Erlebnisbericht Einreise China/Deutschland

Hallo liebes Lage-Team,

ich war vom kürzlich für 1 1/2 Monate für ein geschäftliches Projekt in Suzhou (China).

Ein Eindruck, den ich euch aufzeigen möchte, ist die Einreise nach China/Deutschland im Vergleich:

Nach einem Einladungsschreiben des chinesischen Partnerunternehmens fand eine Bewerbung um ein Visum statt, welches zurzeit nochmal genauer geprüft wird, wie sonst.
Die Bewerbung war 20 Seiten lang, wo man mittlerweile einen noch detailreichere Angaben zu Reisen, persönlichen Einstellungen und Motiven, Familien- sowie Berufsverhältnisse angeben musste.
Mit dem ausgestellten Visa reisten wir am bereits einen Tag früher zum Flug nach Frankfurt an.
Am Nachmittag hatten wir einen eigenfinanzierten PCR-Test bei Centogene gemacht, das Ergebnis erhielt man je nach Gebühr spätestens 4, sonst 8 Stunden nach dem Test per Online-Plattform bzw. Mail.

Der Check-in am nächsten Tag war recht unkompliziert, wir reichten das negative Ergebnis ein und wir wurden informiert, dass wir bei der Einreise die ‚WeChat‘App installiert haben sollten.
Mit dieser kommt man über einen QR-Code in eine Sub-App, bei der man erneut Daten zu bisherigen Reisen und Kontakten in den letzten 14 Tagen sowie Reisepass-Informationen eingeben musste.
Großes Problem an dieser Stelle war, die WeChat-Einrichtung war nur über einen Bekannten, der WeChat ebenfalls (über ein Jahr bereits) installiert hatte, möglich, da ein Kontakt die Account-Erstellung bestätigen musste.

Am Gate wurden wir dann von einer Flugbegleitung (Air China) in Ganzkörper-Schutzanzug begrüßt (beim Rückflug übrigens nicht!). Davon hab ich euch ein Bild in den Anhang gepackt. Jeder Fluggast bekam direkt ein Tuch zur Desinfektion seiner Hände.
Der Flug war stark ausgebucht, ich schätze zu 90 % asiatische Fluggäste. Es galt strenge Maskenpflicht, die auch von jedem Ernst genommen wurde.
In China (Shanghai Pudong Airport) dann angekommen wartete dann eine längere Einreiseprozedur auf uns, das ich mir damals mitgeschrieben hatte. Was ich sehr interessant fand, es wurde nicht unterschieden zwischen Ausländern und Einheimischen. Alle mussten dieselben Schritte, nur evtl. mit anderen Apps durchlaufen:

Ablauf Einreise

  1. Es wurden jeweils 7 Passagier-Reihen aus dem Flugzeug entlassen
  2. http://health.customsapp.com ausgefüllt - QR-Code erhalten - damit Zettel für Test erhalten
  3. Mit dem Zettel eine Testkartusche erhalten
  4. Mit Testkartusche einen nasalen CoViD-19 Test gemacht. Dauerte 2 min, war sehr unangenehm
  5. Covid-19 Test von Centogene mit Datum abgestempelt
  6. Weitere Sichtung des Covid-19 Test
  7. Prüfung Reisepass, Visa (+ teilweise Einladungsschreiben)
  8. Mit WeChat QR-Code gescannt, und Daten eingegeben, um QR-Code für Formular für Quarantäne-Hotel zu bekommen
  9. Mit QR-Code Formular für Transfer in Quarantäne Hotel beantragt
  10. Warten auf Bus in Sammelhalle
  11. Formular für Bus Scannen lassen, Reisepass abgeben (bekamen wir im Hotel zurück)
  12. Am Bus QR-Code scannen lassen

In Summe dauerte es 4h 25 min bis wir im Bus waren, wir mussten ca. 3 km laufen.
Voller Handy-Akku, Gov. Health Code ausgefüllt und WeChat installiert Pflicht.
Im Vorhinein eine chinesische SIM-Karte zu besitzen und die Health Code App innerhalb WeChat installiert zu haben ist empfehlenswert.

Nach der Prozedur wurden wir in ein Quarantäne-Hotel gebracht. Das ist Pflicht für alle Einreisende, egal ob der mitgebrachte Test negativ ist, auch für Einheimische. Wir wurden in ein Hotel im Nordwesten von Shanghai gebracht.
Dort hatten die Wahl entweder die vollen 14 Tage dort zu verbringen, oder 3 dort und 11 Tage an unserem Bestimmungsort in Suzhou. Wir entschieden uns für letzteres, ohne zu wissen, wie das Folge-Hotel aussah.
Von einem später anreisenden Kollegen hörten wir, dass dieser keine Wahl hatte, sondern in Shanghai bleiben musste, das hat aber auch an seiner Sprachbarriere liegen können.

In beiden Hotels mussten wir täglich Fieber messen bzw. im ersten wurde gemessen. Am dritten und am elften Tag der Quarantäne hatten wir jeweils noch einen Corona-Test.
In das zweite Hotel wurden wir wieder gut organisiert mit zwei Bussen über ein Verteilungs-Zentrum (eine riesige Halle mit wahrscheinlich 100 Beamten) gebracht.

An beiden Hotel war meiner Meinung nach lediglich am Essen etwas auszusetzen, ansonsten hatten wir sogar einen Balkon und schönes Wetter beim zweiten Hotel.

Durch die 14-Tage-Quarantäne-Phase hatten wir einen Zettel von der Regierung bekommen, mit dem wir dann das Hotel verlassen durften. Wir wurden von einem Taxi von der Firma abgeholt und zu unserem dann eigenen Hotel gebracht.
Es gab dann (in jeder Provinz Chinas) einen neuen QR-Code, der uns eine neue Sub-App in WeChat herunterladen ließ.
Dort mussten wir Angaben zur Quarantäne machen, und mit diesen bekamen wir (nur durch erneutes Support-Anschreiben des App-Herstellers) einen grünen Code, der als Eintrittskarte beim chinesischen Unternehmen und diversen Malls, Bahnhöfen und Co. diente. Wir wollten nicht wissen, was passieren würde, wenn der Code rot werden würde, aber das ist zum Glück nicht passiert.

Der Alltag in China war so:
Es war ein fast normaler Alltag, wir mussten im Unternehmen jeden Tag erneut unterschreiben, dass wir gesund war und ein paar Haken auf einem Formular machen. Es herrschte Maskenpflicht im Unternehmen, der jedoch kaum wahrgenommen wurde. Im öffentlichen Leben trugen etwa die Hälfte der Chinesen eine Maske, wahrscheinlich freiwillig. Es war eigentlich alles wieder geöffnet, wir waren Essen, in Bars, sogar einmal in einem Club. Dort wird natürlich keine Maske getragen.

Alles in allem denke ich, und das wurde uns auch von Expats dort beschrieben, dass die Chinesen die Krise deutlich besser unter Kontrolle haben. Ob ihre Zahlen von 0 oder annähernd 0 stimmen (eingeflogene Fälle zählen sie nicht mit), steht auf einem anderen Papier. Wenn dort ein Kind krank ist, wird einfach gesagt es hat Kopfschmerzen. Man ‚ist‘ einfach nicht krank, man hat höchstens ‚keine Lust‘. Jedenfalls hatten wir gehört, dass der harte Lockdown direkt im März/April dazu geführt hat, dass die Zahlen wirklich direkt drastisch heruntergingen. Dort durften sich meines Wissens nach nur Lieferdienste und medizinische Versorgung bewegen, alles andere musste im Haus bleiben.

Wir waren auch einen Tag in Nanjing, dort konnte man auch sehen, dass die Reisemöglichkeiten der Chinesen mittlerweile wieder uneingeschränkt ist.

Jetzt zur Heimreise:
Der Flug wieder mit Air China war einwandfrei. Das Personal trug nur eine Maske, die Maskenpflicht wurde nicht von allen ernst genommen, wurde aber auch nicht beanstanden.
Während des Fliegens mussten wir ein Formular ausfüllen, in dem wir unseren Wohnort und einen Notfallkontakt angaben. Das Formular wurde vom Personal eingesammelt (und auch eingefordert).
In Deutschland angekommen kamen wir über ein paar Rolltreppen und Gängen direkt zur Passkontrolle für alle Pässe und EU-Bürger.
Von den Automaten gingen nur 3, teilweise 2 der 6 Automaten. Abstand halten Fehlanzeige. Es stand ein Polizist rechts vor den Automaten und einer Menge an Leuten, wo keiner so richtig wusste, wo überhaupt das Ende der Schlange war.
Der Polizist sammelte Zettel ein (sahen ähnlich wie die aus dem Flieger aus).
Es gab nirgendwo ein Schild oder Anweisungen was und wie wir etwas machen sollten.
Auf einem Stand sah ich dann die Zettel herumliegen, ohne Personal, dass daneben stand. Ich fragte den Polizisten, der offensichtlich etwas überfordert war, ob ich auch so einen Zettel bräuchte. Er meinte, kommt darauf an wo ich herkam.
Ich sagte ihm, ich komme aus China, worauf er erwiderte, er wüsste nicht, ob das aktuell ein Risikoland ist.
Ich meinte nein, das ist es nicht, worauf hin er antwortete, ja dann ‚wahrscheinlich‘ nicht.
Nach dem Anstehen in der Schlange kam ich dann auch in der Ausweiskontrolle an, marschierte mit meinem Reisepass durch und fertig.

Natürlich hätte jeder, der auch gesagt hätte, er kommt aus China, einfach durch die Schranken gehen können. Da es kein elektronisches Formular war, dass (wie in China) auf Korrektheit der Angaben prüft, hätte man auch alles Mögliche reinschreiben können.
Ich verstehe nicht, weshalb das so stattfinden kann und warum der Flughafen Frankfurt (noch immer!) so unorganisiert ist. Das fühlt sich an, als gäbe es Corona erst seit 2 Wochen.

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