Fdp beschäftigt Klimawandelleugner als Referent

Wieso gibt es hierzu eigentlich keinen medialen Aufschrei und Empörung in der Bevölkerung? Die fdp beschäftigt seit 6 Jahren Klimawandelleugner Steffen Hentrich als Referent für Klimaschutz in der Bundestagsfraktion.

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Ganz genau

https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-25-april-2023-100.html

https://www.zdf.de/assets/faktencheck-25-april-2023-100~original?cb=1682577626050

Und bei Frontal FDP ab Minute 11, bedonders ab 13.
https://www.zdf.de/politik/frontal/frontal-vom-25-april-2023-corona-impfung-folgen-nebenwirkungen-elon-musk-crashkurs-tesla-autopilot-konflikt-generationen-gruene-klima-kleber-102.html

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Vielleicht, weil man auch mal andere Meinungen aushalten muss. Es gibt ja schon ziemlich viele Menschen die Stuss, ihre Meinungen verbreiten. Es muss nicht immer mit Aufschrei und Empörung reagiert werden. Man kann auch still und geheim das Kreuz an der richtigen Stelle machen.

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Mein Problem sind keine Meinungen.
Mein Problem ist die massive (gezielte) Verbreitung von Falschinformationen.
In Sendungen mit enormen Reichweiten Desinformation und Lügen zu verbreiten, ist demokratiegefährdend.

Außerdem ist äußerst relevant, sich klar zu machen, dass die FDP unter intensivem Einfluss der Klimaskeptikerszene steht.

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Das verstehe ich jetzt als ein klassisches Beispiel von „Recht auf eigene Meinung“? Ja, bitte unbedingt. Aber kein Recht auf eigene Fakten. Und Wahlkampf als eigener Koalitionspartner in Regierungsverantwortung mit gezielten Kampagnen zur Desinformation halte ich nicht für eine eigene Meinung, sondern ebenfalls für demokratiegefährdend. Nichts anderes macht die Propagandamaschinerie aus Russland seit Jahrzehnten, um den Westen zu spalten und zu destabilisieren. Ich würde mir wünschen, dass sowas jeder weiß, bevor er oder sie sein Kreuz bei der Fdp macht.

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Ich will hier gar nicht groß widersprechen, denn Steffen Hentrich hat sich recht deutlich in die Riege der Klimaleugner eingereiht.

Ich möchte hier aber auch noch auf eine andere Gruppe von Menschen hinweisen, die ich als Klimawandel-Verharmloser bezeichnen würde.

Einer davon ist z.B. Prof. Roger Pielke Jr., ein amerikanischer Klimaforscher, der am Ende des Frontal-Videos kurz auftaucht. Anders als Klima-Leugner erkennt er den Menschen-gemachten Klimawandel an.
Allerdings schätzt er die Folgen weniger gravierend ein und zweifelt die Verbindung zwischen Klimawandel und Extremwetterereignissen an [1], womit er u.A. dem IPCC [2] widerspricht. Darüber hinaus warnt er andere Wissenschaftler davor, zu drastische Voraussagen über den Klimawandel auszusprechen [3].

Solche Klimawandel-Verharmloser gibt es aber natürlich nicht nur im wissenschaftlichen Bereich, sondern auch im Finanzsektor. Dort wird die Klimawandel-Verharmlosung vereinzelt sogar auf offener Bühne, mit teilweise haarsträubenden Argumenten, betrieben:

Auf diesem Video vom Mai '22 erläutert ein Banker der HSBC, warum der Klimawandel in seinem Anlagehorizont (6 Jahre) keine große Rolle spielt.
Wenn ich es richtig sehe, erklärt er sogar, dass Klimawandel-Verluste bei Assets, also z.B. Ackerland oder Trinkwasser, durch steigende Preise für diese Assets wieder aufgefangen werden könnten („volumes vs. prices“).
Es entsteht der Eindruck, das er, und potentiell andere in seinem Berufsumfeld, über ihre Charts und Excel-Tabellen vergessen haben, dass die Realität immer noch nach physikalischen Gesetzen funktioniert. Das Handelsblatt fasst auch noch einige weitere Probleme in seinem Talk zusammen [4].

Der erwähnte Manager wurde zwar von der HSBC freigestellt, schreibt aber weiter für die Financial Times. Problematisch ist, dass solche Menschen, über ihre berufliche oder journalistische Tätigkeit, die Investitionsentscheidungen vieler Anleger beeinflussen. Hinzu kommt mMn noch ein gewisser Herdentrieb bei Anlegern.

Diese Fälle zeigt, dass selbst Menschen, die den Klimawandel augenscheinlich akzeptieren, nicht automatisch bereit sind, dessen volle Tragweite anzuerkennen. Oder sie haben illusorische Vorstellungen darüber, wie man mit etwas Geld und Technologie der Klimakrise Herr werden könnte und sehen daher keinen Handlungsdruck.

Damit kommt man wieder zur FDP:
Die Vermutung liegt nahe, dass diese sich, einerseits, von Leuten wie Hentrich oder vlt. auch Pielke Jr. eine Art Pseudo-Expertise holt.
Andererseits könnte die FDP die Ansichten von Menschen wie dem HSBC-Banker oben, quasi als „echtes Stimmungsbarometer“ der Anleger interpretiert und ihre Politik u.U. mit ähnlicher „Weitsicht“ gestaltet (6 Jahre).

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Quellen:
[1] My Unhappy Life as a Climate Heretic - Washington Post - 02.12.2016
[2] IPCC-Bericht zum Klimawandel: Wetterextreme werden immer häufiger - 11.08.2021
[3] Roger Pielke Jr. - desmog.com
[4] HSBC-Nachhaltigkeitsbanker lästert in Präsentation über Klima-„Spinner“ – und wird suspendiert - handelsblatt.com - 23.05.2022

Passend dazu:

Klimaleugnung und Klimawandelrelativierung sind leider in allen „wirtschaftsnahen Parteien“ aus sehr nachvollziehbaren Gründen vertreten…

Mir graut davor, dass die nächste Bundesregierung Schwarz-Gelb werden könnte…

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Ganz genau. Es ist einfach nicht zu glauben. Ich frage mich immer, ob sie das selbst glauben oder glauben wollen oder ob es reinster Populismus mit Blick auf die nächsten Wahlen ist. Jeder Wähler oder jede Wählerin möchte ja gern glauben, dass die Klimaleugner recht haben.
Das Abstruse ist, dass diese Parteien gleichzeitig behaupten, sie seien für Klimaschutz…
Ja Herr Merz, die Welt wird natürlich morgen nicht untergehen. Aber das Leben wird (vermutlich sogar ziemlich bald) weniger leicht, weniger frei und weniger angenehm sein. Unser Zeitfenster schließt sich.

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Wobei ich denke das es eigentlich auch einen Wissenschaftlichen Konsens zu den negativen Folgen des Klimawandels gibt, insofern sind die von dir identifizierten „Verharmloser“ doch sehr nahe an den klassischen Skeptikern und Leugnern. Evtl. handelt es sich auch einfach nur um ein re-branding da ein komplettes Leugnen des Klimawandels bei ständig wachsender Beweislage immer schwieriger wird.

Ich mache mir mehr Sorgen um was ich Klima-Maßnahmen-Verzögerer nennen würde. Die Kategorisierung stammt nicht von mir:

Unter Klima-Maßnahmen-Verzögerer verstehe ich Personen die den Klimawandel anerkennen (inklusive der Notwendigkeit der anerkannten Klimaziele), aber einfach keine Maßnahmen ergreifen wollen die diese Ziele auch nur ansatzweise erreichen können. Natürlich kann man auch da sagen das es eine Wissenschaftliche Wahrheit gibt was für Maßnahmen dem Problem gerecht werden und wie schnell diese umgesetzt werden müssten. In sofern gilt vielleicht auch hier das wir wieder nur eine Variante des Skeptikers/Leugners haben.

Wahrscheinlich gibt es hier ein ganzes Spektrum vom klassischem „Skeptiker/Leugner“ über deinen „Verharmloser“ bis hin zum „Bremser/Verzögerer“. Der Grund warum ich die Aufmerksam vor allem auf letztere lenken würde ist das es mir so vorkommt das diese derzeit noch einen großen Anteil der Gesellschaft darstellen (ob nun aus Unwissen oder bösen Willen).

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Hallo,

bzgl. Steffen Hentrich möchte ich die aktuelle Ausgabe der Anstalt, in der ZDF Mediathek, empfehlen. Dort wird ein ganzes Klimaleugnernetzwerk dargestellt.

War ganz interessant. Eigentliches Thema war das Verkehrsministerium :slight_smile:

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Was ergänzend dazukommt: Die FDP entwickelt sich immer mehr zu einer Partei der Klima-Verzögerungstaktik. Dies liegt unter anderem an zunehmendem Einfluß der Hardliner wie Steffen Hentrich und Frank Schäffler.
Schade, denn damit verabschiedet sich die FDP von ihrem Image als Zukunftspartei, und geht zurück zur fossilen Vergangenheit. Auch der Terminus „Technologieoffenheit“ wird damit abgeschafft, denn es geht in Wirklichkeit um die Zementierung der bisherigen / fossilen Wirtschaftsmodelle.

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Um hier ein Umdenken zu bewirken wird es ein klimatisches Ereignis in der Größenordnung von Fukushima oder 09/11 benötigen.

Des weiteren denke ich dass viele Menschen die Dimension der anstehenden Veränderungen nicht begreifen und deshalb dem ganzen einfach gleichgültig entgegensehen.

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Total spannender Thread! Eine tolle Gelegenheit, mal zu ergründen, wie tief Ideologien, Narrative und Einstellungen, die der breiten wissenschaftlichen Basis zum Klimawandel widersprechen, in die herrschende Politik und Wirtschaft eingedrungen und eingebettet sind und eine einordnende Kategorisierung vorzunehmen.
Ein weiteres Beispiel für Bremser sind die beiden Wirtschaftsprofs, die für die FDP vor kurzer Zeit ein Gutachten zum Tempolimit verfasst haben: MDR. Das Gutachten setzt sich in meiner Erinnerung nur wenig wirklich mit der Menge an Evidenz und fundierten Extrapolationen auseinander, die das UBA über die Jahre angehäuft hat, auch wenn sicher sinnvolle methodische Kritik enthalten ist wie zB, dass die verwendeten Daten eine Replikation kaum zuließen. Das kann ich ehrlich gesagt nicht so ohne Weiteres bewerten. Schnell wird dann hauptsächlich auf recht simple Prämissen/abstrakte Glaubenssätze gesprungen wie der, dass durch den Emissionshandel die Einsparungen ja effizienter erreicht würden oder dass Klimaschutz verabsolutiert und nicht mit anderen Belangen abgewogen würde oder dass ein Tempolimit Widerstände gegen andere Klimaschutzmaßnahmen nach sich zöge (hä?). Ich gebe aber zu, dass ich nicht alles im Detail lesen konnte und keine Expertise besitze. Jedoch wirken die Studien des UBA auf mich durchweg seriöser und der Komplexität angemessener.
Die beiden machen sich auch durch derartige Einlassungen seit Jahren einen gewissen Namen:

Ich mag naiv sein, allerdings finde ich es trotzdem schwierig, auf so etwas mit personenbezogenen Etiketten wie „Klimawandelskeptiker“ o.ä. zu reagieren. Besser finde ich es, Argumente auch anzuhören und argumentativ zu widerlegen (auch wenn Kontext zu den Grundannahmen und Vita der betreffenden Leute für die Einordnung extrem wichtig ist!). Wenn man falsche, fehlplatzierte oder simplifizierende Annahmen, Narrative u.ä. (zB „Emissionshandel löst alle Probleme wie von selbst“) widerlegt, klärt man die Menschen deutlich nachhaltiger auf und lernt auch noch etwas daraus.

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Hentrich sagt, wie auch in der Lage eingespielt: „So wie ich die Studien lese werden wir selbst in den Worst-Case-Szenarien in einer Welt mit viel mehr Wohlstand leben“.

Für die Lage genügt das ihn als „Klimaleugner“ zu diffamieren.

Rahmstorf sagt dazu (vermutlich vom ZDF absichtlich so geschnitten, dass der Bezug eindeutig scheint): „Das sind Aussagen aus der Klimaskeptikerszene die hundertfach widerlegt worden sind.“

Das Zitat von Hentrich ist wissenschaftlicher Konsens. Siehe zB Nordhaus [1] der für die Arbeit an diesem Thema den Nobelpreis bekommen hat. Auch die IPCC Berichte sagen nichts Anderes.

Beschäftigt euch bitte selber mit den Tatsachen bevor ihr Andere als Wissenschaftsfeinde diffamiert.

Nebenbei finde ich den Stil fragwürdig (auch bzgl der Lindner-Rede). Es gäbe sicherlich genügend Gesprächspartner, die die klimapolitischen (und andere) Positionen der FDP erläutern. Zitate einzelner Personen herauszugreifen und mit reichlich Geraune eine Position zu unterstellen, erweckt zumindest nicht den Eindruck ihr hättet Interesse daran deren Auffassung zu verstehen.

[1] A Survey of Global Impacts of Climate Change: Replication, Survey Methods, and a Statistical Analysis | NBER

— edit —

Man kann auch nochmal hier nachlesen (IPCC 5th Assessment Report): For most economic sectors, the impact of climate change will be small relative to the impacts of other drivers (Seite 4 des PDF https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/WGIIAR5-Chap10_FINAL.pdf)

Beim oben verlinktem Paper vom Mann der dafür den Nobelpreis bekommen hat, aus der Einleitung: „the estimated impact is -2.04 (+ 2.21) % of income at 3 °C warming and -8.16 (+ 2.43) % of income at a 6°C warming.“

Kleine Modellrechnung (im Detail ungenau):
Generell nimmt man so 1% - 3.5% GDP Wachstum im Jahr an. Der 2023 IPCC Report zB macht die Annahme: 2.5 to 3.5% per year in the 2019–2050 period and 1.3 to 2.1% per year
in the 2050–2100 (5–95th percentile).
Wenn wir also einfach mal grob von 2% jährlichem Wachstum ausgehen, bis 2100 und (sehr großen) 6°C Erwärmung dann heißt das — [(1.02)**(2100 - 2023)] ~= 4.6 — Ohne Klimawandel würde das GDP sich auf ca 460% von dem erhöhen was es heute ist. Mit Klimawandel auf – 4.6 * (1-0.0816) ~= 4.20 – ungefähr 420%.

Wenn wir von 3°C Erwärmung ausgehen, dann sind es 460% vs 450%.

„So wie ich die Studien lese werden wir selbst in den Worst-Case-Szenarien in einer Welt mit viel mehr Wohlstand leben.“

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Ich verstehe nicht warum er/sie dafür gesperrt wird, ihr müsst euch mal ein wenig aus eurer bubble wagen. Das Argument ist fair und wird tatsächlich oft so vertreten, heretisch ist das nur in diesem Forum.

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Die genannte Quelle belegt nicht die Behauptung. Konsens wird nicht belegt. Wachstum ist nicht Wohlstand. Wer mit EIKE auf dem Podium sitzt, muss sich den Vorwurf des Klimaskeptiker gefallen lassen.

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Neuigkeiten zum Tempolimit (und eben auch den „volkswirtschaftlichen Kosten“) kommen übrigens gerade bei heise.de rein. Jetzt wird die Vollgasfraktion wohl nach dem UBA den Forschenden, u.a. von der Linnaeus University in Schweden politische Kungeleien mit den Grünen vorwerfen… (s. hier)

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Ich gehöre ja zu den Leuten, die vom reinen Grundsatzprogramm eher FDP als Grüne wählen, allerdings die Klamotten, die sich die FDP da u.a. mit ihren Referenten erlauben, mach die FDP eigentlich endgültig zu einer schlechten Witz-Nummer, die es verdient m.E. hat, aus allen Parlamenten zu fliegen und eigentlich auch daran arbeitet.
Wenn ich mich an die Umfragen nach den letzten Wahlen richtig erinnere, kommt die FDP, wenn es hochkommt im Schnitt vielleicht auf 2-4,5 Kernwählerschaft. Falls sich meine Erinnerung nicht trügt, entspricht das in etwa dem Niveau, was die CSU bundesweit in den letzten Jahren erreichen würde.

Wo mir allerdings dann doch die Galle hochkommt, dass sich die FDP fast schon als Märtyrer inszeniert, wenn es z.B. um Tempolimit oder AKW angeht, oder zuletzt bei den Öl- und Gasheizungen, während insbesondere die Grünen eine bittere Pille nach der nächsten schlucken darf, da sie nicht bereit sind, der FDP den Gefallen zu tun, die Koalition platzen zu lassen. Aber bei ureigens bürgerrechtlichen Fragen, wie dem Quatsch Chatkontrolle, da knicken sie fröhlich ein, während IT-Dienstleister sich fragen, welchen Käse zur Unterminierung von sicherer Kommunikation in der IT wird als nächstes unterstützt, und zum anderen, wie häufig sollen sich Gerichte eigentlich noch mit VDS in anderer Kleidung auseinandersetzen?

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