Es fehlt "die richtige Demo"

Neulich habe ich einen Kommentar in der Stuttgarter Zeitung gelesen, der mir aus der Seele spricht, und der - wie ich finde - zu der Diskussion um „AllesDichtMachen“ paßt (leidfer nur mit Abo zu lesen) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.elisabeth-kabateks-kolumne-es-fehlt-die-richtige-demo.153214f4-72c0-415b-b3e3-73abafe2f47c.html?reduced=true

Elisabeth Kabatek schreibt dort sinngemäß: es ist schwierig, offen gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren, ohne von Querdenkern, Impfgegnern und Verschwörungsthroretikern verinnahmt zu werden.

Wenn es eine Demo gäbe, die Corona als gefährliche Krankheit akzeptiert, gegen die entschlossen vorgegangen weren muß, sich aber gegen die geltenden Maßnahmen ausspricht, würde ich hingehen. Da ich aber davon ausgehen muß, daß sofort die o.g. unerwünschten Leute auf den Zug aufspringen und ich dann mit ihnen in einen Topf geworfen werde, bleibe ich brav zu Hause und schweige.

Dabei gäbe es vieles, was ich anzuprangern und zu hinhterfragen hätte:

  • Wo sind nach über einem Jahr die Konzepte für unsere Schulen? Außer Teams, kopierten Blättern und „Dicht machen“ kann ich kein Konzept erkennen.
  • Warum sind unsere Gesundheitsämter immer noch in Teilen steinzeitlich ausgerüstet?
  • Warum wird nicht deutlich mehr Geld in unser Gesundheitswesen investiert, um es nicht zu überlasten? Würde man z.B. Intensivpflegekräfte endlich angemessen bezahlen, hätten wir dort nicht einen solchen Personalmangel. Wenn man nur einen kleinen Teil des Billiardenfonds dort investieren würde, hätte man einen langfirstigen Benefit und würde Arbeitsplätze schaffen.
  • Warum haben wir immer noch kein einfaches, effizientes Impfterminvergabesystem mit Wartelisten?
  • Warum fällt uns nach so langer Zeit kein intelligenteres Pandemiebekämpfungskonzept ein, als immer nur alles dicht zu machen?
  • Wie öffnen wir dem lokalen Handel eine Perspektive, der durch Corona massiv Kundenabwanderung zum Online-Handel hinnehmen muß?
  • Warum herrschen in vielen Alten- und Pflegeheimen immer noch Ausgangssperren, obwohl diese Bevölkerungsgruppe weitgehend geimpft ist?
  • Was tun wir für die Jugendlichen, die unter Einsamkeit und sozialer Isolation leiden?

All diese Fragen - und noch viele mehr - würde ich gerne auf einer Demonstration an die Politik richten.
Aber leider weiß ich nicht, wie das gehen kann, ohne daß ich - ähnlich wie die Macher von „AllesDichtMachen“ sofort Applaus aus der Verschwörungs- / Querkopfecke Beifall bekomme und dort einsortiert werde?

Wenn jemand eine gute Idee hat, freue ich mich - vielleicht organisieren wir zusammen eine Demo? :slight_smile:

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Demos zu organisieren, die nicht von Covidioten „vereinnahmt“ werden, ist eigentlich völlig unproblematisch. Diese Leute tauchen nicht urplötzlich überall auf. Sie gehen auf ihre eigenen Demos bzw. auf solche, wo sie mehr oder weniger „eingeladen“ werden.

In Berlin hat es z.B. Demos der Veranstaltungsbranche gegeben ohne dass das in Covidioten-Partys ausgeartet ist.

Wichtig ist bloß, vorher schon bei der Mobilisierung klarzumachen, was man denn nun genau fordert, dass man sich eben nicht grundsätzlich gegen alle Maßnahmen stellt oder Corona für vollkommen harmlos hält, und dass man sich von Vornherein von Verquerdenkern (und Reichsbürgern, Neonazis, usw.) distanziert.

Auch sollte man klarstellen, dass man Infektionsschutzregeln wie Maskenpflicht und Abstände auf seiner Demo konsequent einhalten und durchsetzen wird.

Und natürlich sollte man darauf achten, wen man bspw. auf einer Bühne reden lässt.

Sollten sich dann doch ein paar von den Hanseln da hin verlaufen, die sich an die Regeln nicht halten wollen, kann man sie halt vom Ordnungsdienst oder der Polizei aus seiner Demo entfernen lassen.

Das größere Problem ist bloß die Mobilisierung. Gerade der vernünftige Teil der Gesellschaft meidet z. Zt. eher Menschenansammlungen, insbesondere auch wenn man eine weitere Anreisestrecke hätte.

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Einfach mal das Banner auf dem Foto anschauen. So geht das.

Wenn man gegen Ausgangssperren ist, darf man halt nicht rumschreien „ich lasse mich von der Merkel-Diktatur nicht wegen eines erfundenen Virus einsperren, das wird man ja noch sagen dürfen“ - sonst ist man halt ein Querdenker.

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Ich sehe das ähnlich. Und auch ähnliche Probleme. Und selbst wenn man es schafft alles zu tun um nicht die falschen auf seiner Demo zu haben wird man von den Medien garantiert trotzdem in die falsche Schublade gesteckt. Kleines Beispiel, da reicht nur was zu sagen zu sagen, ich habe mal gesagt das es totaler Irrsinn ist die Kinder beim selbsttest auf Nießweite zu setzten aber im Wald wo alle Abstand halten können und frische Luft ist Maskenpflicht besteht. Und von allen Seiten kam nur gehörst du auch zu den Irren? Man darf gefühlt gar nichts mehr anzweifeln ohne Querdenker ( das Wort an sich ist ja eigentlich auch nur dank bekloppter negativ konturiert) oder Rechter zu sein.

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Wer sagt denn sowas? Das kann ich ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen. Diese Aussage könnte so ja auch z. B. in der Lage fallen und zeigt zudem, dass man etwas über das Virus weiß und wenig von Symbolpolitik hält. Wenn Philip und Ulf jetzt sagen, dass man Tests so organisieren muss, dass dabei keine Ansteckungsgefahr besteht und draußen bei gesicherter Abstandswahrung auf Masken verzichten kann würde doch wirklich niemand die beiden in irgendeine komische Ecke stellen? Das kommt mir wirklich wie ein Strohmann vor.

Und auch zum Ausgangspost: Ich kann dieses Narrativ „uns fällt nichts besseres ein, als IMMER ALLES dicht zu machen“ auch nicht nachvollziehen. Das war doch noch nie der Fall! Und so formuliert geht es in meiner Wahrnehmung schon ein bisschen in Richtung des Vorwurfs „Lockdownbefürworter“. Ich habe wirklich noch keinen einzigen Menschen getroffen oder gehört, der die Maßnahmen an sich und um der Maßnahmen willen gut findet, das wäre ja auch total absurd.

Die Kritik lautet, dass wir wegen halbgarer Maßnahmen (seit einem halben Jahr!) in der Situation sind, dass grundlegende Öffnungen schlicht nicht möglich sind, aber die Zahlen auch nicht soweit fallen, dass diese dann möglich wären.

Das wird sich aber auch nicht mehr ändern. Politisch steht seit Dezember oder so wie in Stein gemeißelt fest, dass die Impfungen der einzige Weg aus der Pandemie sind. Eigentlich kann man das diskutieren auch sein lassen. Wir werden uns jetzt auf diesem Niveau noch ein paar Wochen bis Monate da durchschleppen, bis die Impfungen dann tatsächlich das Thema weitestgehend im Alltag der meisten Menschen beendet haben. Und dann können im Wesentlichen alle Seiten sagen, dass das ja im Grunde ganz gut gelaufen ist.

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Ich sehe gerade das große Problem, dass wir 2 völlig festgefahrene Lager haben: Leugner auf der einen Seite und Panikmacher (macht alles zu solange es geht) auf der anderen. Die gesunde Mitte geht bei diesen beiden zu lauten Gruppen medial völlig unter. Aus diesem Grund wirkt es auch so als gebe es nur Querdenker und die, die jeden der nicht alles zumachen will als Querdenker titulieren.
Ich möchte hier das Forum und die Lage explizit ausnehmen, aber in der restlichen Welt ist es schon sehr auffallend, man muss nur bei Spiegel oder Zeit Online mal ins Forum gucken. Ich sehe mich als normalen Kritiker leider auch nicht vernünftig nach außen vertreten.

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Vielleicht liegt es an meiner Wahrnehmung, aber ich sehe diese hufeiserne Dichotomie nicht, hast du Beispiele für „Panikmacher“? Ich sehe eher Wissenschaftsfeindlichkeit (entspricht deinen Leugnern) und Leute, die auf die wissenschaftliche Mehrheitsmeinung hören wollen (diese sollte man m. E. nicht als „festgefahrenes Lager“ diffamieren), während die deutsche, politische Realität die nicht sinnvolle Mitte repräsentiert. Diese Diskussion wurde hier ja auch schon oft geführt und ich will nicht eigentlich ausgetretene Pfade wieder und wieder begehen, aber ich verstehe diese Argumentation echt nicht. Ist beim Klima ja das gleiche, aber bei Beispielen im Kleinen würde man seltenst so argumentieren. „Komm, wir nehmen nur den halben Blinddarm raus. Der Arzt sagt, der ist entzündet, der Schauspieler sagt, den gibts gar nicht.“

Hallo Jan,
schau mal bei Twitter in die Kommentare unter der Ankündigung derr GGF Verfassungsbeschwerde einzulegen (https://twitter.com/freiheitsrechte/status/1386241224538005505 ). Da sind schon ein paar Menschen dabei die das nur so mittel sachlich kritisieren.

Aber auf der anderen Seite ist das natürlich ein grundsätzliches Problem: Wir nehmen twitter und / oder die Kommentarspalten von spon und Zeit.de als Indikator für den gesellschaftlichen Diskurs. Die polarisierenden (und sich aufschaukelnden) Beiträge dort sind aber immer nur ein eher kleiner Teil der Realität :slight_smile:

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Das stimmt wohl, aber leider geben die Medien nur den lauten eine Plattform oft. Das ist schon bedenklich. Mich haben auch diese Umfragen gestört ob man die Maßnahmen befürwortet, ablehnt oder härter will. Da war keine Frage zu einzelnen Maßnahmen. Ich z.B. lehne Ausgangssperren komplett ab und finde Schulen müssen als aller letztes schließen und finde statt dessen müssen Betriebe früher oder überhaupt zugemacht werden. Ich werde dort also gar nicht repräsentiert.

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Danke. Stimme auf jeden Fall zu, dass man Twitter oder generell Kommentare im Internet (außer hier :wink: ) nicht als Maßstab nehmen soll.

Wie man vielleicht rauslesen kann bin ich aktuell nicht so super gut drauf und ziemlich resigniert was das Thema angeht und muss zugeben, dass mein erster Impuls hier ungefähr war, dass die Ausgangssperre zwar falsch ist, wir im Falle einer erfolgreichen Klage dagegen aber halt nur keine Ausgangssperre bekommen und nicht stattdessen sinnvollere Maßnahmen (die ja der armen Wirtschaft weh tun würden). Aber so können Politik und Recht nicht funktionieren, ist mir auch klar. Die Person O. in den Kommentaren scheint auf einer Intensivstation zu arbeiten. Wenn so jemand Panik macht sollte man vielleicht ein bisschen Panik haben?

Alles gut und verständlich. Es geht mir genauso. Ich finde es aber trotz allem wichtig unsinnige Maßnahmen zu benennen und abzuschaffen und so die verantwortlichen Politiker abzustrafen, in diesem Fall Merkel. Die Maßnahmen sind unsolidarisch und belasten nur einen Teil der Bevölkerung während es dich große Teile der Industrie gut gegen lassen ohne ernsthafte Einschränkungen.

Manchmal kann man auch annehmen, dass die Menschen, die sich Konzepte ausdenken, kurz vorher drüber nachgedacht haben und das geringere Übel gewählt haben. Dass die Tests z.T. in den Schulen durchgeführt werden, hängt damit zusammen, dass sie wegen der Temperatur in Innenräumen durchgeführt werden sollen und einige Eltern leider zu Hause die Tests nicht machen, lügen und die Kinder ungetestet in die Schule schicken. So einen Fall erlebe ich gerade hautnah, mit wochenlang unerkannter Infektion. Glaub mir, die Lehrer hätten es auch sehr gerne anders.

Was soll der Strohmann mit der Maskenpflicht im Wald? Bei genau solchen sinnlosen Aussagen kommt dann leider manchem der Gedanke, da stünde keine ehrlich bemühte Kritik hinter sondern Querdenkerei. Deshalb sollte man sich bemühen, es so zu machen wie z.B. bei der erwähnten Klage gegen die Ausgangsbeschränkungen und ganz klar zu sein in seinen Forderungen und den Gründen für diese, dann kommt auch keiner mit Querdenken um die Ecke.

Ich habe drei Schulkinder und seit einem Jahr gibt es bei uns nur zwei Möglichkeiten: „normale“ Schule oder alles Dicht. Ich kann da wirklich kein anderes Konzept erkennen, das irgendwie intelligenter wäre als „alles oder nichts“.

Was meinst Du mit „Und so formuliert geht es in meiner Wahrnehmung schon ein bisschen in Richtung des Vorwurfs „Lockdownbefürworter““ ? Das verstehe ich nicht.

„Komm, wir nehmen nur den halben Blinddarm raus. Der Arzt sagt, der ist entzündet, der Schauspieler sagt, den gibts gar nicht.“

Naja, dieses Beispiel finde ich sehr verkürzt und polemisch. Ein verantwortungsvoller Arzt wird sich den Blinddarm anschauen und sorgfältig abwägen, ob es andere, weniger invasive und riskante Möglichkeiten gibt, als eine Totaloperation. Aber klar: wenn nach geltendem Stand der Wissenschaft eine Operation die einzige Möglichkeit ist, wird sich der wohl niemand ernsthaft verweitern (dafür sorgen schon die Schmerzen :-))

Hey, vorab: Ich will dir selbstverständlich überhaupt nichts unterstellen oder dich in die Nähe irgendwelcher von dir selbst genannten und abgelehnten Gruppen rücken. Trotzdem lese ich aus deinen Punkten, die es anzuprangern und zu hinterfragen gäbe ein paar Narrative raus, die zumindest meiner Wahrnehmung nach nicht ganz der Realität entsprechen und an diese Gruppierungen anschlussfähig sind. Wenn ich was falsch verstanden habe oder falsch informiert bin korrigier mich gerne!

Ich halte rück- und vorausblickend für den Zeitraum 10/20 bis zum Abschluss der Impfkampange (sagen wir 08/21 oder so) eine NoCovid-Strategie für die einzige realistische Option Leid (und mittelfristig Kosten) zu vermindern und Öffnungen in großem Stil vor Ende der Pandemie durch Immunität zu ermöglichen. Durch diese Brille also:

Konzepte für Schulen: Das unterschreibe ich zu 100 % und finde ich auch absolut nicht nachvollziehbar, wie wenig da passiert ist.

Gesundheitsämter: Ist sicher was dran, ich halte es aber für einen Mythos, dass digitalisierte Gesundheitsämter eine Inzidenz von 100 kontrollieren und halten können. 50 und selbst 35 waren wahrscheinlich für echtes Containment immer zu hoch gegriffen und kamen ja auch leider aus der Luft gegriffen.

Geld ins Gesundheitswesen: Stimmt natürlich, hilft aber kurzfristig, sprich während der Pandemie nicht. Wir haben in DE ja trotzdem eine vergleichsweise hohe Kapazität und haben dadurch viel auffangen können, trotzdem sollte (auch ethisch, um mal ein großes Wort zu benutzen) das Ziel in meinen Augen sein, dass die Leute gar nicht auf die Intensivstation müssen, weil dort auch mt dem besten Personal die Überlebenschancen bescheiden sind und der Rest für lange Zeit von der Krankheit gezeichnet ist.

Impfen: Terminvergabe und Wartelisten. Klar, wäre richtig und wichtig, macht jetzt gerade aber auch noch nicht so den Unterschied, weil der Stoff insgesamt weiterhin knapp ist. Außerdem nimmt das ganze ja immerhin durch die Praxen (und weil mehr Impfstoff da ist) Fahrt auf. Denke, das wird man erst hinterher richtig beurteilen können, wie gut oder schlecht die Impfkampange wirklich gelaufen ist, auch wenn man leider immer und überall anekdotische Negativbeispiele hört.

Diese Punkte wären zusammenfassend also wahrscheinlich kein absoluter Gamechanger. Außerdem sind es trotzdem Dinge, die ich oft und an vielen verschiedenen Stellen kritisiert und angeprangert sehe, aber bestimmt nicht von Querdenkenden.

Darauf bezog sich meine Aussage, die du zititert hast. Die Idee hinter NoCovid und ähnlichen Ansichten ist ja, tatsächlich mal kurz ALLES (was geht) dicht zu machen. Das ist in Deutschland nie passiert.
Die Punkte danach (Perspektive für lokalen Handel, Jugendliche) würden sich dadurch auch lösen und ich glaube nicht, dass mit dem Rumgehampel und der Oszillation zwischen 100 und 200 eine echte Perspektive außer „bald sind alle geimpft“ überhaupt möglich ist.

Das ist in meinen Augen der springende Punkt: Ja, wir sitzen in einem politisch selbst gegrabenen Loch, aber bei diesen Zahlen, die jetzt gesetzlich sogar fixiert sind, kann es keine umfassenden Lockerungen geben, das ließe sich kaum durch smarte Konzepte auffangen.
Von daher fordert man an dieser Stelle wenn man den dafür nötigen echten, harten Lockdown (im Oktober hätten zwei Wochen wahrscheinlich gereicht und wären dann vielleicht im Dezember und März oder so nochmal nötig gewesen) ausklammert etwas unrealistisches. Kann man machen, bringt aber nicht so viel.

Den Alten würde ich auch sofort alles wieder gönnen, auch da vollste Zustimmung, aber auch das wird so weit ich das mitkriege sehr, sehr breit diskutiert und kritisiert und wird ja wahrscheinlich auch bald kommen. Niemand stellt Alena Buyx oder Jens Spahn dafür in die rechte Ecke.

Hoffe, mein Punkt ist insgesamt etwas klarer geworden.

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Was denn so? Ich meine, ein oder zwei Klappspaten hat man unter jedem Tweet mit Reichweite, aber die allermeisten kritisieren, dass a) Ausgangssperren erwiesenermaßen wirken (wird von Freiheitsrechte auch nicht bestritten) und b) auch ein Wegklagen der Ausgangssperre nicht dazu führen wird, dass auf einmal irgendwelche anderen, besseren Maßnahmen (z.B. in Bezug auf das Arbeitsumfeld) in Kraft treten oder von der Politik beschlossen würden, sondern dass dann einfach ohne Ausgangssperre mehr Menschen erkranken.

Und irgendwie hab ich bisher noch niemanden gefunden, der dieses Argument in irgendeiner Form widerlegt hätte.

Das ist doch hanebüchen. Die „gesunde Mitte“ ist das, was wir seit Monaten erleben, und dass die Anzahl der Befürworter rapide sinkt liegt daran, dass diese „Mitte“ eben ganz offensichtlich gar nicht so „gesund“ ist.

Wer diese Strategie auch noch verteidigt, unterliegt dem logischen Fehlschluss der „Goldenen Mitte“, dass wenn zwei Positionen sich diametral entgegen stehen, beide irgendwie extrem sind, und die beste Lösung immer irgendwo in der Mitte zu finden ist. Nein, manchmal, und gar nicht so selten, liegt eine Seite einfach extrem falsch und die andere Seite richtig, und wer versucht einen Mittelweg zu finden, der kommt am Ende im Bestfall auf eine halb-effektive Lösung, im schlimmsten Fall verbindet er sogar die Nachteile aller Seiten zum schlechtestmöglichen Ergebnis.

„Macht alles zu, bis wir das Infektionsgeschehen im Griff haben“ ist einfach das, was weltweit an völlig unterschiedlichen Orten am besten funktioniert hat, und man muss bei unseren Politikern schon eine gewisse Borniertheit unterstellen, dass sie ihren Kurs nach sechs Monaten Irrfahrt immer noch nicht korrigieren wollen und stattdessen weiter von irgendwelchen „Öffnungsstrategien“ schwafeln, die eben gar keine Strategien sind, sondern bloß das Prinzip Hoffnung, dass die Impfungen das Wettrennen gegen das Virus schon gewinnen werden.

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