Perfekt dann kann die Politik ja gleichzeitig die Sozialabgaben erhöhen, damit Netto das gleiche rauskommt wie vorher.
Das ist eine Umverteilung in die Sozialsysteme. Ohne Strukturreformen dieser Sozialsysteme bringt das alles nix.
Damit bleibt man hinter einem armutsfesten Lohn zurück (60% des Medianlohns), zusätzlich ändert sich bis 2016 nichts, und 14,60€ gibt es erst 2027.
Das ist der Tenor von Arbeitgebern seit das Thema diskutiert wird. Wer es sich nicht leisten kann den Menschen, die für einen arbeiten, zumindest soviel zu bezahlen damit diese annähhernd ihren Lebensunterhalt bestreiten können, auf den können wir als Gesellschaft als Arbeitgeber auch verzichten.
Kann mir mal einer erklären warum es keine Lohn Preis Spirale gibt? Das verstehe ich immer nicht.
Der Lohn wird unten angehoben. Mittelfristig werden alle weiteren Löhne idealerweise in gleichem Maße aufwerten, um den Abstand von ungelernten zu gelernten. studierten, promovierten Jobs zu gewährleisten.
Dadurch ist doch insgesamt mehr Geld im Markt, was die Preise weiter treibt.
Geht das nicht einfach auf höherem Niveau weiter?
Was ist mit der Gewinn-Preis-Spirale? Gibt es genauso. Aber im Ernst, der Lohn macht am Ende nur einen kleinen Teil des Preises aus. Von daher ist es eine Nebelkerze.
Die Frage ist doch nicht, ob sich das die Arbeitgeber leisten können, sondern die Kunden.
Ich verstehe ehrlich gesagt dieses moralische Tamtam um die Mindestlohn Debatte nicht, die ständig mit der Frage vermischt wird, wie hoch das Mindesteinkommen eines Menschen sein muss um anständig leben zu können. Dabei sind das doch zwei Fragen die man trennen muss.
Die optimale Höhe des Mindestlohns ist eine ökonomische Frage. In der Theorie wähle ich den so hoch, dass gerade noch keine signifikanten negativen Folgen für das Beschäftigungsniveau entstehen. Schon klar, dass das in der Praxis nicht einfach ist das rauszufinden. Das geht bei aller ökonomischer Expertise am Ende nur per Trial and Error.
Die Höhe des Mindesteinkommens ist eine politische Frage. Ist das Mindesteinkommen höher als der Mindestlohn, dann muss kann ich über Anpassung der Steuer- und Sozialabgaben im Niedriglohnbereich bzw. direkte oder indirekte Subventionierung den effektiven Mindestlohn auf das Niveau des gewünschten Mindesteinkommens anheben. Fertig.
Völlig unabhängig von diesem Automatismus muss ich natürlich als Staat alles dafür tun, dass meine Bürger so ausgebildet werden, dass sie möglichst gut qualifizierte Jobs ausüben können.
Ist es die Aufgabe von Arbeitgebern unter allen Umständen den Lebensunterhalt ihrer Beschäftigten zu sichern, oder sollten sie nur unter Berücksichtigung der Wertschöpfung eines Arbeitsplatzes fair bezahlen?
Das ist sehr unterschiedlich. Bei Obst und Gemüsesorten, die per Hand geerntet werden macht der Anteil der Lohnkosten an den Gesamtkosten der Produktion rund 60% aus.
Ich persönlich glaube, die Mindestlohnkommission hat sehr ausgewogen entschieden. Sie hat sich nicht dem 15,-Euro Druck der Politik gebeugt und damit ihre Unabhängigkeit unterstrichen.
Auf der anderen Seite können vom Mindestlohn betroffene Arbeitnehmer in den nächsten 18 Monaten eine Gesamtlohnsteigerung von rund 14% erwarten, dies ist etwas mehr als der Index der Nominallohnsteigerung der letzten beiden Jahre, auf die diese Anpassung ja Bezug nimmt.
Ersteres, aber das ist wieder eine rein ideologische Frage, auf die man je nach Weltanschauung völlig unterschiedlich antworten wird. Einen Job, für den der Arbeitgeber keinen angemessenen Lohn (dh. einen Lohn, der den normalen Lebensunterhalt eines Beschäftigten überhalb der Armutsschwelle) zahlen kann, darf es schlicht nicht geben. Wenn die Wertschöpfung eines Jobs so niedrig ist, dass kein Lohn oberhalb der Armutsschwelle möglich ist, ist der Job entweder nutzlos oder der Staat muss das System entsprechend anpassen, dass eine angemessene Bezahlung möglich wird.
Und bei Importgütern oft keine 20%. Es ist klar, dass die Zahlen hier je nach Ware sehr unterschiedlich und bei Dienstleistungen tendenziell eher hoch sind.
Ich denke, da sind sich die meisten Beobachter einig. Es ist eben ein Kompromiss - es ist nicht das, was die SPD sich gewünscht hat, aber auch nicht das, was die Union bzw. die Arbeitgeberseite sich gewünscht hätte. Insofern finde ich es auch in Ordnung, auch wenn ich mir natürlich mehr gewünscht hätte.
Was heißt „klein“? In der Gastronomie liegen die Personalkosten bei etwa 30-35%. Dort liegt der Anteil der Beschäftigten mit Mindestlohn bei über 50%. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche Umsatzrendite in der Gastro bei 3-5%. Natürlich müssen die Unternehmen den Anstieg der Kosten ausgleichen, indem sie die Preise erhöhen, wenn sie nicht auf Gewinn verzichten wollen.
Die Arbeitgeber bekamen gerade Zucker in Form von Steuersenkungen. Gemäß Trickle-Down müssten jetzt die Löhne steigen. Wenn man es aber nicht mal hinkriegt, die 15€ zu setzen, die vor der Wahl Experten einhellig als gesetzt sahen, stimmt anscheinend etwas nicht.
Und wer sorgt dann dafür dass die Arbeitnehmer ihren Lebensunterhalt bestreiten können? Die Allgemeinheit? Sprich: Aufstocker, die wir alle bezahlen? Dann doch bitte die jeweiligen Kunden der Unternehmen mit den dann höheren Preisen.
Ich höre da schon Sarkasmus, aber ich bezweifle, dass gerade die Unternehmen, die vermehrt Mindestlohn zahlen, in irgendeiner Form von Superabschreibungen profitieren. Außerdem führen erhöhte Abschreibungen nicht zu mehr Einnahmen, sondern verringern nur die negativen Cash Flow Auswirkungen.
Es klingt immer etwas der Vorwurf durch, alle (!) Arbeitgeber sind nur auf die Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung aus.
Das ist wohl etwas sehr negativ gedacht.
Die meisten, besonders kleinen und mittleren Arbeitgeber, wissen schon was sie an ihren Mitarbeitern haben, und das man schon was bieten muss um gute Leute zu bekommen.
Wirkt sich ja alles letztlich auch auf den Umsatz aus.
Natürlich gibt es auch zahlreiche negative Beispiele.
Der Argumentation, das bei einer Erhöhung des Mindestlohns für Ungelernte dann due Fachkräfte auch die Erwartung einer Lohnsteigerung haben, halte ich nicht für völlig abwegig.
Ist zumindest ein Faktor den man als Arbeitgeber einkalkulieren muss, und ggf. durch höhere Preise kompensieren wird.
Sollte und nur als Kunde bewusst sein, bevor wir über steigende Preise meckern
Das kommt doch wieder auf verschiedene Fragen an die man differenzieren muss und gilt in meinen Augen keineswegs für 100 % der Jobs. Für die Mehrheit gebe ich dir aber recht.
Nehmen wir z.B. die Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt als ein Beispiel. Deine Definition dürfte hier kaum dazu führen, dass es dann eben für solche Menschen einen gut bezahlten Job gibt, sondern es gibt dann halt keinen Job mehr.
Am Ende müssen natürlich auch Menschen mit Behinderung oder anderen Gründen die die Leistungsfähigkeit stark einschränken mit Arbeit mehr haben als ohne, aber das könnte man auch durch Aufstockung oder Bezuschussung durch den Staat erzielen.
Ein anderes Beispiel sind Jobs die zwar wegen internationaler Konkurrenz in Deutschland nicht bezahlbar sind, aber sie gründen der Versorgungssicherheit hier gewünscht sind. Hier muss der Lohn natürlich dennoch angemessen sein, es Bedarf aber Zuschüsse, weil der Arbeitgeber eben sonst keinen angemessenen Lohn zahlen kann.
Das dritte Beispiel was mir auf die Schnelle einfällt ist Gastro. Hier hat man durch die noch immer ausgeprägte Praxis der Trinkgelder natürlich nochmal eine zusätzliche Komponente. Viele Kunden rechnen das in die Kosten ihres Besuchs mit ein und zahlen die 10% egal ab der Service 10 oder 20 Euro pro Stunde bekommt. Ich kenne Leute die arbeiten 20 Stunden pro Woche in einem regulären Job und 10-15 Stunden in der Gastro die haben mit dem Gastro Anteil am Ende mehr netto übrig obwohl sie aus diesem Teil sogar großzügig noch in eine private Altersvorsorge investieren die den geringeren Stundenlohn weit überkompensiert.
Hier können natürlich die Gastronomen prinzipiell angemessen zahlen, aber wenn wegen Lohnsteigerung das Schnitzel statt 11.90 dann 12.70 kostet bleibt der Gast daheim, mit den 10% Trinkgeld hat er aber kein Problem. Gastro von Mindestlohn ausnehmen ist aber natürlich keine Option weil nicht alle in Betrieben arbeiten wo Trinkgelder üblich sind.
Hier muss beim Kunden ein Umdenken stattfinden und wenn man die Gesamtkosten für den Besuch rechnet, dann zahlt man halt nur noch weniger Trinkgeld wenn dafür die Gehälter generell höher sind.
Ich denke die meisten Arbeitgeber können damit leben, wenn die Stundensätze in den nächsten zwei Jahren um 1,80€ steigen.
Seit Einführung 2015 mit 8,50€ würde er damit bis 2027 um 72% gestiegen sein.
Der Durchschnittslohn ist derweil um 18% gestiegen. Nimmt man das als Basis, ist da viel Nachholbedarf.
Das macht natürlich Druck auf die tarifliche Lohnentwicklung, besonders in niedrigen Einkommensgruppen. Ich hoffe einfach, dass sich der Staat in Zukunft wieder aus der Lohnfindung raushält und die Entscheidung den Tarifpartnern überlässt, die auch was von Wirtschaft verstehen und wo sie daher hingehört.
Der Staat kann übrigens viel dazu beitragen, dass Menschen mehr Geld in der Tasche haben. Z.B. könnte man den steuerlichen Grundfreibetrag jährlich prozentual mit der Steigerung des Mindestlohnes ansteigen lassen oder endlich die sozialen Sicherungssysteme reformieren, um nicht ständig steigende Kosten zu haben, welche auch (und sogar besonders) Geringverdiener belasten.
Diese massive Steigerung des Mindestlohns liegt aber nur daran, dass er bei Einführung nun erkennbar zu niedrig angesetzt wurde.
Die zu Gunsten der Arbeitgeber mit einem Posten mehr besetzte Mindestlohnkommission hat es zuletzt immer wieder geschafft, die Anhebung unterhalb dessen zu empfehlen, was Wissenschaftler als Anteil an der Produktivität und der Wertigkeit von Arbeit in Deutschland sowie der allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung für richtig gehalten haben.
Und auch jetzt empfiehlt die Kommission für 2027 einen Mindestlohn, der unterhalb des von der EU gesetzlich festgelegten Wertes von 60% des Durchschnittseinkommens liegt.