäftigung herrscht und ein riesiger Bedarf an Industriegütern besteht. Aber BIP, das dadurch entsteht, dass Bomben und Munition gebaut werden, ist halt nicht „nachhaltig“.
Das gleiche gilt auch für BIP-Wachstum durch Klimakatastrophen, sowohl durch präventive als auch restorative Maßnahmen. Klar, wenn wir das ganze Ahrtal wieder aufbauen müssen, erzeugt das ein immenses BIP, weil dazu einfach sehr viel Arbeit und Ressourceneinsatz nötig ist. Gerade wenn dort vor allem Wohngebiete betroffen waren (und weniger Fabrikanlagen, durch deren Wegfall das BIP dann sinkt, weil dort nicht mehr produziert wird) kann so eine massive Katastrophe zu einem höheren BIP führen.
Aber es ist doch offensichtlich, dass BIP-Anstiege durch Dinge wie den Ahrtal-Wiederaufbau oder die Kriegsproduktion (oder den Nachkriegs-Wiederaufbau) nicht zu „mehr Wohlstand“ führen.
Die nächste Ebene der Diskussion wäre dann die internationale. Klar, wenn Deutschland irgendwann mediterranes Klima hat wird Deutschland damit immer noch super klar kommen, unsere Wirtschaft wird darunter vielleicht tatsächlich nicht so sehr leiden. Aber anderswo kommt es zu Massenmigration, weil ehemalige bewohnbare Gebiete plötzlich unbewohnbar werden. Und wer sich in dieser Situation hinstellt und sagt: „Ach, also für uns ist der Klimawandel doch toll!“ und gleichzeitig für strenge Migrationsregeln kämpft (nach dem Motto: „Fachkräfte willkommen, Flüchtlinge müssen draußen bleiben“)… tja, das ist einfach nur Menschenverachtend und abgrundtief böse.
Also selbst wenn es so wäre, dass der globale Norden vom Klimawandel eher profitiert und wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des globalen Nordens das Wirtschaftswachstum dort die negativen Folgen im globalen Süden übersteigt und es daher auch „weltweit betrachtet zu steigendem Wohlstand“ käme, wäre das immer noch ein Szenario, das um jeden Preis verhindert werden muss.