Ergänzung zum Thema Anonymität bei „TOR“

Sehr geehrtes Lage der Nation-Team,

ich habe mich vor einiger Zeit im Rahmen einer Forschungsarbeit an der HSPV NRW mit dem Thema Anonymität im Onion Routing beschäftigt. Daher möchte ich eine Ergänzung zu dem von Ihnen angesprochenen Thema „TOR ist auf einmal nicht mehr anonym“ anbringen.

TOR ist kein Browser, der absolute Anonymität garantiert. Abgesehen von der technischen Umsetzung und möglichen Sicherheitslücken sind die zugrundeliegenden Probleme seit jeher bekannt. Diese Aussage konnte man bereits vor Jahren treffen. Ein Beispiel hierfür ist das KAX17-Phänomen (Mysterium »KAX17«: Im Tor-Netzwerk hat sich ein unbekannter Beobachter ausgebreitet - DER SPIEGEL), das zeigt, dass auch im Tor-Netzwerk unbekannte Akteure aktiv sein können.

Ein weiteres bekanntes Problemfeld ist die Traffic Correlation Attack-Methode, die Sie in Ihrem Beitrag bereits korrekt angesprochen haben.

Was mich jedoch stört, ist die Aussage, dass TOR „auf einmal“ nicht mehr sicher sei. Für erfahrene Nutzer war schon immer klar, dass es zusätzliche Maßnahmen zur Verschleierung benötigt, wie z. B. die Verwendung von Tails (einem portablen und sich selbst zurücksetzenden Linux-Betriebssystem, das auch von Edward Snowden genutzt wurde) sowie einer guten VPN. Keine Software kann hundertprozentige Anonymität gewährleisten – die Anonymität hängt vielmehr von den angewandten Methoden und dem Verhalten des Nutzers ab.

Selbst wenn all diese Vorkehrungen getroffen werden, wird immer noch davon ausgegangen, dass der Benutzer ein “perfekter User” ist, der sämtliche Schritte hinsichtlich Datenverfolgung bewusst überdenkt und keinerlei Spuren hinterlässt. Mit Spuren meine ich hier die Eingabe von persönlichen Daten und deren Verwendung. Es gilt: „TOR wird nutzlos, wenn man sich anschließend doch in seinem E-Mail-Konto anmeldet und dadurch seine Identität preisgibt.“

Meine Ergänzung lautet daher: TOR war nie eine perfekte Lösung für Anonymität, und es wurde auch nie als solche beworben. Es war stets klar, dass es sich um ein Werkzeug handelt, das in Kombination mit anderen Sicherheitsmaßnahmen verwendet werden muss. Die Tatsache, dass jetzt vermehrt auf Sicherheitslücken hingewiesen wird, sollte daher nicht als Überraschung aufgefasst werden, sondern als Erinnerung daran, dass Anonymität im Netz stets ein Zusammenspiel von Tools und der bewussten Handhabung durch den Nutzer ist.

Ich hoffe hiermit konnte ich etwas an das Thema anschließen. Danke für einen TOP Podcast🫶

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