Erziehermangel: Systemfehler?

Mal am Beispiel NRW: Machen wir die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher/ zur Erzieherin und in der Kinderpflege zu unattraktiv? Auch die schulische Ausbildung muss man sich mangels Vergütung leisten können.

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In Baden-Württemberg werden Auszubildende (mit abgeschlossener Berufsausbildung und Erfahrung in einem anderen Beruf) zum sozialpädagogischen Assistenten extrem gut während der Ausbildung bezahlt. Das scheint erfolgreich zu sein.

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So richtig nachhaltig erfolgreich scheint es aber nicht zu sein.

Interessant ist, dass es auch hier wieder ein massives Teilzeitproblem gibt.

237000 mehr Erzieher*innen als 2013 Anstieg rund 51%
Anstieg Kinder im gleichen Zeitraum rund 721 000 rund 43% „vor allem auf den Ausbau der Betreuung unter Dreijähriger zurückzuführen“

Rein statistisch müsste es also locker reichen, obwohl sogar der Personalschlüssel in der Betreuung besser geworden ist.

Das Problem ist mal wieder, 66 % des pädagogischen Kita-Personals arbeiteten nicht in Vollzeit
(mal wieder, weil ebenfalls bei Lehrer*innen, Altenpflege)
Der Ansatzpunkt in beiden wichtigen Feldern (Kita und Schule) muss die massive Erhöhung der Vollzeit sein.

Diese Herausforderung muss angegangen werden und nicht mit Polemik, wie es die Union verbreitet.

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Da reicht ja nicht die Anpassung der Ausbildung.

Das wäre ein großes Brett zu bohren.

Vielleicht gibt es diese Weiterbildung noch nicht so lang.
Ich kenne eine Lehrkraft an einer Erzieherschule. Laut dieser ist die Nachfrage extrem gut.

Ein Muss sehe ich hier sehr schwierig. Allein in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, was einer kleinen Statistik entspricht, gibt es genau 0 Männer, die Teilzeit arbeiten mit kleinen Kindern und alle Frauen sind entweder komplett in Elternzeit oder arbeiten Teilzeit.

Einige dieser Frauen arbeiten auch in Kitas, als Lehrerinnen. Wie soll da ein Muss zur Vollzeit entstehen? Indem sie ihre eigenen Kinder in eine Einrichtung geben, wo sie sich doch 100% besser um ihre eigenen kleinen daheim mit einem besseren Betreuungsschlüssel kümmern können?

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Wir haben bei uns am Standort auch eine Pflegeschule. Die kombinierte Ausbildung mit Ausbildungsbetrieben und der Schule funktioniert gut, die Schulplätze sind immer gut belegt.

Löst aber das Problem des Mangels an ausgebildeten Pflegekräften nicht vollumfänglich.

Trotzdem sollte der Zugang und die Ausgestaltung der Ausbildung nicht noch zusätzlich unattraktiv oder kompliziert gestaltet werden, um das Fachkräfteproblem nicht noch zu forcieren.

Also auch bei Erzieherinnen. Um damit ggf. auch das Problem von „erzwungener“ Teilzeit Mangels Betreuungsangebote anzugehen.

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Man muss einfach davon ausgehen das Personen die sich einen Beruf mit Kindern auswählen auch überdurchschnittlich gerne eigene Kinder haben möchten und dann auch an möglichst viel Zeit mit den eigenen Kindern interessiert sind. Ganz unabhängig von Geschlecht oder davon ob der Ehemann mehr verdient oder nicht. Das liegt doch einfach in der Natur der Sache. Ich arbeite gerne mit Computern und verbringe auch Zuhause mehr Zeit als der Durchschnitt am privaten PC. Eine einfache Rechnung ist doch die Stunden die ich für die Betreuung brauche durch Anzahl der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit plus X als Puffer für Krankheitsausfälle und Urlaub. Dann weiß ich wie viel Personal benötigt wird. Wenn der Durchschnitt bei den Berufsgruppen halt nicht 38 Wochenstunden sondern nur 25 ist brauche ich entsprechend mehr Leute. Wo und wie man die bekommt, gerade bei Berufen die auch Berufung sein müssen ist halt schwierig. Niemand will in der Kinderbetreuung jemanden haben der das nur wegen dem Geld macht,oder?

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Das ist aus VWL Sicht jedoch ein totales Desaster. Es müssten noch mehr Resourcen in einen Bereich fließen, der allgemein Finanziert ist. Das bedeutet, dass diese Resourcen nicht in einen anderen Bereich eingesetzt werden können.Theoretisch müssen Resourcen so verteilt werden, dass der größte gesellschaftliche Nutzen entsteht. Da wir in der EU in ein riesiges Demografie Probelm laufen und die Resource Arbeitskraft ein Mangelfaktor wird (ist) müssen eigentlich noch mehr auf eine optimalere Verteilung geachtet werden. Das dieses nicht rein theoretisch betrachtet werden kann ist klar, aber eine VWL kann ich halt auch nicht erlauben, diese Verteilung komplett aus den Augen zu verlieren.

Bei hochwertiger Betreuung geht es aber nicht nur um VWL.

Da geht es um Menschen die sich um Menschen kümmern. Ein sehr fordernder Job der vor allem bei Eltern auch noch genau die Ressourcen verbraucht die man dann auch daheim bei den eigenen Kindern braucht.

Dass es da schwieriger ist die rein zeitlich maximal mögliche Arbeitszeit auszuschöpfen sollte nachvollziehbar sein.

Aber auch aus Volkswirtschaftlicher Betrachtung ist es sinnvoller solche Leute in dem Job zu haben für die Kinder eben wirklich wichtig sind und die das nicht als Job sehen den sie mit Dienst nach Vorschrift erfüllen. Denn eine 0815 Betreuung durch Menschen die vor allem gucken wie sie die Betreuung in Vollzeit schaffen ohne dann daheim keine Körner mehr für eigene Kinder zu haben würde ja wiederum dafür sorgen, dass die Eltern die ihre Kinder in Betreuung bringen versuchen die Zeit zu minimieren, zu lasten der eigenen Arbeitszeit.

In den Einrichtungen meiner Kinder sind die Leute in Teilzeit durch die Bank entweder Ü50 oder selbst Eltern.

Laufen wir den wirklich in dieses Problem in Zukunft? Oder ist es nicht eher ein Verteilungsproblem. Wie viele Bänker braucht die Welt? Macht es sinn die Produktivität noch zu steigern obwohl ein Markt gesättigt ist? Und ja das kann man sich leisten wenn die Gewinne groß genug sind um die Überproduktion zu verschrotten/wegzuwerfen. Außerdem werden viele Berufe in Zukunft wegfallen dank Automatisierung. Bei uns im Bereich arbeiten 50 wo vor 15 Jahren 150 arbeiteten. In der Kerzenfabrik im Nachbarort sind es noch wenige Leute die nur die Maschinen überwachen. Insofern ändert sich der Markt und die Gesellschaft/ Politik muss sich mit ändern.

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Das „Ändern“ ist der wahnsinnig schwierige Schritt.

Und die Erkenntnis, das diejenigen in einer Gesellschaft, die sich um Mitmenschen und die Schwachen der Gesellschaft kümmern, die eigentlichen Leistungsträger der Gesellschaft sind.
Denn sie ermöglichen anderen, sich überhaupt um Profite, Gewinne, Wachstum etc (was sicher auch bedeutsam ist) zu kümmern.

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Wir laufen in ein Resourcen Problem. Der Arbeitskräftemangel ist real, der ist nicht ausgedacht.
Automation und Digitalisierung kann etwas abmildern, aber die Resource Arbeitskraft wird benötigt. Ohne diese Resource sinkt das BIP (auch wenn es eine umstrittende Größe ist). Da können wir umverteilen wie wir wollen, dass kann einfach nicht ausgelichen werden, egal wie viel Erbschaft-,Kapitalertrags-, Vermögenssteuer eingeführt wird.

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Der Mangel an Erzieher*innen ist kein Zufall oder Fehler, sondern strukturell verankert im Kapitalismus. Reproduktionsarbeit (Also wie zum Bespiel die Betreuung von Kindern wie es in Kitas der Fall ist) soll im privaten, unbezahlt stattfinden. Denn das sichert die Profite des Kapitals. Das System funktioniert genauso wie es soll. Kapitalismus dient nur nicht uns sondern dem Interessen des Kapitals und ja deswegen braucht ein anderes System in dem Reproduktionsarbeit vergesellschaftet wird und wir auch alle demokratisch dafür mitbestimmen können!

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Klar kann Arbeitskraft als Mangel dargestellt werden, aber diese Einschätzung ist in Wahrheit das Ergebnis eines kapitalistischen Wirtschaftssystems, das Arbeit nur dann organisiert, wenn es dem Kapital Profit bringt. Menschen fehlen nicht, es fehlt ein System, das Arbeit nach gesellschaftlichen Bedürfnissen organisiert, nicht nach Kapitalinteressen.
Ob Pflege, Bildung, Handwerk oder wie in diesem Beispiel Erzieher*innen Kindergarten: Überall wird gekürzt, gespart und überarbeitet. Und nicht weil es an Ressourcen mangelt, sondern weil Reproduktionsarbeit (also wie zum Bespiel die Betreuung von Kindern wie es in Kitas der Fall ist) im privaten, unbezahlt stattfinden soll, um die Profite des Kapitals zu sichern.
Und ja Digitalisierung und Automatisierung bringen keine Entlastung, solange sie nur dem Profit dienen, das muss aber nicht so sein und dann gibt es auch kein Problem mit Arbeitskraft!

In NRW ist es so, dass einen erfahrenen Sozialpädagogin, die wegen eines eigenen Kindes nicht mehr voll arbeiten können u halbtags Erzieherin wird, wie eine Erzieherin im ersten Berufsjahr bezahlt wird.statt wie manche Schulen Lehramtsstudenten: innen als Lehrer:innen zu verheizen, bilden überforderte Kitas lieber erst garnicht aus.und, was mir Erzieherinnen sagen: sie fühlen sich nicht gewertschätzt, dabei ersetzen sie mittlerweile unfähige Eltern, dysfunktionale Familien und leisten Integrationsarbeit, schreiben Entwicklungsberichte.

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Das ist das Problem bei Berufen im sozialen, pflegerischen und erzieherischen Bereich: sie erzeugen keinen unmittelbaren monetären Umsatz bzw. Gewinn.

Meine Schwester ist Erzieherin, in ihrer Einrichtung arbeitet ein sehr fähiger und beliebter Erzieher.

Dessen Freunde fragen ihn regelmäßig wann er denn mal einen richtigen Beruf erlernen will.
Manche Eltern möchten auch nicht das ein Mann ihre U3 - Kinder wickelt.

Hat auch was mit Wertschätzung zu tun.

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Das entscheidet zum Glück jeder Arbeitnehmer selbst. Bei mir in der Firma (nein nicht im sozialen Bereich) arbeiten tatsächlich viele auf Teilzeit 80-90%, nicht weil sie kinder hätten, sondern wegen der mentalen Belastung. Die mit Kinder können sich die Einkommenseinbußen gar nicht leisten.

Vielleicht wollen auch einige gar nicht mehr arbeiten? Nur so eine Hypothese.

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Als Frauenarzt kenne ich viele Erzieherinnen und habe große Hochachtung und Wertschätzung vor ihrer Arbeit. Viele Nationen , Elternarbeit etc. Viel aufwendiger als vor Jahrzehnten.