FAS: 20% der dt. Wikipedia-Artikel sind fehlerhaft, weitere 20 % veraltet

Das ist übrigens ein Mythos.

Ich glaube, das will auch niemand bestreiten. Die Frage ist: Muss es in der Form
„Die Zwei“ Deutsche Wikipedia
„Amicalement vôtre“ Französische Wikipedia
„The Persuaders!“ Englische Wikipedia
sein, wobei der Kern jeweils identisch ist und jede Seite einen Absatz über die nationalen Besonderheiten hat (in der deutschen Seite z.B. „Die deutsche Fassung“)

Oder genügt eine zentrale Seite, in der alle jeweiligen nationalen Besonderheiten und Sichtweisen hinzugefügt werden können?

Ziel wäre ja eine internationale Wikipedia. Wir reden hier ja über ein Szenario, in dem Sprache keine Barriere mehr ist, weil die Übersetzung so gut funktioniert, dass sie auch kleinere Konnotationen erfassen kann. In diesem Szenario können die deutschen Wikipedia-Autoren ja weiterhin in Deutsch an der Wikipedia arbeiten und wenn Wikipedia auf „Deutsch“ gestellt ist, würden auch weiterhin ihre unveränderten Original-Texte angezeigt, aber sie würden eben auch Teil der englischen Wikipedia in übersetzter Form (und dort u.U. stilistisch von anderen Usern geringfügig angepasst).

Grundsätzlich haben wir das Problem, dass die Wikipedia das Problem hat, dass die Ehrenamtlichen ausbrennen und die Zahl der Ehrenamtlichen zurückgeht. Die Tatsache, dass der Trend dahin geht, Fragen direkt an eine LLM zu stellen (statt wie früher direkt zur Wikipedia zu gehen und die Antwort zu suchen), wird die Bedeutung der Wikipedia (leider!) eher noch reduzieren als verstärken. Die Frage ist doch, wie wir die Wikipedia in diesem Szenario erhalten können - und das wird vermutlich nicht in der aktuellen Form möglich sein.

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Es gibt ja durchaus auch Filme, Serien oder Bücher die sich tatsächlich in ihrer Übersetzung deutlich unterscheiden bis hin dazu, dass massgebliche Unterschiede in Handlung vorliegen, z.B. weil ein ganzer Handlungsstrang wegfällt weil eine Serie anders geschnitten wird.

Das alles nur hinzuzufügen fände ich jetzt wenig zielführend.

Oder bei Persönlichkeiten wo in der Biografie schon deutlich auf Bezüge zu Ländern genommen wird die für die Sprache relevant sind.

Das heißt aber natürlich nicht, dass man nicht trotzdem einen automatisch übersetzten Anteil an Artikeln haben könnte um Arbeit zu sparen.

Eine Mischung aus Artikeln die standardisiert übersetzt werden, solchen die mit relevanten Infos für bestimmte Länder ergänzt werden und solche die extra für bestimmte Länder überarbeitet werden wäre da durchaus ein möglicher Ansatz.

Ich fände gut, wenn die Wikipedia Seiten verschiedener Länder, die das gleiche behandeln, vernetzen würde.
Manche Begriffe sind in der deutschen Wikipedia rot, während es in der englischen Wikipedia eine Seite dazu gibt (bei Schauspielern zum Beispiel). Da könnte die Wikipedia dann darauf verweisen, dass es in anderer Sprache weiterführende Links gibt.
Es sollte aber immer jemand Korrektur lesen, bevor das einfach in eine andere Sprache übernommen wird. Auf Fandom gibt es viele KI-übersetzte Artikel, die sind ein Graus.
Da alle Browser heute Seiten übersetzen können, kann dann jeder selbst entscheiden, ob er das nutzen möchte.

Es gibt doch in Wikipedia unter der Überschrift und über dem Artikeltext den Hyperlink „Sprache“. Dort kannst Du zu einem Artikel über das selbe Thema in einer anderen Sprache wechseln.

[Wie das in der offiziellen Wikipedia App funktioniert, habe ich nicht herausfinden können]

Von automatisierter „on the fly“ KI-Übersetzung halte ich auch nichts, zumal die meisten Browser solche Funktionen bereits bieten und es auch Browser-Plug-Ins (z.B. DeepL) zum Übersetzen gibt.

Wikipedia setzt bereits KI-gestützte Tools zur Unterstützung von Übersetzungen ein. Ein Autor muss die maschinellen Übersetzungen prüfen, anpassen und freigeben, bevor sie veröffentlicht wird.

Dagegen gibt es aktuell noch keinen vollautomatischen KI-basierten Mechanismus, der Autoren systematisch und direkt auf inhaltliche Differenzen zwischen Artikeln zum gleichen Thema in verschiedenen Sprachversionen hinweist. Offenbar befürchtet man, dass maschinelle Vorschläge unkritisch übernommen werden.

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Meine Befürchtung ist, dass Millionen spannende Nuancen verloren gehen. Zudem geben wir ohne Not die Möglichkeit für vergleichende Analysen auf, deren Erkenntniswert gerade in der Differenz verschiedener Artikel besteht. Freuds Text über das Unheimliche beruht wesentlich darauf, dass er Definitionen aus verschiedensprachigen Wörterbüchern vergleicht. Wie soll eine solche Analyse möglich sein, wenn verschiedensprachige Nachschlagewerke abgeschafft und international vereinheitlicht werden?

Ich sehe auch praktische Probleme:

  • Damit Wikipedia-Artikel entstehen können, müssen die Mitwirkenden einen Konsens herstellen. Wie soll ein solcher Konsens gerade bei umstrittenen Themen weltweit hergestellt werden?
  • Kleine und marginalisierte Gemeinschaften könnten sich einem Mehrheitsdiktat unterworfen und ausgeschlossen fühlen, wenn sie regelmäßig im Prozess der Konsensfindung den Kürzeren ziehen. Im ungünstigsten Fall kehren sie der Wikipedia den Rücken. Ihre Arbeit und ihre Perspektiven würden verlorengehen.
  • Kulturspezifische Themen müssen in anderen Sprachen möglicherweise ausführlicher dargestellt werden, damit sie für das mit dem kulturellen Kontext nicht vertraute Publikum verständlich werden. Für das heimische Publikum wäre diese Ausführlichkeit hingegen Ballast.
  • Woher sollen die Horden von Sprach- und Kulturexpertinnen kommen, die die aktuelle Wikipedia in eine Sammlung von internationalen Super-Artikeln umwandeln, die alle Nuancen abbilden und allen Kulturkreisen gerecht werden? Der Artikel zum Zweiten Weltkrieg liegt aktuell in 234 Sprachen vor. Allein diesen einen Artikel zu vereinheitlichen, könnte Jahre dauern.
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Vieleicht sind die Wikis ja gerade mit anderem beschäftigt:

und in der Vergangenheit die deutsche Wikipedia durch die versuchte Kaperung durch rechts:
sehr interessanter Podcast

12% fehlerhafte Artikel? Das sind 30% weniger fehlerhafte Artikel als bei der FAZ.

Ich verstehe das Problem daran nicht. Die Wikipedia kann maximal zur oberflächlichen Recherche dienen, aber für weitergehende Suchen taugt sie in der Regel nichts.
Das diese Kritik ausgerechnet im deutschen Journalismus abgedruckt wird, der selbst in vielen Fällen nur noch schlecht recherchiert und teilweise hanebüchene Fehlinformationen abdrückt, macht es nicht besser.
Generell ist Recherche heute, durch die komplette Verblödung des Internets durch die AI-Suche, schwierig geworden. Wo Google früher mal gut war, findet man da heute auch nicht mehr exakt wonach man sucht.
Wikipedia lebt, einerseits glücklicherweise, andererseits leider, von der Mitarbeit der Menschen, die sie nutzen.

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