Erneuerbare Energien: Bessere Anreize für private PV

Hallo liebes Lage der Nation Team,

meine Frage bzw meine Anregung spielt auf die Nutzung von erneuerbaren Energien an. Vor einigen Monaten hat Frau Baebock den Vorschlag von verpflichtender Photovoltaik auf Einfamilienhäusern angeregt. Dies wurde ja relativ schnell verworfen, allerdings bringt mich das zu meiner Frage. Die Einspeisung im Juli 2022 brachte dem privaten Erzeuger 6,23 Cent pro kWh ein. Wenn der gleiche Erzeuger allerdings Strom bei kaufen musste, zahlte er 37,14 Cent pro kWh. Nun ist meine Frage, wieso ist der regenerativ erzeugte Strom von Einfamilienhäusern „schlechter“ als der Strom, den die Stromfirmen erzeugen? Wieso wird es nicht wie in den Niederlanden gemacht, wo der Stromzähler hoch zählt sobald man Strom einkauft, aber sich rückwärts dreht, wenn man Strom einspeist? Wäre das nicht ein denkbarer Anreiz für PV? Könnte man so nicht die Leute überzeugen die Investitionskosten in die Hand zu nehmen, aber dafür langfristig zu profitieren?

Weil er nicht mit denselben Verfügbarkeitsgarantien kommt wie der Strom aus dem Netz.

Ein signifikanter Teil der Kosten für Strom geht für Dinge drauf, die in Summe dazu dienen, die dauerhafte Verfügbarkeit von Strom zu jeder Tages- und Nachtzeit und an jedem Ort mit Stromanschluss und unabhängig von der Verbrauchssituation durch andere Verbraucher sicherzustellen (konkrete Kostenpunkte sind Redispatch-Kosten, Netzentgelte, Kosten für Kraftwerksvorhaltung, … gibt ne ganze Menge).

All das ist eingebacken in den Netz-Strompreis, aber der Strom von PV-Anlagen auf Häusern bietet keine dieser Garantien und ist somit objektiv signifikant weniger „wert“ als Strom aus dem Netz.

Ich sehe übrigens für die allermeisten Situationen, in denen private PV-Anlagen eingesetzt werden, überhaupt nicht, dass die jetzt nicht wirtschaftlich sein sollten. Die Wirtschaftlichkeit ergibt sich daraus, dass der Besitzer deutlich weniger Strom aus dem Netz beziehen muss, und sich somit auch die ganzen „Garantie-Kosten“ für diesen Strom, den er gar nicht bezieht, sparen kann. Gerade jetzt, wo die Stromkosten absehbar steigen und eher auf hohem Niveau bleiben, ist das ein sehr gutes Geschäft, und die ungebrochene Nachfrage nach privaten PV-Anlagen dokumentiert eindeutig, dass die Leute die Rechnung machen und das Ergebnis gefällt.

Wie viel jemand damit sparen kann hängt natürlich von seinem sonstigen Verbrauch ab - das skaliert nicht beliebig weit hoch. Muss es aber auch gar nicht, private PV-Anlagen müssen keine in beliebige Größe skalierbare Gelddruckmaschinen sein, um den Anreiz für deren Aufbau hochzuhalten. Denn wenn das so wäre und private PV-Anlagenbesitzer sich die ganzen Netzentgelte quasi auszahlen könnten für Strom, den sie einspeisen (nix anderes wäre der Fall, wenn der Stromzähler dann „rückwärts laufen“ würde) dann müsste irgendjemand anderes diese Netzentgelte doppelt zahlen - jemand, der keine Möglichkeit hat, eine PV-Anlage zu errichten z.B., was weit mehr als 50% der Bevölkerung sind (Mieter!). Denn die Kosten, die damit bezahlt werden (siehe oben: Verfügbarkeitsgarantien) entstehen ja trotzdem irgendwo, die PV-Anbieter tragen ja nicht dazu bei, diese Garantieprobleme zu lösen, aber sie erhalten plötzlich Geld, als ob sie dazu beitragen würden, sie zu lösen.

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Die Niederländer haben anscheinend jetzt das Problem, dass es zu viele kleine Anlagen gibt aber zu wenig Große.

Es ist interessant, dass dieses Thema anscheinend durch alle Parteien hindurch Konsens findet.

Und sollte der Staat etwas hochrentables denn wirklich noch weiter fördern?

Quelle:
https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/

Ja, wobei einige Dienstleister gerade die Preise um 20% erhöhen, weil sie wissen, dass im nächsten Jahr die Umsatzsteuer wegfällt.

Sind solche Investitionen heute immer hochrentabel?
Will meine 10 kW PV gerade erweitern um 7kW. Der Solarteur hat vorgerechnet das sich die Anlage in 20 Jahren nicht rechnet

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Das ist ein Unterschied zu dem hier diskutierten Szenario, gewissermaßen ein Spezialfall. Du hast schon ziemlich ordentliche 10kW, mit denen du vermutlich den allergrößten Teil der Renditechancen aus Einsparung von Netzkonsum bereits realisieren kannst. Und da das der mit Abstand größte Renditebringer ist, quasi die „low-hanging fruit“, erbringen die zusätzlichen 7kW, die du nicht selbst verbrauchen (außer vielleicht mit Batteriespeicher → extremer Preistreiber!) sondern nur einspeisen kannst natürlich nicht mehr dieselbe Rendite, als wenn du jetzt vor der Entscheidung stündest, die ursprünglichen 10kW erstmalig zu bauen oder gleich 17kW in einem Rutsch zu installieren.

Das liegt letztendlich aber auch am aktuell sehr hohen Preisniveau für PV-Komponenten und -Installation, das wiederum getrieben ist durch Nachfrage von Leuten, die ihre erste PV-Anlage installieren wollen und für die sich das trotz hoher Kosten rechnet, eben weil sie diese enorme „Eigenbedarfs-Rendite“ noch einfahren können. Mit denen konkurrierst du jetzt um das begrenzte PV-Installationsangebot, nur dass du deren Renditequelle nicht mehr hast, und dass du da den Kürzeren ziehst, wundert mich nicht. Warte mal etwas ab, bis die Nachfragesituation sich etwas entspannt hat, dann dürfte sich auch dein Szenario wieder rentieren.

[edit] Und nach etwas Überlegung füge ich noch hinzu: das ist einer der seltenen Fälle, in dem ökologische und ökonomische Motivationslage mal nahezu ideal übereinander kommen. Es ist aus ökologischer Sicht wertvoller, wenn jemand anderes die 7kW PV auf sein noch leeres Dach schraubt, als dass du die zu deinen 10kW packst. Du würdest den größten Teil einspeisen, jemand der noch gar keine PV hat würde ihn eher selbst verbrauchen. Selbst vor Ort direkt verbrauchen ist im Zweifel besser, weil dann keine Netzressourcen, deren Bereitstellung Rohstoffe und CO2 kostet, belegt werden. So lange also die Nachfrage nach PV größer ist als das Angebot, ist es besser, wenn neue Anlagen auf neue Gebäude gebaut werden statt bestehende zu vergrößern. Erst wenn der Ausbau bestehender Anlagen nicht mehr anderswo einen Neubau verzögert, weil genug Ausrüstungskapazität vorhanden ist, dann ist die Vergrößerung einer Bestandsanlage zur verstärkten Einspeisung ökologisch auch ein Gewinn. Das ist aber auch genau der Punkt, an dem die Preise sinken, weil Angebot > Nachfrage.

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Habe bei der Diskussion unten ja schon mal gerechnet. Mittlerweile sind ja auch die Gewinne steuerfrei für den Eigenheimbesitzer. Bisher hat noch keiner widerlegt, dass die kWh PV-Strom auf dem Eigenheim zu teuer ist.

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Der Solarteur?

A) selber rechnen
B) selber machen
C) ab 1.1.2023 sollte ja jede Anlage 19% billiger werden…

Entscheidend ist natürlich, dass man die Energie ordentlich selbst nutzt durch

E Auto, Batteriespeicher, Wärmepumpe mit Lastverschiebung in Schichtenspeicher…

Und guck dir das hier nochmal genau an :wink:

P.S. Nennen wir es nicht hochrentabel, sondern eine Bewegung in eine Gleichgewichtswirtschaft mit höherer Anfangsinvestition und kleiner Rendite jährlich - langfristig in die Zukunft rein. Ok?

Ja das werde ich sicherlich machen. Was meinst du mit den 19%?

Die Mehrwertsteuer wird auf 0 gesetzt.

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Ich würde diesen Themenvorschlag gerne unterstützen und gleichzeitig noch eine Erweiterung um die „Netztfrage“vorschlagen:

  • in unserer Stadt gibt es mittlerweile mehrere Straßen, in denen der dritte oder vierte Elektromobil-Fahrer keine Genehmigung mehr für eine Wallbox erhält, weil die lokale Netz-Infrastruktur das angeblich nicht mehr hergibt. Wie sieht das bundesweit aus? Wie schnell kann das Netz ausgebaut werden, um Energie in großem Stil dezentral zu erzeugen und zu verbrauchen? Wie können Hausbatterien oder bidirektionales Laden von E-Mobilen dazu beitragen, diesen erforderlichen Netzausbau zu begrenzen?

  • was passiert eigentlich wenn jetzt massenweise Haushalte auf Wärmepumpe umsteigen? Gibt das Stromnetz das überhaupt her? Andreas John, Geschäftsführer EDIS hat dazu ein paar interessante Aussagen gemacht.

Ich schrieb schon weiter oben: viele Installationsfirmen haben sich ganz plötzlich ausgerechnet, dass sie ihre Preise um 20% erhöhen müssten. Merkwürdige Koinzidenz.

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Dann lass Dir halt den Preis als Gewerbetreibender anbieten und wechsel dann zum Privatmann. :wink:

Wir haben derzeit erheblich mehr Nachfrage als Angebot. Das fehlende Angebot wird aber im Moment nicht dadurch behoben, dass man die Nachfrage weiter antreibt.

Darf man fragen, warum man eine Genehmigung für eine Wallbox benötigt?

Die haben einen 16A Drehstrom Anschluss kan man einfach an den Hausanschluss dran hängen.

Man braucht ja auch keine Genehmigung um eine Kreissäge aufzustellen.

Weil der Hausanschluss mal mit einer gewissen Anschlussleistung realisiert wurde. Die kann nicht beliebig erhöht werden, weil eventuell in der Straße nicht die nötige Leistung vorhanden ist.

Ist aber nicht ungewöhnlich. Klassiker ist z.B. auch Durchlauferhitzer für Mehrfamilienhäuser. Die werden unter Umständen auch nicht ohne neue Trafostation genehmigt.

Geht dann nur über Lastmanagement.

Wenn die neue Anlage separat von schon bestehenden Anlage läuft und die den Strom komplett einspeist, dann würdest du 13 ct/kWh Vergütung erhalten.

Nehmen wir an, deine zusätzliche Anlage liefert im Jahr 900 kWh pro kWp. Das wären dann Einnahmen von etwas mehr als 800 Euro im Jahr. In 20 Jahren ca. 16.350 Euro. In dieser Zeit wird vermutlich einmal der Wechselrichter getauscht werden müssen. Das reduziert die Einnahmen effektiv auf ca. 15.000 Euro.

Damit kannst du ungefähr abschätzen, was die Anlage dich heute kosten darf: deutlich weniger als 2000 Euro pro kWh. Vor ein paar Jahren habe ich (nachdem ich so ziemlich alle PV-Installateure in meinem Bundesland angeschrieben hatte) eine 10 kWp Anlage für etwas mehr als 1000 Euro pro kWh (netto) auf’s Dach bekommen. Mit 1500 Euro pro kWp solltest du gut dabei sein, denke ich.

Danke für die Überschlagsrechnung.
Neben dem Problem, dass es sich um ein Ostdach handelt liegt das Angebot weit über 2000€ pro kWp.
Wenn, dann kann es nur über den Eigenverbrauch was werden. Da stellt sich natürlich noch die Frage, was zulässig ist.

Hängt ganz klar davon ab, wie du die Eigenenergie ins Auto oder Batteriespeicher kriegst. u hast schon mindestens drei Angebote eingeholt?
Kannst du keine Eigenleistung erbringen? OstWest ist eigentlich ideal. Siehe Dr. Michalas Vortrag

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Also bei >2k€ würde ich auch mal nach Übergewinnsteuer fragen!

€1.500 ist im Rahmen, warum das aber seit einigen Jahren um 50% angestiegen ist, weiß auch niemand. Die Löhne sind sicher nicht 50% angestiegen und die Module sind langfristig eher günstiger oder leistungsstärker geworden.

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