Eurovision Song Contest - Deutschlands Pechsträhne

Vorab gesagt: Ich bin RIESENGROSSER Fan des ESC. Daher kann es sein, dass ich bzgl. des Themas nicht ganz unvoreingenommen bin. :slight_smile:

Leider ärgert es mich sehr, dass der ESC in Deutschland ein unglaublich schlechtes Image hat, zumindest wenn man sich die Kommentare und Meinungen dazu in den Medien anschaut. Meine Absicht mit diesem Themenvorschlag ist das Image des ESC etwas zu verbessern, zu erklären warum wir so unterirdisch schlecht abschneiden und meine Verbesserungsvorschläge mitzuteilen.

Grundsätzlich stört mich die Herangehensweise „Wenn wir nicht gewinnen, dann machen wir nicht mehr mit.“ Gleichzeitig kann ich es fast schon verstehen, denn 8 Jahre in Folge Letzter oder Vorletzter (Ausnahme 2018) verderben einem schon die Lust. Die größte Kritik kommt jedoch meistens von den Leuten die den ESC überhaupt nicht schauen. Beim ESC geht es (zumindest mittlerweile) weniger um den Wettbewerb als um das Gefühl des Zusammenkommens. Für viele Fans ist der ESC wie eine sechste Jahreszeit nach dem Karneval. Es macht einfach Spaß und bereitet Freude.

Dennoch ist es immer noch ein Wettbewerb und auch ich würde mich über zumindest durchschnittliche Platzierungen freuen. Warum schneiden wir so schlecht ab? Dafür gibt es mehrere Gründe. Herausragend sind für mich das Wahlsystem des ESCs und der deutsche Vorentscheid der durch den NDR ausgerichtet wird.

Das ESC Wahlsystem berücksichtigt nur die Top 10 eines Landes (26 Teilnehmer). Das bedeutet, dass ein Land das theoretisch in allen Ländern auf dem 11. Platz gelandet ist schlussendlich 0 Punkte bekommt, während ein Land, dass von seinen drei Nachbarn 4 Punkte bekommt, aber in allen anderen Ländern auf dem letzten Platz landet, am Ende besser da steht. Dies war auch dieses Jahr der Fall für Deutschland (mal wieder). Im Televoting waren wir im Durchschnitt auf dem 16. Platz. Bei einigen Ländern sogar 11./13./14. usw. → So unbeliebt sind wir gar nicht! Ein 11. Platz ist beim ESC jedoch genauso viel Wert wie ein 26. Platz - nichts.

Quelle Punktvergabe ESC
Laienhafte Zusammenstellung der Televotingplatzierung Deutschlands

In diesem Wahlsystem muss man herausstechen. Lieber einen Beitrag schicken, der polarisiert und in einigen Ländern ankommt, als einen Beitrag, der überall nur im Mittelfeld landet. Hier kommt der NDR ins Spiel, der seit Jahren den deutschen Vorentscheid organisiert und aus der Perspektive der Fans einige zweifelhafte Entscheidungen getroffen hat.

Weiter gehts in den Kommentaren :sweat_smile:

NDR blockiert Electric Callboy Teilnahme

Internationale Reichweite der Nichtnominierung der Band

Für die Zukunft des ESC würde ich mir ein besseres Wahlsystem wünschen, dass nicht nur den Top 10 Punkte beschert, sondern das ganze Spektrum abdeckt. Super spannend wäre ein Ranked Choice Wahlsystem. Jedoch ist es mehr als unwahrscheinlich, dass der ESC Abschied von den traditionsreichen „Douze Points“ nimmt. Daher sollte nach meiner Meinung endlich etwas am deutschen Vorentscheid geändert werden. Meine Vorschläge:

  1. Die Landesfunkanstalten wechseln sich beim Vorentscheid ab. Vielleicht ist der SWR oder die Bayern dabei erfolgreicher?

  2. Wir holen den Bundesvision Song Contest zurück. Dessen Gewinner könnte Deutschland vertreten.

  3. Soetwas wie das schwedische Melodiefestivalen geht bis in die 60er zurück und wählt über mehrere Liveshows deren Beitrag aus. Wer in die letzten Jahre zurückschaut sieht, dass Schweden das Gegenteil von erfolglos ist.

  4. Der NDR gibt sich bei der Auswahl der Teilnehmer am Vorentscheid ein bisschen mehr Mühe und traut sich auch mal nicht radiotaugliche Songs ins Rennen zu schicken. So wie die Finnen dieses Jahr, die als eindeutiger Publikumsfavorit auf dem 2. Platz landeten.

  5. Vielleicht kann man ja auch mal einen Beitrag auf Deutsch schicken. In die Richtung geht der Trend ja auch beim ESC.

Vielen Dank an alle, die sich meinen „Brandbrief“ bis hierhin durchgelesen haben. Ich weiß, dass das Thema für viele weniger spannend ist. Jedoch liegt mir der ESC sehr am Herzen und ich finde, dass Deutschland auch mal seinen Nationalstolz anders ausdrücken könnte als nur während der WM/EM (oder bei rechtsradikalen Demos). Ich hoffe, dass ich zumindest ein bisschen Licht ins Dunkel bringen konnte :slight_smile:

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Ich bin (ohne jegliche Beweise) Anhänger der Verschwörungstheorie, dass der NDR absichtlich nur belangloses Gedudel ohne Erfolgsaussicht losschickt, um einen Sieg vorab auszuschließen. Dann müsste man schließlich selbser ausrichten, und das kostet Geld, dass man auch in Vorstandsboni inverstieren oder befreundeten Produktionsfirmen zuschieben kann.

Wie gesagt, keine Beweise, aber über die Theorie bin ich wegen der Sache mit Electric Callboy (damals noch Eskimo Callboy) gestolpert, und sie war weniger frustrierend als „Beim NDR sind alle unfähig oder hab einen derart hohen Realitätsabstand dass sie nichts gebacken bekommen“.

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Das kann ich mir auch vorstellen. Diese Theorie gibt es auch in/für viele andere Länder, die Jahre in Folge die absolut durchschnittlichsten Lieder überhaupt schicken und regelmäßig schon im Halbfinale ausscheiden. (Danke für deinen Kommentar :grin: )

Deutschland verliert doch fast immer und macht weiter mit :wink: In diesem Sinne: Let the Party go on! Wer den ESC feiern will, soll das gerne tun.
Aber ist das wirklich ein Thema für die Lage?

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Nur weil es im Forum auftaucht heißt es ja nicht, dass Ulf und Philip verpflichtet sind darüber zu reden. Hier im Forum wird sehr viel diskutiert, was am Ende nicht in der Lage landet. Der ESC ist meines Erachtens schon ein Ereignis öffentlich Interesses und ist daher hier denke ich nicht falsch platziert. Ob es dann in die Lage kommt ist ja ein anderes Thema.

Absolut, Radiotauglichkeit ist hier echt nicht das gefragte Kriterium.
Dennoch sieht man dieses Jahr auch viel Unzufriedenheit mit Schweden als Sieger (Loreen, Tattoo) mit einem Song, der meines Erachtens und auch viel im Netz zwar als guter Song für sich, aber definitiv nicht als Platz 1 gesehen wird.
Dagegen liest man ebenfalls, dass viele Menschen die Deutsche Teilnahme (Lord of the Lost, Blood and Glitter) mindestens in den Top 10 des Abends gesehen haben. Fand den Song echt gut, wirkte allerdings eher wie ein nachziehen nach viel Kritik (2022, Electric Callboys) und vorherigen Siegern (z.B. Måneskin).

Abseits davon erkennt man aber schon auch die extreme Ambitions- und Ideenlosigkeit des NDR, die sich seit Jahren durchzieht.

Noch mal ein anderes Thema aus einer anderen Richtung:
Der ESC ist auch in Sachen Veranstaltungstechnik immer das Show-Off Event aller Hersteller schlechthin. Technisch findet sich dort alles an neuster VA-Technik aus allen relevanten Bereichen wie Licht, bewegtes Licht, Nebel, Spezialeffekte, Rigging, Audio usw.
Auch aus technischer Sicht kann hier wirklich komplett übertrieben werden um eine extreme Performance abzuliefern, die einen entsprechenden Auftritt auch optisch untermalen kann, ohne dass irgendetwas out of place wirkt. Da bietet es sich an sowohl musikalisch als auch technisch ins Extrem zu gehen.
Gerade da fallen dann klassische deutsche Teilnahmen a la Singer/Songwriter wie 2021/2022 aus dem Schema, weil es eben komplett unspektakulär ist und sofort wieder vergessen wird. Optisch unspektakulär, klanglich (ich rede von Klang, nicht der Darbietung) nichts was in einer solchen Location Eindruck macht, als Gesamtpaket also nichts was heraussticht.

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Naja, dieses Jahr habe ich schon öfter als sonst gehört, dass Deutschland in Zukunft nicht mehr teilnehmen soll, da man sich das Geld sparen kann. Die Teilnahmegebühr Deutschlands war dieses Jahr 473.000 Euro (Focus). Da kommen dann noch Reise- und Vermarktungskosten dazu. Im Vergleich: Eine Folge des Tatort kostet rund 1,5 Millionen Euro (Der Westen). Das war mitunter auch einer der Gründe warum ich dazu auch „öffentlich“ etwas sagen wollte, da häufig haltlose Argumente in den Raum geworfen werden.

Ich bin mir im Klaren, dass das Thema nicht ganz den Kern der LdN betrifft, aber wie Lukas schon gesagt hat, hat der ESC doch eine international und national große Bedeutung.

Abseits von Sportereignissen ist der ESC das einzige kulturelle Ereignis, das ganz Europa regelmäßig gemeinsam begeht und das damit so etwas wie eine familiäre Verbundenheit fassbar macht. So etwas gibt es viel zu selten, was auch ein Grund dafür ist dass Europa meist eher als technokratisches Gebilde wahrgenommen wird statt als emotionale Dimension.

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Ich studiere aktuell in den Niederlanden und habe sehr viel Kontakt mit internationalen/europäischen Studenten. Mir ist hier erneut aufgefallen wie unglaublich wenig Nationalstolz wir Deutschen haben. Mir ist bewusst, dass dieser Stolz ganz schnell in braune Gewässer führen kann. Aber gerade deswegen finde ich es so wichtig, dass man sich mit seinem Land auf eine Art und Weise identifizieren kann, die eben nicht in diese Richtung führt. Dieser emotionale Aspekt der in Europa fehlt (oder auch nicht, Ansichtssache) ist vor allem in Deutschland nicht vorhanden. Wir sind da, meiner Meinung nach, viel zu nüchtern und habe gar nicht so ein Gemeinschaftsgefühl. Und genau dieses Gefühl kann ich beim ESC wiederfinden.

Ich hoffe, dass es so rüberkommt wie ich es meine :sweat_smile:

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Ist etwas OT, aber da das Thema in diesem Kontext aufkam, würde ich das gerne erörtern.

Warum ist Nationalstolz für dich wichtig? Also du argumentierst, dass er schwach ausgeprägt ist (im Vergleich zu Staaten wie Russland, USA oder China) und siehst auch die Schattenseiten, aber du sagst nicht, was gut daran sein soll, also quasi was die „Lichtseiten“ sind.

So wie ich die Sache sehe hat Nationalstolz historisch immer zu einer Katastrophe geführt. Desto mehr Nationalstolz in einem Staat vermittelt wird, desto eher neigt die Bevölkerung dazu, sich selbst über andere zu stellen und im schlimmsten Fall Kriege zu rechtfertigen (USA, Russland und China sind da nur die populärsten Beispiele… Frankreich und UK ist da auch teilweise problematisch).

Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, in Deutschland leben zu dürfen - das sollte jeder sein, der hier lebt, weil es uns immerhin besser geht als mindestens 90% der Welt und dieses Land uns vieles ermöglicht. Aber warum sollte man „Stolz“ darauf sein? Dankbar sollte man dafür sein - keine Frage. Aber Stolz ist eine Emotion, die hier einfach fehlgeleitet ist. Stolz kann man meiner Meinung nach nur auf Dinge sein, die man selbst geschaffen hat oder auf deren Schaffung man zumindest einen massiven Einfluss hatte (wie bei Eltern, die Stolz auf ihre Kinder sind).

Dadurch, dass wir keinen überschwänglichen Nationalstolz haben, können wir uns halbwegs kritisch mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Etwas, das Staaten mit mehr Nationalstolz sich zum Vorbild nehmen könnten (Frankreich, UK, USA…). Denn Nationalstolz steht dieser Aufarbeitung diametral entgegen, denn Nationalstolz kannst du als Staat nur aufbauen, indem du stets die positiven Seiten deiner Geschichte in den Mittelpunkt stellst und die negativen Seiten weitestmöglich ausblendest. Denn wenn du Kindern die negativen Seiten nahelegst, könnten sie den Nationalstolz hinterfragen…

Mal schauen ob ich halbwegs eloquent auf das Thema antworten kann.

So wichtig ist mir das nicht, aber im Ausland identifiziert man sich nochmal stärker mit dem Heimatland, da man hier „der Deutsche“ ist. Und zumindest bei mir kommt dann doch ab und zu ein bisschen Stolz auf aus Deutschland zu sein, da es einfach ein tolles Land in vielerlei Hinsicht ist - uns geht es ja echt gut. Und vielleicht ist Nationalstolz nicht das richtige Wort, aber wir als Gesellschaft können ruhig stolz darauf sein was wir in Deutschland „geschaffen“ haben. Perfekt ist ja wirklich nicht, aber wenn ich Geschichten von anderen internationalen Studenten höre, dann bin ich immer ganz froh aus Deutschland zu kommen. Aber ich verstehe deinen Punkt. Es ist immer ein schmaler Grat und da darf man nicht die negativen Seiten vergessen, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass es so typisch Deutsch ist sich nur zu beschweren und zu kritisieren - wie z.B. beim ESC. Wir hätten 20. werden können und es wäre nicht gut genug gewesen.

Warum man auf Deutschland oder unsere Gesellschaft stolz sein kann? Natürlich hat niemand alleine das Land aufgebaut oder ähnliches, aber „wir“ tragen doch zumindest jeden Tag einen Teil dazu bei, dass wir gewisse Errungenschaften wie Toleranz, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit aufrechterhalten oder verbessert werden. Da bin ich stolz Teil einer Gemeinschaft (die Deutsche Gesellschaft) zu sein, die es doch halbwegs hinkriegt normal miteinander umzugehen und für einen großen Teil der Bevölkerung gute Lebensbedingungen schafft.

Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus möchte, aber ich verstehe deine Kritik. Vielleicht wäre ein anderes Wort passender für dieses Gefühl der Zugehörigkeit.

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Also mal meine 5 Öre zu dem Thema:

Zum einen kommt es einem immer so vor, dass Deutschland der Meinung ist, man müsse ja vorne dabei sein, weil man so viel bezahlt.

Dann verpasst man immer wieder, dass die Statistik Deutschlands gar nicht so dermaßen schlecht ist, wie man sie sich gerne redet.

Es gibt ein baltischen Land das noch nie gewonnen hat (und des öfteren bereits im Halbfinale scheitert die haben vor ein paar Jahren ihrem Vorausscheid den Titel „wir versuchen es wieder“ gegeben.

Der nächste Punkt ist letzte Plätze mit 0 Punkten, da ist Norwegen mit 11 mal Spitzenreiter.

Was Deutschland von den meisten Teilnehmerländern unterscheidet:

  1. Der Gewinn des Vorausscheids ist in Deutschland nichts wert.

Unterschied zu Schweden: allein in die Auswahl für die 4 deltävlingar zu kommen ist schon ein Ereignis für einen Künstler, es gab vor ein paar Jahren mal vom Produzenten eine Zahl: aus 1800 eingereichten Songs die 32 Teilnehmer auswählen.

Die Verlierer der Deltävlings haben daraufhin mindestens eine Woche Plats auf den Playlists der öffentlichen Stationen und dort nochmals die Chance zum Ohrwurm zu werden.

Das Erreichen des Finales sichert dann wochenlang den Platz in den Playlists und meistens auch einen TOP Platz in den hiesigen Charts.

Die Teilnahme am ESC ist dann quasi nur der Bonus für den Gewinner.

  1. Deutschland nimmt nicht an den Semi’s Teil.

Schaut man ein wenig in die Statistik kommt man zu dem Schluss, dass es den Big 5 allgemein nicht gut bekommt nicht schon in den Halbfinals mitzumischen.

Viele Fans schauen sich diese bereits an und wählen ihre Favoriten, da gehen die BIG 5 dann meist leer aus, weil sie erstmals im Finale auftreten, wenn viele sich schon entschieden haben.

  1. In Deutschland macht den ESC Zirkus ein Regionalsender, während es fast überall sonst der Hauptsender des ÖRR ist und die restlichen Anstalten ihren Beitrag in Form von Berichterstattung und Playlist leisten.

  2. Ziemlich oft wird die Schuld für das Versagen auf die anderen (Nachbarschaftsstimmen) oder auf den Abstimmodus geschoben.

Heißestes Thema hier war dann die Feststellung, dass die finnische Jury 12 Punkte an Schweden vergeben hat, die finnischen Zuschauer jedoch 0.

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Vorschläge zur Änderung:

  1. Umzug der Verantwortlichkeit zur ARD und damit auch den Vorausscheid im Hauptprogramm am Samstag Abend.
  2. Einbindung aller ÖRR Anstalten in die Promotion, der Teilnehmer des Vorausscheids. Dann gewinnt man auch die TOP Acts und die TOP Writer, da die Teilnahme am Vorausscheid bereits einen Wert hat.
  3. Verzicht auf den sicheren Finalplats, selbst wenn es eine Weile das Aus im Halbfinale bedeutet, bis sich der Vorausscheid besser etabliert hat.
  4. Den Teilnehmer auch dann noch unterstützen und vielleicht sein nächstes Lied auch noch auf den ÖRR pushen, damit gewinnt die Teilnahme als solches einen Wert für den Künstler.
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Genau genommen haben sie das ja dieses Jahr versucht – wenn auch eher gezwungenermaßen nach dem Shitstorm letztes Jahr wegen Electric Callboy. Ich muss aber auch sagen, ich schaue den Wettbewerb eigentlich sonst nie, und hab diesmal eingeschaltet, weil ich gespannt war wie es mit LotL läuft. Und ich fand ehrlich weder Song noch Performance gut. Dass es sicherlich noch schlechtere Acts im Starterfeld gab, geschenkt, aber wenn man beim ESC in Richtung Metal geht, dann muss man auf die Kacke hauen und nicht irgendwie doch versuchen, von allen akzeptiert zu werden. „Blut und Glitzer“ hatte die Show jedenfalls nicht zu bieten, vielleicht weil man die Bühne nicht verdrecken durfte oder warum auch immer. Und evtl. war der Song auch einfach schlecht abgemischt und kam daher ein wenig monoton und absolut nicht powerful rüber. Jedenfalls war ich von dem Beitrag arg enttäuscht. Das war absolut nichts, was es unter irgendwelchen anderen Bedingungen verdient gehabt hätte auch nur halbwegs in Richtung Top 10 o.ä. zu gehen.

Absolut. Eigentlich sollte sich das Jurysystem damit verabschiedet haben. Das wurde ja vor ein paar Jahren erst (wieder) eingeführt, weil die Televoter angeblich die Musik nicht objektiv beurteilen und traditionelle Favoritenländer haben. (Wo u.a. Deutschland sich stets benachteiligt fühlte.)

Aber hier hat sich gezeigt, dass Jurys aus „Musikexperten“ absolut nicht fairer urteilen. (Was ja im übrigen auch Kern der Kritik am NDR bei der Vorauswahl die letzten Jahre war.) Das fängt ja schon damit an, dass die Jurys gar nicht die eigentliche Show bewerten, sondern die Generalprobe. Loreen hätte in der Show live über ihre eigenen Füße stolpern und heulend von der Bühne laufen können, und hätte trotzdem ihre 340 Stimmen von den Jurys bekommen. Diejenigen, mit denen ich „gemeinsam“ in Discord den ESC gekuckt habe, waren sich alle einig, dass das absolut kein Top-Beitrag war, aber man hatte das Gefühl, dass der vorherige Hype in der ESC-Bubble, dass eine ehemalige Gewinnerin erneut antritt, und dass es ja toll wäre, wenn der ESC nächstes Jahr, 50 Jahre nach ABBA, in Schweden stattfinden könnte, für die Jurys relevanter war als der Beitrag an sich. Da ist halt schon vor dem Wettbewerb viel Aufwand in Marketing geflossen und die Jurys haben’s gekauft.

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Ich würde eher sagen, diese betont nicht übertriebene Identifikation mit dem Land ist gerade ein wichtiger Bestandteil und herausstechendes Merkmal der bundesdeutschen Identität, zumindest vieler weltoffener Staatsbürger. Und das ist auch gut so. :wink:

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Wenn man wieder Erfolg haben will, muss man wohl Stefan Raab aus dem Ruhestand zurückholen :wink:

Was ich etwas schade finde ist, dass alle Beiträge nur noch auf englisch sind. Die Begründung ist ja immer, dass wir mit deutsch weniger chancen hätten, aber schlechter als letzter geht es nun auch nicht. Ich find es etwas schade aus dem ESC etwas zu machen bei dem alle nur noch englisch singen und es quasi austauschbar mit jeder anderen Musikshow ist. Es sollte doch auch um kulturellen austausch gehen und dazu gehört ja auch die deutsche Sprache. Es muss jetzt nicht jedes Jahr ein deutscher Song sein, aber hin und wieder fände ich es schon nicht schlecht.

Und ich denke es sollte sich weniger auf die Platzierung und mehr auf den Spaß an der Teilnahme fokussiert werden. Zum Beispiel könnte man die Genre immer wechseln, sodass jeder mal sein Genre vertreten sieht. Also von Techno über Jazz bis Hip Hop. Oder einfach mal wild Genres mieinander mischen. Oder man könnte es machen, dass man die Sprache mit einem anderen Land tauscht, z.B. Deutschland singt einen französischen Song und Frankreich einen deutschen.

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Wenn ich richtig gezählt habe, gab es dieses Jahr zehn Beiträge in nicht-englischer Landessprache (Italien, Spanien, Frankreich, Albanien, Moldawien, Kroatien, Serbien, Portugal, Lettland, Rumänien).

Der bislang letzte deutschsprachige Beitrag aus Deutschland war 2007 Roger Cicero („Frauen regier’n die Welt“, Platz 19 von 24). Corinna May war 2002 die erste deutsche Teilnehmerin, die englisch gesungen hat („I Can’t Live Without Music“, Platz 21).

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Weniger als 50% der Beiträge. Aber du hast Recht es ist aktuell weniger schlimm, als ich es angedeutet hatte.

Seit Corinna May waren alle Songs auf Englisch bis auf Roger Cicero. Also in 21 Teilnahmen gerade mal 1 deutscher Song und das letzte mal vor 16 Jahren. Wenn wir nächstes Jahr eine 17-jährige Person Deutschland im ESC vertreten lassen, hat diese Person noch nie in ihrem Leben ein deutsches Lied beim ESC gesehen.

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Naja, Ikke Hüftgold ist im Vorentscheid halt nur Zweiter geworden. :wink:

Naja, man muss eben im Hinterkopf behalten, dass der ganze Wettbewerb auch ganz stark ein „Beliebtheitswettbewerb“ ist. Siehe dazu die damaligen Diskussionen, als die viele Ostblock-Staaten prinzipiell 12 Punkte für Russland vergeben haben oder die Tatsache, dass die Ukraine 2022 sämtliche Rekorde gebrochen hat. Beides sind Beispiele dafür, dass es eben ein Beliebtheits- und Solidaritätswettbewerb ist.

Aus diesem Grund sind auch über 90% der Beiträge beim ESC Pop- oder Pop/Rock-Songs, eben die beliebtesten Genres bei der relevanten Zielgruppe der etwa 18 bis 70-jährigen. Und aus diesem Grund wird auch Englisch gesungen. Der letzte Sieg Deutschlands beim ESC war mit „Satellite“ ja nun auch ein englischer Song, ebenso wie der letzte Sieg Österreichs mit „Rise like a Phoenix“.

Wichtiger als die Sprache ist meines Erachtens die Innovation. Wir schicken viel zu oft langweilige Standard-Genre-Songs in den Wettbewerb (egal ob Pop, Rock oder Metal). Wenn man sich die beiden Erfolge von Lena und Conchita Wurst anschaut fällt auf, dass es in beiden Fällen sehr ungewöhnliche Kompositionen sind. Davon braucht es einfach mehr - der drölfzigste 08/15-Song kann sich nicht hinreichend von der Konkurrenz abheben. Ein 08/15-Popsong bleibt ein 08/15-Popsong, egal, ob er auf Deutsch oder Englisch gesungen wird.

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