Hallo liebes Lage-Team,
vielen Dank erstmal für euren tollen Podcast. Ich höre ihn jede Woche gerne aufs neue und finde klasse, wie ihr verschiedenste Themen aufarbeitet. Ihr habt meinen Horizont sehr erweitert.
Jedoch muss ich leider kritisieren, dass das Themenfeld Mobilität von euch sehr oft nicht sehr gut abgehandelt wird, obwohl es einen sehr großen Teil eurer Podcasts einnimmt. Ihr seid hier jedoch nicht die einzigen, ähnlich wie Deutschland beim Fußball aus 80 Millionen Bundestrainern besteht, so gibt es –so mein Eindruck- auch 80 Millionen Fahrzeugingenieure in Deutschland.
Ich bin tatsächlich einer dieser Fahrzeugingenieure und habe erfolgreich die Transformation geschafft. Ich habe lange Zeit Motoren entwickelt und bin jetzt in der Elektromobilität angekommen. Dadurch habe ich einen guten Überblick über alle gängigen Antriebsarten.
Ich möchte euch anhand eines Beispiels aus einer eurer letzten Podcasts gerne aufzeigen, dass es euch bei Mobiltätsfragen oftmals an Weitblick fehlt. Vor ein paar Wochen wurde das Thema Wasserstoffverbrennungsmotor von euch knapp als Schwachsinn abgetan. Hierzu würde ich euch gerne folgendes entgegnen:
• Der H2-Verbrennungsmotor ist nicht als PKW-Anwendungen gedacht, hier sind eher Nutzfahrzeuge, Schiffe, Notstromaggregate, etc. im Fokus
• Die Nutzfahrzeugbranche ist gezwungen spätestens in der Mitte des nächsten Jahrzehnts massiv Zero-Emission Fahrzeuge zu verkaufen (das ist keine lange Entwicklungszeit!)
• Die ebenfalls von allen Herstellern betrachtete Brennstoffzelle hat aktuell große Probleme die Haltbarkeitsanforderung eines LKW zu erreichen (ca. 700.000km in 5 Jahren)
• Kosten, Haltbarkeit und Zuverlässigkeit sind für Speditionen von existenzieller Bedeutung (ein LKW „verdient“ nur wenige Tage im Jahr Geld, der Rest ist Kostenabschreibung)
• Mit einem H2-Verbrennungsmotor können die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge sicher und aktuell billiger als bei der Brennstoffzelle bedient werden
• Ein H2-Verbrennungsmotor ist Zero-Emission und vom Wirkungsgrad nur geringfügig schlechter als die Brennstoffzelle
• Nach den 700.000km Fahrzeugleben in Europa erhalten die Fahrzeuge meist ein Downgrade und werden in Drittstaaten verkauft (Afrika, Russland, etc.), wo sie weitere 700.000-800.000km betrieben werden. Ein H2-Verbrenner kann einfach durch Tausch des Einspritzsystems bspw. auf Erdgas umgerüstet werden. Für die Brennstoffzelle gibt es keine Möglichkeit eines Second Use.
Ich möchte euch hiermit aufzeigen, dass ihr vielleicht mehr über den Tellerrand blicken müsst. Mein Vorschlag wäre, diskutiert die Mobiltätsthemen doch einmal mit einer externen Expertise. Ich würde euch hierfür die deutschen Universitäten ans Herz legen. Diese stecken auch gerade in der Transformation –kennen also sowohl Verbrennungsmotoren und e-Mobility- und können als neutraler Gesprächspartner eingestuft werden. Meine Empfehlungen für euch wären z.B. Prof. Dr.-Ing. Pischinger (RWTH Aachen), Prof. Dr. sc. techn. Koch (KIT), Prof. Dr. Beidl (TU Darmstadt), Prof. Dr. Wachtmeister (TU München) oder Prof. Dr.-Ing. Bargende (Universität Stuttgart).
Grüße